Hallo! Sie lesen im 1. Blog Deutschlands aus der Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin, derzeit allerdings im Urlaubsmodus.
Erholung stellt sich ein, wenn wir vergessen, welchen Werktag und welche Uhrzeit wir gerade haben. Ganz langsam löst sich der Kopf zwischen den Jahren von den Arbeitspflichten. Das Internet wird nur noch zu privaten Informationszwecken und zu einer Stunde Einlesen ins Thema des ersten Januarjobs verwendet.
Und dann das! Ein Dolmetscheralbtraum! Die Eilig-eilig-Anfrage von kurz vor den Feiertagen mit Ziellinie kurz nach Sylvester war des nachts wieder auf dem Tisch, Abgabetermin unverändert, indes war die Arbeitszeit auf die Hälfte geschrumpft, weil da jemand nicht zurande kam mit dem Projekt, bei der Honorarfrage muss ich mich kurz räuspern. Irgendwie wurde ich geködert durch bestbezahltes Set-Dolmetschen. Hm, da hat wohl ein anderer verlorener Großauftrag reingefunkt, für diesen Kunden habe ich schon bei Drehs gedolmetscht.
So, los zum Einkaufen, dann in die Natur, später pauken für den gutbezahlten kommenden Auftrag, ein EU-Thema.
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Foto: C.E. (Archiv)
Was ich anbiete
Montag, 30. Dezember 2013
Donnerstag, 26. Dezember 2013
Winter break
Hallo, hier schreibt eine Dolmetscherin, derzeit und bis zum 6. Januar ist allerdings Winterpause hier im Blog (Anfragen werden beantwortet).
Happy winter days and a good "slide into the new year"! (Which is the litterally translation of a german saying, 'guten Rutsch ins neue Jahr!')
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Foto: C.E.
Happy winter days and a good "slide into the new year"! (Which is the litterally translation of a german saying, 'guten Rutsch ins neue Jahr!')
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Foto: C.E.
Samstag, 21. Dezember 2013
Filmkrise
Hallo! Ich begrüße Sie als Leserin oder Leser meines digitalen
Arbeitstagebuchs. Hier berichte ich aus der Welt der Dolmetscher und
Übersetzer. Meine Sprachen sind Französisch und Englisch, letztere nur
als Ausgangssprache. Heute: Links der Woche.
Auch in der Winterpause hört das Lernen nicht auf. Die Wiedervorlage besteht aus Filmvokabular, dem ganzen Bereich von dramaturgischen Fragen über Finanzierungs- und Produktionstermini, Filmmarketing, -fördergesetze bis hin zu festivaltypischen Termini und Hintergründen über neue Vertriebswege und (mögliche) Einkünfte.
Zu den Lernvokabeln gehören auch Zungenbrecher wie la déchronologisation de la chaîne de valeur, auf Deutsch etwa: Die zunehmende Abschaffung der Auswertungsfenster (bei "Auswertungsfenster" steckt die zeitliche Folge schon drin).
Ein altes Thema ist auch wieder präsent: Die unterfinanzierten Kinoproduktionen und die Übermacht der Fernsehveranstalter, was sich auf die Qualität der Filme auswirkt, zu diesem Thema ein aktueller Artikel von Martin Hagemann in der Frankfurter Rundschau: "Das deutsche Kino ist in der Krise".
Die neue Haushaltsabgabe spült eine Milliarde Mehreinnahmen in die Kassen der Öffentlich-Rechtlichen, darüber schrieb Michael Hanfeld zu Monatsanfang im Feuilleton der FAZ. (Die Sender sprechen von der Hälfte der Summe). Warum darben denn die Kreativen dann so? (Hier ein Filmhinweis zu einem November im ZDF gelaufenen Beitrag von Meike Materne: "Gute Jahre, schlechte Jahre, Schauspieler zwischen Karriere und Krise".)
Die Branche spielt den Kreativen sogar dort oft übel mit, wo sich eigentlich die Gedanken frei entfalten sollten, das Wort von der 'Content Mafia' macht die Runde. Hierzu ein Filmlink: (Achtung, die Herren sind unbekleidet!)
Selbst in der Woche vor Weihnachten liefen hier noch Buchungen ein, nicht nur für die Berlinale. Die frühesteste Terminoption ist für Ende Mai 2014, dann ist es längst wieder warm. Dabei wurde die Saison der Thermoskannen, Wärmflaschen, Pulswärmer und Schaffelle gerade erst eröffnet.
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Illustrationen: C.E. und YouTube
Auch in der Winterpause hört das Lernen nicht auf. Die Wiedervorlage besteht aus Filmvokabular, dem ganzen Bereich von dramaturgischen Fragen über Finanzierungs- und Produktionstermini, Filmmarketing, -fördergesetze bis hin zu festivaltypischen Termini und Hintergründen über neue Vertriebswege und (mögliche) Einkünfte.
Zu den Lernvokabeln gehören auch Zungenbrecher wie la déchronologisation de la chaîne de valeur, auf Deutsch etwa: Die zunehmende Abschaffung der Auswertungsfenster (bei "Auswertungsfenster" steckt die zeitliche Folge schon drin).
Ein altes Thema ist auch wieder präsent: Die unterfinanzierten Kinoproduktionen und die Übermacht der Fernsehveranstalter, was sich auf die Qualität der Filme auswirkt, zu diesem Thema ein aktueller Artikel von Martin Hagemann in der Frankfurter Rundschau: "Das deutsche Kino ist in der Krise".
Die neue Haushaltsabgabe spült eine Milliarde Mehreinnahmen in die Kassen der Öffentlich-Rechtlichen, darüber schrieb Michael Hanfeld zu Monatsanfang im Feuilleton der FAZ. (Die Sender sprechen von der Hälfte der Summe). Warum darben denn die Kreativen dann so? (Hier ein Filmhinweis zu einem November im ZDF gelaufenen Beitrag von Meike Materne: "Gute Jahre, schlechte Jahre, Schauspieler zwischen Karriere und Krise".)
Die Branche spielt den Kreativen sogar dort oft übel mit, wo sich eigentlich die Gedanken frei entfalten sollten, das Wort von der 'Content Mafia' macht die Runde. Hierzu ein Filmlink: (Achtung, die Herren sind unbekleidet!)
Selbst in der Woche vor Weihnachten liefen hier noch Buchungen ein, nicht nur für die Berlinale. Die frühesteste Terminoption ist für Ende Mai 2014, dann ist es längst wieder warm. Dabei wurde die Saison der Thermoskannen, Wärmflaschen, Pulswärmer und Schaffelle gerade erst eröffnet.
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Illustrationen: C.E. und YouTube
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Medien,
Sex (sells)
Freitag, 20. Dezember 2013
Bildstörung
Bienvenue! Sie sind auf der Seite einer Dolmetscherin und
Übersetzerin für die französische Sprache gelandet. Hier
schreibe ich über meinen vielseitigen Alltag. Heute werfen wir
einen scharfen Blick auf den Schreibtisch. Und zwar in Fortsetzung
meiner Texte von vorgestern und gestern.
Viele meiner Kunden sind öffentlich-rechtliche Sender oder deren Töchter, denn ich habe mich (neben Politik und Wirtschaft) auf Medien und Film spezialisiert. Das stößt bei vielen Bloglesern auf großes Interesse. Der Begriff "Filmdolmetscher" gehört hier zu den Meistgesuchten. Leider muss ich alle ernstlich warnen, die in diesem Bereich Berufsabsichten hegen. Vielleicht liegt es daran, dass wir immer öfter unbewusst mit jenen in einem Topf geworfen werden, die wir vertonen.
Der Filmsektor aber blutet aus. Das vertiefe ich morgen mit Linktipps. Heute erstmal ein konkretes Beispiel.
Vor kurzem bat mich ein guter Medienkunde um eine Kosteneinschätzung. Ich besah mir das Dokument, zählte die Zeichen, landete bei ca. 1400 Euro, Zeit: Eine Woche. Der Text, sieben Seiten mit 10-Punkt-Schrift, entsprach mit über 50.000 Anschägen inklusive Leerzeichen vom Umfang her dem Drittel bis der Hälfte eines ausgewachsenen Drehbuchs.
Der Kunde schrieb mir daraufhin: "Leider habe ich ein zweites, günstigeres Angebot erhalten: 700 €" innerhalb von fünf Tagen. "Können Sie vielleicht noch was am Preis machen? Sonst muss ich mich wahrscheinlich leider für die günstigere Variante entscheiden."
Nein, das konnte ich nicht. Meine Antwort kleidete ich in ein Bild: "Ich habe zwei Brillen: Die eine vom Optiker um die Ecke mit voller Gewährleistung und Gratisreparaturen, die Ersatzbrille habe ich mir aufschwatzen lassen, ein "günstiger" Anbieter aus dem Netz, das Rezept ging nach Asien, sie hat nur die Hälfte der Erstbrille gekostet, aber bereitet mir nach zwei, drei Stunden zuverlässig Kopfschmerzen. Reklamieren konnte ich sie zwar, aber sie kam nach vier Wochen unverändert zurück. Naja, wie der Optiker um die Ecke haben wir höhere Gestehungskosten, andere Ausbildungsstandards sowie langjährige Erfahrung ..."
So, nun hoffe ich, das ich nicht mit irgendwelchen Voodoo-Kräften gesegnet bin, wenn ich nach sowas für die Dauer eines Nachmittags natürlich ganz und gar nicht hoffe, dass die allerhochwerteste Kundschaft nicht auf irgendeine windige Pseudo-Agentur aus Bangalore reinfällt, also vom Schlage jener, die mit dem Motto "Alle Sprachen, alle Themen, 24/7 und billig" werben. Sonst könnte mein Noch-Ex-Kunde (bei der Inaugenscheinnahme der Übersetzung) vielleicht auch Sehstörungen bekommen! Nein, das möchte ich gar nicht.
So, ich wende mich rasch wieder der letzten seriösen Übersetzung des Jahres zu.
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Illustration: historisches Bildwörterbuch
Viele meiner Kunden sind öffentlich-rechtliche Sender oder deren Töchter, denn ich habe mich (neben Politik und Wirtschaft) auf Medien und Film spezialisiert. Das stößt bei vielen Bloglesern auf großes Interesse. Der Begriff "Filmdolmetscher" gehört hier zu den Meistgesuchten. Leider muss ich alle ernstlich warnen, die in diesem Bereich Berufsabsichten hegen. Vielleicht liegt es daran, dass wir immer öfter unbewusst mit jenen in einem Topf geworfen werden, die wir vertonen.
Der Filmsektor aber blutet aus. Das vertiefe ich morgen mit Linktipps. Heute erstmal ein konkretes Beispiel.
Vor kurzem bat mich ein guter Medienkunde um eine Kosteneinschätzung. Ich besah mir das Dokument, zählte die Zeichen, landete bei ca. 1400 Euro, Zeit: Eine Woche. Der Text, sieben Seiten mit 10-Punkt-Schrift, entsprach mit über 50.000 Anschägen inklusive Leerzeichen vom Umfang her dem Drittel bis der Hälfte eines ausgewachsenen Drehbuchs.
Der Kunde schrieb mir daraufhin: "Leider habe ich ein zweites, günstigeres Angebot erhalten: 700 €" innerhalb von fünf Tagen. "Können Sie vielleicht noch was am Preis machen? Sonst muss ich mich wahrscheinlich leider für die günstigere Variante entscheiden."
Nein, das konnte ich nicht. Meine Antwort kleidete ich in ein Bild: "Ich habe zwei Brillen: Die eine vom Optiker um die Ecke mit voller Gewährleistung und Gratisreparaturen, die Ersatzbrille habe ich mir aufschwatzen lassen, ein "günstiger" Anbieter aus dem Netz, das Rezept ging nach Asien, sie hat nur die Hälfte der Erstbrille gekostet, aber bereitet mir nach zwei, drei Stunden zuverlässig Kopfschmerzen. Reklamieren konnte ich sie zwar, aber sie kam nach vier Wochen unverändert zurück. Naja, wie der Optiker um die Ecke haben wir höhere Gestehungskosten, andere Ausbildungsstandards sowie langjährige Erfahrung ..."
So, nun hoffe ich, das ich nicht mit irgendwelchen Voodoo-Kräften gesegnet bin, wenn ich nach sowas für die Dauer eines Nachmittags natürlich ganz und gar nicht hoffe, dass die allerhochwerteste Kundschaft nicht auf irgendeine windige Pseudo-Agentur aus Bangalore reinfällt, also vom Schlage jener, die mit dem Motto "Alle Sprachen, alle Themen, 24/7 und billig" werben. Sonst könnte mein Noch-Ex-Kunde (bei der Inaugenscheinnahme der Übersetzung) vielleicht auch Sehstörungen bekommen! Nein, das möchte ich gar nicht.
So, ich wende mich rasch wieder der letzten seriösen Übersetzung des Jahres zu.
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Illustration: historisches Bildwörterbuch
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Gegenwind
Willkommen auf den Seiten des ersten Weblogs Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Hier berichte ich über unseren Alltag. Neben Dolmetscheinsätzen bin ich als Übersetzerin tätig. Vor der Arbeit aber kommen die Vertragsverhandlungen, die manchmal etwas komplizierter sind.
Nachtrag zu gestern. Ein Eilig-Eilig-Auftrag über die Feiertage ging bei einem guten Kunden, der zu den Großen im audiovisuellen Sektor zählt, für einen Preis unterhalb des Marktwertes über den Tisch, denn offenbar hat jemand "vergessen", die branchenüblichen Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsarbeit anzusetzen, die natürlich in den kommenden Wochen anfallen.
Dabei deutete ich einen ähnlichen Fall an, bei dem ich sogar weiß, dass der Auftrag für einen Zeilenpreis wegging, der bei der Hälfte unseres Kostenvoranschlags lag (dazu morgen mehr).
"Wie kann das sein?", fragte mich eine frühere Studienkollegin, die heute als Beamtin in einer Behörde arbeitet.
Ganz einfach. "Gute Arbeit" ist ein fester Begriff im Bereich Arbeitsmarkpolitik, wir haben ihn vor einigen Wochen intensiv kennengelernt, geprägt hatten ihn einst Gewerkschaften. (Selbst in einer Äußerung der Altneukanzlerin tauchte er dieser Tage auf.) Er bezeichnet im arbeitsmarktpolitischen Feld inzwischen das Zusammentreffen guter und gesunder Arbeitsbedingungen, fairer Bezahlung, wertschätzenden Umgangs usw. "Gute Arbeit" ist im Sprachensektor leider schwer einzufordern.
Woher kommt die Konkurrenz? Erstens aus dem Journalismus. Die dort gezahlten Honorare sind in den letzten 1,5 Jahrzehnten kaum erhöht, oft sogar reduziert worden, dazu kommt der "natürliche" Kaufkraftverlust einer wachstumsbasierten Wirtschaft mit leichter Inflation, kurz: Dass der eine oder andere sprachbegabte Journalist hier seine Neben"butikke" aufmacht, ist verständlich, wenn auch sehr unschön, zumal es oft im Widerspruch zur eigenen Berufsethik geschieht. (Wenn z.B. erst PR-Arbeit über etwas gemacht wird, über das anschließend Berichte entstehen. Hier gilt: Nul ne peut être à la fois juge et partie, niemand kann zugleich Richter und Partei zugleich sein.)
Zweitens von Berufsanfängern. Wir leben in Zeiten serieller Langzeitpraktika, mit denen in der Ära "globalisierten Wirtschaftens" ebenso viel Schindluder getrieben wird wie mit Niedriglöhnen, "die Regierung" (Hartz IV oder Elternhaus) zahlt ja die Differenz. Das Pikante hieran ist, dass sich Neulinge so ihre Berufsperspektiven kaputtmachen.
Drittens: Wiedereinsteiger und gelangweilte, versorgte Ehegesponse. Ich möchte hier niemanden bashen und kann jeden verstehen, dem der Berufseinstieg Mühe bereitet, auch den Nachwuchs. Aber auch hier: Warum soll der Partner/die Partnerin oder die Behörde eigentlich indirekt Unternehmen subventionieren, die ihren Aufwand im Grunde normal kalkuliert hatten? Hier gibt es derzeit viele Mitnahmeeffekte à la "Alle reden von Krise, wir testen mal, ob das nicht billiger geht".
Viertens: Windige "Agenturen" und ihre "Übelsetzer". Konzept: Teuer verkaufen, billig einkaufen, am besten in Asien oder über Seiten, auf denen sich die Sprachfachleute im gegenseitigen Unterbietungswettkampf um die Aufträge streiten sollen. Etliche dieser "Agenturen" verdienen den Namen nicht, haben vom Fach keinen blassen Schimmer. Neulich bekam eine Kollegin, die Texte zur Inneneinrichtung von Ladengeschäften übersetzt, sie war im studierten Erstberuf Architektin, eine Absage von einem langjährigen Stammkunden, für den sie für 0,20 € je Wort übersetzt hatte (Franzosen rechnen anders als wir). Wenig später trudelte der Text bei ihr wieder ein, über eine der Genannten, zum unvergleichen Satz von 0,05 € pro Wort.
Und was ist mit der Qualität?
1. Der "Dolmetsch"-Amateur überträgt zwei von fünf Adjektiven, lässt jeden dritten oder vierten Satz aus, verdreht hier den Inhalt, verkürzt dort in entstellender Weise. Bei dem ersten Hinhören mag der Output recht souverän wirken. Bei genauem Hinhören klingen indes in der Übertragung alle Sprecher gleich.
2. und 3. Hier ist von holprig bis hervorragend alles möglich. Gegenlesenlassen durch einen Profi ist aber immer nötig, vor allem, wenn die Übersetzung in eine Sprache ging, die im Hause des Auftraggebers niemand auf Muttersprachniveau beherrscht. Bei Profis (z.B. uns) ist das Korrekturlesen schon im Preis drin.
4. Hm, haben Sie schon mal eine Bedienungsanleitung für ein mittelteueres Elektronikteil eines mittelgroßen Importeurs aus Asien gelesen? Manchmal hat sogar Google Translate eine höhere Trefferquote.
Und woher wissen Kunden, woran sie sind? Bei anonymen Internetagenturen oder Freelancern außerhalb jeglicher Netzwerke gibt es nur die angedeuteten Erkennungsmerkmale. Und es gibt selbst große Agenturen mit aufsehenerregenden Namen, die eher die Simulation einer solchen sind, sie heißen frei variiert: King Interpreting, World linguistics, Globalquickwords, 24/7 Language Bros. Der großsprecherische Name kann ein Hinweis sein. Oder sie entdecken als "Referenzen" das Gotha der deutschen Medienwelt, wobei es sich bei näherem Hinsehen nicht um Kunden, sondern das Ergebnis aggressiver PR-Arbeit handelt.
Kurz: Auf die meisten hier vorgestellten Varianten dürfen sich spielfreudige Menschen gerne einlassen, immer auf die Gefahr hin, dass Reparaturarbeiten am Ende teurer kommen als eine normale Erstübersetzung.
Und jetzt? Wenn Sie die Wahl haben zwischen einem groß wirkenden Restaurant, auf dessen Speisekarte Spezialitäten aus 24 Ländern in einer Liste mit 288 Gerichten aufgeführt sind und einer kleinen Gaststätte mit einer, maximal zwei Landesküchen und drei Vorspeisen, drei Hauptgerichten und drei Desserts, für welches Lokal würden Sie sich entscheiden?
Am sichersten fahren Sie mit Sprachmittlern, die mit wenigen Sprachen werben, aber Teil eines Netzwerks sind, die also auch Fachleute mit der gesuchten Arbeitssprache und/oder Spezialisierung kennen und empfehlen können.
Zum Glück wissen das schon viele unserer treuen Kunden.
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Fotos: C.E. (Archiv)
Nachtrag zu gestern. Ein Eilig-Eilig-Auftrag über die Feiertage ging bei einem guten Kunden, der zu den Großen im audiovisuellen Sektor zählt, für einen Preis unterhalb des Marktwertes über den Tisch, denn offenbar hat jemand "vergessen", die branchenüblichen Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsarbeit anzusetzen, die natürlich in den kommenden Wochen anfallen.
Dabei deutete ich einen ähnlichen Fall an, bei dem ich sogar weiß, dass der Auftrag für einen Zeilenpreis wegging, der bei der Hälfte unseres Kostenvoranschlags lag (dazu morgen mehr).
"Wie kann das sein?", fragte mich eine frühere Studienkollegin, die heute als Beamtin in einer Behörde arbeitet.
Ganz einfach. "Gute Arbeit" ist ein fester Begriff im Bereich Arbeitsmarkpolitik, wir haben ihn vor einigen Wochen intensiv kennengelernt, geprägt hatten ihn einst Gewerkschaften. (Selbst in einer Äußerung der Altneukanzlerin tauchte er dieser Tage auf.) Er bezeichnet im arbeitsmarktpolitischen Feld inzwischen das Zusammentreffen guter und gesunder Arbeitsbedingungen, fairer Bezahlung, wertschätzenden Umgangs usw. "Gute Arbeit" ist im Sprachensektor leider schwer einzufordern.
Woher kommt die Konkurrenz? Erstens aus dem Journalismus. Die dort gezahlten Honorare sind in den letzten 1,5 Jahrzehnten kaum erhöht, oft sogar reduziert worden, dazu kommt der "natürliche" Kaufkraftverlust einer wachstumsbasierten Wirtschaft mit leichter Inflation, kurz: Dass der eine oder andere sprachbegabte Journalist hier seine Neben"butikke" aufmacht, ist verständlich, wenn auch sehr unschön, zumal es oft im Widerspruch zur eigenen Berufsethik geschieht. (Wenn z.B. erst PR-Arbeit über etwas gemacht wird, über das anschließend Berichte entstehen. Hier gilt: Nul ne peut être à la fois juge et partie, niemand kann zugleich Richter und Partei zugleich sein.)
Zweitens von Berufsanfängern. Wir leben in Zeiten serieller Langzeitpraktika, mit denen in der Ära "globalisierten Wirtschaftens" ebenso viel Schindluder getrieben wird wie mit Niedriglöhnen, "die Regierung" (Hartz IV oder Elternhaus) zahlt ja die Differenz. Das Pikante hieran ist, dass sich Neulinge so ihre Berufsperspektiven kaputtmachen.
Drittens: Wiedereinsteiger und gelangweilte, versorgte Ehegesponse. Ich möchte hier niemanden bashen und kann jeden verstehen, dem der Berufseinstieg Mühe bereitet, auch den Nachwuchs. Aber auch hier: Warum soll der Partner/die Partnerin oder die Behörde eigentlich indirekt Unternehmen subventionieren, die ihren Aufwand im Grunde normal kalkuliert hatten? Hier gibt es derzeit viele Mitnahmeeffekte à la "Alle reden von Krise, wir testen mal, ob das nicht billiger geht".
Viertens: Windige "Agenturen" und ihre "Übelsetzer". Konzept: Teuer verkaufen, billig einkaufen, am besten in Asien oder über Seiten, auf denen sich die Sprachfachleute im gegenseitigen Unterbietungswettkampf um die Aufträge streiten sollen. Etliche dieser "Agenturen" verdienen den Namen nicht, haben vom Fach keinen blassen Schimmer. Neulich bekam eine Kollegin, die Texte zur Inneneinrichtung von Ladengeschäften übersetzt, sie war im studierten Erstberuf Architektin, eine Absage von einem langjährigen Stammkunden, für den sie für 0,20 € je Wort übersetzt hatte (Franzosen rechnen anders als wir). Wenig später trudelte der Text bei ihr wieder ein, über eine der Genannten, zum unvergleichen Satz von 0,05 € pro Wort.
Und was ist mit der Qualität?
1. Der "Dolmetsch"-Amateur überträgt zwei von fünf Adjektiven, lässt jeden dritten oder vierten Satz aus, verdreht hier den Inhalt, verkürzt dort in entstellender Weise. Bei dem ersten Hinhören mag der Output recht souverän wirken. Bei genauem Hinhören klingen indes in der Übertragung alle Sprecher gleich.
2. und 3. Hier ist von holprig bis hervorragend alles möglich. Gegenlesenlassen durch einen Profi ist aber immer nötig, vor allem, wenn die Übersetzung in eine Sprache ging, die im Hause des Auftraggebers niemand auf Muttersprachniveau beherrscht. Bei Profis (z.B. uns) ist das Korrekturlesen schon im Preis drin.
4. Hm, haben Sie schon mal eine Bedienungsanleitung für ein mittelteueres Elektronikteil eines mittelgroßen Importeurs aus Asien gelesen? Manchmal hat sogar Google Translate eine höhere Trefferquote.
Und woher wissen Kunden, woran sie sind? Bei anonymen Internetagenturen oder Freelancern außerhalb jeglicher Netzwerke gibt es nur die angedeuteten Erkennungsmerkmale. Und es gibt selbst große Agenturen mit aufsehenerregenden Namen, die eher die Simulation einer solchen sind, sie heißen frei variiert: King Interpreting, World linguistics, Globalquickwords, 24/7 Language Bros. Der großsprecherische Name kann ein Hinweis sein. Oder sie entdecken als "Referenzen" das Gotha der deutschen Medienwelt, wobei es sich bei näherem Hinsehen nicht um Kunden, sondern das Ergebnis aggressiver PR-Arbeit handelt.
Kurz: Auf die meisten hier vorgestellten Varianten dürfen sich spielfreudige Menschen gerne einlassen, immer auf die Gefahr hin, dass Reparaturarbeiten am Ende teurer kommen als eine normale Erstübersetzung.
Und jetzt? Wenn Sie die Wahl haben zwischen einem groß wirkenden Restaurant, auf dessen Speisekarte Spezialitäten aus 24 Ländern in einer Liste mit 288 Gerichten aufgeführt sind und einer kleinen Gaststätte mit einer, maximal zwei Landesküchen und drei Vorspeisen, drei Hauptgerichten und drei Desserts, für welches Lokal würden Sie sich entscheiden?
Am sichersten fahren Sie mit Sprachmittlern, die mit wenigen Sprachen werben, aber Teil eines Netzwerks sind, die also auch Fachleute mit der gesuchten Arbeitssprache und/oder Spezialisierung kennen und empfehlen können.
Zum Glück wissen das schon viele unserer treuen Kunden.
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Fotos: C.E. (Archiv)
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Am Wegesrand aufgelesen,
Grundsätzliches
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Asapitis
Willkommen auf den Seiten eines virtuellen Arbeitstagebuchs aus der Welt der Sprachen. Ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache und aus dem Englischen. Hier denke ich über unsere Berufswelt nach — und riskiere den Weihnachtsfrieden.
Asap! Asap klingt in seiner Atemlosigkeit nicht zufällig "zack, zack!" recht ähnlich. Auf jeden Fall schwingt bei der Abkürzung von as soon as possible deutlich mehr Eile mit, als wir es von der Langfassung gewöhnt sind. Bedenklich wird die Chose dann richtig mit ihrer verbalen Medikalisierung, wenn also aus asap die Asapitis wird.
Die griechische Endung -itis (ίτις) gab zunächst einen sprachlichen Hinweis auf ein körperliches Leiden, erst etwa im 17. Jahrhundert entstand daraus die Substantivierung, die sich überwiegend auf Entzündungen bezog. Heute wird sie der Einfachheit halber bei den meisten (aber nicht bei allen) Entzündungen verwendet.
Also, lieber Kunde: Danke für die Anfrage. Für wann wäre die Übersetzung fertigzustellen? — Am besten zu gestern, gut, zur Not haben wir noch einige Tage Zeit. Wie, das ist nicht möglich? Aber Sie haben doch Computer!
Übersetzungen entstehen von Hand, sie sind aufwendig, zeitraubend, die Rechner unterstützen uns nur. Die Vielfalt der Sprachen, diverse Ebenen, Dia- und Soziolekte, kulturelle Einflüsse wie Zitate, Stilformen und rhetorische Muster, nicht zu sprechen von (aus Computer- oder Kindersicht) so schweinischen Dingen wie Ironie sorgen dafür, dass unserer Branche die Aufträge noch lange nicht ausgehen werden. Handarbeit braucht Zeit, am besten an normalen Werktagen, unbeeinflusst von familiären Verpflichtungen oder Feiertagen.
Diese Zeilen entstehen eine Woche vor Weihnachten. Die große Pause steht an.
Im Januar geht's mit vereinten Kräften neu los. So staune ich nicht schlecht, als ich mich dieser Tage um einen umfangreichen Kostenvoranschlag kümmern darf. Etwas Arbeit zwischen den Jahren und nach Sylvester, damit hatte ich gerechnet. Anstelle des Drehbuchs landeten 200 eng beschriebene Seiten in meiner Mailbriefbox, Material für eine AV-Produktion, 450.000 Anschläge inklusive Leerzeichen. Das entspricht vier normalen Drehbüchern.
Durchschnittlich kostet die Übersetzung eines nicht so schweren, normal langen Drehbuchs um die 3000 Euro. Ich fing also an zu rechnen. Doch hier prallten drei Dinge aufeinander, wenn nicht vier: Weihnachten und anschließende Urlaubszeit, Masse, Termindruck ... und die Tatsache, dass zu Jahresende die meisten von uns erstmal "durch" sind.
Der Dezember ist nicht nur ein Stressmonat mit seinen sozialen Verpflichtungen und der Vorbereitung der Jahresendruhe im Kreise der Lieben, sondern auch ein Monat, in dem in den meisten Fällen bis zur Monatsmitte erledigt sein muss, was sonst bis zum Monatsende Zeit hat. Kurz: Wer von uns könnte sich einer solchen Arbeit überhaupt annehmen?
Ich rechnete. Wie viel Tage Teamarbeit an den Werktagen im angefragten Zeitraum sind nötig, mit wie vielen Feiertagszuschlägen wäre zu rechnen? Wenn mehrere an ein- und demselben Textwerk arbeiten, tauchen im Kostenvoranschlag zwei weitere Posten auf: Einmal müssen Stile vereinheitlicht werden, zum anderen die Kollegen und Kolleginnen gesucht und die Arbeit aufgeteilt werden. Kurz: Ich kam zu einer Summe X, zu der 150% an Zuschlägen und Entgelten für den Zusatzaufwand hinzukamen.
Die Summe gefiel dem potentiellen Kunden nicht. Also wurde ein Teil des Textes als vorrangig erklärt, etwas weniger als die Hälfte. Ich rechnete nochmal. Setzte den Stammkundentarif an (gerade erst haben wir fürs Mutterhaus gedolmetscht), zählte die Tage mit Zuschlägen aus, berechnete anteilig Umbuchungsgebühren einer Reise.
Heraus kam eine Summe, die durchaus moderat war. Zwischendurch übersetzte ich für mich etwas zur Probe, um meine Affinität mit dem Text und die Geschwindigkeit zu testen, und ich sandte dem potentiellen Kunden das Ergebnis. Ich stellte mich auf Weihnachten, Wochenenden, Sylvester und Neujahr mit täglich vier Arbeitsstunden ein und risikierte dabei auch noch den Hausfrieden.
Dann kam die Absage. Man habe sich für ein kostengünstigeres Angebot entschieden. Ich muss an einen anderen Großen der audiovisuellen Welt denken, der durch die Umstellung auf die Haushaltsabgabe jetzt ca. eine halbe Milliarde mehr Geld im Säckel hat. Bei einer seiner Töchter gingen neulich Aufträge für 50 % des jahrelang bezahlten, durchschnittlichen Marktpreises über den Tisch. Die in letzter Zeit immer häufiger auftretende Asapitis gepaart mit Preisdumping, den Trend könnt' ich mir sparen. Darauf mit den Laufschuhen eine Runde Dopamin tanken gehen!
Vokabelnotiz: AV — alles mit "audiovisuell" (entsprechend konjugiert)
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Foto: C.E. (Archiv)
Asap! Asap klingt in seiner Atemlosigkeit nicht zufällig "zack, zack!" recht ähnlich. Auf jeden Fall schwingt bei der Abkürzung von as soon as possible deutlich mehr Eile mit, als wir es von der Langfassung gewöhnt sind. Bedenklich wird die Chose dann richtig mit ihrer verbalen Medikalisierung, wenn also aus asap die Asapitis wird.
Die griechische Endung -itis (ίτις) gab zunächst einen sprachlichen Hinweis auf ein körperliches Leiden, erst etwa im 17. Jahrhundert entstand daraus die Substantivierung, die sich überwiegend auf Entzündungen bezog. Heute wird sie der Einfachheit halber bei den meisten (aber nicht bei allen) Entzündungen verwendet.
Also, lieber Kunde: Danke für die Anfrage. Für wann wäre die Übersetzung fertigzustellen? — Am besten zu gestern, gut, zur Not haben wir noch einige Tage Zeit. Wie, das ist nicht möglich? Aber Sie haben doch Computer!
Übersetzungen entstehen von Hand, sie sind aufwendig, zeitraubend, die Rechner unterstützen uns nur. Die Vielfalt der Sprachen, diverse Ebenen, Dia- und Soziolekte, kulturelle Einflüsse wie Zitate, Stilformen und rhetorische Muster, nicht zu sprechen von (aus Computer- oder Kindersicht) so schweinischen Dingen wie Ironie sorgen dafür, dass unserer Branche die Aufträge noch lange nicht ausgehen werden. Handarbeit braucht Zeit, am besten an normalen Werktagen, unbeeinflusst von familiären Verpflichtungen oder Feiertagen.
Diese Zeilen entstehen eine Woche vor Weihnachten. Die große Pause steht an.
Im Januar geht's mit vereinten Kräften neu los. So staune ich nicht schlecht, als ich mich dieser Tage um einen umfangreichen Kostenvoranschlag kümmern darf. Etwas Arbeit zwischen den Jahren und nach Sylvester, damit hatte ich gerechnet. Anstelle des Drehbuchs landeten 200 eng beschriebene Seiten in meiner Mailbriefbox, Material für eine AV-Produktion, 450.000 Anschläge inklusive Leerzeichen. Das entspricht vier normalen Drehbüchern.
Durchschnittlich kostet die Übersetzung eines nicht so schweren, normal langen Drehbuchs um die 3000 Euro. Ich fing also an zu rechnen. Doch hier prallten drei Dinge aufeinander, wenn nicht vier: Weihnachten und anschließende Urlaubszeit, Masse, Termindruck ... und die Tatsache, dass zu Jahresende die meisten von uns erstmal "durch" sind.
Der Dezember ist nicht nur ein Stressmonat mit seinen sozialen Verpflichtungen und der Vorbereitung der Jahresendruhe im Kreise der Lieben, sondern auch ein Monat, in dem in den meisten Fällen bis zur Monatsmitte erledigt sein muss, was sonst bis zum Monatsende Zeit hat. Kurz: Wer von uns könnte sich einer solchen Arbeit überhaupt annehmen?
Ich rechnete. Wie viel Tage Teamarbeit an den Werktagen im angefragten Zeitraum sind nötig, mit wie vielen Feiertagszuschlägen wäre zu rechnen? Wenn mehrere an ein- und demselben Textwerk arbeiten, tauchen im Kostenvoranschlag zwei weitere Posten auf: Einmal müssen Stile vereinheitlicht werden, zum anderen die Kollegen und Kolleginnen gesucht und die Arbeit aufgeteilt werden. Kurz: Ich kam zu einer Summe X, zu der 150% an Zuschlägen und Entgelten für den Zusatzaufwand hinzukamen.
Flexiblität ist alles, oder? |
Heraus kam eine Summe, die durchaus moderat war. Zwischendurch übersetzte ich für mich etwas zur Probe, um meine Affinität mit dem Text und die Geschwindigkeit zu testen, und ich sandte dem potentiellen Kunden das Ergebnis. Ich stellte mich auf Weihnachten, Wochenenden, Sylvester und Neujahr mit täglich vier Arbeitsstunden ein und risikierte dabei auch noch den Hausfrieden.
Dann kam die Absage. Man habe sich für ein kostengünstigeres Angebot entschieden. Ich muss an einen anderen Großen der audiovisuellen Welt denken, der durch die Umstellung auf die Haushaltsabgabe jetzt ca. eine halbe Milliarde mehr Geld im Säckel hat. Bei einer seiner Töchter gingen neulich Aufträge für 50 % des jahrelang bezahlten, durchschnittlichen Marktpreises über den Tisch. Die in letzter Zeit immer häufiger auftretende Asapitis gepaart mit Preisdumping, den Trend könnt' ich mir sparen. Darauf mit den Laufschuhen eine Runde Dopamin tanken gehen!
Vokabelnotiz: AV — alles mit "audiovisuell" (entsprechend konjugiert)
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Foto: C.E. (Archiv)
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Dienstag, 17. Dezember 2013
Übersetzung und Kreativität
Hallo! Absichtlich oder zufällig haben Sie die Blogseiten einer Französischdolmetscherin angesteuert, die auch übersetzt. In der lichtärmsten Woche bereitet sich in Europa alles auf die Winterpause vor. Zeit fürs Innehalten. Und bevor ich den letzten Kostenvoranschlag des Jahres schreibe, lese ich Zeitung.
Der Autor Adam Thirlwell ist mir als Stimme zum 1. Mal bei meinem Leib- und Magensender France Culture begegnet, dem französischen Kulturfunk. In der ZEIT spricht er über Schwierigkeit und Reiz literarischer Übersetzungen.
Dem Artikel lässt sich unter anderem entnehmen, warum Edgar Allan Poe auf Französisch der bessere Schriftsteller ist. Ich schließe mit einem anderen Dichter.
Logo: DIE ZEIT
Der Autor Adam Thirlwell ist mir als Stimme zum 1. Mal bei meinem Leib- und Magensender France Culture begegnet, dem französischen Kulturfunk. In der ZEIT spricht er über Schwierigkeit und Reiz literarischer Übersetzungen.
Dem Artikel lässt sich unter anderem entnehmen, warum Edgar Allan Poe auf Französisch der bessere Schriftsteller ist. Ich schließe mit einem anderen Dichter.
Eine Übersetzung ist keine Kopie, sie ist ein Schöpfungsakt.______________________________
(José Ortega y Gasset)
Logo: DIE ZEIT
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Montag, 16. Dezember 2013
Endspurt
Bienvenue, welcome, guten Tag (oder Abend)! Ich begrüße Sie auf den Seiten meines virtuellen Arbeitstagebuchs. Heute: Blick auf |den Schreibtisch| das Dolmetscherpult.
Heute letzter Dolmetschtag des Jahres, es sei denn, es meldet sich noch ein Überraschungskunde. Die Kolleginnen senden schon Post aus den Urlaubsorten.
Dabei lerne ich weiter, auch für die Zeit "zwischen den Jahren" habe ich schon Fachliteratur bestellt: Europapolitik auf Englisch für den ersten Januartermin.
Für diesen Einsatz ist uns nämlich eine Italienerin aus Brüssel avisiert, die, so heißt es, gerne mal eben spontan aus dem Französischen ins Englische fallen solle. Kaum ist mit Regierungsbildung der deutsche Wahlkampf beendet, kündigt sich der Europawahlkampf an.
Was mich weiter beschäftigt: Finanz- und Schuldenkrise (da war seit Juni Pause wegen der Wahlen), bedingungsloses Grundeinkommen (das jetzt sogar schon FAZ-Autoren befürworten), Filmwirtschaft bzw. Medienfinanzierung.
In den letzten Wochen war ich zwischendurch leicht grippalifiziert und angeheisert; jetzt kann ich meine Texte beim Schreiben wieder laut lesen um zu prüfen, ob Melodie und Rhythmus stimmen. Hoffentlich senkt das meine Tippfehlerquote. Auf jeden Fall schon mal ein großes Dankeschön ans private Lektorat dieses Blogs!
______________________________
Foto: C.E.
Heute letzter Dolmetschtag des Jahres, es sei denn, es meldet sich noch ein Überraschungskunde. Die Kolleginnen senden schon Post aus den Urlaubsorten.
Dabei lerne ich weiter, auch für die Zeit "zwischen den Jahren" habe ich schon Fachliteratur bestellt: Europapolitik auf Englisch für den ersten Januartermin.
Für diesen Einsatz ist uns nämlich eine Italienerin aus Brüssel avisiert, die, so heißt es, gerne mal eben spontan aus dem Französischen ins Englische fallen solle. Kaum ist mit Regierungsbildung der deutsche Wahlkampf beendet, kündigt sich der Europawahlkampf an.
Was mich weiter beschäftigt: Finanz- und Schuldenkrise (da war seit Juni Pause wegen der Wahlen), bedingungsloses Grundeinkommen (das jetzt sogar schon FAZ-Autoren befürworten), Filmwirtschaft bzw. Medienfinanzierung.
In den letzten Wochen war ich zwischendurch leicht grippalifiziert und angeheisert; jetzt kann ich meine Texte beim Schreiben wieder laut lesen um zu prüfen, ob Melodie und Rhythmus stimmen. Hoffentlich senkt das meine Tippfehlerquote. Auf jeden Fall schon mal ein großes Dankeschön ans private Lektorat dieses Blogs!
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Foto: C.E.
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Samstag, 14. Dezember 2013
(Un)Stimmiges
Hallo auf den Blogseiten einer Übersetzerin und Dolmetscherin. Heute: Links der Woche.
Heute zoomen wir uns langsam rein in den Beitrag. Erster Anfang: Macht ein Arzt oder ein Pilot einen Fehler, gibt es schlimmstenfalls Tote. Machen Banker Fehler, nein: Machen Politiker Fehler, die zur Pervertierung des Bankensystems führen (und zur Ausnutzung der Verhältnisse durch Bankster), können Staaten pleite gehen. Macht ein Informatiker Fehler, können ganze Rechensysteme durch ein Vireneinfallstor Schaden nehmen, Abläufe stocken, Sicherheitskomponenten bei Atomkraftwerken aussetzen usw.
Dagegen ist das Fehlerpotential von Übersetzern und Dolmetschern gering, praktizieren wir doch in der Regel das Vier-Augen-Prinzip. Vergessen Sie den Flirt unter Dolmetschern, wie Javier Marías ihn in "Mein Herz, so weiß" beschrieben hat, mutwilliges Falschdolmetschen kommt bei uns nicht vor.
Zweiter Anfang: Wenn Filmaufnahmeleiter und Sprachmittler kleine Fehler machen, gibt es Missverständnisse, Nachfragen, vielleicht wird etwas doppelt erledigt oder es entsteht Leerlauf. Das geschieht hoffentlich sehr, sehr selten. In der Regel läuft aber alles wie geschmiert, will sagen: Die Arbeit von Aufnahmeleitern, Übersetzern und Dolmetschern ist der Allgemeinheit meistens nicht bewusst, sie wird erst dann sichtbar, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll.
Wie in der abgelaufenen Woche: Der Gebärdendolmetscher auf Nelson Mandelas Beerdigung hat mit ausdrucksloser Miene irgendwelche knappen Gebärden in die Luft gezeichnet, das Rauschen der Gazetten war anschließend groß. Tagelang wurde gemutmaßt, wie das passieren konnte. Offenbar war ein Nicht-Profi unter Tarif angeheuert worden — oder vielleicht doch ein Fachmann, der jedoch einem schizophrenen Schub ausgesetzt gewesen sei, der also andere Worte fremder Stimmen übertragen hätte? Dazu schrieb mir A., ein Freund und Gebärdensprachdolmetscher: "Habe gelacht beim Videoschauen, es sind immer dieselben Handbewegungen. Schon während der Rede twitterte Wilma, einzige gehörlose [südafrikanische] Parlamentsabgeordnete, nach wenigen Minunten: 'Entfernen. Der Mann ist kein Dolmetscher!'"
Ich fürchte, der heutige Beitrag wird bald wieder zu den meistgeklickten zählen. Wir hatten das schon mal, als La Toya Jackson in der Dresdener Semperoper einen Preis im Namen ihres Bruders entgegennahm und der Dolmetscher angeblich nur Rückkopplungen zu hören bekommen haben soll. Sichtbarmachung entsteht hier durch Fehler.
Das Ausmaß des öffentlichen Interesses an den verschiedenen Berufen ist stets analog zum jeweiligen Schadenspotential. Wir dürfen uns freuen, dass wir so selten zum Thema werden.
Das wäre der erste Schluss: Wir sind Dienstleister und fallen immer dann angehem auf, wenn wir gar nicht auffallen. Sätze wie: "Wir haben ja gar nicht gemerkt, dass Sie da waren, es war, als würden wir ein- und dieselbe Sprache sprechen", sind stets die schönsten Komplimente. Zweites Ende: Über den Vorfall bin ich doppelt erschrocken. Jantjie, der Mann, der für Nelson Mandelas Trauerfeier gebucht wurde, soll ein Wiederholungstäter gewesen sein, immer wieder habe er sich trotz fehlender Qualifikation als Gebärdensprachdolmetscher anstellen lassen, in mehreren Fällen soll er auch für diverse Straftatbestände vor Gericht gestanden haben (und wegen einer psychischen Erkrankung nicht verurteilt worden sein). Es wird sicher Reaktionen auf diese "Einsätze" gegeben haben. Schade, wenn sich die Organisatoren so wenig für die Meinungen jener interessieren, für die verdolmetscht wird.
Dem Vernehmen nach soll für diesen Einsatz als Honorierung eine 60 Euro entsprechenden Summe geplant gewesen sein, vermittelt von einer Agentur, die inzwischen abgetaucht ist. Dazu schrieb "The Guardian": Whereas the standard fee for an interpreter is 1,300 to 1,700 rand a day, (...) Jantjie was being paid just 800 rand a day. Hier kommt zu mangelndem Interesse an der Qualität und Lücken in der Sicherheitskontrolle auch noch die Verachtung eines Berufsstandes hinzu, die sich in Honorardumping niederschlägt.
Die anderen Links der Woche gelten auch dem Thema Stimme, allerdings im ersten Wortsinn: Eine Sendung des WDR, hier: klick!, und einmal auf Arte: klack! Die Programme ergänzen einander sehr gut.
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Illustrationen: YouTube und Twitter
Heute zoomen wir uns langsam rein in den Beitrag. Erster Anfang: Macht ein Arzt oder ein Pilot einen Fehler, gibt es schlimmstenfalls Tote. Machen Banker Fehler, nein: Machen Politiker Fehler, die zur Pervertierung des Bankensystems führen (und zur Ausnutzung der Verhältnisse durch Bankster), können Staaten pleite gehen. Macht ein Informatiker Fehler, können ganze Rechensysteme durch ein Vireneinfallstor Schaden nehmen, Abläufe stocken, Sicherheitskomponenten bei Atomkraftwerken aussetzen usw.
Dagegen ist das Fehlerpotential von Übersetzern und Dolmetschern gering, praktizieren wir doch in der Regel das Vier-Augen-Prinzip. Vergessen Sie den Flirt unter Dolmetschern, wie Javier Marías ihn in "Mein Herz, so weiß" beschrieben hat, mutwilliges Falschdolmetschen kommt bei uns nicht vor.
Zweiter Anfang: Wenn Filmaufnahmeleiter und Sprachmittler kleine Fehler machen, gibt es Missverständnisse, Nachfragen, vielleicht wird etwas doppelt erledigt oder es entsteht Leerlauf. Das geschieht hoffentlich sehr, sehr selten. In der Regel läuft aber alles wie geschmiert, will sagen: Die Arbeit von Aufnahmeleitern, Übersetzern und Dolmetschern ist der Allgemeinheit meistens nicht bewusst, sie wird erst dann sichtbar, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll.
Wie in der abgelaufenen Woche: Der Gebärdendolmetscher auf Nelson Mandelas Beerdigung hat mit ausdrucksloser Miene irgendwelche knappen Gebärden in die Luft gezeichnet, das Rauschen der Gazetten war anschließend groß. Tagelang wurde gemutmaßt, wie das passieren konnte. Offenbar war ein Nicht-Profi unter Tarif angeheuert worden — oder vielleicht doch ein Fachmann, der jedoch einem schizophrenen Schub ausgesetzt gewesen sei, der also andere Worte fremder Stimmen übertragen hätte? Dazu schrieb mir A., ein Freund und Gebärdensprachdolmetscher: "Habe gelacht beim Videoschauen, es sind immer dieselben Handbewegungen. Schon während der Rede twitterte Wilma, einzige gehörlose [südafrikanische] Parlamentsabgeordnete, nach wenigen Minunten: 'Entfernen. Der Mann ist kein Dolmetscher!'"
Ich fürchte, der heutige Beitrag wird bald wieder zu den meistgeklickten zählen. Wir hatten das schon mal, als La Toya Jackson in der Dresdener Semperoper einen Preis im Namen ihres Bruders entgegennahm und der Dolmetscher angeblich nur Rückkopplungen zu hören bekommen haben soll. Sichtbarmachung entsteht hier durch Fehler.
Das Ausmaß des öffentlichen Interesses an den verschiedenen Berufen ist stets analog zum jeweiligen Schadenspotential. Wir dürfen uns freuen, dass wir so selten zum Thema werden.
Das wäre der erste Schluss: Wir sind Dienstleister und fallen immer dann angehem auf, wenn wir gar nicht auffallen. Sätze wie: "Wir haben ja gar nicht gemerkt, dass Sie da waren, es war, als würden wir ein- und dieselbe Sprache sprechen", sind stets die schönsten Komplimente. Zweites Ende: Über den Vorfall bin ich doppelt erschrocken. Jantjie, der Mann, der für Nelson Mandelas Trauerfeier gebucht wurde, soll ein Wiederholungstäter gewesen sein, immer wieder habe er sich trotz fehlender Qualifikation als Gebärdensprachdolmetscher anstellen lassen, in mehreren Fällen soll er auch für diverse Straftatbestände vor Gericht gestanden haben (und wegen einer psychischen Erkrankung nicht verurteilt worden sein). Es wird sicher Reaktionen auf diese "Einsätze" gegeben haben. Schade, wenn sich die Organisatoren so wenig für die Meinungen jener interessieren, für die verdolmetscht wird.
Dem Vernehmen nach soll für diesen Einsatz als Honorierung eine 60 Euro entsprechenden Summe geplant gewesen sein, vermittelt von einer Agentur, die inzwischen abgetaucht ist. Dazu schrieb "The Guardian": Whereas the standard fee for an interpreter is 1,300 to 1,700 rand a day, (...) Jantjie was being paid just 800 rand a day. Hier kommt zu mangelndem Interesse an der Qualität und Lücken in der Sicherheitskontrolle auch noch die Verachtung eines Berufsstandes hinzu, die sich in Honorardumping niederschlägt.
Die anderen Links der Woche gelten auch dem Thema Stimme, allerdings im ersten Wortsinn: Eine Sendung des WDR, hier: klick!, und einmal auf Arte: klack! Die Programme ergänzen einander sehr gut.
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Illustrationen: YouTube und Twitter
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Donnerstag, 12. Dezember 2013
Gefahr durch Fleischkonsum
Hallo! Sie lesen im 1. Blog Deutschlands aus der Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin. An konferenzfreien Tagen lernen wir, bereiten Einsätze nach oder kümmern uns um Buchhaltung und Kontaktpflege.
Es gibt Tage, die sind nicht leicht. Eigentlich wollte ich heute einen schillernden, schwebenden, schönen Rückblick auf die 13. Französische Filmwoche schreiben, die gestern in Berlin zuende gegangen ist. Stattdessen schreibe ich zwei Kondolenzbriefe.
Einer dieser Briefe geht an die Adresse von Bekannten, die einen Sohn in meinem Alter verloren haben. Als der schwarzumrandete Umschlag bei mir eintraf, dachte ich erst, der Großvater der Familie sei gestorben, doch es stand ein völlig unerwarteter Name auf der Traueranzeige.
Vor einiger Zeit war ein anderes Familienmitglied in Berlin mit einer akuten Entzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden, ich erinnere mich noch gut, dass erst das 3. Antibiotikum angeschlagen hat, ich verdolmetschte einige Gespräche mit Ärzten und Pflegern. Die Essensgewohnheiten des Patienten waren noch kein Thema.
Der Verstorbene musste sich wegen eines einfachen Sturzes von der Leiter in seinem eigenen Atelier in medizinische Behandlung begeben. Auf der Station wurde er dann plötzlich krank und von einem sehr aggressiven Virus befallen. Kein Antibiotikum hat angeschlagen.
Vorher war er bis auf die Folgen des Sturzes kerngesund gewesen, ein Mann wie ein Baum, sportlich-alpin. Die Familie zählt zu den regelmäßigen Fleischessern. Vielleicht ist das ein Hinweis.
Immer mehr Antibiotika werden in der Tiermast eingesetzt, auch ohne jegliches Symptom. Im europäischen Vergleich zähle Deutschland zu den Spitzenreitern im Einsatz von Antibiotika in den Ställen, 2012 seien mehr als 1600 Tonnen der Medikamente verabreicht worden, berichtete der Spiegel vor wenigen Wochen.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Die medikamentöse Waffe stumpft im Kampf gegen baktierielle Krankheitserreger ab. Schätzungen zufolge sterben allein in der EU jedes Jahr 25.000 bis 100.000 Menschen an erworbenen Antibiotikaresistenzen. Ein Dossier dazu brachte vor kurzem der Deutschlandfunk.
Heute Abend, 19.30 Uhr, bringt Deutschlandradio Kultur in der Reihe "Zeitfragen" einen Beitrag über das Thema: "Tod aus dem Stall, wie Antibiotika aus der Tierzucht den Menschen bedrohen". (Link folgt, sofern ich ihn auf der neugestalteten Seite finde.)
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Foto: C.E. (Französische Apotheke, Archiv)
Es gibt Tage, die sind nicht leicht. Eigentlich wollte ich heute einen schillernden, schwebenden, schönen Rückblick auf die 13. Französische Filmwoche schreiben, die gestern in Berlin zuende gegangen ist. Stattdessen schreibe ich zwei Kondolenzbriefe.
Einer dieser Briefe geht an die Adresse von Bekannten, die einen Sohn in meinem Alter verloren haben. Als der schwarzumrandete Umschlag bei mir eintraf, dachte ich erst, der Großvater der Familie sei gestorben, doch es stand ein völlig unerwarteter Name auf der Traueranzeige.
Vor einiger Zeit war ein anderes Familienmitglied in Berlin mit einer akuten Entzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden, ich erinnere mich noch gut, dass erst das 3. Antibiotikum angeschlagen hat, ich verdolmetschte einige Gespräche mit Ärzten und Pflegern. Die Essensgewohnheiten des Patienten waren noch kein Thema.
Der Verstorbene musste sich wegen eines einfachen Sturzes von der Leiter in seinem eigenen Atelier in medizinische Behandlung begeben. Auf der Station wurde er dann plötzlich krank und von einem sehr aggressiven Virus befallen. Kein Antibiotikum hat angeschlagen.
Vorher war er bis auf die Folgen des Sturzes kerngesund gewesen, ein Mann wie ein Baum, sportlich-alpin. Die Familie zählt zu den regelmäßigen Fleischessern. Vielleicht ist das ein Hinweis.
Immer mehr Antibiotika werden in der Tiermast eingesetzt, auch ohne jegliches Symptom. Im europäischen Vergleich zähle Deutschland zu den Spitzenreitern im Einsatz von Antibiotika in den Ställen, 2012 seien mehr als 1600 Tonnen der Medikamente verabreicht worden, berichtete der Spiegel vor wenigen Wochen.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Die medikamentöse Waffe stumpft im Kampf gegen baktierielle Krankheitserreger ab. Schätzungen zufolge sterben allein in der EU jedes Jahr 25.000 bis 100.000 Menschen an erworbenen Antibiotikaresistenzen. Ein Dossier dazu brachte vor kurzem der Deutschlandfunk.
Heute Abend, 19.30 Uhr, bringt Deutschlandradio Kultur in der Reihe "Zeitfragen" einen Beitrag über das Thema: "Tod aus dem Stall, wie Antibiotika aus der Tierzucht den Menschen bedrohen". (Link folgt, sofern ich ihn auf der neugestalteten Seite finde.)
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Foto: C.E. (Französische Apotheke, Archiv)
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Mittwoch, 11. Dezember 2013
Kulturfalle
Herzlich willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Als Französischdolmetscherin notiere ich hier unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse Episoden meines nicht immer erfreulichen Dolmetscheralltags. Heute plaudere ich mal wieder (nicht) aus dem Nähkästchen.
Neulich durfte ich kurzfristig das informelle Mittagessen eines französischsprachigen Politikers mit deutschen Pressevertretern dolmetschen. Es ging um ein Medienthema, das nicht frei ist von Bezügen auf die große Politik, Finanzierung der Medien und Rechtliches, Stichwort: Welthandelsabkommen.
In den genannten Bereichen arbeite ich oft, die Lexik umfasst mehr als 20 Seiten; zu französischer Filmwirtschaft und -förderung habe ich Mitte der Nuller Jahre an der Uni unterrichtet.
Vor dem Mittagessen war ein Hearing mit Politikern und Fachleuten angesetzt. Ich war eingeladen, diesem aus dem Publikum zu folgen. Zum Mittagstermin war ich übrigens erst am Spätnachmittag des Vortages gebucht worden, 17.20 Uhr. Für den anschließenden Abend hatten wir seit langem Konzertkarten, an Vorbereitungsmaterial gab es wenig. Kurz: Ich paukte kurz und intensiv, ging ohne Reue aus und beruhigte mich damit, dass ich noch den Vormittag Zeit haben würde.
Der eben ein Vormittag bei einer verdolmetschen Veranstaltung war. Schick, dachte ich, die Kolleginnen in der Kabine werden länger im Voraus gebucht worden sein, die Anhörung gut vorbereitet haben. Da kann ich mir noch aktuelle Termini ablauschen und im Netz prüfen, denn von einem früheren Termin vor Ort hatte ich noch Wlan-Zugang.
Nun, vielleicht war nicht nur ich kurzfristig gebucht worden — oder es hatte sich wieder die Kulturfalle aufgetan. Die geht so: "Kultur ist einfach, ich gehe regelmäßig ins Kino, kein Problem." Elegantes Paraphrasieren ist eine Kunst für sich, das Hearing dauerte drei Stunden mit Pausen, ich klinkte mich also bewusst 30 Minuten aus, steckte mir Klassik in die Lauscher, surfte hochkonzentriert durch diverse leicht auffindbare Dokumente und wandte mich dann wieder der Veranstaltung zu. In der Pause klärte ich mit einem Fachmann noch Hintergründe.
Später durfte ich schmunzeln, das Wort "Meritokratie" fiel auf Französisch, seit einiger Zeit macht es ja auch auf Deutsch die Runde, und meine Tischnachbarn tuschelten sich etwas zu, weil offenbar Unklarheit herrschte: Bei ihnen war "Mediokratie" angekommen, und sie fragten sich, ob nun das Herrschaftsprinzip der Medien oder das der Mittelmäßigkeit gemeint gewesen sei.
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Foto: ein anderer Ort, Datenschutz!
Neulich durfte ich kurzfristig das informelle Mittagessen eines französischsprachigen Politikers mit deutschen Pressevertretern dolmetschen. Es ging um ein Medienthema, das nicht frei ist von Bezügen auf die große Politik, Finanzierung der Medien und Rechtliches, Stichwort: Welthandelsabkommen.
In den genannten Bereichen arbeite ich oft, die Lexik umfasst mehr als 20 Seiten; zu französischer Filmwirtschaft und -förderung habe ich Mitte der Nuller Jahre an der Uni unterrichtet.
Vor dem Mittagessen war ein Hearing mit Politikern und Fachleuten angesetzt. Ich war eingeladen, diesem aus dem Publikum zu folgen. Zum Mittagstermin war ich übrigens erst am Spätnachmittag des Vortages gebucht worden, 17.20 Uhr. Für den anschließenden Abend hatten wir seit langem Konzertkarten, an Vorbereitungsmaterial gab es wenig. Kurz: Ich paukte kurz und intensiv, ging ohne Reue aus und beruhigte mich damit, dass ich noch den Vormittag Zeit haben würde.
Der eben ein Vormittag bei einer verdolmetschen Veranstaltung war. Schick, dachte ich, die Kolleginnen in der Kabine werden länger im Voraus gebucht worden sein, die Anhörung gut vorbereitet haben. Da kann ich mir noch aktuelle Termini ablauschen und im Netz prüfen, denn von einem früheren Termin vor Ort hatte ich noch Wlan-Zugang.
Nun, vielleicht war nicht nur ich kurzfristig gebucht worden — oder es hatte sich wieder die Kulturfalle aufgetan. Die geht so: "Kultur ist einfach, ich gehe regelmäßig ins Kino, kein Problem." Elegantes Paraphrasieren ist eine Kunst für sich, das Hearing dauerte drei Stunden mit Pausen, ich klinkte mich also bewusst 30 Minuten aus, steckte mir Klassik in die Lauscher, surfte hochkonzentriert durch diverse leicht auffindbare Dokumente und wandte mich dann wieder der Veranstaltung zu. In der Pause klärte ich mit einem Fachmann noch Hintergründe.
Später durfte ich schmunzeln, das Wort "Meritokratie" fiel auf Französisch, seit einiger Zeit macht es ja auch auf Deutsch die Runde, und meine Tischnachbarn tuschelten sich etwas zu, weil offenbar Unklarheit herrschte: Bei ihnen war "Mediokratie" angekommen, und sie fragten sich, ob nun das Herrschaftsprinzip der Medien oder das der Mittelmäßigkeit gemeint gewesen sei.
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Foto: ein anderer Ort, Datenschutz!
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Dienstag, 10. Dezember 2013
Gedankenfelder
Bienvenue ! Schön, dass Sie auf den Seiten meines Blogs gelandet sind. Hier notiere ich nahezu täglich, wie der Sprachberuf, ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin, die Sicht auf den Alltag verändert.
Dolmetschen ist immer auch interkulturelle Arbeit. Das beinhaltet, von den Vorurteilen der einen gegenüber den anderen zu wissen — und sich in länderspezifischen Besonderheiten auskennen zu lernen. Mit Frankreich und Deutschland war das für mich viel Arbeit, und zugleich dank einer anderen "interkulturellen Erfahrung" völlig selbstverständlich.
Ich bin in "Westdeutschland" geboren (wie es "Westberliner" ab Mitte 40 noch heute sagen), im anderen Teil Deutschlands lebte aber der Großteil der Verwandtschaft, so lernte ich von Kindestagen an, dass Begriffe ihr jeweils eigenes Hinterland haben können, dass Assoziationsketten mitunter andere sind, dass sich je nach Situation möglicherweise ein- und derselbe Mensch anders ausdrückt.
Und manchmal bedeutete schon auf Deutsch ein- und dasselbe Wort sogar etwas anderes, zum Beispiel das Wort Konsum (mit langem, betontem U) als Synoym für Verbrauch, Einkauf und das, was man sich leisten kann. Auf Ostdeutsch war der Konsum, das O betont, das U kurz, einer der Läden der Stadt, in der meine Familie lebte.
Dann kam sehr früh Frankreich hinzu. Ich durfte ohne zu vergleichen eintauchen in die französische Kultur und Sprache. Das war mein Glück. Nur so konnte ich die Vernetzungen der Worte und vieles von dem, was mitschwingt, überhaupt lernen.
Sprachkenntnisse allein machen niemanden zum Übersetzer oder Dolmetscher. Die Übertragungsarbeit folgt Kulturtechniken und Regeln, die sich lernen lassen. Davor aber stand harte Arbeit. Es hat sich so angefühlt, als würde ich Französisch und auch Deutsch ein weiteres Mal lernen. Ich musste nämlich die Entsprechungen lernen, die oft bestehende Nähe als solche erkennen, die Unterschiede wahrnehmen, die Übergänge üben, ich durfte unterschiedliche Gedankenfelder unterschiedlicher Kulturen dort in Übereinstimmung bringen lernen, wo sie übereinstimmen, und anderswo klar die Verschiebungen spüren lernen. Diese sind oft historisch bedingt, das hilft beim Lernen. Oft ergeben sich diese Erkenntnisse aber nur im Alltag. So entwickelt sich ein erweitertes Sprachgefühl.
Ein Sprachgefühl auch für komische Dinge: Selbst gerechnet wird hier und dort anders. Zahlenbeispiele habe ich schon öfter gebracht. Auch in der Philosophie gibt es zentrale Unterschiede zwischen beiden Ländern, gerade weil Frankreich und Deutschland einander hier immer wieder bereichert und angeregt haben. Hier geht etliches auch aufs Konto schlechter Übersetzungen; ich habe mich immer geweigert, diese in die Hand zu nehmen, weiß aber, dass diese Ebene zum vollen Begreifen der Missverständnisse nötig wäre.
Zum Abschluss noch zwei einfache Beispiele für diese Verschiebungen im Alltag. Wer als Dolmetscherin oder Übersetzerin das im Schlaf kann, hat seine Kulturen wirklich verinnerlicht. So sagen zum Beispiel die Deutschen in "14 Tagen" oder in "zwei Wochen", auf Französisch heißt das dans quinze jours, also in 15 Tagen. Bitte jetzt keine Fragen, ich weiß auch nicht, warum das so ist. Auch die mittelfristigen Wettervorhersagen erstrecken sich in Frankreich über 15 Tage, in Deutschland über zwei Wochen.
Auch ihren Kalender verstehen die Franzosen sehr oft anders. La rentrée, dieser kollektive "Almabtrieb" runter von den Bergen, weg von den Stränden und Dörfern (bei Großmuttern), wenn das schulische, politische, soziale, akademische und literarische Leben wieder anfängt (la rentrée sociale, la rentrée politique, la rentrée sociale, la rentrée universitaire, la rentrée littéraire), dieser kollektive Start in die neue Saison wird in Frankreich nicht selten wie ein Jahresanfang gewertet.
Wenn im November oder Dezember jemand l'année dernière sagt, letztes Jahr, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Zeit vor der Sommerpause gemeint. Jetzt, so kurz vor dem Jahreswechsel, klingt das für deutsche Ohren irritierend.
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Foto: C.E. (Archiv)
Dolmetschen ist immer auch interkulturelle Arbeit. Das beinhaltet, von den Vorurteilen der einen gegenüber den anderen zu wissen — und sich in länderspezifischen Besonderheiten auskennen zu lernen. Mit Frankreich und Deutschland war das für mich viel Arbeit, und zugleich dank einer anderen "interkulturellen Erfahrung" völlig selbstverständlich.
Ich bin in "Westdeutschland" geboren (wie es "Westberliner" ab Mitte 40 noch heute sagen), im anderen Teil Deutschlands lebte aber der Großteil der Verwandtschaft, so lernte ich von Kindestagen an, dass Begriffe ihr jeweils eigenes Hinterland haben können, dass Assoziationsketten mitunter andere sind, dass sich je nach Situation möglicherweise ein- und derselbe Mensch anders ausdrückt.
Und manchmal bedeutete schon auf Deutsch ein- und dasselbe Wort sogar etwas anderes, zum Beispiel das Wort Konsum (mit langem, betontem U) als Synoym für Verbrauch, Einkauf und das, was man sich leisten kann. Auf Ostdeutsch war der Konsum, das O betont, das U kurz, einer der Läden der Stadt, in der meine Familie lebte.
Dann kam sehr früh Frankreich hinzu. Ich durfte ohne zu vergleichen eintauchen in die französische Kultur und Sprache. Das war mein Glück. Nur so konnte ich die Vernetzungen der Worte und vieles von dem, was mitschwingt, überhaupt lernen.
Sprachkenntnisse allein machen niemanden zum Übersetzer oder Dolmetscher. Die Übertragungsarbeit folgt Kulturtechniken und Regeln, die sich lernen lassen. Davor aber stand harte Arbeit. Es hat sich so angefühlt, als würde ich Französisch und auch Deutsch ein weiteres Mal lernen. Ich musste nämlich die Entsprechungen lernen, die oft bestehende Nähe als solche erkennen, die Unterschiede wahrnehmen, die Übergänge üben, ich durfte unterschiedliche Gedankenfelder unterschiedlicher Kulturen dort in Übereinstimmung bringen lernen, wo sie übereinstimmen, und anderswo klar die Verschiebungen spüren lernen. Diese sind oft historisch bedingt, das hilft beim Lernen. Oft ergeben sich diese Erkenntnisse aber nur im Alltag. So entwickelt sich ein erweitertes Sprachgefühl.
Ein Sprachgefühl auch für komische Dinge: Selbst gerechnet wird hier und dort anders. Zahlenbeispiele habe ich schon öfter gebracht. Auch in der Philosophie gibt es zentrale Unterschiede zwischen beiden Ländern, gerade weil Frankreich und Deutschland einander hier immer wieder bereichert und angeregt haben. Hier geht etliches auch aufs Konto schlechter Übersetzungen; ich habe mich immer geweigert, diese in die Hand zu nehmen, weiß aber, dass diese Ebene zum vollen Begreifen der Missverständnisse nötig wäre.
Zum Abschluss noch zwei einfache Beispiele für diese Verschiebungen im Alltag. Wer als Dolmetscherin oder Übersetzerin das im Schlaf kann, hat seine Kulturen wirklich verinnerlicht. So sagen zum Beispiel die Deutschen in "14 Tagen" oder in "zwei Wochen", auf Französisch heißt das dans quinze jours, also in 15 Tagen. Bitte jetzt keine Fragen, ich weiß auch nicht, warum das so ist. Auch die mittelfristigen Wettervorhersagen erstrecken sich in Frankreich über 15 Tage, in Deutschland über zwei Wochen.
Auch ihren Kalender verstehen die Franzosen sehr oft anders. La rentrée, dieser kollektive "Almabtrieb" runter von den Bergen, weg von den Stränden und Dörfern (bei Großmuttern), wenn das schulische, politische, soziale, akademische und literarische Leben wieder anfängt (la rentrée sociale, la rentrée politique, la rentrée sociale, la rentrée universitaire, la rentrée littéraire), dieser kollektive Start in die neue Saison wird in Frankreich nicht selten wie ein Jahresanfang gewertet.
Wenn im November oder Dezember jemand l'année dernière sagt, letztes Jahr, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Zeit vor der Sommerpause gemeint. Jetzt, so kurz vor dem Jahreswechsel, klingt das für deutsche Ohren irritierend.
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Foto: C.E. (Archiv)
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Sprachschatz
Montag, 9. Dezember 2013
Infusion
Hallo auf den Blogseiten einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin, daneben arbeite ich mit Englisch, allerdings nur als Ausgangssprache. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik, Wirtschaft, Soziales und Kultur. Hier denke ich auch über Unterscheide meiner Länder nach.
Ein gemütlicher Abend bei Freunden in Frankreich stand bevor, mit den Kindern war ich kurz deux baguettes holen, und als ich wiederkomme, zeigt sich meine Reisebegleitung irritiert. Der aus Deutschland stammende Gast spricht nämlich nur ein wenig Französisch. Und er war gerade von einem grippalen Infekt genesen. Noch etwas ist wichtig als Hintergrundinformation: Die Hausherrin war vor ihrem Studium Krankenschwester.
Auf jeden Fall erwartete uns eine merkwürdige Stimmung, eine minimale Verstimmung war mit Händen greifbar. Ich hakte nach.
Der deutsche Reisende war durcheinander, denn die Gastgeberin hatte ihm eine "Infusion" angeboten. "Wir sind hier doch nicht im Krankenhaus!", meinte er mit leicht unterdrückter Empörung.
Hier hat die vermeintliche Nähe der französischen und deutschen Sprache uns einen Streich gespielt! Als "falsche Freunde" (faux amis) werden Begriffe mit hohem Verwandtschaftsgrad bezeichnet, die aber in den jeweiligen Kulturen etwas anderes bedeuten.
Meinem Bekannten war an diesem Abend schlicht und ergreifend ein Kräutertee angeboten worden, weil er doch noch schlapp wirkte und weder Wein noch Wasser trinken mochte. Der Kräutertee heißt l'infusion, das kommt von faire oder laisser infuser, ziehen lassen.
Meine Lieblingskräuterteevarianten, die in Frankreich sehr gut bekannt sind, haben wir dann gleich probiert: eine Tasse réglisse-menthe und eine Tasse verveine. Réglisse ist Süßholz, das für die Lakritzherstellung verwendet wird, hier mit Minze gemischt. Verveine wird in Deutschland auch immer öfter angeboten, Verbena-Tee.
Im Krankenhaus aber werden perfusions verabreicht (vollständig: la perfusion intraveineuse).
Der Abend wurde dann doch noch ganz gemütlich, mit Kräutertee und Kräuterschnaps. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Foto: C.E.
Ein gemütlicher Abend bei Freunden in Frankreich stand bevor, mit den Kindern war ich kurz deux baguettes holen, und als ich wiederkomme, zeigt sich meine Reisebegleitung irritiert. Der aus Deutschland stammende Gast spricht nämlich nur ein wenig Französisch. Und er war gerade von einem grippalen Infekt genesen. Noch etwas ist wichtig als Hintergrundinformation: Die Hausherrin war vor ihrem Studium Krankenschwester.
Auf jeden Fall erwartete uns eine merkwürdige Stimmung, eine minimale Verstimmung war mit Händen greifbar. Ich hakte nach.
Der deutsche Reisende war durcheinander, denn die Gastgeberin hatte ihm eine "Infusion" angeboten. "Wir sind hier doch nicht im Krankenhaus!", meinte er mit leicht unterdrückter Empörung.
Hier hat die vermeintliche Nähe der französischen und deutschen Sprache uns einen Streich gespielt! Als "falsche Freunde" (faux amis) werden Begriffe mit hohem Verwandtschaftsgrad bezeichnet, die aber in den jeweiligen Kulturen etwas anderes bedeuten.
Meinem Bekannten war an diesem Abend schlicht und ergreifend ein Kräutertee angeboten worden, weil er doch noch schlapp wirkte und weder Wein noch Wasser trinken mochte. Der Kräutertee heißt l'infusion, das kommt von faire oder laisser infuser, ziehen lassen.
Meine Lieblingskräuterteevarianten, die in Frankreich sehr gut bekannt sind, haben wir dann gleich probiert: eine Tasse réglisse-menthe und eine Tasse verveine. Réglisse ist Süßholz, das für die Lakritzherstellung verwendet wird, hier mit Minze gemischt. Verveine wird in Deutschland auch immer öfter angeboten, Verbena-Tee.
Im Krankenhaus aber werden perfusions verabreicht (vollständig: la perfusion intraveineuse).
Der Abend wurde dann doch noch ganz gemütlich, mit Kräutertee und Kräuterschnaps. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Foto: C.E.
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Komisches,
Sprachschatz
Sonntag, 8. Dezember 2013
Bier!
Bienvenue und willkommen auf den Seiten meines Blogs. Hier schreibe ich aus Dolmetscher- und Übesetzersicht über die Arbeit mit und in Sprachen. Heute: Unerwartete Momente im Dolmetschalltag als Sonntagsfoto.
Dieser Tage stehen in Berlin alle Zeichen auf Film: Die europäischen Filmpreise werden vergeben, die französische Filmwoche feiert frankophones Kino, eine andere Reise heißt "Around the World in 14 Films". Natürlich bin ich als Dolmetscherin mit meiner Filmspezialisierung auch dabei.
Mit 25 Minuten Puffer verlasse ich die Wohnung. Drei Stationen, zweimal Warten und einmal Umsteigen später fotografiere ich gerade wieder einen Leser im öffentlichen Raum, da macht die U-Bahn, die hier eine Hochbahn ist, eine Vollbremsung. Neben mir sitzt eine Frau, die sich ihre Flasche lässig zwischen die Knie geklemmt hat, um die Hände fürs Handy freizuhaben. Es passiert, was auf dem Bild zu erahnen ist: Der Inhalt der Bierflasche landet in großen Teilen auf meiner Hose.
Wasseralarm im Hochsommer wäre wohl hinnehmbar gewesen. Aber gezuckerte oder vergorene Getränke auf der Hose, die dann langsam abtrocknen, die riechen und/oder kleben, das geht nicht. Also schnell zurück nach Hause, umgerüscht und zum Event gerauscht. Ich war drei (als Ziffer: 3!) Minuten vor Beginn da. An einem verregneten Wochenendtag schrumpft die Stadt beachtlich — vom Rücksitz eines Taxis aus gesehen.
Merke: Immer mindestens einen weiteren sauberen Anzug im Schrank haben, das ist wohl eine weitere goldene Regel für unsereinen. Und da ich wiederholt erlebt habe, dass gerade bei Delegationsreisen oder Terminen außerhalb Berlins die Rückkehrzeiten ... naja, dass also bestenfalls die Überstundenregelung gegriffen hat und ich dann wiederholt um fünf nach Ladenschluss vor der chemischen Reinigung stand, sind einige dieser Berufsuniformen am besten maschinenwaschbar. Sind nur leider schwer zu finden. Modehersteller: Macht mal mehr Elegantes aus Naturmaterial, das wirklich pflegeleicht ist!
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Foto: C.E.
Dieser Tage stehen in Berlin alle Zeichen auf Film: Die europäischen Filmpreise werden vergeben, die französische Filmwoche feiert frankophones Kino, eine andere Reise heißt "Around the World in 14 Films". Natürlich bin ich als Dolmetscherin mit meiner Filmspezialisierung auch dabei.
Mit 25 Minuten Puffer verlasse ich die Wohnung. Drei Stationen, zweimal Warten und einmal Umsteigen später fotografiere ich gerade wieder einen Leser im öffentlichen Raum, da macht die U-Bahn, die hier eine Hochbahn ist, eine Vollbremsung. Neben mir sitzt eine Frau, die sich ihre Flasche lässig zwischen die Knie geklemmt hat, um die Hände fürs Handy freizuhaben. Es passiert, was auf dem Bild zu erahnen ist: Der Inhalt der Bierflasche landet in großen Teilen auf meiner Hose.
Wasseralarm im Hochsommer wäre wohl hinnehmbar gewesen. Aber gezuckerte oder vergorene Getränke auf der Hose, die dann langsam abtrocknen, die riechen und/oder kleben, das geht nicht. Also schnell zurück nach Hause, umgerüscht und zum Event gerauscht. Ich war drei (als Ziffer: 3!) Minuten vor Beginn da. An einem verregneten Wochenendtag schrumpft die Stadt beachtlich — vom Rücksitz eines Taxis aus gesehen.
Merke: Immer mindestens einen weiteren sauberen Anzug im Schrank haben, das ist wohl eine weitere goldene Regel für unsereinen. Und da ich wiederholt erlebt habe, dass gerade bei Delegationsreisen oder Terminen außerhalb Berlins die Rückkehrzeiten ... naja, dass also bestenfalls die Überstundenregelung gegriffen hat und ich dann wiederholt um fünf nach Ladenschluss vor der chemischen Reinigung stand, sind einige dieser Berufsuniformen am besten maschinenwaschbar. Sind nur leider schwer zu finden. Modehersteller: Macht mal mehr Elegantes aus Naturmaterial, das wirklich pflegeleicht ist!
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Foto: C.E.
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Samstag, 7. Dezember 2013
Sprachmamsell
Bonjour oder bonsoir ! Absichtlich oder zufällig sind Sie auf den Seiten des digitalen Arbeitstagebuchs einer Sprachmittlerin gelandet. Hier schreibe ich über den Berufsalltag und was mich nebenbei so beschäftigt.
"Wo stecken denn die Sprachmamsell'n?", fragte letztens ein Kunde seinen Kollegen bei einem Abendessen augenzwinkernd, als er mit einem Menschen aus einem anderen Sprachgebiet ins Gespräch kommen wollte. Wir saßen in einer Art Ausflugsdampfer an langen Tafeln, der seine nächtliche Runde um den Berliner Stadtkern zog, und ließen uns ein mehrgängiges, ausgewähltes Menu schmecken. (Das Wasserfahrzeug fährt natürlich ohne Dampf und gehört zu einem großen Hotel.)
Das mit den Mamsellen war insofern richtig, als dass wir für die französische Sprache angeheuert worden waren und das Wort vom französischen mademoiselle entlehnt wurde. Ab dem 18. Jahrhundert bezeichnete der Begriff eine leitende Hauswirtschafterin. In gewisser Weise stimmte sogar das, waren wir doch in leitender Position für die Beförderung der Wirtschaft zuständig.
Komisch, die meisten Dolmetscher sind Frauen. Diese Woche fiel mir daher folgende aktuelle Nachricht auf: Weibliche und männliche Gehirne sind unterschiedlich verschaltet. Was wir immer ahnten, beschrieben Wissenschaftler der University of Pennsylvania. Dank MRT-Untersuchungen kamen sie den räumlichen Strukturen von Neuronen näher. Ergebnis: Im Großhirn der Frauen gibt es mehr neuronale Verbindungen zwischen den beiden Hemisphären.
Bei männlichen Gehirnen sind dafür die Nervenzellen innerhalb der Hirnhälften enger miteinander verknüpft. Die Vermutung geht nun dahin, dass Frauen infolgedessen stärker auf dem Feld von Analyse und Intuition sind, Männer dafür besser Ziele wahrnehmen und diese leichter auf Handlungen ausrichten können. Wie bei vielen anderen neuronalen Prozessen auch, lassen sich diese Unterschiede erst ab der Pubertät beobachten. (Deutsche Meldung hier: Deutschlandfunk, auf Englisch: The independent, Erstveröffentlichung: PNAS.)
Hm, Gleichstellung der Geschlechter in der Kabine hat zum Glück noch niemand gefordert. Und auch nicht an den langen Tafeln von Restaurantschiffen. Die Antwort auf die Frage unseres Kunden war einfach: Die eine saß am anderen Ende des "Saals", die andere (ich) direkt neben ihm. Seine Wahrnehmung war nur auf seinen Gesprächspartner direkt vor ihm gerichtet.
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Foto: wird nachgeliefert
"Wo stecken denn die Sprachmamsell'n?", fragte letztens ein Kunde seinen Kollegen bei einem Abendessen augenzwinkernd, als er mit einem Menschen aus einem anderen Sprachgebiet ins Gespräch kommen wollte. Wir saßen in einer Art Ausflugsdampfer an langen Tafeln, der seine nächtliche Runde um den Berliner Stadtkern zog, und ließen uns ein mehrgängiges, ausgewähltes Menu schmecken. (Das Wasserfahrzeug fährt natürlich ohne Dampf und gehört zu einem großen Hotel.)
Das mit den Mamsellen war insofern richtig, als dass wir für die französische Sprache angeheuert worden waren und das Wort vom französischen mademoiselle entlehnt wurde. Ab dem 18. Jahrhundert bezeichnete der Begriff eine leitende Hauswirtschafterin. In gewisser Weise stimmte sogar das, waren wir doch in leitender Position für die Beförderung der Wirtschaft zuständig.
Komisch, die meisten Dolmetscher sind Frauen. Diese Woche fiel mir daher folgende aktuelle Nachricht auf: Weibliche und männliche Gehirne sind unterschiedlich verschaltet. Was wir immer ahnten, beschrieben Wissenschaftler der University of Pennsylvania. Dank MRT-Untersuchungen kamen sie den räumlichen Strukturen von Neuronen näher. Ergebnis: Im Großhirn der Frauen gibt es mehr neuronale Verbindungen zwischen den beiden Hemisphären.
Bei männlichen Gehirnen sind dafür die Nervenzellen innerhalb der Hirnhälften enger miteinander verknüpft. Die Vermutung geht nun dahin, dass Frauen infolgedessen stärker auf dem Feld von Analyse und Intuition sind, Männer dafür besser Ziele wahrnehmen und diese leichter auf Handlungen ausrichten können. Wie bei vielen anderen neuronalen Prozessen auch, lassen sich diese Unterschiede erst ab der Pubertät beobachten. (Deutsche Meldung hier: Deutschlandfunk, auf Englisch: The independent, Erstveröffentlichung: PNAS.)
Hm, Gleichstellung der Geschlechter in der Kabine hat zum Glück noch niemand gefordert. Und auch nicht an den langen Tafeln von Restaurantschiffen. Die Antwort auf die Frage unseres Kunden war einfach: Die eine saß am anderen Ende des "Saals", die andere (ich) direkt neben ihm. Seine Wahrnehmung war nur auf seinen Gesprächspartner direkt vor ihm gerichtet.
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Foto: wird nachgeliefert
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Donnerstag, 5. Dezember 2013
Strauchelnde bitte was?
Hallo! Hier bloggt eine Sprachmittlerin. So ein Arbeitstagebuch aus der Dolmetscherkabine gebiert seltsame Textformen. Darf ich vorstellen: Die Theaterkritik-Kritik.
Theaterdialoge, "in Halbsätzen von gelegentlich professionell strauchelnden Simultanübersetzerinnen übermittelt", das soll laut Hörfunkkritik seit gestern Abend vorerst regelmäßig im Schauspiel Stuttgart stattfinden.
Das Stück "Liebe Kannibalen Godard" aus der Feder von Thomas Jonigk beruhe auf dem Film "Week-End" von Jean-Luc Godard. Das Theaterstück scheint allerdings die Kritikerin wenig überzeugt zu haben: "Nicht sinister genug für schwarzen Humor" und "leiernde Schauspieler", so beschreibt jedenfalls Cornelie Ueding, wie sie die Premiere erlebt hat.
Die Aktualisierung des Stücks bestehe, so ist ab Minute 3'40'' im Deutschlandfunk (Sendung "Kultur heute") zu hören, in der Hinzufügung jeweils eines Menschen aus Afrika und einem arabischsprachigen Land, die sich, in europäische Abendanzüge gekleidet, mithilfe von Sprachmittlern elegant verständlich machen würden.
Naja, und dann fällt leider der Begriff "Simultanübersetzerinnen". Nur kurz: Simultanübersetzer gibt es nicht, denn das Wort "simultan" bezieht sich auf Dolmetschen (mündlich), während Übersetzer nur schriftlich übertragen. Zur Absurdität des von der Theaterkritikerin verwendeten Begriffs hier ein Bild.
Stellen wir uns einen Schriftsteller vor, der sein Buch abgeschieden von der feindlichen Außenwelt in seiner Denkerklause fabriziert, die Dachschräge heimelig über sich, den Leib in einen dicken Wollpulli gehüllt, in der Ecke flackert ein Feuerchen im Kanonenöfchen, auf der Fensterbank steht ein Kaktus vor den etwas trüben Scheiben.
Und neben dem mit Papierbergen zugestapelten Dichterschreibtisch aus dunklem Holz steht eine lichtgraue, blitzende Dolmetscherkabine mit saubergewienerten Fenstern, die zwei 'Simultanübersetzerinnen' außerordentlich gute Sicht auf den Ort des Geschehens bietet. Und die elegant gekleideten Damen tippen im Wechsel nun ganz simultan die Übersetzung dessen, was unser Autor da niederschreibt.
Wie war der zentrale Satz nochmal? "... in Halbsätzen von gelegentlich professionell strauchelnden Simultanübersetzerinnen übermittelt." Wieso eigentlich Halbsätze?! Und professionelles Straucheln von Spracharbeiterinnen, was darf ich mir darunter vorstellen?
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Illustration: Der neue Player vom D-Radio
Theaterdialoge, "in Halbsätzen von gelegentlich professionell strauchelnden Simultanübersetzerinnen übermittelt", das soll laut Hörfunkkritik seit gestern Abend vorerst regelmäßig im Schauspiel Stuttgart stattfinden.
Das Stück "Liebe Kannibalen Godard" aus der Feder von Thomas Jonigk beruhe auf dem Film "Week-End" von Jean-Luc Godard. Das Theaterstück scheint allerdings die Kritikerin wenig überzeugt zu haben: "Nicht sinister genug für schwarzen Humor" und "leiernde Schauspieler", so beschreibt jedenfalls Cornelie Ueding, wie sie die Premiere erlebt hat.
Die Aktualisierung des Stücks bestehe, so ist ab Minute 3'40'' im Deutschlandfunk (Sendung "Kultur heute") zu hören, in der Hinzufügung jeweils eines Menschen aus Afrika und einem arabischsprachigen Land, die sich, in europäische Abendanzüge gekleidet, mithilfe von Sprachmittlern elegant verständlich machen würden.
Naja, und dann fällt leider der Begriff "Simultanübersetzerinnen". Nur kurz: Simultanübersetzer gibt es nicht, denn das Wort "simultan" bezieht sich auf Dolmetschen (mündlich), während Übersetzer nur schriftlich übertragen. Zur Absurdität des von der Theaterkritikerin verwendeten Begriffs hier ein Bild.
Stellen wir uns einen Schriftsteller vor, der sein Buch abgeschieden von der feindlichen Außenwelt in seiner Denkerklause fabriziert, die Dachschräge heimelig über sich, den Leib in einen dicken Wollpulli gehüllt, in der Ecke flackert ein Feuerchen im Kanonenöfchen, auf der Fensterbank steht ein Kaktus vor den etwas trüben Scheiben.
Und neben dem mit Papierbergen zugestapelten Dichterschreibtisch aus dunklem Holz steht eine lichtgraue, blitzende Dolmetscherkabine mit saubergewienerten Fenstern, die zwei 'Simultanübersetzerinnen' außerordentlich gute Sicht auf den Ort des Geschehens bietet. Und die elegant gekleideten Damen tippen im Wechsel nun ganz simultan die Übersetzung dessen, was unser Autor da niederschreibt.
Wie war der zentrale Satz nochmal? "... in Halbsätzen von gelegentlich professionell strauchelnden Simultanübersetzerinnen übermittelt." Wieso eigentlich Halbsätze?! Und professionelles Straucheln von Spracharbeiterinnen, was darf ich mir darunter vorstellen?
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Illustration: Der neue Player vom D-Radio
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Mittwoch, 4. Dezember 2013
Untertitel ...
Willkommen auf den Seiten des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache und aus dem Englischen. Hier denke ich über unseren Beruf nach.
... übersetzen wir gerne, das ist eine schöne und zugleich langwierige Arbeit. Für einen Spielfilm veranschlagen wir normalerweise eine Woche. So viel Zeit ist außerhalb fabrikmäßiger Übersetzung dafür nötig, wenn Qualität die zentrale Rolle spielen soll.
Für Schmunzeln sorgen indes automatische Untertitelungsdienste —YouTube bietet einen solchen an, basierend auf Googles "machine translation"-Dienst, sofern bereits Untertitel als Ausgangstext vorhanden sind. Dazu muss der Nutzer auf den roten Pfeil rechts am Bildrand unten klicken. Ein interaktives Menü öffnet sich, und eine weitere Schaltfläche neben "CC" (was für 'closed caption' steht) führt zu Bedienoptionen, über die aus den jeweils angebotenen Sprachen ausgewählt werden kann.
Aber typisch für computergenerierte Übersetzung lesen sich auch hier die Ergebnisse mitunter wie kryptische Rätsel.
Zum Thema fällt mir schließlich noch Woody Allen ein mit seinen auf dem Hausdach untertitelten Gedanken, der berühmte Flirt mit Paralleltext. Und auch der britische Sketch über diskriminierende Untertitel:
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Quelle: YouTube
... übersetzen wir gerne, das ist eine schöne und zugleich langwierige Arbeit. Für einen Spielfilm veranschlagen wir normalerweise eine Woche. So viel Zeit ist außerhalb fabrikmäßiger Übersetzung dafür nötig, wenn Qualität die zentrale Rolle spielen soll.
Für Schmunzeln sorgen indes automatische Untertitelungsdienste —YouTube bietet einen solchen an, basierend auf Googles "machine translation"-Dienst, sofern bereits Untertitel als Ausgangstext vorhanden sind. Dazu muss der Nutzer auf den roten Pfeil rechts am Bildrand unten klicken. Ein interaktives Menü öffnet sich, und eine weitere Schaltfläche neben "CC" (was für 'closed caption' steht) führt zu Bedienoptionen, über die aus den jeweils angebotenen Sprachen ausgewählt werden kann.
Aber typisch für computergenerierte Übersetzung lesen sich auch hier die Ergebnisse mitunter wie kryptische Rätsel.
Zum Thema fällt mir schließlich noch Woody Allen ein mit seinen auf dem Hausdach untertitelten Gedanken, der berühmte Flirt mit Paralleltext. Und auch der britische Sketch über diskriminierende Untertitel:
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Quelle: YouTube
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Dienstag, 3. Dezember 2013
Merci beaucoup XII
Bonjour ! Rasche Grüße aus der Buchhaltung, soviel zum Thema "Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin". Dazu darf ich mich heute schon wieder über eine Spiegelung freuen. Manches Kundendankeschön fällt detaillierter aus. Das freut mich.
"Im Rahmen des vom Verband der deutschen Filmkritik abgehaltenen Podiums „Kritik macht Kino“ am 23.11.2013 im Berliner Arsenal dolmetschte Caroline Elias das Gespräch für den Kurator und Filmredakteur Bernard Payen, Semaine de la Critique Cannes/Cinémathèque Française als einzigem französischsprachigen Podiumsteilnehmer.
Mit der für eine „Flüsterdolmetscherin“ gebotenen Zurückhaltung übertrug sie das eineinhalbstündige Gespräch in professioneller Weise. Für das Publikum gab sie die Äußerungen Payens mit leichter Zeitversetzung und in einer moderaten Lautstärke wieder, was ermöglichte, dass frankophone Zuhörer ohne Probleme den Originalbeiträgen Payens folgen und die Nichtfranzösischsprachigen eine fast simultane und lebendige, wortgewandte Verdolmetschung erhielten." (Dunja Bialas, Vorstandssprecherin, Verband der deutschen Filmkritik)
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Foto: Christine Kisorsy
"Im Rahmen des vom Verband der deutschen Filmkritik abgehaltenen Podiums „Kritik macht Kino“ am 23.11.2013 im Berliner Arsenal dolmetschte Caroline Elias das Gespräch für den Kurator und Filmredakteur Bernard Payen, Semaine de la Critique Cannes/Cinémathèque Française als einzigem französischsprachigen Podiumsteilnehmer.
Mit der für eine „Flüsterdolmetscherin“ gebotenen Zurückhaltung übertrug sie das eineinhalbstündige Gespräch in professioneller Weise. Für das Publikum gab sie die Äußerungen Payens mit leichter Zeitversetzung und in einer moderaten Lautstärke wieder, was ermöglichte, dass frankophone Zuhörer ohne Probleme den Originalbeiträgen Payens folgen und die Nichtfranzösischsprachigen eine fast simultane und lebendige, wortgewandte Verdolmetschung erhielten." (Dunja Bialas, Vorstandssprecherin, Verband der deutschen Filmkritik)
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Foto: Christine Kisorsy
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Merci beaucoup
Montag, 2. Dezember 2013
Schafsbibel
Liebe Leserin, lieber Leser, herzlich willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Hier schreibe ich stets unter Wahrung der Berufsgeheimnisse über Episoden meines Alltags als Dolmetscherin und Übersetzerin.
Das Wort des heutigen Titels ist ein phonetisches Anagramm. Leider soll es doch tatsächlich Menschen geben, die Übersetzern maschinenübersetze Texte "zum Korrekturlesen" zusenden in der irrigen Annahme, dass das Procedere "Unkosten" einsparen helfen würde. Manchmal schieben kluge Menschen aber auch komische Sätze in diese Maschinen und alle freuen sich über den Stuss, der am Ende dabei rauskommt. Hier ein von mir illustriertes Beispiel, das sich im Netz anfand.
The tier bedeutet hier Stufe, Level. Umso schöner, was heute von einer lebendigen Kundin an mich lebendige Übersetzerin ins Mailpostfach flatterte: "... vielen Dank für die schnelle Übermittlung, wir waren mit der Übersetzung außerordentlich zufrieden."
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Foto: schafsbibel.de ;-)
Das Wort des heutigen Titels ist ein phonetisches Anagramm. Leider soll es doch tatsächlich Menschen geben, die Übersetzern maschinenübersetze Texte "zum Korrekturlesen" zusenden in der irrigen Annahme, dass das Procedere "Unkosten" einsparen helfen würde. Manchmal schieben kluge Menschen aber auch komische Sätze in diese Maschinen und alle freuen sich über den Stuss, der am Ende dabei rauskommt. Hier ein von mir illustriertes Beispiel, das sich im Netz anfand.
The tier bedeutet hier Stufe, Level. Umso schöner, was heute von einer lebendigen Kundin an mich lebendige Übersetzerin ins Mailpostfach flatterte: "... vielen Dank für die schnelle Übermittlung, wir waren mit der Übersetzung außerordentlich zufrieden."
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Foto: schafsbibel.de ;-)
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Komisches
Freitag, 29. November 2013
Aus dem Norden
Willkommen auf der Seite einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin mit Hauptarbeitsort Berlin. Hier können Sie Einblicke nehmen in unseren Alltag, zu dem auch das Aufschreiben von Begriffen und Redewendungen zählt.
Vokabelnotiz: Dieser Tage, ein seated dinner mit Menschen aus der Medienwelt, immer abwechselnd saßen Männlein und Weiblein auf ihren Stühlen. Derlei wird "Bunte Reihe" genannt, nicht zu verwechseln mit dem, was in Westfalen unter "westfälischer bunter Reihe" verstanden wird, nämlich genau das Gegenteil davon, also eine Sitzordnung, die Frauen und Männer trennt, was laut Wikipedia auf alte Kirchentraditionen zurückzuführen sei. (Es gibt wohl Dinge, die erschließen sich nur Menschen, die vor Ort sind.)
Wir aber waren im Norden. Der Abend war schön, lang und sehr nahrhaft. Die eine oder der andere musste sogar zwischendurch einen Gang auslassen. Dann fiel der Ausdruck: "auswärts dickt nicht". Der Schnack käme aus Schleswig-Holstein, heißt es. In diesem nördlichsten Bundesland scheinen viele Damen ausschließlich zu Hause zu speisen.
Denn von dort ist mir sonst nur der "schleswig-holsteinische Schreitbagger" bekannt für eine Person weiblichen Geschlechts mit überaus beachtlichen Ausmaßen. Aber das ist alles andere als political correct, das nehm' ich augenblicklich zurück!
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Foto: wird nachgeliefert
Vokabelnotiz: Dieser Tage, ein seated dinner mit Menschen aus der Medienwelt, immer abwechselnd saßen Männlein und Weiblein auf ihren Stühlen. Derlei wird "Bunte Reihe" genannt, nicht zu verwechseln mit dem, was in Westfalen unter "westfälischer bunter Reihe" verstanden wird, nämlich genau das Gegenteil davon, also eine Sitzordnung, die Frauen und Männer trennt, was laut Wikipedia auf alte Kirchentraditionen zurückzuführen sei. (Es gibt wohl Dinge, die erschließen sich nur Menschen, die vor Ort sind.)
Wir aber waren im Norden. Der Abend war schön, lang und sehr nahrhaft. Die eine oder der andere musste sogar zwischendurch einen Gang auslassen. Dann fiel der Ausdruck: "auswärts dickt nicht". Der Schnack käme aus Schleswig-Holstein, heißt es. In diesem nördlichsten Bundesland scheinen viele Damen ausschließlich zu Hause zu speisen.
Denn von dort ist mir sonst nur der "schleswig-holsteinische Schreitbagger" bekannt für eine Person weiblichen Geschlechts mit überaus beachtlichen Ausmaßen. Aber das ist alles andere als political correct, das nehm' ich augenblicklich zurück!
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Foto: wird nachgeliefert
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Mittwoch, 27. November 2013
Beine hoch und runterkommen
Bienvenue ! Wie schön, dass Sie auf den Seiten meines Blogs gelandet sind. Hier schreibe ich, wie der Sprachberuf, ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin, den Alltag verändert. Sogar auf die Nächte wirkt er sich nicht selten aus.
Wenn ich mich entspanne, ist mein Ruhepuls nomalerweise immer, wie er sein soll: Bei 60 Schlägen in der Minute, wie bei einem langsamen Satz von Bach.
Nach dem Dolmetschen ist das anders. Samstagabend stieg ich ohne jeglichen Anflug eines Gedankens an Lampenfieber auf die kleine Bühne im großen Saal des Kinos Arsenal am Potsdamer Platz. Eine Regisseurin und Filmkritiker diskutierten über die Frage "Was kann Kritik, was hat sie verlernt, wofür brauchen wir sie heute?" Ich saß neben Bernard Payen, der heute für die Cinémathèque Française und die Semaine de la Critique in Cannes Programme kuratiert. Nach der Diskussion wurde der Siegfried Kracauer-Preis für Filmkritik vergeben, da dolmetschte ich weiter, auf dass der Gast aus Frankreich sprachlich nicht abgehängt sei. Insgesamt werde ich etwa drei Stunden lang (mit Pausen!) aktiv gewesen sein. (Hier ein Nachtrag: Das Dankeschön des Veranstalters.)
Anschließend wurde gefeiert. Ich war glücklich, mich mal wieder in der Szene aufhalten zu dürfen, in der ich viele Berufsjahre verbracht habe. Um Mitternacht war ich zuhause und hundemüde. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Das Herzchen bummerte. Um zwei Uhr in der früh lag der der Ruhepuls noch bei 100. Ich bin durchschnittlich sportlich und nicht fett ... und fragte mich, was ich tun kann, um wieder runterzukommen.
Also saß ich kurz darauf in der Küche und war auf Facebook unterwegs. Ein Freund aus den USA mutmaßte zu viel Kaffee, das war es nicht, nur das Adrenalin der Dauerkonzentration, er riet zu einem langweiligen Film. Hm, TV habe ich nicht, mein Verhältnis zu Kino ist ein anderes und überhaupt, der Computer strahlt wachmachendes, blaues Licht aus, also wollte ich nur wenig Zeit hier zubringen. "Milch mit Honig" nach einem Wannenbad, rät Kollegin Giselle, ich verhielt mich folgsam. Katjas Vorschlag mit dem Whiskey scheiterte an den unzureichenden Vorräten. Und Jean empfahl Akupressur, dann entstand eine kurze Diskussion, ob sie wirksam ist, wenn man sie bei sich selbst ausführt.
Nein, keine Angst, diese Hinweise kamen nicht alle noch in der Nacht, die Sprachbranche zeichnet sich nicht durchgängig dadurch aus, dass ihre Mitglieder unter Schlaflosigkeit leiden. Zumal die Hinweise ja von Menschen kamen, die das Herumwälzen im Bett erfolgreich bewältigt hatten! Ich habe vorgegriffen.
Kurz vor fünf war ich jedenfalls weiterhin müde, Schlaf stellte sich nur für Sekunden ein. Kurz nach sieben wachte ich auf und hatte auf Englisch geträumt, wie ich Gespräche zwischen Historikern und Diktatoren aus der europäischen und lateinamerikanischen Geschichte verdolmetscht hatte — noch dazu mit schlechten Arbeitsbedingungen, keine Sicht auf die Redner, keine Kopfhörer, nur zu leise eingestellten Lautsprechersound. Dolmetscheralbtraum!
Nach zehn Uhr wachte ich gerädert auf und fand eine schöne Würdigung meiner Arbeit durch eine Berlinaleverantwortliche inmitten der Einschlafmethodendiskussion! Wie schön!
Die Moral von der Geschicht': Ab Mitte Dezember frische ich meine Kenntnisse in Autogenem Training auf, das ist beschlossene Sache. Denn es ist sinnvoll, Entspannungstechniken in ruhigen Phasen zu lernen, damit sie in Stressphasen angewandt werden können.
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Illustration: facebook
Wenn ich mich entspanne, ist mein Ruhepuls nomalerweise immer, wie er sein soll: Bei 60 Schlägen in der Minute, wie bei einem langsamen Satz von Bach.
Nach dem Dolmetschen ist das anders. Samstagabend stieg ich ohne jeglichen Anflug eines Gedankens an Lampenfieber auf die kleine Bühne im großen Saal des Kinos Arsenal am Potsdamer Platz. Eine Regisseurin und Filmkritiker diskutierten über die Frage "Was kann Kritik, was hat sie verlernt, wofür brauchen wir sie heute?" Ich saß neben Bernard Payen, der heute für die Cinémathèque Française und die Semaine de la Critique in Cannes Programme kuratiert. Nach der Diskussion wurde der Siegfried Kracauer-Preis für Filmkritik vergeben, da dolmetschte ich weiter, auf dass der Gast aus Frankreich sprachlich nicht abgehängt sei. Insgesamt werde ich etwa drei Stunden lang (mit Pausen!) aktiv gewesen sein. (Hier ein Nachtrag: Das Dankeschön des Veranstalters.)
Anschließend wurde gefeiert. Ich war glücklich, mich mal wieder in der Szene aufhalten zu dürfen, in der ich viele Berufsjahre verbracht habe. Um Mitternacht war ich zuhause und hundemüde. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Das Herzchen bummerte. Um zwei Uhr in der früh lag der der Ruhepuls noch bei 100. Ich bin durchschnittlich sportlich und nicht fett ... und fragte mich, was ich tun kann, um wieder runterzukommen.
Also saß ich kurz darauf in der Küche und war auf Facebook unterwegs. Ein Freund aus den USA mutmaßte zu viel Kaffee, das war es nicht, nur das Adrenalin der Dauerkonzentration, er riet zu einem langweiligen Film. Hm, TV habe ich nicht, mein Verhältnis zu Kino ist ein anderes und überhaupt, der Computer strahlt wachmachendes, blaues Licht aus, also wollte ich nur wenig Zeit hier zubringen. "Milch mit Honig" nach einem Wannenbad, rät Kollegin Giselle, ich verhielt mich folgsam. Katjas Vorschlag mit dem Whiskey scheiterte an den unzureichenden Vorräten. Und Jean empfahl Akupressur, dann entstand eine kurze Diskussion, ob sie wirksam ist, wenn man sie bei sich selbst ausführt.
Nein, keine Angst, diese Hinweise kamen nicht alle noch in der Nacht, die Sprachbranche zeichnet sich nicht durchgängig dadurch aus, dass ihre Mitglieder unter Schlaflosigkeit leiden. Zumal die Hinweise ja von Menschen kamen, die das Herumwälzen im Bett erfolgreich bewältigt hatten! Ich habe vorgegriffen.
Kurz vor fünf war ich jedenfalls weiterhin müde, Schlaf stellte sich nur für Sekunden ein. Kurz nach sieben wachte ich auf und hatte auf Englisch geträumt, wie ich Gespräche zwischen Historikern und Diktatoren aus der europäischen und lateinamerikanischen Geschichte verdolmetscht hatte — noch dazu mit schlechten Arbeitsbedingungen, keine Sicht auf die Redner, keine Kopfhörer, nur zu leise eingestellten Lautsprechersound. Dolmetscheralbtraum!
Nach zehn Uhr wachte ich gerädert auf und fand eine schöne Würdigung meiner Arbeit durch eine Berlinaleverantwortliche inmitten der Einschlafmethodendiskussion! Wie schön!
Die Moral von der Geschicht': Ab Mitte Dezember frische ich meine Kenntnisse in Autogenem Training auf, das ist beschlossene Sache. Denn es ist sinnvoll, Entspannungstechniken in ruhigen Phasen zu lernen, damit sie in Stressphasen angewandt werden können.
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Illustration: facebook
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Dienstag, 26. November 2013
Dumping mit öffentlicher Hilfe?
Willkommen beim 1. Weblog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine Deutschlands. Hier berichte ich regelmäßig über meine Arbeit. Heute kommentiere ich eine aktuelle Fundsache.
No, we are not amused! Die Übersetzer- und Dolmetschercommunity hat sich in den letzten Tagen hierüber ausgetauscht: Eine GmbH in Köln, die vermutlich im Auftrag der deutschen Arbeitsverwaltung tätig wird, fördert Lohndumping in einem hochqualifizierten Bereich:
Die Frage ist natürlich, ob die gesuchte Person einen halben Nachmittag in der Woche in dem Unternehmen zubringen soll, womit ihre Leistungen mit 25 Euro die Stunde vergütet werden würden, oder doch vielleicht eher häufiger. Komisch, Anzeigen wie "Für diverse Rechtsberatungstätigkeiten und für die Betreuung unserer Vertragsabteilung suchen wir eine(n) erfahrene(n) Rechtsanwalt/-anwältin auf 400 Euro-Basis ..." finden sich nirgends. Nur mit unsereinem glaubt man offenbar, es machen zu können.
Wie war das gleich noch? Was ab Januar 2014 zum 450 Euro-Job wird, wurde einst eingeführt, damit Unternehmen kurzfristig auftretende Spitzenauslastung mit unqualifizierten Kräften ohne großen Verwaltungsaufwand abfedern können und um Rückkehrern in die Arbeitswelt den Wiedereinstieg zu erleichtern. Meistens handelt es sich dabei um Aushilfstätigkeiten im Versand, Pakete packen vor Weihnachten zum Beispiel, in Gastronomie und Handel.
Dass diese sozialversicherungsfreie Beschäftigungsmöglichkeit in den letzten Jahren zu negativen Auswüchsen geführt hat, ist inzwischen sogar im Bundeskanzleramt angekommen. In Newsgroups, über die sich Sprachfachleute austauschen, berichtet eine junge Kollegin sogar davon, dass ihr in noch jüngeren Jahren von einer Agentur einmal ein 400 Euro-Job für 40 Wochenstunden Arbeit angeboten worden sei.
Diese Art Beschäftigungsverhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Arbeitsplatzvernichtungsmaschine entwickelt, die Altersarmut derjenigen, die sich darauf einlassen (müssen), ist programmiert.
Von Spitzenlastabfederung kann hier keine Rede sein: Bei der ausgeschriebenen Stelle, das ist eindeutig, tritt das Arbeitsaufkommen nicht überraschend und vermutlich auch nicht völlig geballt auf, es handelt sich auch nicht um unqualifizierte Tätigkeiten. Die zweite oft vorgebrachte Begründung für diese Vertragsform, dass eine "geringfügige Beschäftigung" ein "Sprungbrett" zurück in den 1. Arbeitsmarkt bieten solle, hat, sozialwissenschaftlichen Studien zufolge, bislang nur in Ausnahmesituationen funktioniert.
Mich ärgert diese Anzeige sehr; sie beschädigt unseren Berufsstand. Übersetzen, Dolmetschen und Sprachunterricht sind keine "Aushilfsarbeiten". Und dass sich hier der Staat an der Abwertung beteiligt, denn wer weiterklickt, wird über Seiten des Jobcenters weitergeleitet, ärgert mich noch mehr. Passend dazu: "Datenreport 2013 — Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland", kann hier als PDF (12,2 MB) heruntergeladen werden.
P.S.: Last but not least ist es nicht selbstverständlich, dass jemand, der übersetzt oder dolmetscht, auch ein guter Pädagoge ist.
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Illustration: jobkontakt GmbH, Köln
No, we are not amused! Die Übersetzer- und Dolmetschercommunity hat sich in den letzten Tagen hierüber ausgetauscht: Eine GmbH in Köln, die vermutlich im Auftrag der deutschen Arbeitsverwaltung tätig wird, fördert Lohndumping in einem hochqualifizierten Bereich:
Wie war das gleich noch? Was ab Januar 2014 zum 450 Euro-Job wird, wurde einst eingeführt, damit Unternehmen kurzfristig auftretende Spitzenauslastung mit unqualifizierten Kräften ohne großen Verwaltungsaufwand abfedern können und um Rückkehrern in die Arbeitswelt den Wiedereinstieg zu erleichtern. Meistens handelt es sich dabei um Aushilfstätigkeiten im Versand, Pakete packen vor Weihnachten zum Beispiel, in Gastronomie und Handel.
Dass diese sozialversicherungsfreie Beschäftigungsmöglichkeit in den letzten Jahren zu negativen Auswüchsen geführt hat, ist inzwischen sogar im Bundeskanzleramt angekommen. In Newsgroups, über die sich Sprachfachleute austauschen, berichtet eine junge Kollegin sogar davon, dass ihr in noch jüngeren Jahren von einer Agentur einmal ein 400 Euro-Job für 40 Wochenstunden Arbeit angeboten worden sei.
Diese Art Beschäftigungsverhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Arbeitsplatzvernichtungsmaschine entwickelt, die Altersarmut derjenigen, die sich darauf einlassen (müssen), ist programmiert.
Von Spitzenlastabfederung kann hier keine Rede sein: Bei der ausgeschriebenen Stelle, das ist eindeutig, tritt das Arbeitsaufkommen nicht überraschend und vermutlich auch nicht völlig geballt auf, es handelt sich auch nicht um unqualifizierte Tätigkeiten. Die zweite oft vorgebrachte Begründung für diese Vertragsform, dass eine "geringfügige Beschäftigung" ein "Sprungbrett" zurück in den 1. Arbeitsmarkt bieten solle, hat, sozialwissenschaftlichen Studien zufolge, bislang nur in Ausnahmesituationen funktioniert.
Mich ärgert diese Anzeige sehr; sie beschädigt unseren Berufsstand. Übersetzen, Dolmetschen und Sprachunterricht sind keine "Aushilfsarbeiten". Und dass sich hier der Staat an der Abwertung beteiligt, denn wer weiterklickt, wird über Seiten des Jobcenters weitergeleitet, ärgert mich noch mehr. Passend dazu: "Datenreport 2013 — Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland", kann hier als PDF (12,2 MB) heruntergeladen werden.
P.S.: Last but not least ist es nicht selbstverständlich, dass jemand, der übersetzt oder dolmetscht, auch ein guter Pädagoge ist.
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Illustration: jobkontakt GmbH, Köln
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Am Wegesrand aufgelesen
Montag, 25. November 2013
Genauigkeit
Hallo! Hier verzeichnet eine Dolmetscherin und Übersetzerin Notizen aus dem Alltag. Das schließt besondere Fundstücke mit ein.
Übersetzer sind die genauesten Leser (Korrekturleser). Sie nehmen den Autor beim Wort.
Günter Grass
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Übersetzer sind die genauesten Leser (Korrekturleser). Sie nehmen den Autor beim Wort.
Günter Grass
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Zitate
Sonntag, 24. November 2013
(Kunst)Lichterzeit
Hallo auf den Blogseiten einer Übersetzerin und Dolmetscherin. In der Blogosphäre gehen manchmal Fragen rum, die wie das #apfelnussmandelkern-Stöckchen beim Stafettenlauf von Blogger zu Blogger wandern. Wibke Ladwig hat mir das Blogstöckchen von Garten2null.de zugeworfen, es geht um die Jahrezeit, in der wir uns befinden.
Wie gestalten Sie das Jahresende?
In Familie: Ritueller Büchertausch, draußen ist es kalt, drinnen warm, die Speisekammer voller Spezereien und es wird stundenlang gekocht, erzählt, diskutiert, Bilder aus dem ablaufenden Jahr betrachtet, Rückschau gehalten.
Welche lustigen Geschichten haben Sie zu Advent, Weihnachten oder Silvester erlebt?
Als ich acht Jahre alt war, durfte ich bei Nachbarn, die Kinder im Alter von drei und fünf hatten, den Nikolaus spielen. In meinen roten Frottee-Bademantel gehüllt, die roten Gummistiefel an den Füßen und eine Nikolausmaske vor dem Gesicht, deren Bart ich mit Watte verlängert hatte, ging ich aus dem Haus und über die Straße. Auf dem Weg ins Mietshaus, in dem die Familie wohnte, kam mir jemand entgegen: Ein ausgewachener Nikolaus! Pantomimisch lüften wir die gedachten Hüte, nickten einander zu, der große Nikolaus sagt zum kleinen: "Herr Nikolaus, guten Abend!", der kleine zum großen: "Gute Arbeit wünsch' ich!" Sehr filmisch. Dass sich mir diese Szene derart "eingebrannt" hat ins Gedächtnis, zeigt, dass ich früh einen Sinn hatte für Szenen und Bilder. Eine meiner Spezialisierungen als Dolmetscherin und Übersetzerin, den Filmbereich, finde ich hier wieder.
Was bedeutet Ihnen der November oder der Dezember?
... Dunkelheit und dass das Wirtschaftsleben nochmal beschleunigt, bevor eine satte Ruhe einsetzt.
Was verbinden Sie mit der Lichterzeit?
Der natürliche Lichtmangel zu Jahresende macht mir schwer zu schaffen. Mich rettet aber meine Tageslichtlampe, die als heller Schirm auf dem Esstisch steht und mir immer wie ein Bullauge im Flieger mit Blick auf Himmel und Wolkendecke vorkommt, von oben natürlich. Dass schon zu heidnischen Zeiten die Wintersonnenwende mit Licht gefeiert wurde, kann ich nachfühlen.
Auf was freuen Sie sich jetzt besonders?
Aufs Batterienauftanken zu Jahresende. Manchmal bietet der Berliner Winter auch große Kälte, die ich mag, weil dann der Himmel blau ist. Aber es gibt auch Monate ohne eine einzige Sonnenstunde wie Januar 2013. Also erhoffe ich erstmal nichts, sondern nehme, was kommt. Ändern kann ich's ja ohnehin nicht.
Was nervt Sie jetzt mehr als im übrigen Jahr?
Schon gestern hörte ich in die ersten Knaller auf der Straße. Das mag ich gar nicht, vor allem, weil es so viele gelangweile, kaum empathische Menschen gibt, die derlei vom Balkon oder in geschlossenen Räumen werfen. Ein Bekannter einer Freundin war Berufsmusiker, bis neben ihm in der U-Bahn so ein Teil explodierte. Ich gehe in diesen Wochen nur mit Ohropax aus dem Haus, muss dann auf meine geliebten Kultur- und Politiksendungen des französischen Hörfunks über Kopfhörer verzichten.
Wie gestalten Sie Ihren Garten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Zunächst muss ich sensible Pflanzen und einiges an blauem Glas in die Wohnung holen, was auf dem Balkon den Sommer verbringt. (Mit dem blauen Glas "ankere" ich diese Farbe, denn der Berliner Himmel ist nur einige Wochen im Jahr reiseprospekttauglich.) In der Wohnung weisen nur wenig selbstgebastelte Sachen auf den Winter hin — aber nie vor Anfang Dezember! Freitag sah ich in Berlin überall schon Weihnachtsdeko, vor Totensonntag! Das stört mich genauso wie die Armeen von Schokonikoläusen, die zuverlässig exakt dann in der Quengelzone der Supermarktkassen aufmarschieren, wenn die Sonnenbrillen und Strohhüte von den Sonderverkaufsflächen abgeräumt worden sind.
Welche Bücher lesen Sie jetzt oder haben sich vorgenommen zu lesen?
In meinem Arbeitszimmer stapeln sich ungefähr 30 Bücher in drei Sprachen, alles queerbeet. Ja, in der dunklen Jahreszeit lese ich (noch) mehr als sonst.
Und die Frage aller Fragen: kaufen Sie jetzt schon Geschenke ein?
Jein, weil hier schon viele Präsente warten. Als Kind einer kinderreichen Familie habe ich in der Regel im August die ersten Sachen in der Hand, bei denen ich ans Jahresende denke.
So, ich werfe das Stöckchen bei Texttreff.de in die Luft, wer fängt es wohl auf?
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Wie gestalten Sie das Jahresende?
In Familie: Ritueller Büchertausch, draußen ist es kalt, drinnen warm, die Speisekammer voller Spezereien und es wird stundenlang gekocht, erzählt, diskutiert, Bilder aus dem ablaufenden Jahr betrachtet, Rückschau gehalten.
Welche lustigen Geschichten haben Sie zu Advent, Weihnachten oder Silvester erlebt?
Als ich acht Jahre alt war, durfte ich bei Nachbarn, die Kinder im Alter von drei und fünf hatten, den Nikolaus spielen. In meinen roten Frottee-Bademantel gehüllt, die roten Gummistiefel an den Füßen und eine Nikolausmaske vor dem Gesicht, deren Bart ich mit Watte verlängert hatte, ging ich aus dem Haus und über die Straße. Auf dem Weg ins Mietshaus, in dem die Familie wohnte, kam mir jemand entgegen: Ein ausgewachener Nikolaus! Pantomimisch lüften wir die gedachten Hüte, nickten einander zu, der große Nikolaus sagt zum kleinen: "Herr Nikolaus, guten Abend!", der kleine zum großen: "Gute Arbeit wünsch' ich!" Sehr filmisch. Dass sich mir diese Szene derart "eingebrannt" hat ins Gedächtnis, zeigt, dass ich früh einen Sinn hatte für Szenen und Bilder. Eine meiner Spezialisierungen als Dolmetscherin und Übersetzerin, den Filmbereich, finde ich hier wieder.
Was bedeutet Ihnen der November oder der Dezember?
... Dunkelheit und dass das Wirtschaftsleben nochmal beschleunigt, bevor eine satte Ruhe einsetzt.
Was verbinden Sie mit der Lichterzeit?
Herbstdeko mit Bullauge |
Auf was freuen Sie sich jetzt besonders?
Aufs Batterienauftanken zu Jahresende. Manchmal bietet der Berliner Winter auch große Kälte, die ich mag, weil dann der Himmel blau ist. Aber es gibt auch Monate ohne eine einzige Sonnenstunde wie Januar 2013. Also erhoffe ich erstmal nichts, sondern nehme, was kommt. Ändern kann ich's ja ohnehin nicht.
Was nervt Sie jetzt mehr als im übrigen Jahr?
Schon gestern hörte ich in die ersten Knaller auf der Straße. Das mag ich gar nicht, vor allem, weil es so viele gelangweile, kaum empathische Menschen gibt, die derlei vom Balkon oder in geschlossenen Räumen werfen. Ein Bekannter einer Freundin war Berufsmusiker, bis neben ihm in der U-Bahn so ein Teil explodierte. Ich gehe in diesen Wochen nur mit Ohropax aus dem Haus, muss dann auf meine geliebten Kultur- und Politiksendungen des französischen Hörfunks über Kopfhörer verzichten.
Wie gestalten Sie Ihren Garten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Zunächst muss ich sensible Pflanzen und einiges an blauem Glas in die Wohnung holen, was auf dem Balkon den Sommer verbringt. (Mit dem blauen Glas "ankere" ich diese Farbe, denn der Berliner Himmel ist nur einige Wochen im Jahr reiseprospekttauglich.) In der Wohnung weisen nur wenig selbstgebastelte Sachen auf den Winter hin — aber nie vor Anfang Dezember! Freitag sah ich in Berlin überall schon Weihnachtsdeko, vor Totensonntag! Das stört mich genauso wie die Armeen von Schokonikoläusen, die zuverlässig exakt dann in der Quengelzone der Supermarktkassen aufmarschieren, wenn die Sonnenbrillen und Strohhüte von den Sonderverkaufsflächen abgeräumt worden sind.
Welche Bücher lesen Sie jetzt oder haben sich vorgenommen zu lesen?
In meinem Arbeitszimmer stapeln sich ungefähr 30 Bücher in drei Sprachen, alles queerbeet. Ja, in der dunklen Jahreszeit lese ich (noch) mehr als sonst.
Und die Frage aller Fragen: kaufen Sie jetzt schon Geschenke ein?
Jein, weil hier schon viele Präsente warten. Als Kind einer kinderreichen Familie habe ich in der Regel im August die ersten Sachen in der Hand, bei denen ich ans Jahresende denke.
So, ich werfe das Stöckchen bei Texttreff.de in die Luft, wer fängt es wohl auf?
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Foto: C.E. (Archiv)
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Donnerstag, 21. November 2013
Wer den Cent nicht ehrt ...
Bonjour, welcome, guten Tag oder Abend! Sie sind punktgenau in der Arbeitswelt einer Sprachmittlerin gelandet. Was ich mache? Hier schreibe ich über meine Tätigkeit als Dolmetscherin und Übersetzerin. Vor der eigentlichen Arbeit liegt aber die manchmal peinvolle Phase der Honorarverhandlung.
... ist des Euros nicht wert, das stimmte früher, als die Redensart noch anders ging, das gilt auch noch heute. Gefeilscht wird manchmal um kleine Beträge, so kennen wir es. Einem guten Kunden geben wir gerne einige Prozent Rabatt, denn regelmäßige Aufträge in hohem Umfang reduzieren den Marketing- und Verhandlungsaufwand. Anders ist es, wenn sehr große Nachlässe eingefordert werden, zum Teil geschieht das ziemlich direkt.
Es fühlt sich mitunter so an, als hätte mit Beginn der Spekulationskrise, deren Folgen auf die Staatshaushalte abgewälzt wurden, manch einer seine gute Kinderstube vergessen. Da kommt schon mal ein sehr bestimmtes: "Bei dem Umfang muss das billiger zu haben sein." Wer sagt das? Jemand, der zum Beispiel irgendein digitales Pinökel in China bauen lässt und weltweit vertreibt. Wie rechnen eigentlich unsere Kunden?
Die Entwicklung des Pinökels hat die Summe X gekostet, das Investment muss sich über den Verkauf möglichst rasch amortisieren. Ist das vorab investierte Geld wieder eingespielt, also einige Zeit später, ist die Konkurrenz sicher auch schon so weit: Sie hat das Modell (irgendwo im Ausland) abgekupfert oder so vereinfacht, dass sich kein Patentgericht dafür interessiert. Sie verkaufen billiger als "unsere" Firma.
Da die Entwicklungskosten (hoffentlich!) wieder zurückgeholt sind, wird nun die Beispielfirma ihren Preis senken, um im Wettbewerb besser dazustehen. (Ja, ich weiß, manche Erfindung ist schnell geklaut; deshalb müsste das Anzapfen deutscher Datenströme der Kanzlerin im Grunde ein sehr großer Dorn im Auge sein.) Zurück von der Situation des Anrufers zu jener der Angerufenen.
Wir Übersetzer und Dolmetscher entwickeln gar nichts, es sei denn, die eigenen Sprachkenntnisse über die Jahre weiter. Außerdem nimmt die Anzahl der Fachgebiete, in denen wir arbeiten, bestenfalls regelmäßig zu. Bei der konkreten Arbeit müssen wir allerdings immer wieder von vorne anfangen, wir sitzen immer die gleiche Zeit an Kabinenpult oder Schreibtisch. Jede neue Arbeit ist wie eine Neuentwicklung.
Natürlich können wir auf Erfahrung zurückgreifen, können eventuell ein "Translation Memory System" nutzen, also eine Art digitales Kontextwörterbuch, das aus früheren Projekten ähnliche Lösungen herausfiltert und anbietet, mehr allerdings nicht. (Und gerade im künstlerischen Bereich sind solche Übersetzungsspeicher sinnlos. Ich habe mir nie eins angeschafft.)
Kurz: Unsereiner entwickelt jedes Mal neu, testet den "Protoypen", entwickelt ihn bis zur|Marktfähigkeit| Abgabefähigkeit: Das bedeutet übertragen, nachschlagen, feilen, lernen, üben und am Ende doch noch einmal Korrektur lesen. Oder wie zu Wochenanfang. Da musste ein schon im Sommer abgeschlossenes Projekt aufgrund eines Computerproblems über Nacht erneut getippt werden, um vom Kunden weiterbearbeitet zu werden. Das Schreibbüro hat seine Sache gut gemacht, nur mit den Einzügen, die so ein Drehbuch aufweist, hat es nicht so recht geklappt.
Also habe ich meinen Nachtschlaf verkürzt und saß von sechs bis halb neun Uhr morgens am Schreibtisch, las Korrektur und vereinheitlichte das Layout. (Eine Optimierung hätte wohl noch mehr Zeit beansprucht.) Hier führt die Masse der Arbeit auch nicht gerade dazu, dass es schneller geht, hier gilt nur der alte und immer wieder gern zitierte Slogan: Put on some appropriate music. Bite down hard. Get it done.
Den Mehraufwand werden wir unserem Kunden nicht in Rechnung stellen, denn niemand kann nachvollziehen, wo und zu welchem Zeitpunkt sich der Virus, der mit Zeitabstand sein unschönes Antlitz gezeigt hat, eingeschlichen hat.
Dass wir Sprachmittler kostenbewusst arbeiten, liegt oft darin begründet, dass wir Einzelkämpfer sind, die sich häufig zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben (oder mit Kollegen Korrekturdienstleistung tauschen). Anders als so manche große Agentur, die mehr Geld in Werbung und repräsentative Büros als in die Endfertigung investiert, bekommen die Kunden bei uns "mehr Sprachdienstleistung" für ihr Geld. Ein kurzes Beispiel mit Zahlen kommt morgen.
Vokabelnotiz:
Pinökel ist ein umgangssprachlicher Begriff für einen winzigen nadelähnlichen Gegenstand (Herkunft: Ostwestfalen bis Norddeutschland).
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Fotos: C.E. (Archiv)
... ist des Euros nicht wert, das stimmte früher, als die Redensart noch anders ging, das gilt auch noch heute. Gefeilscht wird manchmal um kleine Beträge, so kennen wir es. Einem guten Kunden geben wir gerne einige Prozent Rabatt, denn regelmäßige Aufträge in hohem Umfang reduzieren den Marketing- und Verhandlungsaufwand. Anders ist es, wenn sehr große Nachlässe eingefordert werden, zum Teil geschieht das ziemlich direkt.
Es fühlt sich mitunter so an, als hätte mit Beginn der Spekulationskrise, deren Folgen auf die Staatshaushalte abgewälzt wurden, manch einer seine gute Kinderstube vergessen. Da kommt schon mal ein sehr bestimmtes: "Bei dem Umfang muss das billiger zu haben sein." Wer sagt das? Jemand, der zum Beispiel irgendein digitales Pinökel in China bauen lässt und weltweit vertreibt. Wie rechnen eigentlich unsere Kunden?
Die Entwicklung des Pinökels hat die Summe X gekostet, das Investment muss sich über den Verkauf möglichst rasch amortisieren. Ist das vorab investierte Geld wieder eingespielt, also einige Zeit später, ist die Konkurrenz sicher auch schon so weit: Sie hat das Modell (irgendwo im Ausland) abgekupfert oder so vereinfacht, dass sich kein Patentgericht dafür interessiert. Sie verkaufen billiger als "unsere" Firma.
Da die Entwicklungskosten (hoffentlich!) wieder zurückgeholt sind, wird nun die Beispielfirma ihren Preis senken, um im Wettbewerb besser dazustehen. (Ja, ich weiß, manche Erfindung ist schnell geklaut; deshalb müsste das Anzapfen deutscher Datenströme der Kanzlerin im Grunde ein sehr großer Dorn im Auge sein.) Zurück von der Situation des Anrufers zu jener der Angerufenen.
Wir Übersetzer und Dolmetscher entwickeln gar nichts, es sei denn, die eigenen Sprachkenntnisse über die Jahre weiter. Außerdem nimmt die Anzahl der Fachgebiete, in denen wir arbeiten, bestenfalls regelmäßig zu. Bei der konkreten Arbeit müssen wir allerdings immer wieder von vorne anfangen, wir sitzen immer die gleiche Zeit an Kabinenpult oder Schreibtisch. Jede neue Arbeit ist wie eine Neuentwicklung.
Natürlich können wir auf Erfahrung zurückgreifen, können eventuell ein "Translation Memory System" nutzen, also eine Art digitales Kontextwörterbuch, das aus früheren Projekten ähnliche Lösungen herausfiltert und anbietet, mehr allerdings nicht. (Und gerade im künstlerischen Bereich sind solche Übersetzungsspeicher sinnlos. Ich habe mir nie eins angeschafft.)
Kurz: Unsereiner entwickelt jedes Mal neu, testet den "Protoypen", entwickelt ihn bis zur
Also habe ich meinen Nachtschlaf verkürzt und saß von sechs bis halb neun Uhr morgens am Schreibtisch, las Korrektur und vereinheitlichte das Layout. (Eine Optimierung hätte wohl noch mehr Zeit beansprucht.) Hier führt die Masse der Arbeit auch nicht gerade dazu, dass es schneller geht, hier gilt nur der alte und immer wieder gern zitierte Slogan: Put on some appropriate music. Bite down hard. Get it done.
Den Mehraufwand werden wir unserem Kunden nicht in Rechnung stellen, denn niemand kann nachvollziehen, wo und zu welchem Zeitpunkt sich der Virus, der mit Zeitabstand sein unschönes Antlitz gezeigt hat, eingeschlichen hat.
Dass wir Sprachmittler kostenbewusst arbeiten, liegt oft darin begründet, dass wir Einzelkämpfer sind, die sich häufig zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben (oder mit Kollegen Korrekturdienstleistung tauschen). Anders als so manche große Agentur, die mehr Geld in Werbung und repräsentative Büros als in die Endfertigung investiert, bekommen die Kunden bei uns "mehr Sprachdienstleistung" für ihr Geld. Ein kurzes Beispiel mit Zahlen kommt morgen.
Vokabelnotiz:
Pinökel ist ein umgangssprachlicher Begriff für einen winzigen nadelähnlichen Gegenstand (Herkunft: Ostwestfalen bis Norddeutschland).
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Fotos: C.E. (Archiv)
Kategorien:
Arbeitsplätze,
Money talks / Preise,
Sprachschatz
Mittwoch, 20. November 2013
Küchenutensilien
Hallo! Sie lesen hier eine Seite des ersten Weblogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich schreibe als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache und aus dem Englischen über unseren Berufsalltag. Eine Liebe zu Sprachen haben sicher alle von uns schon im Kindesalter entwickelt.
Gestern und heute habe ich mich jeweils verschrieben beim Versuch, einen kurzen Blogeintrag zu texten. "Verschrieben" möchte ich hier im Sinne wie "verlaufen" oder "verirrt" verstanden wissen. Das ist eine individuelle Verwendung der Sprache, ich genehmige sie mir, aber ich dränge sie niemandem auf.
Mancher fremde Sprachgebrauch wird einem als Bürger mitten in Europa von den Bildungseinrichtungen aufgedrängt. Auch dann, wenn Begriffe allzusehr nach einem schlechten Kalauer klingen.
Rückblende: Marburg an der Lahn, vergangenes Jahrhundert. Im polytechnischen Unterricht der hessischen integrierten Gesamtschule hatten wir Hauswirtschaftsunterricht. Ich fand das gut und lehrreich. Mein Cousin in der DDR ging schließlich auch auf eine polytechnische Oberschule, und viel über Technik wollte ich auch lernen.
Wenn da nicht die Klassenarbeiten gewesen wären! Die Fragen waren oft an Einfältigkeit kaum zu überbieten. Einmal, wir hatten gerade diverse Küchengerätschaften durchgenommen, sollten wir auf die Frage antworten: "Wie nennt man einen Kochlöffel mit Loch darin?"
Für den Fortgang der Geschichte muss ich jetzt erzählen, dass wir an Gruppentischen saßen, dass ich in allen Fächern außer Mathe einigermaßen gute bis gute Noten hatte und dass ich zu denjenigen zählte, die den Ton angaben. Außerdem war ich gerade erst mit 12 Jahren große Schwester geworden, weshalb ich in der Fachunterrichtsstunde vor der Klassenarbeit zu Baby und Mutter ins Krankenhaus durfte.
Aus Gründen, an die ich mich nicht erinnere, verließ die Lehrerin kurz den Klassenraum, ich wurde angestupst, Finger deuteten auf die bewusste Frage. Ich zuckte mit den Achseln und ließ ein als Kalauer gemeintes: "Bestimmt Lochlöffel" fallen.
Wenig später erhielten wir die Klassenarbeiten zurück. Vor unserem Tisch stehend sagte die Lehrerin: "Hier sitzen fünf, die sehr gut aufgepasst haben, denn alle haben die Kochlöffelfrage völlig richtig beantwortet! Alle, bis auf eine ..." Ich wurde trotzdem auch gelobt — dass ich nicht abschreiben würde, sei hiermit bewiesen. Die Frage wurde zudem nicht gewertet, denn ich hatte den Stoff ja wegen Babybesuchsurlaubs verpasst. Ja, ich glaube, wir haben manche unserer Lehrer nicht ernstgenommen.
Verwissenschaftlichung von Nicht-Wissenschaftlichem heißt das.
Aber sonst war die Schule toll. Viel besser, als das naturwissenschaftliche Gymnasium in Baden-Württemberg, auf dem ich mich anschließend einige viel zu lange Jahre mit zum Teil rechtsextremem Lehrpersonal herumquälen musste. Unser Chemie-Fachleiter, der mich besonders gepiesackt hatte, ließ sich mit Eintritt ins Rentenalter von den Republikanern aufstellen. Mal 'ne Frage: Wurde ihm eigentlich auch aus antidemokratischen Gründen die Pension gekürzt, wie es mit den DDR-Funktionären und anderen im Staatsapparat tätigen (z.B. Chefdolmetschern) der Fall gewesen ist?
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
P.S.: Mit Bildungsstudien lässt sich noch heute nachweisen, dass in der DDR im Schnitt die besseren Schulen standen, ging es hier doch um den positiven Wettbewerb, möglichst viele Talente zu entdecken und zu fördern. Im Westen hing/hängt schulischer Erfolg oft vom Nachhilfebudget der Eltern ab; das gräßliche Wort "Selektion" führte nämlicher Chemiefachleiter täglich ins Feld.
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Foto: C.E.
Gestern und heute habe ich mich jeweils verschrieben beim Versuch, einen kurzen Blogeintrag zu texten. "Verschrieben" möchte ich hier im Sinne wie "verlaufen" oder "verirrt" verstanden wissen. Das ist eine individuelle Verwendung der Sprache, ich genehmige sie mir, aber ich dränge sie niemandem auf.
Mancher fremde Sprachgebrauch wird einem als Bürger mitten in Europa von den Bildungseinrichtungen aufgedrängt. Auch dann, wenn Begriffe allzusehr nach einem schlechten Kalauer klingen.
Rückblende: Marburg an der Lahn, vergangenes Jahrhundert. Im polytechnischen Unterricht der hessischen integrierten Gesamtschule hatten wir Hauswirtschaftsunterricht. Ich fand das gut und lehrreich. Mein Cousin in der DDR ging schließlich auch auf eine polytechnische Oberschule, und viel über Technik wollte ich auch lernen.
Wenn da nicht die Klassenarbeiten gewesen wären! Die Fragen waren oft an Einfältigkeit kaum zu überbieten. Einmal, wir hatten gerade diverse Küchengerätschaften durchgenommen, sollten wir auf die Frage antworten: "Wie nennt man einen Kochlöffel mit Loch darin?"
Für den Fortgang der Geschichte muss ich jetzt erzählen, dass wir an Gruppentischen saßen, dass ich in allen Fächern außer Mathe einigermaßen gute bis gute Noten hatte und dass ich zu denjenigen zählte, die den Ton angaben. Außerdem war ich gerade erst mit 12 Jahren große Schwester geworden, weshalb ich in der Fachunterrichtsstunde vor der Klassenarbeit zu Baby und Mutter ins Krankenhaus durfte.
Aus Gründen, an die ich mich nicht erinnere, verließ die Lehrerin kurz den Klassenraum, ich wurde angestupst, Finger deuteten auf die bewusste Frage. Ich zuckte mit den Achseln und ließ ein als Kalauer gemeintes: "Bestimmt Lochlöffel" fallen.
Wenig später erhielten wir die Klassenarbeiten zurück. Vor unserem Tisch stehend sagte die Lehrerin: "Hier sitzen fünf, die sehr gut aufgepasst haben, denn alle haben die Kochlöffelfrage völlig richtig beantwortet! Alle, bis auf eine ..." Ich wurde trotzdem auch gelobt — dass ich nicht abschreiben würde, sei hiermit bewiesen. Die Frage wurde zudem nicht gewertet, denn ich hatte den Stoff ja wegen Babybesuchsurlaubs verpasst. Ja, ich glaube, wir haben manche unserer Lehrer nicht ernstgenommen.
Verwissenschaftlichung von Nicht-Wissenschaftlichem heißt das.
Aber sonst war die Schule toll. Viel besser, als das naturwissenschaftliche Gymnasium in Baden-Württemberg, auf dem ich mich anschließend einige viel zu lange Jahre mit zum Teil rechtsextremem Lehrpersonal herumquälen musste. Unser Chemie-Fachleiter, der mich besonders gepiesackt hatte, ließ sich mit Eintritt ins Rentenalter von den Republikanern aufstellen. Mal 'ne Frage: Wurde ihm eigentlich auch aus antidemokratischen Gründen die Pension gekürzt, wie es mit den DDR-Funktionären und anderen im Staatsapparat tätigen (z.B. Chefdolmetschern) der Fall gewesen ist?
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
P.S.: Mit Bildungsstudien lässt sich noch heute nachweisen, dass in der DDR im Schnitt die besseren Schulen standen, ging es hier doch um den positiven Wettbewerb, möglichst viele Talente zu entdecken und zu fördern. Im Westen hing/hängt schulischer Erfolg oft vom Nachhilfebudget der Eltern ab; das gräßliche Wort "Selektion" führte nämlicher Chemiefachleiter täglich ins Feld.
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Foto: C.E.
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Komisches,
Sprachschatz
Montag, 18. November 2013
Mark Twain (1)
Bonjour! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Dieser Tage eile ich zwischen Kabine und Bibliothek hin und her. Tagsüber sind noch Kapazitäten frei, abends erhole ich mich mit dem guten Buch ...
Mal wieder Mark Twain zur Hand genommen, nachdem ich mit den weltbesten Patensohn bei seinen Schritten von der Kinder- zur Jugendliteratur begleiten durfte.
Twain (1835–1910) reiste 1878 durch Deutschland. Was er darüber schrieb, liest sich stellenweise, als hätte es ein angeschwipster Anthropologe verfasst. Die Deutschen beschrieb er als "warmherzig, gefühlvoll, impulsiv, begeisterungsfähig, beim zartesten Anstoß kommen ihnen die Tränen, und es ist nicht schwer, sie zum Lachen zu bringen." OK, keine Einwände, Euer Ehren!
Mit der deutschen Sprache wurde er nicht warm. Sein Résumé: "Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen." Meine heiße Leseempfehlung, "Die schreckliche deutsche Sprache", ist auch online lesbar.
Der Text ist zudem für Dolmetscher relevant, ich sage nur 'das Verb kommt am Ende'. Na, dann kann die Welt aber mal froh sein, dass es uns Übersetzer gibt. Wir sind, laut Twain, "verwegene Kämpfer, die den Turm von Babel angreifen.“
Dann ist ja alles klar. So, nun will ich mal weiterkämpfen, am Abend weiterlesen.
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Foto: M.T. (Wikimedia, creative commons)
Mal wieder Mark Twain zur Hand genommen, nachdem ich mit den weltbesten Patensohn bei seinen Schritten von der Kinder- zur Jugendliteratur begleiten durfte.
Twain (1835–1910) reiste 1878 durch Deutschland. Was er darüber schrieb, liest sich stellenweise, als hätte es ein angeschwipster Anthropologe verfasst. Die Deutschen beschrieb er als "warmherzig, gefühlvoll, impulsiv, begeisterungsfähig, beim zartesten Anstoß kommen ihnen die Tränen, und es ist nicht schwer, sie zum Lachen zu bringen." OK, keine Einwände, Euer Ehren!
Mit der deutschen Sprache wurde er nicht warm. Sein Résumé: "Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen." Meine heiße Leseempfehlung, "Die schreckliche deutsche Sprache", ist auch online lesbar.
Der Text ist zudem für Dolmetscher relevant, ich sage nur 'das Verb kommt am Ende'. Na, dann kann die Welt aber mal froh sein, dass es uns Übersetzer gibt. Wir sind, laut Twain, "verwegene Kämpfer, die den Turm von Babel angreifen.“
Dann ist ja alles klar. So, nun will ich mal weiterkämpfen, am Abend weiterlesen.
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Foto: M.T. (Wikimedia, creative commons)
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