Samstag, 7. Dezember 2013

Sprachmamsell

Bonjour oder bonsoir ! Absichtlich oder zufällig sind Sie auf den Seiten des di­gi­ta­len Arbeitstagebuchs einer Sprachmittlerin gelandet. Hier schreibe ich über den Berufsalltag und was mich nebenbei so beschäftigt.

"Wo stecken denn die Sprachmamsell'n?", fragte letztens ein Kunde seinen Kollegen bei einem Abendessen augenzwinkernd, als er mit einem Menschen aus einem an­de­ren Sprachgebiet ins Gespräch kommen wollte. Wir saßen in einer Art Ausflugs­dampfer an langen Tafeln, der seine nächtliche Runde um den Berliner Stadtkern zog, und ließen uns ein mehrgängiges, ausgewähltes Menu schmecken. (Das Was­ser­fahr­zeug fährt natürlich ohne Dampf und gehört zu einem großen Hotel.)

Das mit den Mamsellen war insofern richtig, als dass wir für die französische Spra­che angeheuert worden waren und das Wort vom französischen mademoiselle ent­lehnt wurde. Ab dem 18. Jahrhundert bezeichnete der Begriff eine leitende Haus­wirt­schafterin. In gewisser Weise stimmte sogar das, waren wir doch in leitender Position für die Beförderung der Wirtschaft zuständig.

Komisch, die meisten Dolmetscher sind Frauen. Diese Woche fiel mir daher fol­gen­de aktuelle Nachricht auf: Weibliche und männliche Gehirne sind unterschiedlich verschaltet. Was wir immer ahnten, beschrieben Wissenschaftler der University of Pennsylvania. Dank MRT-Untersuchungen kamen sie den räumlichen Strukturen von Neuronen näher. Ergebnis: Im Großhirn der Frauen gibt es mehr neuronale Ver­bin­dun­gen zwischen den beiden Hemisphären.

Bei männlichen Gehirnen sind dafür die Nervenzellen innerhalb der Hirnhälften enger miteinander verknüpft. Die Vermutung geht nun dahin, dass Frauen in­fol­ge­des­sen stärker auf dem Feld von Analyse und Intuition sind, Männer dafür besser Ziele wahrnehmen und diese leichter auf Handlungen ausrichten können. Wie bei vielen anderen neuronalen Prozessen auch, lassen sich diese Unterschiede erst ab der Pubertät beobachten. (Deutsche Meldung hier: Deutschlandfunk, auf Englisch: The independent, Erstveröffentlichung: PNAS.)

Hm, Gleichstellung der Geschlechter in der Kabine hat zum Glück noch niemand gefordert. Und auch nicht an den langen Tafeln von Restaurantschiffen. Die Ant­wort auf die Frage unseres Kunden war einfach: Die eine saß am anderen Ende des "Saals", die andere (ich) direkt neben ihm. Seine Wahrnehmung war nur auf seinen Gesprächspartner direkt vor ihm gerichtet.

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Foto: wird nachgeliefert

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