Haben Sie sich schon mal einen Arbeitstag lang in einer zwei Quadratmeter kleinen Box (mit Lüftung) aufgehalten? Wenn nicht, dann haben Sie vermutlich im Beruf nicht intensiv mit Sprachen zu tun ... Wir Dolmetscher arbeiten in solchen Kabinen und ich schreibe dort oft Texte für dieses Blog — oder am (großen) Übersetzerschreibtisch. Hier können Sie Einblick nehmen in unseren wechselvollen, spannenden und anstrengenden Alltag. Viel Spaß beim Lesen!
Neulich in Frankreich: Entkräftet schleppten wir Dolmetscher uns vom Arbeitsort. Es war später Nachmittag, es lagen einige lange, anstrengende Tage mit viel Sprachwirrwar hinter uns. Mittags hatten wir wie alle vom Buffet essen können (Hinterkopf fragt: Seit wann steht das Essen auf den Warmhalteplatten?), nachmittags gab's Kuchen, Tee und Kaffee à volonté. Ich habe dann immer Obst in der Tasche und Fruchtschnitten oder das "Assistentenfutter", denn diese Weißmehlkekse ... ach, Schwamm drüber!
Weil ich noch für das verlängerte Wochenende in Frankreich blieb, bezog ich kurz darauf eine kleine Ferienwohnung. Den Bioladen hatte ich auf dem Weg dorthin gesichtet (repérer, Achtung, das dazugehörige Nomen, le repérage, kennen Filmleute eher als "Motivsuche").
Nach dem Abwerfen der Reisetasche in der Wohnung ging's erst in ein schickes Restaurant, dann in den Bioladen, schließlich kaufte ich noch Walnüsse beim "Späti" an der Ecke. Das Mahl war gar kulinarisch: Frischer Seeteufel (la lotte) mit Reis und Salat, danach eine winzige mousse au chocolat. Nach Einkäufen und Essen war ich reif für den Spätnachmittagsschlaf.
Am Abend genoss ich (im Uhrzeigersinn): "auf ein Uhr" frischen Orangensaft, auf zwei bis drei die Banane (die dann doch noch das samstägliche Müsli sah) und Pfirsiche (einer von den beiden wurde auch älter), Ziegenkäse auf halb sechs, auf acht Walnüsse, auf zehn Alfalfa-Sprossen, die schon im Reisegepäck waren, und Vollkornzwieback.
Auf elf liegt der Deckel meines kleinen "Gewächshauses", so nannte 1996 Kameramann Pierre Bouchez bei einem Arte-Dreh mein Keimgerät. Das Teil löst nicht nur bei den Kontrollen am Röntgengerät des Flughafens immer wieder Rufe der Überraschung aus, es hilft mir auch, wenn es mich im Winter nach Berlin verschlägt.
Ich bin keine Ökotrophologin, aber ich glaube, dass ich mich für eine fischessende Vegetarierin mit geistigem Hochleistungsjob recht ausgewogen ernähre: viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Gehirnnahrung sind vor allem Nüsse (mit viel Vitamin E), ich achte auch darauf, regelmäßig viel gutes Wasser zu trinken.
An diesem Abend aß ich schweigend, langsam und genüsslich. Erst lauschte ich den Vögeln auf Mückenjagd, dann klassischer Musik, dann einem franzsösischen Hörbuch. Ich ließ mir Zeit, um das gehäuft auftretende Vitamin C zu verarbeiten, denn es kommt auch in den Sprossen vor, die mich außerdem mit B-Vitaminen, Magnesium, Eisen und Aminosäuren beliefern. Alles zusammen schmeckte gar bonfortionös. Und ab Samstag konnte ich frisch gestärkt mein Wochende genießen!
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Foto: C.E.
Links: zu Nüssen, Hülsenfrüchten,
Brainfood
Filmtipp: "Erbsen auf halb sechs". Die
Zeitangaben helfen Blinden beim Essen.
1 Kommentar:
Sieht enorm lecker aus! Wann bist Du wieder in Berlin? Bekochst Du uns dann wieder mal?
Gruß aus dem kühlen Norden (aber eine Hitzewelle steht uns bevor),
Bine
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