Als Übersetzerin und Dolmetscherin habe ich mich unter anderem auf Film und Medien spezialisiert, und dieses "unter anderem" ist eine sehr bewusste Entscheidung. Sich nur auf eine Branche zu spezialisieren, wäre auch vor der Krise einfach nur leichtsinnig gewesen.
Heute beobachte ich diese Branche scharf, denn ihr Zustand bestimmt auch meine Arbeitsbedingungen. Dazu heute mein Link der Woche: In der "Süddeutschen Zeitung" beschäftigt sich Jörg Seewald mit den immer kürzer werdenden Drehzeiten für TV-Filme, besonders bei Krimis. Als Teilzeitmutter eines Kindes, dessen Eltern beide beim Film sind, kann ich davon ein Lied singen.
Hier wird eine Branche vor die Wand gesetzt, eine Branche, für die eigentlich viel Geld da sein müsste, allein die öffentlich-rechtlichen Sender sollen über eine Summe zwischen sieben und acht Milliarden Euro im Jahr verfügen, das ist eine Zahl mit neun Nullen. Die Situation fängt langsam an, sich rumzusprechen. Dem Vernehmen nach gehen an den Filmhochschulen die Bewerbungen drastisch zurück. Wir als Übersetzer und Dolmetscher mit Medien- und Filmschwerpunkt hängen da wie gesagt mit dran ... und kaum einer von uns kann nur von Medien und Film leben. Bei mir macht dieser Bereich derzeit 70 % meiner Arbeitszeit, aber nur 35 % der Umsätze aus.
Was für ein Hirnschuss also, neue Studiengänge in diese Richtung aufzulegen. Leute mit einem Bachelor in Sprachen können an mancher Hochschule seit kurzer Zeit in ein oder zwei Jahren, ich bin es jetzt echt überdrüssig, nochmal genau nachzulesen, einen "Master Filmübersetzung" erwerben. Um's hart zu sagen: Hier werden die Hartz IV-Aufstocker von morgen produziert oder die schlechtverdienenden Gattinnen von Staatssekretären und Richtern, that's it. Verzeiht mir meinen galligen Kommentar heute, aber ich halte es für unverantwortlich, durch das Aufblähen eines Studienangebots eine Branche mit tonnenweise Nachwuchs zu beliefern, die so heftig leidet und die auch künftig zu kämpfen haben wird.
Nochmal: Die Beschäftigung mit Medien- und Film ist das "Sahnehäubchen" in Sachen Anerkennung und Sichtbarkeit, die wir Sprachmittler gewinnen können. Glamour ist es nur für die Blicke von außen, es handelt sich hier um einen Knochenjob. Einen Job, den niemand (ohne Kungelei) richtig und gut machen kann, der nicht im normalen Übersetzer- und Dolmetscheralltag über viele Jahre eine gewisse Qualität erworben hat. Sorry an diverse Standorte neuer Studiengänge! (By the way, in der Vorbereitung eines Studienganges war mein Blog
______________________________
Weitere Beiträge zum Thema "Glamour":
— hier,
— hier und
— hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen