Willkommen auf den Seiten des Arbeitsjournals einer Französischdolmetscherin aus Berlin. Neben dem Dolmetschen biete ich Übersetzungen an, und hier ist der Ort, an dem ich auch über unseren alltäglichen Umgang mit Sprache und die Unterschiede der Idiome nachdenken kann.
Das Küchenradio bringt die Meldung, dass irgendwo wieder Bus- und Bahnfahrer
streiken, der nächste Bericht stellt die Reaktionen auf hohe Benzinpreise dar. Wir schnippeln Gemüse. Der Osterferiengast aus Frankreich hört genau hin. Dreißig Minuten später die Wiederholung der Rundfunknachrichten.
Dann kommt die Frage der Pariser Journalistin, die Deutsch als erste Fremdsprache gelernt hat: "Wieso bestreiken denn die Pendler Bus und Bahn, wo es doch soviel logischer wäre, wegen der Spritpreise zu streiken?"
Immer wieder spannend, seine Muttersprache mit fremden Ohren zu hören. Und in der Tat fällt mir der Satz eines Lehrers ein, der in der Kleinstadt mal ironisch etwas gesagt hat wie: "Wer es eilig hat, weil er 'Busfahrer' ist, darf jetzt gehen, die anderen räumen erst noch das Chaos hier auf!" Damals war mir die komische Verwendung des Wortes "Busfahrer" aufgefallen, die Hälfte der Klasse kam aus den umliegenden Dörfern, und ich dachte da nur an "Wagenlenker". (Der Begriff hatte sich an dieser Schule eingebürgert, weil zuvor das Wort "Fahrschüler" in der Mittelstufe kritisiert worden war ... frei nach: Wir sind zwar 'täglich fahrende Schüler', aber keine Schüler, die das Fahren lernen, das kommt erst in der Oberstufe.)
Die Franzosen unterscheiden in utilisateurs oder usagers ("Nutzer") und conducteurs ("Lenker"), hier ist alles klar. Das Deutsche ist weniger trennscharf.
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Foto: ein Cabrio "bestreikt" eine Bushalte
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