Wie fühlt es sich für einen Filmemacher an, wenn der eigene Film eingesprochen wird? Danke an Barbara Marx, die mir letzte Woche beim deutsch-französischen Branchentreffen in Versailles das Folgende erzählt hat:
"Wir waren mit einem Film zum Festival von Sankt Petersburg eingeladen und der Film hatte keine russischen Untertitel. Er wurde dann von zwei Frauen simultan eingesprochen. Die waren aber immer so schnell mit ihren Übersetzungen, das können gar nicht die Originaldialoge gewesen sein, denn der Film ist ziemlich kompliziert. Ich glaube, die haben einfach was ganz anderes erzählt.
Das Publikum ging begeistert mit bei der Vorführung und die Begeisterung hielt auch an, als der Abspann lief, die Leute haben frenetisch geklatscht. Ich fürchte, das Publikum in Sankt Petersburg hat einen anderen Film gesehen, denn unser Film kam nie wieder so gut an, nirgendwo."
Fosco Dubini, der heute in Deutschland als Dokumentarist lebt und arbeitet, hat als junger Mann das genaue Gegenteil erlebt:
"Italienisch ist meine Muttersprache, und als mein erster Film auf ein Festival ging, wollte ich ihn selbst einsprechen. Darauf ging aber die Festivalleitung nicht ein, man habe dafür Profis, hieß es. Und dieser Profi hat dann aus Versehen eine Manuskriptseite überschlagen, zu weit geblättert, und seelenruhig weiter gedolmetscht, obwohl die Dialoge gar nicht zur Sequenz gepasst haben. Ich bin daraufhin wie ein angespitzter Pfeil in die Kabine gerast und habe ihm die richtige Stelle gezeigt. Er hat dann die Szene einfach nochmal mit anderen Worten gesprochen. Nach der Vorführung wurde mein Film gelobt, der Anfang sei gut, das Ende sei gut, nur in der Mitte, da sei es alles so komisch gewesen, einerseits Wiederholungen, anderseits so, als hätte sich da was verschoben.
Das Ganze ist in der Schweiz passiert, ich musste daraufhin das Land verlassen, und daran hat nur dieser Dolmetscher Schuld! Schreib' das ruhig auf, als Mahnung für deine Kollegen, damit sie erfahren, welche Verantwortung sie haben ..."
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