Freitag, 5. Dezember 2025

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men! Als erfahrene Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin („se­nior in­ter­pr­eter“) und Über­set­ze­rin bin ich seit bald 20 Jah­ren in Deutsch­land, Frank­reich und in an­de­ren Län­dern Eu­ro­pas tä­tig — meist mit Fran­zö­sisch und Deutsch als Ar­beits- und Ziel­spra­che. Als Teil ei­nes Netz­werks kann ich Ih­nen auch bei der Su­che nach Un­ter­stüt­zung in an­de­ren Spra­chen hel­fen

Treppe, Jalousien, Fenster, Garten im Herbst
Herz­lich Will­kom­men!
Sie su­chen Kom­mu­ni­ka­tions­pro­fis fürs Dol­met­schen oder für schrif­tl­iche Ar­bei­ten? Nach vielen Jah­ren in Frank­reich und den ein­schlä­gi­gen aka­de­mi­schen Stu­dien sitze ich in der Fran­zö­sisch­ka­bi­ne. Schrift­lich ar­bei­te ich ins Deut­sche, auch aus dem Eng­li­schen.

Allein oder im Team be­glei­te ich De­le­ga­tio­nen und ar­bei­te auf Kon­fe­ren­zen, in Mi­nis­te­rien, Bot­schaf­ten oder am Film­set ... für Po­li­tik, Un­ter­neh­men und Pri­vat­leu­te.

Schwer­punk­te: Ak­tu­el­les, In­dus­trie, Wirt­schaft und Kul­tur, Land­wirt­schaft, krea­ti­ve Pro­jek­te, Ur­ba­nis­mus und Bau, Ener­gie und Me­dien so­wie Ki­no, vom Ex­po­sé über Dreh­buch und Pro­duk­tions­dos­sier bis zum Pres­se­heft. Ich tex­te auch.

Mit ei­ner ers­ten Kon­takt­mail an caroline@adazylla.de kön­nen Sie ei­nen te­le­fo­ni­schen Be­ra­tungs­ter­min ver­ein­ba­ren, um Ih­ren Be­darf ab­zu­klä­ren. (Ich ant­wor­te spä­tes­tens nach zwölf Stun­den.)

Ich bie­te an: Si­mul­tan (fast zeit­gleich), Kon­se­ku­tiv (zeit­ver­setzt), Flüs­ter- und Be­gleit­dol­met­schen, Büh­nen­dol­met­schen, Spre­cher­ka­bi­ne (Ton­auf­nah­men), Dia­log­Coa­ching für Film und Büh­ne, Fern­dol­met­schen.

Dol­met­schen lebt von Fach­kom­pe­tenz, Hin­ter­grund­wis­sen und Er­fah­rung. Ger­ne bin ich Ih­re Brü­cke zwi­schen der deutsch- und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Welt — fle­xi­bel und punkt­ge­nau! Vor Ort oder mit On­line-Ex­per­ti­se: Mein Ein­satz ga­ran­tiert Ih­nen Ver­ständ­lich­keit oh­ne Miss­ver­ständ­nis­se.

Doch ge­na­u­so gern un­ter­stüt­ze ich klei­ne­re In­iti­a­ti­ven, per­sön­li­che Be­geg­nun­gen oder punk­tu­el­le Ein­sät­ze, denn auch bei die­sen sind Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, gu­te Vor­be­rei­tung und ei­ne aus­ge­bil­de­te Stim­me ge­fragt.

Jetzt pla­nen — Er­folg si­chern!
Dol­met­schen ist mehr als Spra­che: Prä­zi­si­on, Kon­text, Wis­sen um Sprech­ab­sich­ten, Hin­ter­grund, Takt­ge­fühl und Er­fah­rung. Si­chern Sie sich mei­ne oder un­se­re pro­fes­sio­nel­le Un­ter­stüt­zung!

Herz­li­che Grü­ße,
Ca­ro­li­ne Eli­as

P.S.: Wir sind nicht nur Sprach­ar­bei­te­rin­nen und Sprach­ar­bei­ter, son­dern be­ob­ach­ten auch die Welt. Hier dür­fen Sie in mei­nem Ar­beits­ta­ge­buch mit­le­sen. Die­se Sei­te ist für das Web­la­y­out op­ti­miert, sonst dro­hen Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos zu ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Nachhaltiges Jahresende

Seit fast zwei Jahr­zehn­ten bin ich als Dol­met­sche­rin Deutsch ↔ Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­li­schen un­ter­wegs. Ganz gleich, ob auf Kon­fe­ren­zen, bei De­le­ga­tio­nen oder in Work­shops — ich sor­ge da­für, dass Wor­te an­kom­men. Hier den­ke ich über die Ja­hres­zeit nach.

Der­zeit geht viel mit W. los: Es­sen, Fei­er, Mu­sik, Märk­te. Mir ist das zu­viel der Hei­lig­keit. Das christ­li­che Fest, das an das hei­dnisch­e Lich­ter­fest zur Win­ter­son­nen­wen­de an­dockt, ist ge­müt­lich und schön, auch die Rau­näch­te: Fa­mi­lie und Freun­de tref­fen ein­an­der, tau­schen Ide­en und Bü­cher, le­sen, ko­chen und es­sen ge­mein­sam, hö­ren Mu­sik. Al­les schön, bis auf das Brim­bo­ri­um da­vor!

Mir ging die Vor­weih­nachts­freu­de per­dü, seit nor­mal wur­de, dass die ers­te Ar­ma­da an Scho­ko­ni­ko­läu­sen an den letz­ten Som­mer­ba­de­ta­gen in die Su­per­märk­te ein­mar­schiert. Me­ga­hit­ze weg, zack!, die Aus­la­gen vol­ler Nasch­kram fürs Jah­res­en­de. Das ers­te Weih­nachts­es­sen war die­ses Jahr am 19. 9. an­be­raumt, das ist ge­ra­de noch Spät­som­mer. Durch die Co­ro­na-Kri­se hät­ten vie­le Re­stau­rants für im­mer ge­schlos­sen, hieß es, es müs­se lang­fris­tig ge­plant und re­ser­viert wer­den. (Muss so­was dann „Weih­nachts­fei­er“ hei­ßen?)

Klar, den gan­zen Sums re­gelt der Markt, und der ist groß. Aber die Au­to­mo­bil­in­dus­trie (Ver­bren­ner!) und der Weih­nachts­markt (ech­ter Stroh­stern und mund­ge­bla­se­ne Ku­geln) sind doch nicht das Rück­grat der deut­schen Wirt­schaft! Au­ßer­dem ha­ben wir doch erst Ad­vent! Be­griff und Ge­dan­ke da­hin­ter schei­nen nur in -ka­len­der, -kranz oder -ge­steck für die Sonn­ta­ge vor Weih­nach­ten über­lebt zu ha­ben. Seit En­de Ok­to­ber über­all Weih­nachts­bäu­me in vol­lem Or­nat: Das war frü­her nicht so.

Mit den Jah­ren hat bei mir aber die Ge­las­sen­heit ge­won­nen, viel­leicht ei­ner der Vor­zü­ge des Alt­wer­dens: die iro­ni­sche Dis­tanz­ung. Als Lin­gu­is­tin ist mei­ne Freu­de über kind­li­che Wor­te wie „ein Be­griff mit drei Z“, der Az­venz­kranz, un­ver­än­dert frisch. Das ist kein be­lie­bi­ger Witz, son­dern selbst ge­hört von ei­nem der Brü­der.

Buy local
Gese­hen in Ber­lin, gilt über­all

Am Tag der Ta­ge hän­gen wir his­to­ri­schen Schmuck in die Zim­mer­pal­men, denn einst, im ge­lob­ten Land, gab es kei­ne Tan­nen. Die Pal­me ist al­so der Baum der Sai­son. Hin­zu kommt das, was zar­te Kin­der­hän­de fa­bri­zie­ren an den Stät­ten ih­rer Bil­dung. Nur die Fräu­leins be­kom­men, weil sie es wie al­le ha­ben dür­fen, ih­ren Baum.

Zum Fest der Fes­te tau­schen wir Bü­cher und Zeit. Gro­ße Wunsch­ge­schen­ke macht sich je­de(r) selbst.

Trau­rig, das? Nein. Es be­wahrt uns vor Fehl­käu­fen (und macht uns nur selbst ver­ant­wort­lich).

Ich schen­ke mir die­ses Jahr ei­nen lan­gen, war­men Man­tel (schon pas­siert, Lamm­fell, lang, in­nen lei­der Plas­tik­flausch, der Floh­markt­tausch ge­gen zwei al­te Fell­män­tel ging zu schnell), viel­leicht ei­nen al­ten, schma­len Kü­chen­schrank. Für den über­lan­gen Flur gibt's Un­ter­schrän­ke fürs Fa­mi­lien­ar­chiv und für Bett- und Tisch­wä­sche. Dann ei­ne Ver­eins­grün­dung, an der ich mit­wir­ke, und Stun­den für ei­nen an­de­ren Ver­ein, al­les gu­te In­hal­te, so­wie Glüh­wein­zeit und Keks­ba­cken mit Freun­din­nen, last but not least Kon­zer­t­be­su­che.

En fa­mi­lle be­deu­tet das Jah­res­en­de oh­ne Stress. Wir schenk­en auch al­te, ge­erb­te Sa­chen, viel­leicht bald zwei his­to­ri­sche Holz­schat­ul­len für die klei­nen Fräu­leins. Wir ha­ben in­ner­fa­mi­liär ne­ben den Buch­ga­ben zum Jah­res­en­de fast ei­nen klei­nen Wett­be­werb, was prak­tische Ga­ben an­geht. Die „Grü­ne Pal­me“ ging mal an form­schö­ne Luft­be­feuch­ter aus of­fen­po­ri­ger Ke­ra­mik. Nur kein Chi­chi!

Oh­ne Ver­ab­re­dung hat sich die Fünf-R-Re­gel ein­ge­schli­chen, hier ein we­nig er­gänzt. Da­bei geht es dar­um, den öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck zu ver­rin­gern und un­se­re Le­bens­wei­se an die glo­ba­len Gren­zen ein we­nig an­zu­pas­sen. Es fol­gen die Grund­sät­ze ei­ner zir­ku­lä­ren Wirt­schaft auf Haus­halts­ebe­ne.

The 7 Rs of sustainability
Recycle, reuse, reduce, refuse, rot, repurpose or regional.

Re­cy­cle: Pfand- und Glas­ge­fä­ße zu­rück in den Kreis­lauf, al­so von Ge­trän­ken, Yo­ghurt, Mar­me­la­de … In mei­nem selbst­or­ga­ni­sier­ten Bio­la­den ge­ben wir auch gro­ße Vor­rats­ge­fä­ße ab, in de­nen un­ver­pack­ter To­fu trans­por­tiert wer­den kann. 
Reu­se
, na­tür­lich. In Sa­chen Kin­der­klei­dung bin ich oft die Sher­pa zwi­schen di­ver­sen Haus­hal­ten. Dann sind da die al­ten Mö­bel ...
Re­du­ceja: Nach der Auf­lö­sung un­se­res El­tern­hau­ses wer­de ich wei­ter re­du­zie­ren. We­ni­ger ist oft mehr, aber nicht im­mer bei His­to­ri­schem. Der Teil des Auf­satz­ma­te­ri­als mei­nes Va­ters, aus dem ich et­was ma­chen kann, wur­de ge­ret­tet. 
Re­fu­se: Der Blick ei­nes Liebs­ten, der mal mit ei­nem rie­si­gen le­der­nen Na­gel­pfle­ge­set an­kam, ob­wohl ich, die ich stän­dig rei­sen muss, längst ein leich­tes Rei­se-Set be­saß! Ich: „Nimm’s mir nicht übel, aber das ist nichts für mich! Be­hal­te es für je­man­den, für die oder den es per­fekt ist!“
Rot
, EN für „ver­rot­ten“: Als Hin­ter­hof­gärt­ne­rin war mein ers­ter Schritt ein Kom­post;
Re­pur­pose
wie Umnutzen oder U wie Up­cy­cling: Mums Ha­cken­por­sche ist ka­putt, aber nur die Ta­sche, das Ge­stell ist per­fekt. In der ru­hi­gen Zeit wer­de ich aus al­ten Jeans ei­ne neue Ta­sche nä­hen.
Re­gio­nal: Ger­ne schen­ke ich Hand­stul­pen oder Schals aus ei­ner Stric­ke­rei um die Ec­ke, bei Any­onion in der Bürk­ner­stra­ße, es lässt sich auch per Post bes­tel­len. Oder Sa­chen vom W-Markt der Ver­ei­ne.

Und es wird mir ein Fest sein.

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Fotos:C.E.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

KI-Fingerabdruck

Bon­jour, hel­lo und Will­kom­men! Sie le­sen hier auf den Blog­sei­ten ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, auf de­nen über den All­tag hin­ter den Ku­lis­sen des Dol­met­schens be­rich­tet wird. — KI-Mittwoch, heu­te nur kurz.

Nicht, dass mir der Stoff aus­ge­hen wür­de, im Ge­gen­teil. Wie aus in­ter­nen Quel­len zu er­fah­ren ist, wer­den KI-Aus­wür­fe von der KI selbst und von Such­ma­schi­nen her­ab­ge­stuft, so­fern sie sie er­ken­nen. Ein Er­ken­nungs­merk­mal ist, dass als Ver­gan­gen­heits­form fast nur Per­fekt vor­kommt. Ein an­de­res sind die vie­len Ge­dan­ken­stri­che, die häu­fig auch in der Form von lan­gen Stri­chen da­her­kom­men, dem Ge­viert­strich, auf Eng­lisch em dash. Der Be­griff lei­tet sich aus der Ty­po­gra­fie her und be­zieht sich auf ei­ne tra­di­tio­nel­le Maß­ein­heit, die als „em“ be­zeich­net wird.

Roboter am Tisch, Kopfhörer, Laptops
Digitales in Reihe
In der Zeit des Blei­sat­zes be­schrieb ein „em“ die Brei­te ei­nes ein­zel­nen Schrift­blocks, al­so des Groß­buch­sta­bens M in der je­wei­li­gen Schrift­art und -grö­ße.

Der deut­sche Ge­dan­ken­strich hin­ge­gen ist ein Halb­ge­viert­strich, deut­lich län­ger als ein Bin­de­strich und kür­zer als ein Ge­viert­strich, au­ßer­dem von Luft um­ge­ben. (Ei­ne Über­sicht hier: klick!, denn die Bei­spie­le wer­den von blog­ger.com lei­de al­le ver­zerrt.)

Wei­te­re Mo­men­te, die dar­auf hin­wei­sen, dass ein Text wahr­schein­lich von der KI ge­schrie­ben wor­den ist, sind:

1. Deut­lich zu glat­te, zu gleich­mä­ßi­ge Spra­che, zu höf­lich, ex­trem struk­tu­riert wie ein Schul­buch, oh­ne Tipp­feh­ler (oder fast oh­ne);
2. Mus­ter­gültig struk­tu­rier­te Aus­füh­run­gen, skla­visch ab­ge­ar­bei­tet, fast ei­ne „Über­struk­tu­rie­rung“ mit In­tro, drei Punk­ten, Fa­zit, evtl. Aus­blick;
3. Da­mit kon­tras­tie­rend auf­fäl­li­ge Stil­brü­che mit Be­grif­fen un­ter­schied­li­cher Sprach­ni­veaus, sprin­gen­der Ton;
4. Ab­we­sen­heit ei­ner ei­ge­nen Per­spek­ti­ve, von per­sön­li­chen Schil­de­run­gen, Ecken und Kan­ten, ästhe­ti­schen Ri­si­ken, Wort­spie­len, das Gan­ze wirkt dis­tan­ziert, „vie­le Men­schen emp­fin­den …“;
5. Wie­der­ho­lun­gen, All­ge­mein­plät­ze, zu viele Flos­keln und Ver­all­ge­mei­ne­run­gen wie „ins­ge­samt lässt sich sa­gen …“, „dem­ge­gen­über fällt auf, dass …“, „ein wich­ti­ger Aspekt ist …“, „zu­dem lie­ße sich be­mer­ken …“;
6. Man­che Aus­sa­gen wer­den un­nö­tig breit er­klärt oder mehr­fach leicht um­for­mu­liert;
7. Lo­gi­sche oder fak­ti­sche Un­ge­nau­ig­kei­ten wie fal­sche Jah­res­zah­len, er­fun­de­ne Quel­len, fal­sche De­tails;
8. Auf­fäl­lig gleich­för­mi­ge Satz­rhyth­men und syn­tak­ti­sche Mus­ter, kei­ne ab­rup­ten Kurz­sät­ze, kaum el­lip­ti­sche Wen­dun­gen, we­nig Va­ria­ti­on im Takt bzw. feh­len­de ei­ge­ne „Mu­si­ka­li­tät“;
9. Schein­prä­zi­si­on: Aus­sa­gen wir­ken prä­zi­se, blei­ben aber in­halt­lich leer (z. B. „un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen zeigt sich …“) im Un­ter­schied zu Flos­keln, die eher ver­bin­den­de Füll­wör­ter sind;
10. Feh­len­de ar­gu­men­ta­ti­ve Span­nung: kei­ne Zwei­fel, kein Wi­der­spruch, kei­ne Rei­bung, keine ab­rup­ten Per­spek­ti­ven­wech­sel, nur li­nea­res Ab­ar­bei­ten des fest struk­tu­rier­ten Plans.

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund)

Dienstag, 2. Dezember 2025

Die argen Touren ...

... man­cher „Agen­tu­ren“ ner­ven nur noch. Sol­che Fir­men mö­ge bit­te der Erd­bo­den ver­schluc­ken! Heu­te: 85,66 Pro­zent Pro­vi­sion! Und es geht noch schlim­mer. Das The­ma braucht Auf­merk­sam­keit.

Hel­lo, bon­jour & hallo auf den Sei­ten mei­nes Web­logs. Den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin fin­den Sie seit bald 20 Ja­hren auf die­sen Sei­ten skiz­ziert. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und aus dem Eng­li­schen, und ich über­set­ze auch.

Ges­tern Mit­tag lan­det ei­ne WICH­TIG-EILT-SO­FOR­TI­GE-VOR­LA­GE-Mail in mei­nem Post­kas­ten.

URGENT REQUEST | Consecutive on site interpreting | 02.12.2025 | 12:30 – 13:30 | Moabit Prison, Alt-Moabit 12a, 10559 Berlin | There are no special requirements for the project or the interpreter.
Ein echtes Beispiel
Ich ha­be links al­les un­kennt­lich ge­macht, was die Fir­ma ver­rät, nur sie selbst könn­te sich er­ken­nen. Der Vor­gang ist symp­to­ma­tisch: Ei­ne eng­li­sche Li­mi­ted, die Sach­be­ar­bei­te­rin sitzt in der Re­pu­blik Mol­dau und ruft mich spä­ter noch mit ei­ner bel­gi­schen Te­le­fon­num­mer an. Bei der Grün­dung der Fir­ma 2002 hat viel­leicht der bel­gi­sche Markt im Fo­kus ge­stan­den. Es gibt meh­re­re Län­der­fi­lia­len; in min­des­tens vier Län­dern mit gu­ten Haupt­stadt­ad­res­sen.

Ich ant­wor­te knapp: 150 Eu­ro die Stun­de, die An­fahrts­zeit zählt zu 100 Pro­zent, CV: Stu­di­um in Pa­ris und Ber­lin, 20 Jah­re Be­rufs­er­fah­rung.

Nor­ma­ler­wei­se fra­gen un­se­re­i­nen die Ver­tei­diger di­rekt an.

Dann rech­nen wir dem Staat ge­gen­über nach JVEG ab, de­kli­niert: Jus­tiz­ver­gü­tungs- und Ent­schä­di­gungs­ge­setz, es sieht 93 Eu­ro die Stun­de vor. Die Fahrt­zeit zählt mit. Be­rech­nungs­grund­la­ge ist schlicht der gan­ze Zeit­raum, in dem un­se­re­i­ne/r nicht am Schreib­tisch sit­zen kann. Lo­gisch, oder?

Werde ich hier pri­vat an­ge­fragt, weil Geld vor­han­den ist, oder weil der Ter­min schon mor­gen ist? Oder hat die Agen­tur den Auf­trag über ein Ge­richt er­gat­tert? Denn im­mer mehr Ge­schäfts­stel­len der Ge­richte la­gern die Ar­beit aus, zum gro­ßen Leid­we­sen der auf Recht spe­zia­li­sier­ten Kol­leg:in­nen, das kri­ti­sie­ren auch Ver­bands­kol­leg:in­nen vom ADÜ Nord. Wird die Firma wie so oft 30 bis 50 Pro­zent des oh­ne­hin nicht so üp­pi­gen Ho­no­rars für sich be­an­spru­chen (ver­gli­chen mit den vie­len Stu­di­en­jah­ren, der Ein­ar­bei­tungs­zeit, die nicht ver­gü­tet wird). 

Ex­klu­siv hat die Agen­tur die In­for­ma­tionen nicht, mich er­rei­chen an diesem Tag zwei fast wort­glei­che An­fra­gen. Mit der einen Agen­tur kom­mu­ni­zie­re ich nicht ein­mal. Viel­leicht stammt das Bild da oben auch von der an­de­ren An­fra­ge, ich lö­sche im­mer sehr schnell. Aber die an­ony­mi­sier­te Fir­ma fischt im glei­chen Be­cken.

We­nig spä­ter er­hal­te ich das, was ich als Bet­tel­mail be­schrei­ben wür­de: Es gebe nicht so viel Geld, ich mö­ge mei­nen best pri­ce nen­nen. Und mein CV aus­führ­li­cher!

„Die Autorin dieser Zeilen“

Der „bes­te Preis“, Be­griff aus dem Eng­li­schen, ist so ein dum­mer Be­griff für ei­nen „Mi­ni­mal­preis“. Ich ant­wor­te: 149 Eu­ro pro an­ge­fan­ge­ner Stun­de. Fahr­zeit zählt mit.

Ob 40 Eu­ro auch rei­chen wür­den, und die Fahr­zeit bit­te nicht be­rech­nen! Ge­bet­telt wird jetzt am Te­le­fon. Und der Le­bens­lauf wä­re auch wich­tig!

Gro­ßer Zeit­druck und Ap­pel ans Hel­fer­herz sind ty­pisch für sol­che Vor­gän­ge. Haupt­sa­che, wir ha­ben kei­ne Zeit fürs Nach­den­ken.

Ich den­ke nach. Mit zwei Stun­den Fahrt­zeit und ei­ner Stun­de vor Ort lie­ße sich hier legal 279 Eu­ro ab­rech­nen. Falls jetzt je­mand denkt „boah, ej, die Dol­met­scher:­in­nen nut­zen den Staat aus, sie ver­die­nen Geld da­mit, dass sie U-Bahn fah­ren!“, hier die Er­in­ne­rung: Die­se Fahr­zeit­ab­rech­nung kom­pen­siert die nicht ver­gü­te­te Vor­be­rei­tungs­zeit. Ich rech­ne den groß­zü­gi­gen Satz von 40 Eu­ro Ho­no­rar mit der Sum­me ge­gen.

Die Agen­tur möch­te mir groß­zü­gi­ge 14,34 Pro­zent von dem von mir ge­ne­rier­ten Um­satz als Ar­beits­ent­gelt ab­tre­ten. Das sind Net­to­zah­len. Was hier noch mit der Um­satz­steu­er ge­macht wer­den kann, ha­be ich nicht auf dem Schirm. Wer weiß, viel­leicht gibt's auch Er­stat­tun­gen nicht ge­zahl­ter (Um­satz)Steu­ern ähn­lich wie bei Cum-Ex oder Cum-Cum.

Sorry, aber der Knack­i muss oh­ne Hil­fe von Voll­pro­fis aus­kom­men. Viel­leicht gibt es ihn auch nicht und es wur­de nur ver­sucht, die Lis­te der Le­bens­läu­fe auf der Fir­men­fest­plat­te ein we­nig län­ger zu ma­chen, ggf. für Be­wer­bun­gen bei ech­ten Aus­schrei­bun­gen. (Das ist kei­ne Ver­mu­tung, es gibt Prä­ze­denz­fäl­le ... im Plu­ral!)

Denn ei­nes stimmt hier ga­ran­tiert nicht: „kei­ne Vor­aus­set­zun­gen“. Hier ist min­des­tens ei­ne Be­ei­di­gung nö­tig.

Aber hier se­hen bzw. le­sen Sie bei­spiel­haft, mit was für Pro­ble­men wir so zu kämp­fen ha­ben: Da sind die KI-Nerds, die un­se­re Ar­beit „al­lein von der Ma­schi­ne ge­macht“ zu ver­kau­fen ver­su­chen (die KI kann's nicht), da­zu ir­gend­wel­che di­vi­den­de­zen­trier­te Fir­men, die mit Sprach­ar­beit dea­len, weil da an­ders als bei Schraub­en oder Fast Food weder Trans­port­lo­gis­tik noch La­ger­räu­me nö­tig sind.

An­de­re An­fra­gen, seit die Dol­metsch­sai­son zu­en­de ist: Kor­rek­tur von Trans­krip­tio­nen, die die KI er­stellt hat, geht aus­drück­lich nur an Mut­ter­sprach­le­r:in­nen, der End­kun­de sitzt in Deutsch­land, die Agen­tur­mut­ter in In­di­en. Das er­in­nert mich an ei­nen Fall, der we­gen der Pan­de­mie nicht wei­ter ver­folgt wor­den ist. Die­se Agen­tur hat­te da­mals, um se­riö­ser zu wir­ken, ei­nen Schreib­tisch in Ber­lin in ei­nem Co­wor­king Space an­ge­mie­tet und dort auch po­ten­zi­el­le Kun­den emp­fan­gen. Das Schild mit dem Co­wor­king war in der Zwi­schen­zeit über­klebt. Gast war u.a. der Pro­duk­tions­lei­ter der Fir­ma einer be­kann­ten deut­schen Talk­la­dy, die auch Do­ku­men­tar­fil­me pro­du­ziert.

Da­mals ging es um Trans­krip­tion noch oh­ne KI. Wer den Auf­wand kennt, ahnt die Mar­ge zwi­schen dem gu­ten deut­schen Preis fürs Pa­ket und den 1,95 Dol­lar pro ge­ar­bei­te­ter Stun­de. Für das Aus­rech­nen des Pro­zent­sat­zes bin ich zu mü­de. Er war ein­stel­lig. Auf­ruf an die Talk­la­dy: Ma­chen Sie was zur KI, die Be­ru­fe killt!

Die Sa­che mit den Agen­tu­ren könn­te auch auf­tau­chen im Sin­ne von: Es kommt ja nicht plötz­lich und es bleibt tüc­kisch, das sofort zu er­ken­nen.

Die Fir­ma aus dem Coworking bie­tet auch an: Un­ter­ti­te­lung, Voice­over, Au­dio­film, Über­set­zung für Syn­chron. Fra­ge an al­le Be­tei­lig­ten, an die Pro­duk­tions­fir­men, Re­gis­seu­rin­nen, Auf­nah­me­lei­ter, Rich­te­rin­nen, Staats­an­wäl­te, An­wäl­tin­nen: Was wollt Ihr ma­chen, wenn Ihr nur noch Murks be­kommt und sich al­le Pro­fis in an­de­re Be­rufs­fel­der ge­ret­tet ha­ben wer­den? Und an die Kol­le­g:in­nen: Sam­meln wir jetzt end­lich mal Be­wei­se für ei­ne An­fra­ge, z.B. an ei­nen Rund­funk­rat? Ger­ne dürft ihr un­ten mit­dis­ku­tie­ren und/oder mich an­schrei­ben.

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Gra­fik: ei­ne der „Agen­tu­ren“
Me­me: Ge­schenk ei­ner Kol­le­gin
#KI #AI #terp #xl8 #ST #legaltranslation #ADUeNORD

Montag, 1. Dezember 2025

Montagsschreibtisch (118)

Bon­jour & he­llo! Her­zlich will­kom­men beim ers­ten deut­schen Dol­met­scher­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bi­ne. Ich bin Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che, und ich über­set­ze auch (auch aus dem Eng­li­schen und meis­tens ins Deut­sche). Was folgt auf Einsät­ze?

Schreibtisch, Laptop, Kopfhörer, Kunstlicht
In den Com­pu­ter dik­ti­ere ich seit 2004
Wis­sens­stand und Le­xi­ken à jour bringen, Vor­trä­ge sor­tie­ren, ver­schlag­wor­ten, ...

⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge bis Juli 26
⊗ Trans­ge­ne­ra­tio­nel­le Wei­ter­ga­be von Trau­ma­ta
⊗ Viel­leicht Ihr Über­set­zungs- oder Dol­metsch­be­darf?

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Fo­to:
C.E. (Archiv)