Dienstag, 4. März 2025

Verwaltung

Meine Haupt­ar­beits­spra­che ist Fran­zö­sisch, ich dol­met­sche in bei­de Rich­tun­gen (oder aus dem Eng­lischen ins Fran­zö­sische). Deutsch ist mei­ne Mut­ter­spra­che und bei Tex­ten meis­tens auch die Ziel­spra­che. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­lische. Wir le­ben in Deutsch­land, des­sen Re­gie­run­gen, so die of­fi­zi­el­le Le­se­art, den Bü­ro­kra­tie­auf­wand re­du­zie­ren möch­te.

Lernsituation
Tja, Deutsch­land er­säuft in Do­ku­men­ta­tions­pflich­ten und der Ver­wal­tungs­an­teil wird im­mer grö­ßer. Da­für ha­ben wir Ge­set­ze mit schö­nen Na­men wie "Bü­ro­kra­tie­ent­las­tungs­ge­setz", Num­mer vier­t ist im Ja­nu­ar in Kraft ge­tre­ten.
Man­che Än­de­rung ist äl­ter. Aus dem Steu­er­bü­ro kam die Mit­tei­lung über die Ge­set­zes­än­de­rung zu Ar­beits­zim­mern: Das Ge­setz hat sich in Be­zug auf das Ar­beits­zim­mer geän­dert: die be­schrän­k­te Ab­zugs­mög­lich­keit bis zu 1.250,00 € ist ab 2023 ent­fal­len.

Sie kön­nen nun die Home-Of­fice-Pau­schale in Hö­he von 6,00 € pro Tag, an dem Sie im Home-Of­fice ge­ar­bei­tet ha­ben, gel­tend ma­chen, egal, ob Sie an die­sem noch zu Dol­met­sch­kun­den ge­fah­ren sind oder nicht. Die­se Pau­schale ist auf 210 Ar­beits­ta­ge, max. 1.260,00 € ge­deck­elt. Bit­te tei­len Sie uns mit, an wie vie­len Ta­gen Sie im Home-Of­fice ge­ar­bei­tet ha­ben.


Ich ar­bei­te je­den Tag, den ich in Ber­lin bin, ei­nige Stun­den lang dort, auch sams­tags, sonn­- und fei­er­tags. Dann gibt es Pfle­ge­wo­chen, in de­nen ich nicht ein­mal in Ber­lin bin, son­dern in je­der auch noch so kur­zen Pau­se am Schreib­tisch bei mei­ner Mut­ter sitze. Und dann gibt es Mo­na­te wie die­se, in de­nen mei­ne Haus­ver­wal­tung es nicht ge­ba­cken be­kommt, so was Ein­fa­ches wie ei­ne Hei­zungs­rei­ni­gung, -re­pa­ra­tur bzw. -er­neu­e­rung durch­zu­füh­ren, so war die Ent­wick­lung über fünf Mo­na­te, in de­nen es mir oft zu kalt ist, um mich dort län­ger auf­zu­halten. Ich ho­le also Bü­cher, Ak­ten, Schreib­ma­te­rial ... und sit­ze dann in der Küche oder hin­ten in der Kam­mer, die leich­ter mit Herd oder E-Lüf­tern zu hei­zen sind. Wie dem auch sei, das Ar­beits­zim­mer kann ich trotz­dem nicht ein­fach "weg­zau­bern".

Sorry, aber die­se neue gesetzliche Pflicht ist be­scheu­ert. Hier wird un­nö­ti­ger Da­ten­müll ge­schaf­fen, der oh­ne­hin kei­ner Über­prü­fung stand­hält. Na gut. Ich le­ge mir ei­ne neue Ka­len­der­über­sicht an. Är­ger­lich fin­de ich es trotz­dem.

Er­in­nert mich va­ge an die­se Sa­che mit der An­rech­en­bar­keit ei­nes Kin­der­zim­mers bei ei­ner an Long Covid er­krank­ten Ma­ma mit ge­teil­tem Sor­ge­recht. Sie be­kam Un­ter­stüt­zung für ih­ren Le­bens­un­ter­halt, ich weiß nicht mehr, ob es hier um die Kran­ken­kasse, die BfA oder das Ar­beits­lo­sen­amt ging. Plöt­zlich woll­te ihr die Be­hör­de den Miet­an­teil für das Zim­mer ih­res Soh­nes nicht mehr für je­ne Ta­ge über­wei­sen, an de­nen das Kind beim Va­ter war (oder die Mut­ter im Kran­ken­haus bzw. zur Kur). Sie kann doch das Zim­mer bzw. die Kos­ten für das Zim­mer nicht ein­fach so weg­zau­bern?

Wie war das doch gleich noch mit der Ver­rin­ge­rung der Bü­ro­kra­tie?

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund) 

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