Dienstag, 25. März 2025

Partyplausch

Bon­jour oder bon­soir auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. In die­sem di­gi­ta­len Ta­ge­buch kön­nen Sie an ei­ni­gen Ta­gen in der Wo­che mit­le­sen, wie Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer und Dol­met­scher ar­bei­ten. Ich spre­che Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch (Haupt­ar­beits­spra­che) und Eng­lisch (Aus­gangs­spra­che). Auf man­chen Par­ties ha­be ich rich­tig Spaß.

Porzellanfigur (Kopf) aus zwei Teilen
Doppelkopf
Hier mein "Best of" der Par­ty­fra­gen, die ich mir so anhören darf!

1. Sind Sie Dol­met­sche­rin?
Nein, ich plappere nur zu­fäl­lig ge­nau das nach, was an­de­re ge­ra­de sa­gen — aber lip­pen­syn­chron und in ei­ner frem­den Spra­che. 
[OK, im Ernst: Als pro­fes­sio­nel­le Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin ar­bei­te ich zeit­ver­setzt zwi­schen zwei Spra­chen, je Dol­metsch­art mit klei­nem oder gro­ßem Zeit­ver­satz.]

2. Wie vie­le Spra­chen spre­chen Sie so?
Kommt drauf an: Mei­nen Sie je­ne, die ich wirk­lich spre­che, oder je­ne, zu de­nen ich im Re­stau­rant höf­lich ni­cken kann? 

[Gut. So ist es wirk­lich: Wir Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten in we­ni­gen, aber per­fekt be­herrsch­ten Spra­chen. Mehr als zwei bis drei Ar­beits­spra­chen sind sel­ten, kom­men aber bei glei­cher Ziel­spra­che bei den in­ter­na­tio­na­len Ins­ti­tu­tio­nen vor.]

3. Wie schaf­fen Sie es, gleich­zei­tig zu hö­ren und zu spre­chen?
Jah­re­lan­ges Trai­ning mit Ra­dio­sen­der, Pa­pa­gei und Te­le­fon im Haus so­wie ei­ner Ver­wandt­schaft, die stän­dig durch­ein­an­der­redet. Seit­dem ist mein Ge­hirn ein Mehr-Fens­ter-Brow­ser. [Al­so, wir hö­ren den nächs­ten Satz schon, wäh­rend wir den vor­he­ri­gen über­set­zen. Das Ge­hirn ver­ar­bei­tet bei­des pa­ral­lel, das ist ähn­lich wie beim bei­d­hän­di­gen Kla­vier­spie­len oder bei der Or­gel, wo auch noch die Fü­ße da­zu­kom­men.]

4. Wie lan­ge kön­nen Sie am Stück dol­met­schen?
Un­ge­fähr 30 Mi­nu­ten  oder bis je­mand so lan­ge um den hei­ßen Brei re­det, dass ich in­ner­lich ko­che. [Er­klä­rung: We­gen der ex­trem­en Kon­zen­tra­ti­on wech­seln wir uns al­le 20 bis 30 Mi­nu­ten ab.]

5. Wie kön­nen Sie sich das al­les mer­ken?
Gar nicht! Ich hö­re es, dol­met­sche es und dann rauscht es ins men­ta­le Ber­mu­da-Drei­eck, in dem auch di­ver­se Pass­wör­ter ver­schwun­den sind. [Ernst­ge­mein­te Ant­wort: Dol­met­schen funk­tio­niert über so­for­ti­ges Ver­ste­hen und Wie­der­ge­ben, nicht über Lang­zeit­ge­dächt­nis. An­sons­ten be­rei­ten wir uns auf die In­hal­te in­ten­siv vor, im Schnitt kommt ein Tag Le­sen und Ler­nen auf ei­nen Tag Dol­met­schen.]

6. Was ist das Schwie­rigs­te in Ih­rem Be­ruf?
Je­man­den dol­met­schen zu müs­sen, der drei Mi­nu­ten re­det, oh­ne auf den Punkt oder zum Verb zu kom­men und es trotz­dem so klin­gen zu las­sen, als hät­te das al­les ei­nen Sinn. [Ech­te Er­klä­rung: Un­kla­re, um­ständ­li­che oder schlecht struk­tu­rier­te Re­den sind ei­ne ech­te Her­aus­for­de­rung; Schach­tel­sät­ze wer­den aus­ge­packt in klei­ne Schäch­tel­chen.]

7. Was war das Lus­tigs­te, das Ih­nen je pas­siert ist?
Da hat mich doch tat­säch­lich mal je­mand ge­fragt, ob ich Dol­met­sche­rin bin! [Nun, es gibt vie­le ab­sur­de oder ko­mi­sche Si­tua­tio­nen, aber meis­tens bleibt kei­ne Zeit, sie fest­zu­hal­ten.]

8. Sind Dol­met­sche­r:in­nen la­tent schi­zo­phren?
Nein, nur per­fekt dop­pel­zün­gig. [Im Ernst, wir ha­ben un­se­ren Kopf da­rauf trai­niert, dass bei­de Hirn­hälf­ten be­son­ders gut zu­samm­en­ar­bei­ten und der Bal­ken, die Ver­bin­dung zwi­schen den Hälf­ten, scheint bei uns be­son­ders groß zu sein.]

9. Ha­ben Sie kei­ne Angst, dass Sie die KI bald ar­beits­los macht?
Oh, ab­so­lut! Ich lie­ge je­de Nacht wach und war­te dar­auf, dass am Mor­gen der Toas­ter mit mir in meh­re­ren Spra­chen dis­ku­tie­ren will. [Ganz ehr­lich: Die KI kann Tex­te ver­ar­bei­ten, man­che, manch­mal, aber sie nicht ver­ste­hen. Und was nicht ver­stan­den wird, kann nicht rich­tig über­tra­gen wer­den.]

Und was wä­re Ih­re oder Dei­ne Fra­ge? Ich su­che Num­mer zehn! Kom­men­ta­re herz­lich will­kom­men!

______________________________
Foto: C.E.

Keine Kommentare: