Mittwoch, 31. Januar 2024

Sprachenlernen (2)

Ein­blick in den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heu­te Teil zwei der neu­en Rei­he zum The­ma Spra­chen­ler­nen. Mei­ne zwei Nich­ten ha­ben je­weils ei­ne eng­li­sche und ei­ne fran­zö­si­sche Tan­te, näm­lich mich.

Omahand, Babyhand
Jun­ge und al­te Hän­de
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, be­kom­men im Mo­nat et­wa fünf Kurz­lek­tio­nen in zwei Spra­chen, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, ich nen­ne es den "Tür­dienst".

Vor dem Gang in die Ki­ta (die Zwei­jäh­ri­ge) und den Kin­der­gar­ten (die Fünf­jäh­ri­ge) sit­zen die young ladies auf der Trep­pen­stu­fe und be­kom­men ih­re Schu­he an­ge­zo­gen. Die Gro­ße ist (wie die hal­be Fa­mi­lie) mor­gen­mu­f­fe­lig und et­was dis­tan­zier­ter am Mor­gen, lässt sich die Schu­he noch ge­n­auso an­zie­hen wie die Klei­ne.

Die Klei­ne ist mor­gens emo­tio­na­ler und eilt in mei­nen Ar­me, um mich und den Tag zu be­grü­ßen. Dann kommt die Fra­ge: "O­ma?"
Da­rauf folgt:
Ma­mie dort ! (O­ma schläft!) Viens, on va voir. (Komm, wir schau­en nach.)
Kind auf Arm, in O­mas Zim­mer schlei­chen, das He­li­ko­pter­ba­by über die O­ma hal­ten, dann:
Pssst, si­len­ce! Oder: Psst, il faut être si­li­en­cieux ! (Auf­ruf zum Leise­sein.)
Die O­ma schläft see­len­ru­hig wei­ter. Da­rauf ich:
On la laisse dor­mir. (Wir las­sen sie schla­fen.)

Zu­rück an die Woh­nungs­tür. Dort spä­ter:
Au re­voir ! (... woraus spä­ter werden wird: Au re­voir ! Bon­ne jour­née !) ... ge­folgt von Bisou, bisou !

Und jetzt die zweispra­chige Va­ri­an­te, wo­bei mei­ne Stim­me in den Spra­chen je­des Mal ein we­nig an­ders klingt, eben in der je­wei­li­gen Stimm­lage der bei­den Spra­chen.

Bon­jour ! Good mor­ning, young la­dies! Did you sleep well?
Mamie dort. Grannie is still slee­ping. (O­ma schläft noch.) Viens, on va voir. Let's have a look. (Komm, wir schau­en nach.)
Das He­li­ko­pter­ba­by schwebt über der O­ma: Mamie dort !
Pssst, si­len­ce! Oder: Psst, il faut être si­li­en­cieux ! (Auf­ruf zum Lei­se­sein.)
On la laisse dor­mir. (Wir las­sen sie schla­fen.)

An der Woh­nungs­tür ...
Au re­voir ! Bon­ne jour­née ! Good bye, have a nice day! Bi­sou, bi­sou !

Die O­ma spricht auch Fran­zö­sisch. Wir war­ten auf den Mo­ment, an dem sie die Au­gen auf­schlägt und die Ne­ga­ti­on ein­füh­ren wird:
Mamie ne dort pas. (Spä­ter: Mamie ne dort plus, O­ma schläft nicht / nicht mehr.)

Und beim Run­ter­ge­hen er­in­nert mei­ne Schwes­ter ih­re Erst­ge­bo­re­ne, dass sie schon weiß, was "Ich lie­be dich" auf Eng­lisch heißt.

(Fortsetzung hier: klick!)

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C.E.

Dienstag, 30. Januar 2024

Sprachenlernen (1)

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und aus dem Eng­li­schen). Heu­te be­ginnt ei­ne neue Rei­he, und zwar geht es um Ideen fürs Spra­chen­ler­nen.

Kleine Stofftiergruppe
Die Maus und ihre Freun­de
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich je­den Mo­nat im Schnitt an fünf Ta­gen, wenn ich meine Mut­ter pfle­ge.

Ein wich­ti­ger Mo­ment ist der mor­gend­li­che Auf­bruch in Ki­ta und Kin­der­gar­ten, denn mei­ne Mut­ter und die Fa­mi­lie mei­ner Schwester leben Tür an Tür. Das Schuh­an­zie­hen in­klu­si­ve Ver­ab­schie­dung dau­ert et­wa sie­ben Mi­nu­ten.

Kin­der li­eben Rou­ti­nen, also habe ich ent­schie­den, den Mo­ment mit den ers­ten Fran­zö­sisch­vo­ka­beln zu ver­bin­den. Die Gro­ße ist mit ih­ren fünf Len­zen schon sehr oft auf Kra­wall ge­bürs­tet, also eine ech­te Kra­Mi (Kra­wall­mie­ze). Neulich er­klärt sie mir beim mor­gend­li­chen "Tür­dienst": "Ich will kein Fran­zö­sisch ler­nen!" Da­rauf ent­spann sich fol­gen­des Ge­spräch.
— War­um denn nicht?
— Weil ich im Kin­der­gar­ten schon En­g­lisch ler­ne!
— Aber du kannst bei­des gleich­zei­tig ler­nen.
— Erst En­g­lisch, dann Fran­zö­sisch!
— Da habe ich eine tol­le Neu­ig­keit für dich. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler ha­ben her­aus­ge­fun­den, dass Men­schen sehr gut zwei Spra­chen gleich­zei­tig ler­nen kön­nen, dass das so­gar schnel­ler geht als nur bei ei­ner Spra­che.
— Aber dann ver­wech­se­le ich doch die Wör­ter!
— Das macht nichts. Ei­nes Ta­ges wirst du sie nicht mehr ver­wech­seln.

Aber ei­ne ech­te Kra­Mi lässt so schnell nicht locker. Die Nichte:
— Aber ich will kei­ne Dol­met­sche­rin wer­den!
— Weiß ich doch. Du willst Kin­der­ärz­tin wer­den. Aber da gibt es auch Kin­der, die kein Deutsch kön­nen.

Das war nach un­ge­fähr zehn Ta­gen "Tür­dienst". Seit dem nächs­ten Mor­gen spre­che ich jetzt die Große auf En­g­lisch an, die Klei­ne auf Fran­zö­sisch. Beim Bi­sou, bi­sou! (Küss­chen, Küss­chen) zum Weg­ge­hen sagt die Große: "Das war Fran­zö­sisch!" Und wir ver­ab­schie­den uns mit Good bye, have a nice day!

Die gro­ße Nichte hat jetzt eine en­g­li­sche Tan­te, die klei­ne eine fran­zö­si­sche. Den Fräu­leins Fremd­spra­chen zu schen­ken, ist mir Ver­gnü­gen und Ehre zu­gleich!

(Fortsetzung hier: klick!)

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C.E.

Montag, 29. Januar 2024

Montagsschreibtisch (28)

Ein­blick in den Ar­beits­all­tag einer Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Ge­le­gent­lich be­ar­bei­ten wir im Team in grö­ße­rem Um­fang ge­mein­sam Tex­te.

Auf dem Schreib­tisch
⊗ Wort­schatz­nach­be­rei­tung ei­nes In­ter­views bei der 'Grü­nen Wo­che'
­⊗ Film­pro­duk­ti­ons­dos­sier: letz­te Kor­rek­tu­ren

Auf der Grünen Woche: Kunstrasen, Ausstellermaterial, Tisch, Kopfhörer, Dolmetschmikrofon, im Hintergrund ein Stativ
Im Hin­ter­grund ein Ka­me­ra­sta­tiv
Fürs Film­pro­jekt sind 16 Tex­te un­ter­schie­dli­cher Sor­te und Gü­te zu be­ar­bei­ten. Je um­fang­rei­cher ein Dos­sier, des­to wich­ti­ger ist es, die Über­sicht zu be­hal­ten. Un­se­re Da­tei­en |fan­gen mit ei­nem ame­ri­ka­ni­schen Da­tum an| fol­gen dem ISO-For­mat: Jahr, Monat und Tag, dann kommt ein Pro­jekt- oder Kun­den­kür­zel, dann der ei­gent­li­che Da­tei­na­me, ge­folgt von den Ini­tia­len de­rer, die das Do­ku­ment in der Hand hat­ten und dem Kür­zel zum Be­ar­bei­tungs­stand: ab­ga­be­fer­ti­ger Zu­stand = OK, sonst WIP = work in pro­gress. Falls nö­tig, en­det die Da­tei­be­zeich­nung mit der Num­mer der je­wei­li­gen Fas­sung. Um die per­fek­te Über­sicht für al­le zu ge­währ­leis­ten, ha­ben wir als Bin­nen­ti­tel na­tür­lich die Da­tei­na­men der Pro­duk­ti­ons­fir­ma be­ibehalten.

Ar­beit im Team

Über­setzt ha­ben wir vier­hän­dig, al­so zu zwei­t, und für­ein­an­der auch Kor­rek­tur ge­le­sen, da­mit die Tex­te ein- und der­sel­be Sound durch­weht. Eine frü­he­re Bü­ro­kol­le­gin stellt dann die deut­sche Schluss­re­dak­ti­on si­cher. Was die­ser Kol­le­gin, die kein Fran­zö­sisch spricht, an Über­setz­tem und Ge­gen­ge­le­se­nem Spa­nisch vor­kommt, sie also nicht ver­stan­den hat, wird ge­mein­sam be­spro­chen. Gro­ß­ar­tig: Mit Schul­fran­zö­sisch und Phi­lo­so­phie­stu­di­um fin­det sie oft sehr brauch­ba­re Vor­schlä­ge zur Ret­tung von Sät­zen und Ab­sät­zen, so­gar bei Film­fi­nan­zie­rungs­the­men.

Ich lie­be Team­ar­beit und hal­te die Ein­sam­keit für ei­nen der zen­tra­len Nach­tei­le der Über­set­zer­tä­tig­keit. Wo­bei, ein­sam bin ich nicht, auch wenn die lie­ben Mit­men­schen tags­über manch­mal au­ßer Haus sind. Der Woh­nungs­nach­bar übt wei­ter As­tor Pia­zol­la, in­zwi­schen ist er rich­tig gut!

P.S.: Oben wur­de der Satz mit der Da­tums­be­nen­nung kor­ri­giert, Dank an Mon­sieur/Ma­dame Un­be­kannt!

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Foto:
C.E. (Archiv)

Donnerstag, 25. Januar 2024

Neue Mailvorlage

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Manch­mal er­tap­pe ich mich da­bei, ei­ne Mail ge­fühlt zum x-ten Mal zu schrei­ben. Hohe Zeit, dass ich mei­nen Be­stand an Vor­la­gen er­wei­tere.

Hier, was heute meinen Schreib­tisch ver­ließ.

"Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

­vie­len Dank für die Zu­sen­dung des Pro­gramms! Das wird si­cher ein sehr in­for­ma­ti­ver Tag. Beim Le­sen fiel mir auf, dass die The­men Ihres For­schungs­ta­ges er­war­tungs­ge­mäß hoch­gra­dig aus­dif­fe­ren­ziert sind. Zur Stun­de liegt uns be­dau­erns­wer­ter­wei­se noch kein Hin­ter­grund­ma­te­rial vor, da­bei be­steht Dol­met­schen zu 80 Pro­zent aus Vor­be­rei­tung.

Schild: Meeting, bitte nicht stören!
Fürs Dol­met­schen auch nötig: Ar­beits­ru­he

Wir müssen be­fürch­ten, dass vor Ort dann aus­ge­druck­te Vor­trags­tex­te im Win­de­seile vom Blatt ge­le­sen wer­den.

Lai­en über­schät­zen meist die nor­ma­le Sprech­ge­schwin­dig­keit und le­sen viel schnel­ler vor, als sie frei spre­chen wür­­den — zur Er­schwe­r­nis un­se­rer Ar­beit mit Sät­zen, die den Ge­set­zen von Le­se­tex­ten und lei­der nicht den Re­geln ge­spro­che­ner Spra­che fol­gen.


Des­halb ist Ihre Mit­wir­kung zum Ge­lin­gen des be­vor­ste­hen­den Events un­ab­ding­bar!

Hintergrund

Vor Ein­sätzen be­schäf­ti­gen wir Dol­met­sche­rin­nen uns vie­le Stun­den in­ten­siv mit der Ma­te­rie, im Durch­schnitt pro Dol­metsch­tag ei­nen bis an­dert­halb Ar­beits­­tage lang, idea­ler­wei­se in meh­re­re hal­be Tage auf­ge­teilt, der Lern­kur­ve we­gen, wir le­sen uns ein­, über­tra­gen Li­te­ra­tur­zi­ta­te usw.

Kön­nen sie uns bit­te die Mail­an­schrif­ten der Red­ner:in­nen zu­sen­den und parallel bitte die­se in Ihrer Funktion als Ver­an­stal­ter vor­ab um die baldige Zu­sen­dung ih­rer „Pa­pers“ oder Ma­nu­skrip­te oder Ent­wür­fe oder Re­de­no­ti­zen bit­ten? (Wenn Sie das ma­chen, hat das für man­che mehr Ge­wicht, als wenn es "nur" aus der Ka­bi­ne kommt.)

"La Team"

Auch wich­tig: Dol­met­schen ist Team­ar­beit. Wir er­stel­len nor­ma­ler­wei­se ge­mein­sam ei­ne Vo­ka­bel­lis­te ("Le­xik") der wich­tigs­ten Be­grif­fe und tau­schen uns über gu­te Fund­stel­len für Kon­text­wis­sen im Netz aus. Da­her möch­te ich Sie bit­ten, mir die Kon­takt­da­ten der jun­gen Kol­le­gin mit­zu­tei­len, mit der ich zum ers­ten Mal zu­sam­men­ar­bei­ten wer­de; sie ist im In­ter­net noch nicht ver­tre­ten.

Mit freund­li­chen Grü­ßen ..."


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Foto: C.E. (Archiv)

Mittwoch, 24. Januar 2024

In der Box

Wie Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie in die­sem Blog. Als Deutsch-Mut­ter­spra­ch­le­rin bin ich Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Zweit­spra­che ist Fran­zö­sisch; die Bü­ro­kol­le­gin über­trägt Tex­te ins Eng­li­sche. Da­bei ha­ben wir es mit vie­len un­ter­schied­li­chen The­men zu tun, die Vor­be­rei­tung ist also ein wich­ti­ger Be­stand­teil.

Die lu­stigs­te Bu­chung mei­nes Le­bens kam heu­te rein. Eine Tech­nik­fir­ma aus der Kon­fe­renz­welt ruft an.

Farbenfrohes Gemälde mit zwei Frauen, die Kopfhörer tragen
In der Box (im Stil von Hen­ri Ma­tisse)

 Los geht's mit einer Frage:
— Kön­nen Sie heu­te?
— Wann ge­nau, heu­te? Zu wel­chem The­ma? Und wo?
— Ent­schul­di­gung, ich mei­ne, ab so­fort! Im Netz steht, dass Sie zen­tral woh­nen, stimmt das?
— Mo­ment, wor­um geht's denn?
— Das The­ma ist nicht wich­tig. Der Kun­de hat ei­ne Dol­met­scher­ka­bi­ne plus Equip­ment bei uns be­stellt. Aber die ha­ben nicht ver­stan­den, dass sie zu­sätz­lich noch Dol­met­scher:in­nen bu­chen müs­sen.
— Oha!
— Genau, oha! Die dach­ten, die wä­ren im Lie­fer­um­fang mit drin. Da ist jetzt das The­ma un­wich­tig. Die wer­den froh sein, wenn über­haupt je­mand in der Box sitzt.

P.S.: Wir hat­ten Glück in der Lot­te­rie, es ging um ein so­zia­les The­ma, das wir be­reits ken­nen.

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Illustration: Dall:e

Dienstag, 23. Januar 2024

Mensch vs. Maschine (3)

Hallo! Hier bloggt ei­ne Dol­met­scher­in und Über­set­ze­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che, ich übersetze auch Schrift­li­ches, al­ler­dings ins Deut­sche, so­wie aus der eng­li­schen Sprache; ins Eng­li­sche über­setzt eine Bü­ro­kol­le­gin.

Der Name Idefix kommt aus dem Französischen: Idee Fix, steht für eine gewisse Zielstrebigkeit und Sturheit.
Aus dem "Mor­gen­ma­ga­zin"
Öf­fent­lich-recht­li­che Sen­der set­zen Stan­dards. Das ha­ben Me­di­en­ver­ant­wort­li­che heu­te of­fen­sicht­lich nicht ver­stan­den, auch wenn ih­nen You­Tube im­mer mehr den Rang ab­läuft. Ge­ra­de weil You­Tube dem li­ne­a­ren Fern­se­hen im­mer mehr den Rang ab­läuft, heißt es, ak­ku­rat zu sein.

Das be­zieht sich auf die Aus­spra­che von Be­grif­fen und Ei­gen­na­men eben­so wie auf die Ver­wen­dung von Un­ter­ti­teln. In Sa­chen Aus­spra­che gab es zu mei­nen Zei­ten in den Me­di­en, ist et­was her, ei­ne zen­tra­le Stel­le, die maß­geb­lich war und al­le mög­li­chen Be­grif­fe und Spra­chen stän­dig do­ku­men­tiert hat. (Ich selbst durf­te eini­ge fran­zö­si­sche Na­men ein­spre­chen.)

Un­ter­tit­ler muss wieder ein ech­ter Be­ruf wer­den

Bei den Un­ter­ti­teln, egal ob vor­pro­du­ziert wie bei Bei­trä­gen oder live wie bei der Mo­de­ra­tion, scheint in­zwi­schen al­les mög­li­che au­to­ma­ti­siert zu sein, was nicht schlimm ist, so­lan­ge die Men­schen den Hut auf­be­hal­ten. Da­zu brau­che ich hoch­gra­dig Ge­bil­de­te, am bes­ten Pro­fis, die mög­li­che Feh­ler er­ken­nen kön­nen, die re­cher­chie­ren oder prak­ti­scher­wei­se die Schreib­wei­se aus dem Eff­eff kön­nen.

Rover Ide­fix, ein deutsch-fran­zö­si­sches In­ge­nieur­pro­jekt, soll bis auf den Mars flie­gen. "Idee­fix ist der klei­ne Hund von As­te­rix und Obe­lix, der über­all rum­stro­mert und Sa­chen ent­deckt", wird sinn­ge­mäß die Mars­ex­pe­di­ti­on er­klärt, und dann äu­ßert sich ei­ner der Wis­sen­schaft­ler zur Her­kunft des Na­mens. Wenn ich vor­ge­be, et­was zu er­klä­ren, soll­te auch die Form stim­men, nicht nur der In­halt. Hier müss­te also idée fixe stehen: 'die Idee' ist auch auf Fran­zö­sisch weib­lich, das Wort hät­te ger­ne ei­nen Ak­zent und eine An­glei­chung.

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Screenshot: ARD, Mo­Ma von heu­te

Montag, 22. Januar 2024

Montagsschreibtisch (27)

Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­talen Ta­ge­buchs aus der Welt der Spra­chen ge­lan­det, das es seit 16 Jah­ren gibt. Der­zeit stehen Kurz­ein­sätze im Vor­der­grund. Sonst küm­me­re ich mich um die Jah­res­pla­nung.

Altes Foto, Schreibtisch am Ende, Vorhang vor der Zwischentür, Sofa, Sitzgelegenheiten
Kleiner Schreibtisch im Damenzimmer
Der Schnee ist ge­schmol­zen, das Abend­licht wirkt früh­lings­haft, ob­wohl der Win­ter erst einen Mo­nat alt ist. Vor der Berli­na­le ist es ru­hig.

Auf dem Schreib­tisch:
­⊗ letzte Kor­­rek­tu­ren bei Filmdossiers
⊗ Technikrevision
⊗ Nachlese Vokabeln der Grünen Woche
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Foto: Archiv Elias Lossow

Sonntag, 21. Januar 2024

Wolkenwasser

Seit 2007 be­schrei­be ich hier mei­nen in­ter­kul­tu­rel­len Ein­satz im Sprach­be­reich. Wir sind ein Netz­werk, Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, Über­set­zer und Über­set­ze­rin­nen. Ne­ben der münd­li­chen Über­tra­gung, dem Dol­met­schen, über­set­ze auch Tex­te (FR>DE und EN>DE); die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Ei­nes ge­hört zur Ar­beit eng da­zu: Das Sam­meln von Wör­tern.

Schnee zwischen Bäumen und Sträuchern, auf den Wegen dazwischen ist der Schnee schon geschmolzen.
Tatsächlich kein Schwarz-Weiß-Bild
Nach dem Dol­metsch­ein­satz ist vor dem Dol­metsch­ein­satz. Das gilt auch an ei­nem Sonn­tag, also heu­te, wo das das Sonn­tags­bild zu­rück­kehrt! Der Re­gen liegt noch als Schnee in der Ge­gend he­rum.
Wer sei­nen Be­ruf so sehr lebt (und liebt) wie ich, hält auch fei­er­tags und im Ur­laub die Au­gen und Oh­ren of­fen, was die Ar­beits­ge­bie­te an­geht, oder trägt auch an of­fi­ziell ar­beits­frei­en Ta­gen noch Be­grif­fe ein. 

Von der 'Grü­nen Wo­che' habe ich ein Wort mit­ge­bracht, das ich in die Le­xik "Was­ser" ein­füge.

„Wol­ken­was­ser“ oder auch „ho­ri­zon­ta­ler Re­gen“ ist eine Me­tho­de, in re­gen­ar­men Re­gio­nen der Welt Was­ser zu sam­meln. Bei­spiel Gran Ca­na­ria: Dort wer­den Net­ze als Wol­ken­fän­ger an den Hän­gen an­ge­bracht und die­se lie­fern so an ne­bli­gen Ta­gen 130 Li­ter pro Qua­drat­me­ter. Vor­aus­set­zun­gen: Pas­sat­wind in Küs­ten­nä­he (feuch­ter, star­ker Wind), Hü­gel­land­schaft.

Ich lie­be zau­ber­haf­te Wör­ter. Die­ser Neu­zu­gang ist fast ly­risch. Mehr da­zu in einem fast zehn Jah­re al­ten Ar­ti­kel aus Spa­nien: Wo­chen­blatt: Wol­ken­was­ser in Fla­schen.

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Foto: C.E.

Freitag, 19. Januar 2024

Der Grund von allem (1)

Aus dem Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten ei­ni­ges er­fah­ren. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, ins Eng­li­sche über­setzt die Bü­ro­kol­le­gin. Noch herrscht in der Kon­fe­renz­welt Ru­he, ab­ge­se­hen von ei­ni­gen Kurz­ter­mi­nen bei der 'Grü­nen Wo­che'.

Oben grü­ner Be­wuchs, dann Hu­mus, dann ei­ne stei­ni­ge Schicht
Quer­schnitt durch den Bo­den

Vor ei­ner De­le­ga­ti­ons­rei­se im Früh­jahr wer­den wir ge­be­ten, un­se­re Ess­ge­wohn­hei­ten mit­zu­tei­len. Uni­sono an­twor­ten bei­de Kol­le­gin­nen mit ei­ner Fra­ge, und zwar ob es mög­lich wä­re, die Gast­ge­ber:in­nen der ver­schie­de­nen Eta­p­pen um ei­nen Snack für uns zu bit­ten. Wir ver­bren­nen ähn­lich vie­le Ka­lo­ri­en wie Bau­ar­bei­ter im Stra­ßen­bau, ein Keks­chen am Kaf­fee­tas­sen­rand reicht da nicht, um den Vor­mit­tag zu überstehen.

Lei­der nein, lau­tet die An­twort, di­plo­ma­ti­scher Be­reich, die Gast­ge­ben­den sind al­lein ver­ant­wort­lich, nicht ein­mal ein zar­ter Hin­weis sei mög­lich. Nun gut. Un­se­re­i­ner hat im­mer Tro­cken­obst und Nüs­se in der Ta­sche, um das Hirn am Lau­fen zu hal­ten.

Es­sen ist das hal­be Dol­met­schen

Au­ßer­dem si­chern wir uns auch schon mal ein klei­nes Kä­se­bröt­chen-oder-was-auch-im­mer vom Früh­stücks­buf­fet für die Pau­se. Im Not­fall ha­ben wir uns schon am Frucht­zu­cker aus Säf­ten ent­lang­­ge­han­gelt, wenn zwi­schen­durch kei­ne Zeit zum Ein­kau­fen war ... oder wir mit ei­ner land­wirt­schaft­li­chen De­le­ga­ti­on ir­gend­wo in der Pam­pa un­ter­wegs wa­ren.

 Lunch­pa­ket

Die Aus­nah­men sind rar. Um­so sprich­wört­li­cher ist seit­dem DAS Lunch­pa­ket, das wir letz­tes Jahr von ei­ner land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­ons­ge­nos­sen­schaft be­ka­men — nur für uns Dol­met­sche­rin­nen! Die Schwä­ge­rin ei­nes der Re­fe­ren­ten war selbst in einem frü­he­ren Le­ben Dol­met­sche­rin ge­we­sen, sie hat­te vor Ort al­les ge­plant (stil­les Mi­ne­ral­was­ser!) und so­gar et­was zu schna­bu­lie­ren be­reit­ge­legt, das aus­ge­wo­gen, le­cker und nach­hal­tig war. Cha­peau und vie­len Dank noch­mal, Marie!

Tischarbeit

Vo­ka­bel­zet­tel mit kom­bi­nier­ter Zeich­nung: Kuh, Wei­de, Stall ...
Lern­ma­te­ri­al und Spick­zet­tel zu­gleich

Sonst ist der­zeit viel Bü­ro­ar­beit an­ge­sagt. Wir le­sen Dreh­buch­über­set­zun­gen und Film­pro­jekt­dos­siers für den Markt der Ber­li­na­le ge­gen. Wich­tig ist da­bei: mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te mit Ziel­spra­che Deutsch.
Die Kol­le­gin­nen ha­ben Fran­zö­sisch oder Eng­lisch als Mut­ter­spra­chen, und wir fin­den bei Be­darf man­ch an­de­re Sprach­kom­bi­na­tion.

Ich bin Teil ei­nes mehr­spra­chi­gen Teams, uns ver­bin­den Schwer­punk­te wie Po­li­tik, Wirt­schaft, So­zia­les und Kul­tur. Da­ne­ben ar­bei­te ich oft im Be­reich Land­wirt­schaft und Agro-Öko­lo­gie, zu The­men wie Bio­di­ver­si­tät und Bo­den­ge­sund­heit, als Über­set­ze­rin (schriftlich), vor al­lem aber als Dol­met­sche­rin (münd­li­che Über­tra­gung).

Fort­set­zung folgt: hier.

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Foto: C.E.
, Bo­den­auf­bau mit di­cker Hu­mus-
schicht und gro­ßer Spick­zet­tel (von 2019)
#sa­ve­our­soils #grue­ne­wo­che #oeko­lo­gie

Donnerstag, 18. Januar 2024

Museum der Wörter (35)

Gu­ten Tag oder Abend, hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­chen: Fran­zö­sisch (ak­tiv und pas­siv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che). Heu­te im Wör­ter­mu­se­um: Was Zu­kunfts­fes­tes.

Die Wet­ter­la­gen, Hoch­was­ser­wo­chen und Hit­ze­mo­na­te des letz­ten Jah­res ha­ben hof­fent­lich auch den letz­ten ge­zeigt, dass wir ein Pro­blem mit dem Kli­ma ha­ben. Da­zu habe ich ein neu­es Wort wie­der­ge­hört, das ich zuvor nur in Krei­sen kri­ti­scher An­le­ger seit 2018 ver­nom­men ha­be, das aber ins Wör­ter­mu­se­um un­ter "Ak­tu­el­les" ge­hört:
             
                
(ur)en­kel­taug­lich
   
Oder auch: en­kel­fest, nach­hal­tig, zu­kunfts­ori­en­tiert, kli­ma- und so­zi­al­ge­recht, das sind die Syn­ony­me da­zu. 

Qua­li­tät hat ihren Preis — auch auf dem Tel­ler. Und schon sind wir in der letz­ten Woche, in der vie­le Trak­tor­fah­rer ta­ge­lang gan­ze Stra­ßen­zü­ge blo­ckiert ha­ben, weil ih­nen et­was we­ni­ger Sub­ven­tio­nen aus­ge­zahlt wer­den sol­len. Ich möch­te nicht miss­ver­stan­den wer­den: Vie­le ha­ben sich, be­ra­ten von Fach­leu­ten der Ag­rar­in­dus­trie mit ein­deu­ti­gen Ab­sich­ten, in gro­ße Ab­hän­gig­kei­ten rein­ma­nö­vriert und müs­sen jetzt stän­dig lie­fern, ganz gleich, ob es ein gu­tes oder ein schlech­tes Wirt­schafts­jahr war. Vie­le Hö­fe sind so klein, dass sie Schwie­rig­kei­ten nur schwer aus­glei­chen kön­nen.

Land­wir­te in der Kri­se

Seit vie­len Jah­ren dol­met­sche ich in die­sem Be­reich und ken­ne da­her die Kom­ple­xi­tät der Sub­ven­tio­nen. Ich wür­de mir wün­schen, dass die­se Hil­fen aus öf­fent­li­cher Hand über­wie­gend in ei­ne von ethi­schen Prin­zi­pi­en ge­präg­te, nach­hal­ti­ge Land­wirt­schaft gehen wür­den, der die bio­lo­gi­sche Viel­falt ge­n­auso wich­tig ist wie die ge­rech­te Ent­loh­nung der Ar­beit.

Da­bei im­mer mit dem Ziel, dass ge­sun­des, un­ver­ar­bei­te­tes und re­gio­na­les Es­sen soll­te auch für we­ni­ger Be­gü­ter­te be­zahl­bar sein soll­te.

Wir dür­fen Um­welt, Na­tur, Bio­di­ver­si­tät nicht mehr ig­no­rie­ren oder bes­ten­falls als "stau­ch­bare Fi­nanz­pos­ten" de­fi­nie­ren, dé­pen­ses com­pres­si­bles, die den In­ter­es­sen der Men­schen ge­gen­über­ste­hen wür­den.

So­zial ver­sus öko­lo­gisch ist Non­sense

Bis­lang kön­nen sich ma­nche Wa­ren, z.B. To­ma­ten, die wirk­lich nach To­ma­ten schme­cken, über­wie­gend nur Bes­ser­ver­die­nen­de leis­ten, de­ren Haus­halts­bud­get hö­her ist. Die Inflation verschärft die Versorgungslage jener erneut, die schlicht weniger "Geld auf Tasche" haben, wie ich es neulich im Hamburger Hafen gehört habe. (Link zum taz-Artikel "Inflation trifft Arme besonders" mit Quellen vom Statischen Bundesamt). 

Für Menschen wie mich ist die ak­tu­el­le La­ge al­ler­dings in ei­ner Wei­se ab­surd, dass ich das kaum in Wor­te fas­sen kann. Als Al­ler­gi­ke­rin sub­ven­tio­nie­re ich mit mei­nen Steu­ern ei­ne Ag­rar­in­dus­trie, die ich links lie­gen las­se (wie die ge­sprit­zen Äp­fel vom Ho­tel­buf­fet); da­ne­ben ka­ufe ich mir die teu­re­ren, ver­gli­chen mit dem hö­he­ren Pro­duk­ti­ons­auf­wand we­ni­ger sub­ven­tio­nier­ten re­gio­na­len Le­bens­mit­tel in Bio­qua­li­tät. Un­ter dem Strich be­zah­le ich für mein Es­sen also mehr­fach.

Das ak­tu­el­le Ag­rar­sys­tem ist nicht en­kel­fest. Ich wün­sche mir ein grund­sätz­li­ches Um­den­ken, tra­di­tio­nel­len Land­bau mit dem Wie­der­ent­de­ckung al­ter An­bau­me­tho­den, kom­bi­niert mit neu­en wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen und leichter, ein­fach nutz­ba­rer und en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter High Tech.
 
Viele Lösungen vor aller Augen

Neu­lich rausch­te durch die Me­di­en, dass z.B. der Flug­ha­fen in Mün­chen sei­ne Roll­fel­der mit Gur­ken­was­ser ent­ei­sen wür­de, das aus der Her­stel­lung von Ge­würz­gur­ken aus der Nach­bar­schaft stam­me. Mit Gur­ken­la­ke ent­ei­sen — groß­ar­tig! War­um gibt es nicht längst überall ech­tes Bio­gas aus Gül­le, Wär­me­an­la­gen aus dem Kom­post­hau­fen, Bau­ele­men­te aus Hanf sowie So­lar auf je­dem Scheu­nen­dach? Lö­sun­gen gibt es hun­der­te vor Ort, wenn wir nur hin­se­hen und uns nicht von me­dia­len oder me­di­en­wirk­sa­men Vor­be­ter:in­nen die Ge­dan­ken vor­ge­ben las­sen. 

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Idee: H.F.

Mittwoch, 17. Januar 2024

Der Nürnberger Trichter

Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Es gibt Kun­d:in­nen, die blei­ben au­ßen vor, weil sie sich die Zeit für Be­ra­tung nicht neh­men. Scha­de.

KI-Gemälde: Maschine, Trichter, oben fliegen Dokumente und Buchstaben rein
Die Über­set­zungs­ma­schine (gemäß der KI)
Wer Dol­met­sche­r:in­nen sucht, darf sich ein we­nig auf die Art, wie wir ar­bei­ten, ein­las­sen, da­mit wir ge­mein­sam die bes­te Lö­sung fin­den.

"Die Kun­din hat nicht viel Ah­nung von un­se­rer Bran­che, sie hat stän­dig ge­sagt, dass sie eine Syn­chron­über­set­ze­rin für ei­nen Vor­trag brau­che", sagt ei­ne Kol­le­gin am Te­le­fon, die mich auf Emp­feh­lung ei­ner an­de­ren Kol­le­gin an­ge­ru­fen hat. Die­se po­ten­zi­el­le Kun­din be­nö­tigt kei­ne Über­set­ze­rin für ein Dia­log­buch vor der Syn­chro­ni­sie­rung, son­dern zwei Si­mul­tan­dol­met­sche­rinnen, die im Wech­sel münd­lich über­tra­gen kön­nen. Es geht um einen Nach­mit­tag plus ei­nen gan­zen Tag, ir­gend­wo in Bay­ern, um Schu­lungs­soft­ware ei­ner nam­haf­ten Han­dels­ket­te.

Beratungsintensiv 

Wir erklären gerne ruhig alle De­tails und dass wir uns re­la­tiv schnell ein­ar­bei­ten kön­nen, da­zu aber Ma­te­ri­al im Vor­feld be­nö­ti­gen. Wir fah­ren ger­ne auch dort­hin, wo die Schu­lung statt­fin­den wird. (Zug- und Un­ter­kunft­skos­ten kämen zum Ho­no­rar hin­zu.)

Die Kun­din aber, so er­fah­re ich am Te­le­fon, möch­te lie­ber re­mo­te schu­len, al­so aus der Fer­ne, das spa­re Zeit. Die Men­schen sol­len im Bü­ro vor ih­ren Rech­nern sit­zen, sie spricht Fran­zö­sisch und aus dem ir­gend­wie ge­ar­te­ten Off stellt sie sich eine Flüs­ter"über­set­zung" vor. Mehr weiß sie nicht. Nein, für eine Kon­fe­renz­soft­ware, die ei­nen zwei­ten Ton­ka­nal bie­tet, ist sie nicht ge­wil­l­t zu be­zah­len. Auch nicht für Rei­sen oder zwei Dol­met­scher:in­nen, die sich wie bei Si­mul­tan­dol­met­schen üb­lich ab­wech­seln wür­den. Also soll es ei­ne Per­son ma­chen, not­falls in Pau­sen hin­ein und nein, das Sys­tem kön­ne lei­der nicht im Vor­feld zum Ken­nen­ler­nen be­reit­ge­stellt wer­den. Das sei ein Rech­te-, aber vor al­lem ein Zeit­pro­blem! 

Lösungsansätze

Wir schla­gen vor, dass we­nigs­tens eine kon­se­ku­tiv dol­met­schende Per­son ge­mein­sam mit der Re­fe­ren­tin vor Ort sein sol­le, um am ers­ten hal­ben Tag die Soft­ware ken­nen­ler­nen zu kön­nen so­wie sich bei Rück­fra­gen un­mit­tel­bar be­merk­bar ma­chen zu kön­nen, da­mit, falls z.B. et­was nicht so­fort über­trag­bar sein soll­te, wei­te­re Er­klä­run­gen di­rekt er­be­ten wer­den kön­nen. Au­ßer­dem wer­de bei die­ser Dol­met­schart die Ver­an­stal­tung län­ger dau­ern bzw. man müs­se In­halt kür­zen, denn durch das Dol­met­schen in dafür nö­ti­ge Sprech­pau­sen hin­ein ver­län­ge­re sich das Gan­ze, so mei­ne Kol­le­gin.

Die Ant­wort der po­ten­zi­el­len Kun­din kommt am En­de des Ta­ges: Das sei doch al­les ein we­nig zu kom­pli­ziert und dro­he, län­ger als nö­tig zu dau­ern. Man ha­be nun die Schu­lung ver­kürzt und brau­che über­haupt kei­ne Dol­met­sche­rin mehr.

Chance vertan

KI-Gemälde: Kopf, in den in Trichterform verschiedene Sprachen in unterschiedlichen Farben reinfließen
Nürnberger Trichter (der KI zufolge)
Wie auch im­mer das ge­stal­tet sein soll, wir ha­ben da un­se­re be­rech­tig­ten Zwei­fel. Was ich eher be­fürch­te : Es darf ei­ne zu­fäl­lig zwei­spra­chi­ge Mit­ar­bei­te­rin "aus­hel­fen", die ih­re Sa­che die ers­ten Mi­nu­ten lang gut macht, dann wird es kurz­at­mi­ger, nach spä­tes­tens ei­ner hal­ben Stun­de ist die Luft raus. Oder je­mand ver­fiel auf die glo­ri­o­se Idee, die KI zu bemühen. Oder es auf Eng­lisch durch­zu­zie­hen (und dann be­herr­schen et­li­che schließ­lich doch nicht so gut die Spra­che Shake­speares ...) Es dürf­te zu ho­hen Über­tra­gungs­ver­lus­ten und -feh­lern kom­men. Um was ging es gleich noch­mal? Um Schulun­gen? Das droht am En­de sehr viel teu­rer zu wer­den, als wenn wir Sprach­pro­fis be­auf­tragt wor­den wä­re.

Ich schät­ze mal, die Part­ner auf deut­scher Sei­te kommen aus Nürn­berg, und heim­lich ha­ben sie den Nürn­ber­ger Trich­ter ent­deckt, mit dem sie das ma­chen wer­den. Iro­nie aus!
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Foto: Dall:e (im Stil von Henri Matisse)

Dienstag, 16. Januar 2024

Marodierend in Berlin

Wie Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Ich bin Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Für uns Sprach­men­schen ist es im­mer wich­tig, die ak­tu­el­le La­ge im Au­ge zu be­hal­ten.

Schnee­re­gen in der Nacht plus mi­ni­ma­ler Tem­pe­ra­tur­ab­fall ha­ben gan­ze Ar­beit ge­lei­stet: Sechs Zen­ti­me­ter Neu­schnee auf stre­cken­wei­se ver­ei­sten Bö­den kön­nen bö­se ins Auge ge­hen.

Tische, Stühle, Sonnenschirme, ohne Schnee und mit
Ein Brücken­kopf im Nor­den Neu­köllns
Da­bei scheint sich Ber­lin ech­ten Win­ter fast ab­ge­wöhnt zu ha­ben. Vor mei­nem Haus eilt die Be­sat­zung ei­nes Ret­tungs­wa­gens ei­nem Arm­bruch zu Hil­fe.

Nor­ma­ler­wei­se ken­nen wir An­rai­ner:innen vom Ka­nal das: An den Brü­cken­köp­fen müs­sen wir im­mer be­son­ders auf­pas­sen, weil die ver­än­der­ten Luft­strö­me dort al­les ex­tra aus­küh­len. Be­son­ders schlimm ist das Wet­ter für die Ob­dach­lo­sen, für die eine en­ga­gier­te Nach­ba­rin un­weit ei­ner Brücke eine Art Nah­rungs­mit­tel­stütz­punkt und Tref­fpunkt un­ter­hält (den re­gel­mä­ßig das Or­d­nungs­amt ab­räumt).  Nach­bar:innen brin­gen vor Fern­rei­sen über­schüs­­si­ge Le­bens­mit­tel dort­hin, an­de­re kau­­fen ab und zu et­was mehr ein: Bröt­chen, Ba­na­nen oder Oran­gen.

Lebens­mit­tel­stütz­punk­te

Es soll in­zwi­schen meh­re­re Stel­len wie die­se in Ber­lin ge­ben, man­che mit ei­nem kon­­fes­sio­nel­len Hin­ter­grund, an­de­re mit ei­nem hu­ma­nis­ti­schen.

Und ja, an Ter­mi­nen wie Weih­nach­ten kom­men auch Nach­bar:in­nen auf die Idee, et­was zu ko­chen und hin­zu­brin­gen, das er­wei­tert sich jetzt auch auf an­de­re Mo­men­te im Jahr. Auch mein rie­si­ger Fa­mi­li­en­sup­pen­koch­topf wurde (in Zu­sam­men­hang mit un­ver­käuf­li­chen Über­schüs­sen aus dem Bio­seg­ment) schon wie­der­holt ein­be­zo­gen. (Der­zeit un­ter­bro­chen, weil ei­ner der Be­güns­tig­ten in ei­ner Psy­cho­se lei­der das gro­ße Trans­port­ge­schirr samt Kel­len in den Ka­nal ge­schmis­sen hat.)

Hil­fe in der Not

Zelt im Schnee am Ufer
Hier leben zwei Osteuropäer
Oft fah­ren an­de­re Hel­fen­de von Ort zu Ort, ver­tei­len Es­sen und Klei­dung, Iso­mat­ten und Schlaf­säcke — oder sie bie­ten ei­nen Platz in der Not­über­nach­tung an. Auf Fran­zö­sisch hei­ßen sol­che Hilfs­tou­ren la ma­raude, aus­ge­spro­chen, als wür­den wir es auf Deutsch Ma-Roh­d' schrei­ben. Was da­rin als Be­griff steckt wird klar, wenn wir uns beim lau­ten Le­sen ver­ge­gen­wär­ti­gen, dass "au" auf Fran­zö­sisch wie das deut­sche "o" klingt: Wir er­ken­nen das Wort 'ma­ro­die­ren' wie­der.

Span­nend, die­ser se­man­ti­sche Switch von der ma­ro­die­ren­den Meu­te, die plün­dert und zer­stört, hin zur den ma­rau­des so­cia­les / ma­rau­des ali­men­taires in Städ­ten wie Pa­ris, wo Hilfs­gü­ter an Be­dürf­ti­ge ver­teilt werden. Noch ein an­de­rer Link da­zu: Ob­ser­va­toi­re du par­tage.org. Die­sen Be­griff gibt es auf Deutsch nicht, die Ob­dach­lo­sen­hil­fe der deut­schen Haupt­stadt nennt das schlicht ei­ne Hilfs­tour. Dass sich Eh­ren­amtl­ich­e en­ga­gie­ren, ist in bei­den Län­dern ähn­lich. Mit dem Wort­feld ist auf Deutsch au­ßer­dem der "Käl­te­bus" ver­bun­den, der Hilfs­mit­tel bringt, im Not­fall Men­schen auch zur Not­un­ter­kunft be­glei­ten kann (mir ist noch kei­ne frz. Ent­spre­chung be­kannt).

Käl­te­bus­num­mer: am bes­ten auf­schrei­ben und ins Porte­mon­naie

Kältebus (von 20.00 bis 2.00 Uhr): 030 690 333 690, Wärmebus (18.00 bis 24.00 Uhr: 030 600 300 1010
Kältebus (von 20.00 bis 2.00 Uhr): 030 690 333 690, Wärmebus (18.00 bis 24.00 Uhr): 030 600 300 1010

Wei­ter im Wort­feld: Der clochard als Be­griff für Wohnsitz­lo­se wird im­mer mehr ins Feld eines ro­man­tisie­ren­den Nar­ra­tivs ver­wie­sen, das mit der Wirk­lich­keit nicht viel ge­mein hat. Neu­tra­ler ist le/la SDF  sans do­­mi­­ci­le fixe  Ob­dach­lo­se, r.

Im Hintergrund das Kaufhaus Karstadt am Hermannplatz, im Vordergrund ein Mann, in einen Teppich gehüllt
Immer mehr psychisch Kranke sind obdachlos
Vor 13 Mo­na­ten habe ich be­reits über das The­ma ge­schrie­ben: Wärme- und Käl­te­ge­dan­ken. Da­mals habe ich auch "hou­sing first" be­schrie­ben, die zen­tra­le For­de­rung der Wohn­raum­ver­sor­gung für Ob­dach­lo­se und zu­gleich ein be­währ­tes Ak­ti­ons­konzept.

Die­se The­men ha­ben mich als Dol­met­sche­rin schon be­schäf­tigt, als ich mit fran­zö­si­schen Ver­tre­ter:innen der auf­su­chen­den So­zi­al­ar­beit in Neu­kölln un­ter­wegs war. Sie be­tref­fen mich auch als Mensch. Ich fin­de es ein him­mel­schrei­en­des Dra­ma, das so vie­le Men­schen, von de­nen vie­le psy­chisch krank sind, sich selbst über­las­sen wer­den.

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Fotos: C.E., #Flokatimann vom #Hermannplatz

Montag, 15. Januar 2024

Montagsschreibtisch (26)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che, und ich blogge hier seit 2007. Ne­ben der münd­li­chen Über­tra­gung über­set­ze auch Tex­te (FR>DE und EN>DE), die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Ei­nes ma­chen wir nicht in Ber­lin, son­dern ei­ne Kol­le­gin in Thü­rin­gen: Do­ku­men­te. Wer sich da­für in­te­res­siert, soll­te Zeit auch für den Post­weg mit­brin­gen (wir stel­len nur den Kon­takt her).

Im Win­ter ist es ir­gend­wie im­mer gleich: Die Kon­gress­sai­son ist in wei­ter Ferne, es ste­hen maxi­mal klei­ne Ein­sätze an und Tisch­ar­beit, um die Vor­be­rei­tung der Früh­jahrs­sai­son si­cher­zu­stel­len. Mitte Ja­nu­ar keh­ren auch die letz­ten Kund­in­nen und Kun­den aus der Win­ter­pau­se zu­rück.

Akten in verschiedenen Farben
2. Regalbrett von oben: Lexiken
Zug­leich sind im Um­feld alle ge­fühlt kran­k, Fa­mi­lie, Kol­leg:in­nen, Freun­des­kreis. (Ich schau­ke­le schon wieder­ die Warm­hal­te­bo­xen im gro­ßen Ein­kaufs­korb durch die Ge­gend.)

In Ar­beit und Vor­be­rei­tung:

⊗ Film­script: Än­de­run­gen ein­ar­bei­ten
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge für die Sai­son
⊗ Grü­ne Wo­che 2024
⊗ Ab­la­gen pfle­gen, da­run­ter Le­xi­ken
⊗ Bü­cher­sta­pel des ah­res­en­des zu den The­men: Glo­ba­ler Süden, Ag­ra­r­ö­ko­lo­gie, Ener­gie­wen­de, all­ge­mei­ne po­li­ti­sche La­ge.

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Foto: C.E. (Archiv)

Freitag, 12. Januar 2024

Dreckfuhler 2023

Bon­jour, hel­lo und gu­ten Tag! Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag einer Dol­met­scherin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Neben dem Dol­metschen lese ich immer wieder Texte Kor­rek­tur, die von Kol­leg:innen über­setzt wor­den sind. Heu­te geht es, pas­send zur ei­nem ak­tu­el­len po­li­ti­schen The­ma.

Letz­tes Jahr gab es einiges, das mir zum Glück ins Auge sprang, sonst hätte es Druck­feh­ler ge­ha­gelt (sie­he Ti­tel). Hier ei­ni­ge Le­se­früch­te eines Kor­rek­to­rats­auf­trags, bei dem es um Gar­ten- und Acker­bau ging.

Pflanzen, Blüten, die Hand der Gärtnerin
Im Stil von Hen­ri Ma­tis­se (KI)

⊗ Abi­trage statt Ar­bi­trage ... Ja, für die rich­ti­ge Aus­wahl ist ein gu­ter Ab­schluss nö­tig.
⊗ Rin­der­mulch statt Rin­den­mulch ... wir ver­bes­sern die Bö­den mit Kör­per­tei­len von Wie­der­käu­ern.
⊗ häch­seln statt häck­seln ... bes­ser ge­schrie­ben wie ge­spro­chen.
⊗ sä­hen statt säen ... sehr weit ver­brei­tet, ist aber auch kom­pli­ziert!
⊗ Ab­sän­ker statt Ab­sen­ker ... un­hör­bar, die Nuance!
⊗ Chlo­ro­phil statt Chlo­ro­phyll ... Dr. chlo­ro phil. oder etwas in der Lage.

⊗ ver­ti­ku­lie­ren statt ver­ti­ku­tie­ren ... im Netz findet sich inzwi­schen die fal­sche Form als auch mög­li­che Schreib­weise. Nun denn.

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Illustration:
Dall:e

Mittwoch, 10. Januar 2024

Der skurrilste Einsatz 2023

Ein­blick in den Ar­beits­all­tag einer Dol­met­scherin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Zum Jah­res­be­ginn schaue ich kurz zu­rück.

Den merk- und denk­wür­digs­ten Dol­metsch­ein­satz des letz­ten Jah­res darf ich noch nach­tra­gen. Es ging dabei gar nicht um Be­son­der­hei­ten, die In­halt oder Form des Ter­mins be­tra­fen, son­dern ledig­lich um mich bzw. meine Klei­dung. Das skur­ri­le Mo­ment "ver­dan­ke" ich einem Schuhhersteller.

Ich bin ja grund­sätz­lich sehr lern­be­geis­tert, wollte aber ei­gent­lich nicht stu­die­ren, wie so ein Schuh auf­ge­baut wird. Unten die "Ex­plo­si­ons­dar­stel­lung" nach nur ei­nem Ki­lo­me­ter. Da sich die Dol­metsch­sai­son mehr in die war­men Mo­na­te ver­lagert hat, war ich bis­lang nicht in der Si­tu­ation ge­we­sen, die­sen ele­gan­ten Schuh zum Ho­sen­an­zug frü­her zu tra­gen. Um­keh­ren konn­te ich nicht, da die U-Bahn ge­pen­delt hat und da­mit mein Zeit­puf­fer hin­über war.

Links oben: mit Pho­to­shop be­ar­bei­tet
OK, die Schu­he wer­den ei­ni­ge Zeit im Lager ge­le­gen ha­ben. Ich habe es mit­ten in der Pan­de­mie ge­kauft (Herbst 2021?) und weiß nicht, ob der Kle­ber oder das Plas­tik oder das Garn ir­gend­ein Er­satz­pro­dukt wa­ren oder ob das Paar noch äl­ter war. Das Ge­schäft, bei dem ich es ge­kauft ha­be, wurde nach der Pan­de­mie ge­schlos­sen. Die Her­stel­ler­fir­ma, ich kaufe oft in Deutsch­land oder Frank­reich her­ge­stell­te Qua­li­täts­wa­re, ant­wor­tet auf die Fra­ge, was da pas­siert sein mag ...

Zitat: "Wir sind nicht zu­stän­dig." Ziem­lich un­be­frie­di­gend finde ich das, das ist kein ech­ter Kun­den­dienst. Für Ge­währ­leis­tung sei das Schuh­ge­schäft zu­stän­dig, schreibt mir die Kun­den­kon­takt­da­me.

Am Ende des Dol­metschein­sat­zes gab es wie so oft ei­nen Um­trunk. Zum Glück wa­ren die Ge­sprä­che so span­nend, dass nie­mand auf den Bo­den ge­se­hen hat, auch dann nicht, als ich das Fo­to rechts unten ge­schos­sen habe. Für den Heim­weg muss­te dann noch Pa­ket­kle­ber aus Plas­tik her, die letz­te Strecke konn­te ich nur im Taxi zu­rück­le­gen, die Trep­pe hoch dann auf Strüm­pfen.

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Fotos: C.E.

Dienstag, 9. Januar 2024

Madame LA Ministre

Hal­lo, hier bloggt seit 2007 eine Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin. Am Jah­res­an­fang ha­be ich noch viele Ter­mi­ne frei. Ich dol­met­sche aus dem Fran­zö­si­schen und ins Fran­zö­si­sche. Im Break zwi­schen den Jah­ren sind wir nach Frank­reich auf­ge­bro­chen.

Schild mit Olympiawerbung

Letzten Samstag in Paris: Auf dem Rück­weg vom Ro­din-Mu­se­um schlen­dern wir durch die rue de Va­renne. Diese Straße hat auf Fran­zö­sisch einen be­son­de­ren Klang, ge­nau den Klang, den die Ber­li­ner Wil­helm­stra­ße lange hat­te, als Synonym für die Kon­zen­tra­ti­on der Macht. (Heute fas­sen wir hier­zu­lande zu­sam­men und sa­gen schlicht "Re­gie­rungs­vier­tel.") Die Stra­ße im siebenten Pa­ri­ser Ar­ron­dis­se­ment war an ei­ner Stelle ab­ge­sperrt. Mei­ne Be­glei­tung ahn­te nichts. Dann ein Po­li­zei­au­to (auf altem Deutsch eine "grü­ne Min­na", damals trug die Po­li­zei in Deutsch­land noch grün), dann Po­li­zis­ten, ein Tor in einer Mau­er, Ab­sperr­git­ter, ein Schild, das hier ab­ge­bil­det ist. Ich ha­be lie­ber nach­ge­fragt, ob ich das Fo­to ma­chen darf. Nur vom an­de­ren Geh­weg aus, war die Ant­wort.

La Pre­mière Mi­nis­tre, sie­he Fo­to, ist nun auch schon wieder Ge­schichte, sie ist ge­ra­de zu­rück­ge­tre­ten. Staats­prä­si­dent Macron bil­det sein Team um. Es gab in der Re­gie­rung Un­stim­mig­kei­ten we­gen des stark ver­schärf­ten Staats­an­ge­hö­rig­keits- und Ein­­wan­de­rungs­rechts, das in der alten Form zum Rück­grat des Fran­zö­sisch­seins ge­hör­te: Vie­le Men­schen wur­den zu Fran­zo­sen, weil sie oder ihre El­tern sich be­wusst dafür ent­schie­den hat­ten.

Es gibt hun­der­te, tau­sen­de fran­zö­si­scher "Na­tio­nal­hei­li­ger", die an­der­swo noch als Aus­län­der geführt wor­den wä­ren; stell­ver­tre­tend nen­ne ich nur die Mu­si­ker Lu­cien Gins­burg, berühmt ge­wor­den als Serge Gains­bourg, und Sha­hnourh Va­ghi­nag Azna­vou­rian, bes­ser be­kannt als Charles Az­na­vour.

Ma­dame
Eli­sa­beth Borne war die zweite Pre­mier­mi­nis­te­rin Frank­reichs. Die ers­te, die vor Jahr­zehn­ten den Titel trug, wur­de noch Ma­dame LE Mi­nis­tre ge­nannt, Frau Mi­nis­ter, ohne -in. Nun be­wohnt wie­der ein Mann das his­to­ri­sche Ge­bäu­de mit Gar­ten hin­ter die­ser Pfor­te, das Hô­tel Ma­tig­non.

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Foto: C.E.

Montag, 8. Januar 2024

Montagsschreibtisch (25)

Sie le­sen hier einen Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. In der Re­gel ar­bei­ten wir für Di­rekt­kun­din­nen und -kun­den; Do­ku­men­te über­setzt ei­ne Kol­le­gin im Netz­werk (An­fra­gen nur per Mail, bit­te).

Gemälde à la Matisse: Frau vor dem Schreibtisch, dahinter ein Fester mit Palme im Schnee.
Ar­beiten mit Blick auf eine Win­ter­land­schaft

Im neuen Jahr geht es mit den al­ten The­men wei­ter. Ich darf An­ge­bote zu Pro­jek­ten aus der Film­bran­che schrei­ben, zu ei­ner Euro­be­triebs­rat­sitzung, für ei­ne Fir­ma, die im Be­reich Transi­tion der Ener­giewirt­schaft tätig ist, zur Grü­nen Woche und für ei­ne De­le­ga­ti­ons­rei­se im Be­reich der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit.
Oft ist das Er­stel­len von An­ge­bo­ten recht zeit­in­ten­siv. Nur ein Teil der An­fra­gen kommt am En­de als Be­stel­lung zu­rück. Das ist na­tur­ge­ge­ben so und nicht im­mer schön. Die Früch­te der Ar­beit liegen in wei­ter Fer­ne.

Wer das hier liest und Sym­pa­thien hegt für Frei­be­ruf­ler:in­nen im Netz­werk, darf uns ger­ne die Dau­men hal­ten — oder eben eine An­frage an uns rich­ten. Wir ha­ben kei­ne Stan­dar­dprei­se, son­dern ver­an­schla­gen je­weils in­di­vi­duell nach Be­darf und Sai­son.

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Illustration: Dall:e (im Stil von Matisse)

Montag, 1. Januar 2024

Bonne année, bonne santé !

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind hier auf Sei­ten ei­nes di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net da­mit seit einer klei­ner Ewig­keit. Ich bin (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che) Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (und aus dem Eng­li­schen). So an­tik, wie mein Web­log al­so schon ist, darf ich hier jetzt auch eine Ur­alt­gruß­kar­te vom An­fang des 20. Jahr­hun­derts brin­gen.

Auf ein Neu­es! Al­les Gu­te für die kom­men­den 366 Ta­ge!  

Ein gutes und gesundes Neues gewünscht!

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Foto: Archiv