Sonntag, 3. Dezember 2023

Winterspaziergang

Hel­lo, bon­jour & gu­ten Tag! Hier le­sen Sie auf den Sei­ten ei­nes di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus dem Ar­beits­le­ben. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­che: Fran­zö­sisch (aktiv und passiv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che), die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Der Sonn­tag ge­hört der Frei­zeit, Freun­den, Kul­tur und Na­tur.

F
o­tos aus dem Win­ter­wun­der­land fin­den sich über­all im Netz, mir fie­len beim Spa­zie­rgang be­son­de­re For­men auf, Sten­cils oder Po­choirs, auch auf­ge­kleb­te Graf­fi­tis.
Pochoirs und aufgeklebte Drucke: Katze, lesender orangefarbener, laufender Punkt, Halbmond, Walfisch, verschneite Caféterrasse, Herz im Schnee
Am Wegesrand aufgelesen





Schnee in Ber­lin, der lie­gen­bleibt; ei­ne ver­wais­te Res­tau­rant­ter­ras­se; ge­hend le­sen, das ken­ne ich von mir, wenn ich vom Buch­la­den oder dem Ad­vents­tee zu­rück­­kom­me. Im Buch­juk­lapp habe ich zwei Bü­cher be­kom­men, das Drit­te vom An­ti­quar, der am Sonn­tag Neu­zu­gänge di­gi­ta­li­siert hat, und den ich auf ei­nem Rück­wegs­schlen­ker be­sucht habe.

Mei­ne drei Neu­zu­gän­ge sind die hier:
Between Dig­ni­ty and Des­pair | Je­wish Life in Na­zi Ger­ma­ny von Mar­i­on A. Kap­lan, Ox­ford Uni­ver­si­ty Press, 1999. Die­ses Buch be­ruht auf au­ßer­ge­wöhn­li­chen Me­moi­ren, Ta­ge­bü­chern, In­ter­views und Brie­fen jü­di­scher Frau­en und Män­ner, und es gibt da­mit be­son­de­re Ein­bli­cke in düs­te­re Jah­re. Es wird be­schrie­ben, wie Men­schen ver­sucht ha­ben, ihr täg­li­ches Le­ben in ei­ner im­mer ver­rück­te­ren Welt zu füh­ren ver­sucht ha­ben. Die Dik­ta­tur ha­t Ber­lin an fast je­der Stra­ßen­ecke gezeich­net. Die letz­ten Zeit­zeu­gen ster­ben nach und nach. Ich zäh­le zu den "Zweit­zeu­gen", wie Men­schen ge­nannt wer­den, die aus zwei­ter Hand be­rich­ten kön­nen. Zu die­sem The­ma habe ich be­reits wie­der­holt ge­ar­bei­tet, ein­mal ging es um "U-Boo­te", wie Un­ter­ge­tauch­te sich selbst ge­nannt haben.

Eng­li­sche Grü­ße oder Über die Leich­tig­keit, mit der man ei­ne frem­de Spra­che er­ler­nen kann, Ju­dith Ma­chei­ner, Eich­born, 2001. Das Buch fängt eben­so ein­fach wie ful­mi­nant an. "Eine Spra­che kön­nen wir schon: Deutsch." Da­nach be­schreibt die Pro­fes­so­rin und Über­set­ze­rin Eng­lisch in sei­nen Be­son­der­hei­ten. In dem deutsch-en­glisch ge­hal­te­nen Text erklärt sie, wo­her wel­che Re­de­wen­dung stammt oder di­ver­se gram­ma­ti­ka­li­sche Be­son­der­hei­ten. "Kon­tras­ti­ve Gram­ma­tik" hieß das an der Uni­ver­si­tät, die ei­ne Spra­che in ih­ren ei­ge­nen Be­zugs­rah­men set­zen, aber auch im­mer noch ei­ne an­de­re Spra­che im Blick da­bei ha­t. Wun­der­bar zum Vertiefen!

Re­bel­len der Er­de: Wie wir den Bo­den ret­ten, Be­ne­dikt Bö­sel, Scor­pio, 2023. Viel zu oft wer­den über der Kli­ma­kri­se zwei wei­te­re Kri­sen ver­ges­sen: die des Ar­ten­ster­bens und die aus­ge­laug­ter, erodieren­der Bö­den. Dem Prin­zip der kom­mu­ni­zie­ren­den Röh­ren zu­fol­ge hängt al­les mit al­lem zu­sam­men. Der Land­wirts­sohn (und einstige In­vest­ment­ban­ker) Bösel hat sei­nen Weg zu­rück zum Bo­den, auf dem wir alle ste­hen soll­ten und von dem wir le­ben, eben­so un­ter­halt­sam wie lehr­reich beschrieben.

Ich fühle mich reich be­schenkt.

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Collage und Fotos: C.E.

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