Fotos aus dem Winterwunderland finden sich überall im Netz, mir fielen beim Spaziergang besondere Formen auf, Stencils oder Pochoirs, auch aufgeklebte Graffitis.
Am Wegesrand aufgelesen |
Schnee in Berlin, der liegenbleibt; eine verwaiste Restaurantterrasse; gehend lesen, das kenne ich von mir, wenn ich vom Buchladen oder dem Adventstee zurückkomme. Im Buchjuklapp habe ich zwei Bücher bekommen, das Dritte vom Antiquar, der am Sonntag Neuzugänge digitalisiert hat, und den ich auf einem Rückwegsschlenker besucht habe.
Meine drei Neuzugänge sind die hier:
Between Dignity and Despair | Jewish Life in Nazi Germany von Marion A. Kaplan, Oxford University Press, 1999. Dieses Buch beruht auf außergewöhnlichen Memoiren, Tagebüchern, Interviews und Briefen jüdischer Frauen und Männer, und es gibt damit besondere Einblicke in düstere Jahre. Es wird beschrieben, wie Menschen versucht haben, ihr tägliches Leben in einer immer verrückteren Welt zu führen versucht haben. Die Diktatur hat Berlin an fast jeder Straßenecke gezeichnet. Die letzten Zeitzeugen sterben nach und nach. Ich zähle zu den "Zweitzeugen", wie Menschen genannt werden, die aus zweiter Hand berichten können. Zu diesem Thema habe ich bereits wiederholt gearbeitet, einmal ging es um "U-Boote", wie Untergetauchte sich selbst genannt haben.
Englische Grüße oder Über die Leichtigkeit, mit der man eine fremde Sprache erlernen kann, Judith Macheiner, Eichborn, 2001. Das Buch fängt ebenso einfach wie fulminant an. "Eine Sprache können wir schon: Deutsch." Danach beschreibt die Professorin und Übersetzerin Englisch in seinen Besonderheiten. In dem deutsch-englisch gehaltenen Text erklärt sie, woher welche Redewendung stammt oder diverse grammatikalische Besonderheiten. "Kontrastive Grammatik" hieß das an der Universität, die eine Sprache in ihren eigenen Bezugsrahmen setzen, aber auch immer noch eine andere Sprache im Blick dabei hat. Wunderbar zum Vertiefen!
Rebellen der Erde: Wie wir den Boden retten, Benedikt Bösel, Scorpio, 2023. Viel zu oft werden über der Klimakrise zwei weitere Krisen vergessen: die des Artensterbens und die ausgelaugter, erodierender Böden. Dem Prinzip der kommunizierenden Röhren zufolge hängt alles mit allem zusammen. Der Landwirtssohn (und einstige Investmentbanker) Bösel hat seinen Weg zurück zum Boden, auf dem wir alle stehen sollten und von dem wir leben, ebenso unterhaltsam wie lehrreich beschrieben.
Ich fühle mich reich beschenkt.
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Collage und Fotos: C.E.
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