Dienstag, 12. Dezember 2023

Nachtzug

Bon­jour, guten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­schern ist Ge­gen­stand des Web­logs. Un­sere Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin ist Über­setze­rin und ar­bei­tet in die engli­sche Spra­che. Wir Sprach­ar­bei­ter:in­nen sind sehr häu­fig in der zwei­ten (und drit­ten) Hei­mat.

Auch die KI weiß nicht so recht, was ein Nachtzug ist
End­lich gibt es den Nacht­zug wie­der, heu­te Mor­gen fuhr­ in Pa­ris der ge­stern in Ber­lin ab­ge­fah­re­ne Zug ein, an­we­send wa­ren die Pres­se, Ju­nior­bot­schaf­te­rin­nen, Bot­schaf­ter, sons­­ti­­ge Pro­mi­nenz!

Ge­nau zehn Jah­re lang gab es kei­ne eu­ro­päischen Nacht­zü­ge auf die­ser Strecke. So lan­ge muss­ten wir zwi­schen Pa­ris und Ber­lin tags­über den Zug nut­zen, das hat Zeit ge­kos­­te­t und hat vie­le in den Flie­ger ge­nö­tigt. Jetzt kön­nen wir end­lich wie­der nach­hal­tig rei­sen.

Mich wun­dert, dass es so lange ge­braucht hat. Da­bei lie­gen die Vor­teile auf der Hand.

Nacht­zug­vor­tei­le:
We­sent­lich we­ni­ger CO2-Pro­duk­tion
­⊗ Aus der Stadt­mit­te in die Stadt­mit­te ...
⊗ Nicht stän­dig in ir­gend­wel­chen Schlan­gen ste­hen müs­sen
⊗ Mit Kin­dern ent­spann­ter rei­sen
⊗ Auch mit Ge­päck oder grö­ße­ren Mit­brin­seln ent­spannt rei­sen
⊗ Ru­hi­ges Ar­bei­ten mög­lich
⊗ Schla­fen ohne stän­di­ge An­spra­che oder Licht möglich

Nach­tei­le:
⊗ Der Preis: An­de­re Ver­kehrs­mit­tel wer­den sub­ven­tio­niert, der Nacht­zug muss in Deutsch­land Pro­fit er­wirt­schaf­ten. Ein Ein­zel­schlaf­ab­teil kos­tet 450 Euro, das hat nichts mit den Prei­sen von da­mals zu tun.
⊗ In Frank­reich und Ös­ter­reich wer­den auch Nacht­zü­ge sub­ven­tio­niert
⊗ Sie­ben Pro­zent Mehr­wert­steu­er (Flü­ge sind nicht der Mehr­wert­steu­er un­ter­wor­fen)
⊗ Noch wer­den die al­ten Wa­gons ge­nutzt, da­her nimmt er die al­te, lang­sa­me Stre­cke. Hier sind In­ves­ti­tio­nen nö­tig.
⊗ Die ho­hen Tras­sen­ge­büh­ren der Bahn ha­ben den Nacht­zug da­mals un­wirt­schaft­lich wer­den las­sen, ob­wohl er im­mer gut ge­bucht war. Die Lage scheint un­ver­än­dert.

Schräg, dass in den Me­dien der­zeit al­le die­sen Nacht­zug als "wich­ti­ges Sym­bol für Eu­ro­pa", "Bei­spiel der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Län­dern", "in­no­va­tiv", "völ­ker­ver­stän­di­gend", "neue Ära" an­prei­sen. Hal­lo?! Ihr habt wohl al­le ver­ges­sen, dass Ihr selbst es wart, die den Nacht­zug nach Jahr­zehn­ten bes­ter Diens­te aufs Ab­stell­gleis ran­giert habt?

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Il­lus­tra­tion:
Dal­l:e (im Stil von Henri
Ma­tisse)

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