Mittwoch, 20. Dezember 2023

Wintersonnenwende

Sie le­sen hier in einem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Noch wer­den die Tage kürzer.

Das Jahr 2023 schleicht sich so raus. Im al­ten Kon­tor wer­den auch die­ses Jahr kei­ne Gruß­kar­ten zu den Fei­er­ta­gen auf Pa­pier ver­schickt.

Schild "Kontor" und alte Briefmarken
Das alte Kontorschild, geerbt von den Ahnen
Der Grund da­für ist schnell er­klärt: Der di­gi­ta­le Ver­sand ist nach­hal­ti­ger. Und bei den al­ten Brief­mar­ken, die teils von mei­nem Vater über­nom­men sind, muss ich erst prü­fen, wel­che noch gültig sind. Viel­leicht un­ter­bre­che ich die­se Re­gel mal in ei­nem Ju­bi­lä­ums­jahr, dann sen­de ich aber ein künst­le­risch ge­stal­te­tes Mo­tiv auf hand­ge­schöpf­tem Büt­ten­pa­pier und Er­in­ne­rungs­bil­der vom Ein­satz mit!

Die Kol­le­gin über­setzt die letz­ten Do­ku­men­te, Zah­len wer­den ad­diert, nicht al­les ist die­ses Jahr noch zu schaf­fen, Bü­cher aus­sor­tiert, ma­che Aus­dru­cke von Le­xi­ken wan­dern ins Alt­pa­pier, an­de­re in die Ab­la­ge. Un­se­re Vo­ka­bellis­ten er­wei­sen sich bei Dol­metsch­ein­sät­zen oft als klei­ne Schätze, denn wir ver­tie­fen mit den Fach­ter­mi­ni so man­­chen Fach­be­reich in einer Wei­se, die Wör­ter­bü­cher nicht ab­bil­den. Nach dem Dol­metsch­ein­satz ist im­mer auch vor dem Dol­metsch­ein­satz!

Kurz vor Win­ter­be­ginn er­le­ben wir die­se be­rühm­ten Ta­ge, an de­nen wir mit­tags das Licht ein­schal­ten müs­sen. Wir ha­ben hier auch zu­sätz­li­che Licht­quel­len in­stal­liert, das ist der Re­flex von uns Men­schen auf die­se be­ängs­ti­gen­de Dun­kel­heit: Die Suche nach Hel­lig­keit, die Su­che nach Le­ben­di­gem, nach grü­ner Farbe.

Schon die al­ten Kel­ten sol­len ge­gen das Er­schre­cken vor der Dun­kel­heit und zur Er­mu­ti­gung in den Tagen der Win­ter­son­nen­wen­de klei­ne Bäum­chen oder Äs­te in ihre Be­hau­sun­gen ge­holt ha­ben. Als Glau­bens­ge­mein­schaf­ten an Be­deu­tung ge­wann, wa­ren ihr die­se Bräu­che suspekt, die aber so stark wa­ren, dass Ver­bo­te nicht ge­fruch­tet ha­ben. Also wur­den die Sym­bo­le um­deu­tet und mit re­li­giö­sen In­hal­ten auf­ge­la­den.

Das Ex­tra­licht tut den See­len gut, wel­chen "Pass­port" die jeweilige Seele auch ha­ben mag. Ab mor­gen gibt es wie­der täg­lich ein we­nig län­ger Ta­ges­licht.

______________________________
Foto:
C.E.

Keine Kommentare: