Sie lesen hier in einem Blog aus der Arbeitswelt, genauer: aus dem Alltag einer Dolmetscherin. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich arbeite überwiegend mit Französisch und Englisch, die Bürokollegin übersetzt in die englische Sprache. Noch werden die Tage kürzer.
Das Jahr 2023 schleicht sich so raus. Im alten Kontor werden auch
dieses Jahr keine Grußkarten zu den Feiertagen auf Papier
verschickt.
Das alte Kontorschild, geerbt von den Ahnen |
Die Kollegin übersetzt die letzten Dokumente, Zahlen werden addiert, nicht alles ist dieses Jahr noch zu schaffen, Bücher aussortiert, mache Ausdrucke von Lexiken wandern ins Altpapier, andere in die Ablage. Unsere Vokabellisten erweisen sich bei Dolmetscheinsätzen oft als kleine Schätze, denn wir vertiefen mit den Fachtermini so manchen Fachbereich in einer Weise, die Wörterbücher nicht abbilden. Nach dem Dolmetscheinsatz ist immer auch vor dem Dolmetscheinsatz!
Kurz vor Winterbeginn erleben wir diese berühmten Tage, an denen wir mittags das Licht einschalten müssen. Wir haben hier auch zusätzliche Lichtquellen installiert, das ist der Reflex von uns Menschen auf diese beängstigende Dunkelheit: Die Suche nach Helligkeit, die Suche nach Lebendigem, nach grüner Farbe.
Schon die alten Kelten sollen gegen das Erschrecken vor der Dunkelheit und zur Ermutigung in den Tagen der Wintersonnenwende kleine Bäumchen oder Äste in ihre Behausungen geholt haben. Als Glaubensgemeinschaften an Bedeutung gewann, waren ihr diese Bräuche suspekt, die aber so stark waren, dass Verbote nicht gefruchtet haben. Also wurden die Symbole umdeutet und mit religiösen Inhalten aufgeladen.
Das Extralicht tut den Seelen gut, welchen "Passport" die jeweilige Seele auch haben mag. Ab morgen gibt es wieder täglich ein wenig länger Tageslicht.
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Foto: C.E.
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