Dienstag, 5. Dezember 2023

Atmen, sprechen, weiterlernen

­Wie Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Für uns Dol­met­scher:innen ist es im­mer wich­tig, ge­nug Atem­luft zu ha­ben und gut zu ar­ti­ku­lie­ren.

Wie die KI die Sprecherziehung sieht
Idealer­wei­se sind wir am An­fang un­se­rer Ent­wick­lung in den Ge­nuss von Sprech­er­zie­hung ge­kom­men, in­ner­halb des Stu­di­ums oder pri­vat or­ga­ni­siert. (Das gibt es lei­der noch nicht in al­len Sprach­stu­dien­gän­gen.)

Es geht los mit der Be­wusst­wer­dung des At­mens und der Ver­bes­se­rung der na­tür­li­chen At­mung. Da­bei ist die Kör­per­hal­tung wich­tig, da­mit das Zwerch­fell Raum hat, aber auch, da­mit wir mög­lichst lo­cker sind und nicht eine ir­gend­wie ge­ar­te­te Ver­kram­pfung un­ser ve­ge­ta­ti­ves Ner­ven­sys­tem stört.

Die Ebenen der At­mung im Kör­per, Zwerch­fell­at­mung und Rip­pen- oder Bauch­at­mung, las­sen sich leicht selbst er­kun­den, da­zu lie­gen Hände auf den ver­schie­de­nen "At­men­räu­men", und ent­spannt las­sen wir den Atem ge­sche­hen. "Nicht 'wir atmen', son­dern 'es atmet uns'", lau­tet der Satz, den ich aus dem Fel­den­krais-Trai­ning mit­ge­nom­men ha­be, das ich spä­ter ab­sol­viert ha­be.

Wer sei­ne Stim­me gut kennt und sie wie ein In­stru­ment be­herrscht, kann das ei­ge­ne Stimmspek­trum er­hö­hen, spricht mit bes­se­rem Vo­lu­men und län­ger, oh­ne hei­ser zu wer­den. Ge­ra­de Letz­te­res ist für uns Dol­met­scher:in­nen zentral.

Dem ste­hen ver­krampf­te, ge­pres­ste Stim­men ge­gen­über, im­mer wie­der zu hö­ren von Re­d­ner:in­nen vom Po­di­um, die nur sel­ten öf­fent­lich spre­chen. Aus ih­rer Art des Spre­chens las­sen sich Stress oder ein­fach nur Un­wohl­sein he­raus­hö­ren, zu­rück­ge­hal­te­ne oder un­ter­drück­te Gefühle.

Wir Sprach­ar­bei­te­rin­nen wis­sen, dass die Stim­me nie lügt, sie zu ver­stel­len ist fast nicht mög­lich. Sie spie­gelt un­se­re Ab­sich­ten wi­der — aber auch, wie es uns selbst geht. Wenn man uns nur hört und nicht sieht, ha­ben wir ma­nch­mal das Ge­fühl, wie nackt da­zu­ste­hen. Eine kla­re, of­fe­ne Stim­me klingt glaub­wür­dig, Lächeln lässt sich hö­ren, ei­ne aus­ge­ruh­te, vol­le Stim­me vibriert und nutzt das Atem­vo­lu­men per­fekt aus, selbst wenn, ich springe wie­der in die Ka­bi­ne zu­rück, uns Dolmetscherinnen ma­nch­mal die Men­schen vorn am Po­di­um mit ih­ren Re­de­bei­trä­gen "weglaufen".

Da­mit wir uns auch mor­gen mit un­se­rer ei­ge­nen Stim­me ver­bun­den füh­len und stress­re­sis­tent blei­ben, füh­ren vie­le von uns das Le­ben von Sport­ler:in­nen. Und die Ein­sät­ze er­gänzt idea­ler­wei­se im­mer wie­der auch Stim­mtrai­ning um zu ver­hin­dern, dass sich Tics ein­schlei­chen oder wir es (bzw. uns) schleifen las­sen. Da­mit war ich an die­sem Mo­nat­sa­n­fang be­schäf­tigt. Auch das ge­hört zur Ar­beits­zeit, selbst wenn es nicht un­ter 'be­zahl­te Ar­beits­zeit' fällt!

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Il­lus­tra­tion: Dall:e im Stil von Hen­ri Ma­tis­se

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