Wie die KI die Sprecherziehung sieht |
Es geht los mit der Bewusstwerdung des Atmens und der Verbesserung der natürlichen Atmung. Dabei ist die Körperhaltung wichtig, damit das Zwerchfell Raum hat, aber auch, damit wir möglichst locker sind und nicht eine irgendwie geartete Verkrampfung unser vegetatives Nervensystem stört.
Die Ebenen der Atmung im Körper, Zwerchfellatmung und Rippen- oder Bauchatmung, lassen sich leicht selbst erkunden, dazu liegen Hände auf den verschiedenen "Atmenräumen", und entspannt lassen wir den Atem geschehen. "Nicht 'wir atmen', sondern 'es atmet uns'", lautet der Satz, den ich aus dem Feldenkrais-Training mitgenommen habe, das ich später absolviert habe.
Wer seine Stimme gut kennt und sie wie ein Instrument beherrscht, kann das eigene Stimmspektrum erhöhen, spricht mit besserem Volumen und länger, ohne heiser zu werden. Gerade Letzteres ist für uns Dolmetscher:innen zentral.
Dem stehen verkrampfte, gepresste Stimmen gegenüber, immer wieder zu hören von Redner:innen vom Podium, die nur selten öffentlich sprechen. Aus ihrer Art des Sprechens lassen sich Stress oder einfach nur Unwohlsein heraushören, zurückgehaltene oder unterdrückte Gefühle.
Wir Spracharbeiterinnen wissen, dass die Stimme nie lügt, sie zu verstellen ist fast nicht möglich. Sie spiegelt unsere Absichten wider — aber auch, wie es uns selbst geht. Wenn man uns nur hört und nicht sieht, haben wir manchmal das Gefühl, wie nackt dazustehen. Eine klare, offene Stimme klingt glaubwürdig, Lächeln lässt sich hören, eine ausgeruhte, volle Stimme vibriert und nutzt das Atemvolumen perfekt aus, selbst wenn, ich springe wieder in die Kabine zurück, uns Dolmetscherinnen manchmal die Menschen vorn am Podium mit ihren Redebeiträgen "weglaufen".
Damit wir uns auch morgen mit unserer eigenen Stimme verbunden fühlen und stressresistent bleiben, führen viele von uns das Leben von Sportler:innen. Und die Einsätze ergänzt idealerweise immer wieder auch Stimmtraining um zu verhindern, dass sich Tics einschleichen oder wir es (bzw. uns) schleifen lassen. Damit war ich an diesem Monatsanfang beschäftigt. Auch das gehört zur Arbeitszeit, selbst wenn es nicht unter 'bezahlte Arbeitszeit' fällt!______________________________
Illustration: Dall:e im Stil von Henri Matisse
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