Aus dem Arbeitsalltag einer Dolmetscherin können Sie auf diesen
Seiten einiges erfahren. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich arbeite
überwiegend mit Französisch und Englisch, ins Englische übersetzt die Bürokollegin. Berufsmäßig lebe ich in einer "herausfordernden Zeit".
Mich nervt nicht die KI, die uns angeblich in wenigen Wochen, Monaten
oder Jahren überflüssig macht, sondern ganz klassisch: Familie,
Gesundheit, Politik und die Bahn.
Im Winter im Zug vor einem aufgeklappten Rechner sitzen |
Einerseits hat derzeit meine gesamte Familie viel mit der Pflege Angehöriger zu tun, anspruchsvoll, nicht immer einfach. In Sachen ältere Herrschaften mache ich weiter; den zum Teil menschenrechtswidrigen Zuständen in manchem Pflegeheim möchten wir niemanden ausliefern. (Insofern gehöre ich zu den Sponsoren der Bahn.)
Andererseits habe ich dadurch heuer ein "Dritteljahr" nicht gearbeitet. Komisch, dass es das Wort 'Vierteljahr' gibt, das Wort 'Dritteljahr' aber nicht. Und "heuer" ist südliches Deutsch, hier mehr.
Anfang des Jahres war ich selbst noch krank, Long Covid, März war mein Kurmonat und der Moment, ab dem es langsam aufwärts ging.
Drei Einsatztage gingen flöten, weil Konsultationen aufgrund von Unruhen in französischen Vorstädten abgesagt worden waren. Die Nichtintegration von weiten Kreisen der muslimischen Bevölkerung in den nicht nur nahverkehrstechnisch abgehängten Vorstädten ist seit den 60-er Jahren dort ein Thema, das regelmäßig die Schlagzeilen beherrscht und Anlass zu großer Sorge sein müsste.
Fünf Tage in Saldo mindestens wird mich bis Jahresende die Bahn gekostet haben. Auch wenn Bahnschmäh gerade so dermaßen *gähn* ist, dass ich es fast nicht glauben mag, dass ich erst Anfang dieser Woche ... jetzt bekomme ich den Satz nicht fertig, egal! Neue Satzanfang: Bekanntermaßen hat die Bahn sechs Feinde: Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Passagiere und Mitarbeiter.
Einmal durfte ich aufgrund einer fünfstündigen Bahnverspätung einen Dolmetschtermin abgeben. In Summe saß ich zwei weitere, volle Tage mit Einzelverspätungen im Zug und habe gewartet. (Wenigstens gingen hier nicht gleich zwei Arbeitstage verloren.)
Anders war es mit dem überraschend hereinbrechenden Winterwetter vor einer Woche, da hat mich die Alle-Wetter-Bahn zwei Honorartage gekostet. Ein Tag aus dem ersten Halbjahr ist schon streikbedingt futsch, heute also der zweite, denn so eine Mietwagennutzung wäre derzeit kaum bezahlbar.
Demnächst darf ich wieder zur Pflege. Ich hoffe sehr, dass Arbeitshinderungsgrund Nummer drei mich nicht daran hindert, den Arbeitshinderungsgrund Nummer eins wahrzunehmen.______________________________
Illustration: Dall:e (korr.). Als würde die
Frau popeln ... oder Ruhewagon? Die KI
fand das Buch besser als den Rechner.
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