Montag, 11. Dezember 2023

In der Echokammer

Ein­blick in de Ar­beits­all­tag einer Dol­met­scherin kön­nen Sie auf diesen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­sprache ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Zum Jah­res­en­de ar­bei­ten wir wie­der et­was öf­ter on­line.

Titel: drahtloses Privattelefon und Fernseher. Text:Jeder hat nun sein eigenes Sende- und Empfangsgerät und kann sich auf einer bestimmten Welle mit Bekannten und Verwandten unterhalten. Aber auch die Fernseh-Technik hat sich so vervollkommnet, dass man dem Freunde gleichzeitig ins Angesicht schauen kann. Sende- und Empfangsgerät sind nicht mehr an den Ort gebunden, sondern werden in einem Kasten von der Größe eines Fotoapparates immer mitgeführt.
Sammelbilder eines Albums über die Zukunft
"Hallo?!'' "Sind Sie noch on­line?" "Ma­chen Sie bitte Ihr Mikro­fon an, das ist das Sym­bol links unten!" "Wir sehen Ihr ex­ter­nes Mikro­fon im Bild, aber wir hören es nicht. Könnten Sie bitte prüfen, ob Sie das Ka­bel auch in die Buchse ge­steckt haben?"
"Wer nicht spricht, sollte doch bitte das Mikro­fon aus­ma­chen, damit wir keine Um­gebungs­geräusche hören!

Wann war noch­mal die Pan­demie? Ging vor knapp vier Jahren los.

Wann war der Höhe­punkt unse­res so­cial life im Netz? Wenig später. Was ha­ben wir in der Zeit oft ge­macht, "da­mals"? Da ha­ben fast al­le "Kon­fe­renz­soft­ware" wie Zoom, Microsoft Teams, Google Groups oder ähnliches ge­nutzt.

Die Er­fah­run­gen aus die­ser Zeit schei­nen bei vie­len mehr als nur zu bröckeln. Und das ist dann be­son­ders dann ir­ri­tierend, wenn wir es mit Men­schen in Funk­tio­nen zu tun ha­ben, die wei­ter­hin mehrere Stun­den pro Woche on­line sind, auch in Ge­sprächs­for­ma­ten.

Für uns Dol­met­scher:innen ist gu­ter Ton wich­tig, denn sonst wird es schwer In­halte zu über­tra­gen ... oder aber es wird sto­tte­rig, weil wir die ganze Zeit nicht wis­sen, ob wir mehr zu­hö­ren oder mehr spre­chen sollen. Beim Simul­tan­dol­met­schen ma­chen wir bei­des pa­rallel.

Und bitte nur nach Voran­kün­di­gung das sicht­bare Mikro­fon, das ein­zu­ste­cken ver­ges­sen wor­den war, ein­stöp­seln, auf keinen Fall "ne­ben­bei", also über­ra­schend. Wenn je­mand mit­ten in einem Rede­bei­trag nach dem Ka­bel fischt, vor­her über das schwa­che Rech­ner­mikro­fon über­tra­gen wurde, wir ha­ben den Ton auf maxi­ma­le Laut­stär­ke ge­stellt, um die Per­son zu hö­ren, und plötz­lich knallt uns die vol­le Leis­tung ih­res Ge­räts auf die Lau­scher, dann ist das für un­se­re Ge­sund­heit sehr ge­fähr­lich. Wir ri­skie­ren hier nicht we­ni­ger als die Funk­tions­weise un­se­res Haupt­ar­beits­"ge­räts".

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Illustration: Holsteinsche Pflanzenbutterfabrik Wagner

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