Dienstag, 13. Dezember 2022

Reiserückblick: Essen

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blogge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache. Berufs­be­dingte Reisen bringen manch­mal uner­war­te­te Heraus­forde­run­gen mit sich.

Wer Dienst­reise sagt, sagt Hotelfrühstück und Restaurant. Ich merke, wie nach zwei Wochen Ernäh­rung mit Lebens­mitteln aus dem konven­tio­nellen Agrar­bereich meine Neuroder­mitis auf­flammt. Genau diese Neuro­der­mitis hat dazu ge­führt, dass ich beizeiten über Ackergifte und Wasser- und Boden­ver­schmut­zung sowie Öko­land­bau nachzu­denken begon­nen habe. Diese Themen gehören heute als Dol­met­sche­rin zu meinen Lieb­lings­themen.

Mich wundert, dass es in meinen Arbeits­län­dern, obwohl immer mehr Men­schen zu Lebens­mit­teln mit Öko­labeln greifen, noch immer kaum Bio-Restau­rants oder Bio-Hotels gibt. Die Kosten für acker- und natur­scho­nen­de Produkte waren schon immer ein wenig teurer als die der indus­tri­el­len Land­wirt­schaft. Da Letzte­re mit hohen Preisen für Dünge- und ähnliche Betriebs­mittel kämpfen, auf Fran­zö­sisch les intrants, die Bio­szene aber nicht, ist der Preis­abstand geringer ge­wor­den. Und grund­sätzlich habe ich mal gelernt, dass der Ma­terial­einsatz oh­ne­hin nur 25 Pro­zent des Endpreises ausmacht. Hier verringern sich die oben erwähnten "Pfen­nig­"un­ter­schie­de ein weiteres Mal.

Absurd: Die Leute kaufen aufgrund der allgemeinen, von Ener­gie­mo­no­po­len ge­trie­be­nen Teuerungskrisen ihre Biolebensmittel vor allem in Super­märkten, wäh­rend immer mehr eigen­tü­mer­ge­führ­te Bio­läden Insol­venz anmel­den müssen. Jene, die das nötige Geld haben, und das sind trotz alledem viele, sollten den Einzel­handel stabil halten, denn Markt­kon­zen­tra­tio­nen ha­ben noch nie Gutes gebracht, QED.

Zurück ins Beher­ber­gungs­we­sen: Bio­ho­tels finde ich online maximal in ir­gend­wel­chen schö­nen, ländlichen Gegen­den, wo die Lebens­mittel z.T. auch vor Ort ange­baut werden. In Städten und touris­ti­schen Gegenden ist das eine Markt­lücke.

Bis die­se Lücke ge­schlos­sen ist (Hal­lo, De­ho­ga!), suche ich mir in den Hotel­buffets raus, was ich eini­ger­maßen zu ver­tra­gen hoffe. Darun­ter ist Müsli, das ver­mutlich Zucker­zusätze hat, Frucht­jo­ghurt aus der großen Schale, der mit che­mi­schen Zu­sät­zen auf­be­rei­tet wurde, Bröt­chen aus der Teig­ling-Feig­ling-Auf­back-Sphä­re, Kä­se von Kü­hen in An­bin­de­hal­tung.

Mal sehen, wie lan­ge es braucht, bis sich die Haut wie­der be­ru­higt hat. Ich reise be­reits mit dem eigenen Kopf­kis­sen und nein, ich möch­te nicht auch noch meine Lebens­mit­tel mitneh­men müssen.

Draufsichten: Frühstücke mit Käse, Obst, Gemüse, Graubrot, Croissants, Kaffee ...
Berliner Frühstückskultur


Schwierig bis unmöglich ist übrigens die Obstmah­lzeit auf Reisen: In den Hotels wird nur Tot­ge­spritz­tes ange­bo­ten, in einen Bio­la­den kommen wir bei eng ge­tak­te­ten Dienst­rei­sen nicht so einfach mal rein. 

______________________________ 
Fotos: C.E. 

2 Kommentare:

N: Aunyn hat gesagt…

Eine rasche und vollständige Genesung. Biomäßig sind wir in Kreuzberg gut dran, aber leider haben auch hier einige kleinere Läden geschlossen.

caro_berlin hat gesagt…

Danke für die freundlichen Genesungswünsche! Das ist zum Glück schon weit gediehen. Und ja, wir in Kreuzberg haben noch einige inhabergeführte Geschäfte, aber die Wege werden länger! In Neukölln ist es dagegen sehr schwer. Ich gehe öfter in die Biosphäre, weil mir deren soziales Engagement für Menschen, die es schwer haben in den regulären Arbeitsmarkt zurückzukehren, gefällt.

Link zur Biosphäre am Hermannplatz