Montag, 12. Dezember 2022

Rückblick 2022 (2): Pandemie

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, erfahren Sie hier. Meine Arbeits­sprachen sind Fran­zö­sisch und Deutsch (Mutter­sprache) sowie Englisch. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zu nur einem Rück­blick bin ich nicht fä­hig, dazu ist die La­ge zu kom­plex.

Noch ist die Covid-19-Pan­de­mie nicht vor­bei. Ich war bis­lang drei Mal infi­ziert: Ja­nu­ar 2020 noch als "aty­pi­sche Vi­rus­in­fek­tion" attes­tiert mit den be­kann­ten Symp­to­men, nur Ge­ruchs- und Ge­schmacks­ver­lust tra­ten zeit­ver­setzt ein, die Blut­pro­be ist leider ver­worfen; dann Sep­tember 2021 mit dem Rei­se­mit­brin­gsel ei­ner Sport­freun­din, die in der Bre­tagne war, zu­letzt No­vem­ber 2022 mit Omi­kron.

Maximale Personenanzahl im Raum: 25
An der Tür eines Kon­fe­renz­raums
Den ersten und den jüngsten Durch­lauf habe ich mir höchs­wahr­schein­lich in der Dol­met­scher­ka­bine ge­holt. Al­lei­ne der Ge­danke an den Arbeits­ort stresst mich jetzt. Jetzt pla­ne ich den Er­werb ei­nes klei­nen Luft­fil­ters für die Hand­tasche.
2022 war ein inten­sives Jahr. Es ging mit einem langen Lock­down los. Im Februar hat dann Russ­land die Ukraine über­fal­len, es folgten Sa­bo­ta­ge­akte an den Gas­pipe­lines, die Ener­gie­kri­se und die an­hal­ten­de In­fla­tion. Im Beruf war es lan­ge still. Ich hat­te Glück im Un­glück und durf­te re­la­tiv re­gel­mä­ßig nach NRW rei­sen, um auf einer Bau­stel­le zu dol­met­schen. Mein beim zweiten Co­vid­durch­lauf er­hus­te­ter, nicht ope­ra­tions­pflich­ti­ger Leis­ten­bruch hat bis in den Früh­sommer |ge­muckert| ge­schmerzt.

Und nein, bei fünf Grad Cel­sius auf einer Bau­stelle zu dol­met­schen und nach an­dert­halb Stun­den den Rücken zu spüren, ist keine Freude. Korsett, Ent­span­nungs­übun­gen, sanftes Joga, viel schla­fen, gut essen — in Sa­chen Selbst­für­sor­ge hatte ich Auf­gaben zu erledigen.

Irgendwann ging dann das nor­male Dolmetsch­jahr los und hat uns auf Trab ge­hal­ten, al­ler­dings nicht immer zu den vollen Sätzen. Wir arbeiten seit Jahren im Team für et­li­che Vereine und Initia­ti­ven des kultu­rel­len Aus­tauschs und der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit, die zwei Jahre lang keine Mit­glie­der­ver­sammm­lungen ab­ge­hal­ten hat­ten. Da­mit die­se wie­der rich­tig of­fi­ziell ak­tiv wer­den und För­der­gelder bean­tra­gen können, gab es et­li­che kaum finan­zier­te Meetings. Dol­met­sche­rin­nen sind mit­un­ter auch Er­mög­li­che­rin­nen.

Was erwartet uns 2023? "Wenn du weißt, was die Zu­kunft bringt, hast du schlechte Infor­man­ten", sagte mir Sep­tem­ber 1989 ein Leip­zi­ger Opti­ker. Ich den­ke in der letz­ten Zeit häu­fi­ger an dieses groß­ar­tige Zitat.

Die Energie­krise geht einher mit fort­ge­setz­tem CO2-Auf­wuchs in der Atmos­phä­re und der Biodi­ver­si­täts­kri­se. Die Ver­zweif­lung der jungen Men­schen, die der­zeit viel de­mons­trieren, teile ich. Zugleich weiß ich, dass wir starke, gute Alter­na­ti­ven sicht­bar machen müs­sen. Es gibt Aus­wege in eine ge­sun­de, schöne Zu­kunf­t. Dafür werden wir an die Subs­tanz unserer Weltan­schau­un­gen ran­müssen. Und wir brauchen wie­der einen po­si­ti­ven Blick auf die Wis­sen­schaft und auf unsere ei­ge­ne Un­wis­sen­heit, mehr Be­schei­den­heit, Ein­sicht in die ei­ge­nen Gren­zen, De­mut, Of­fen­heit und Neu­gier und Bil­dungs­opti­mis­mus.

Wich­tig ist auch, tä­tig zu wer­den, nicht dem Ge­sche­hen ausge­lieferte Opfer zu sein, son­dern ak­tiv das Le­ben zu ge­stal­ten.

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Foto: C.E.

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