Wer Dienstreise sagt, sagt Hotelfrühstück und Restaurant. Ich merke, wie nach zwei Wochen Ernährung mit Lebensmitteln aus dem konventionellen Agrarbereich meine Neurodermitis aufflammt. Genau diese Neurodermitis hat dazu geführt, dass ich beizeiten über Ackergifte und Wasser- und Bodenverschmutzung sowie Ökolandbau nachzudenken begonnen habe. Diese Themen gehören heute als Dolmetscherin zu meinen Lieblingsthemen.
Mich wundert, dass es in meinen Arbeitsländern, obwohl immer mehr Menschen zu Lebensmitteln mit Ökolabeln greifen, noch immer kaum Bio-Restaurants oder Bio-Hotels gibt. Die Kosten für acker- und naturschonende Produkte waren schon immer ein wenig teurer als die der industriellen Landwirtschaft. Da Letztere mit hohen Preisen für Dünge- und ähnliche Betriebsmittel kämpfen, auf Französisch les intrants, die Bioszene aber nicht, ist der Preisabstand geringer geworden. Und grundsätzlich habe ich mal gelernt, dass der Materialeinsatz ohnehin nur 25 Prozent des Endpreises ausmacht. Hier verringern sich die oben erwähnten "Pfennig"unterschiede ein weiteres Mal.
Absurd: Die Leute kaufen aufgrund der allgemeinen, von Energiemonopolen getriebenen Teuerungskrisen ihre Biolebensmittel vor allem in Supermärkten, während immer mehr eigentümergeführte Bioläden Insolvenz anmelden müssen. Jene, die das nötige Geld haben, und das sind trotz alledem viele, sollten den Einzelhandel stabil halten, denn Marktkonzentrationen haben noch nie Gutes gebracht, QED.
Zurück ins Beherbergungswesen: Biohotels finde ich online maximal in irgendwelchen schönen, ländlichen Gegenden, wo die Lebensmittel z.T. auch vor Ort angebaut werden. In Städten und touristischen Gegenden ist das eine Marktlücke.
Bis diese Lücke geschlossen ist (Hallo, Dehoga!), suche ich mir in den Hotelbuffets raus, was ich einigermaßen zu vertragen hoffe. Darunter ist Müsli, das vermutlich Zuckerzusätze hat, Fruchtjoghurt aus der großen Schale, der mit chemischen Zusätzen aufbereitet wurde, Brötchen aus der Teigling-Feigling-Aufback-Sphäre, Käse von Kühen in Anbindehaltung.
Mal sehen, wie lange es braucht, bis sich die Haut wieder beruhigt hat. Ich reise bereits mit dem eigenen Kopfkissen und nein, ich möchte nicht auch noch meine Lebensmittel mitnehmen müssen.
Berliner Frühstückskultur |
Schwierig bis unmöglich ist übrigens die Obstmahlzeit auf Reisen: In den Hotels wird nur Totgespritztes angeboten, in einen Bioladen kommen wir bei eng getakteten Dienstreisen nicht so einfach mal rein.
Fotos: C.E.
2 Kommentare:
Eine rasche und vollständige Genesung. Biomäßig sind wir in Kreuzberg gut dran, aber leider haben auch hier einige kleinere Läden geschlossen.
Danke für die freundlichen Genesungswünsche! Das ist zum Glück schon weit gediehen. Und ja, wir in Kreuzberg haben noch einige inhabergeführte Geschäfte, aber die Wege werden länger! In Neukölln ist es dagegen sehr schwer. Ich gehe öfter in die Biosphäre, weil mir deren soziales Engagement für Menschen, die es schwer haben in den regulären Arbeitsmarkt zurückzukehren, gefällt.
Link zur Biosphäre am Hermannplatz
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