8000 Tonnen Geschenkpapier wandern jedes Jahr in der Geschenksaison am Jahresende in die Mülltonne. Viele sind mit giftigen Farben, Glitter und Lacken bedruckt, so dass sie in die schwarze Tonne gehören, KEINESFALLS in die Papiertonne.
Julia fotografiert ihren Arbeitstisch |
Angefangen hat damit vor Jahrzehnten unser Vater, indem er alte, weiße Stoffservietten dazu benutzt hat. Mit Familienneuzugängen kehrte das Geschenkpapier zurück.
Heute nähe ich Geschenktücher aus bunten Stoffresten. Aus Ärmeln alter Blusen oder Herrenhemden lassen sich mit wenig Nähten Beutel für kleine Geschenke herstellen. Die Schwangerschaftsbluse unserer Mama, in der sie ihren Zwillingsbauch getragen hat, wurde Jahrzehnte später zu großen Geschenktüchern und kleinen -beuteln. Wer keine Zeit zum Umnähen hat, nutzt eine Zickzackschere: die Kante mit dem Zahnmuster franst langsamer aus als eine gerade Kante.
Japaner kennen diese Methode seit Ewigkeiten, und nennen ein quadratisches Geschenktuch Furoshiki, was aus den japanischen Wörtern für "Bad" (furo) und Tuch" (shiki) zusammengesetzt wurde. Im Tuch wurden einst Toilettenutensilien ins öffentliche Bad getragen. Bei der Größenbestimmung der Tücher hilft der Grundsatz, dass das Geschenk etwa ein Drittel der Diagonalen des Furoshiki ausmachen soll. Lose Enden werden eingeschlagen, andere verknotet, fertig ist das Geschenk mit Tragegriff.
So orthodox sind unsere unterschiedlich großen Geschenktücher nicht. Auch Stoffbänder können die Stoffenden zusammenhalten. Wieder andere Beutel stammen aus dem "Seiten" von alten Musterbüchern eines Raumausstatters.
Die Idee ist umweltfreundlich und praktisch. Ich habe aus größeren Tüchern schon Einkaufstaschen geknotet, sie waren beim Picknick als "Tischdeckchen" und kleinere als Servietten genutzt worden; auf dem Rückweg kauften wir etwas auf dem Markt ein und hatten keine Einkaufstasche dabei.
Dieses Jahr werde ich ein altes Chintz-Kleid zerschneiden, das nicht nur komplett aus der Mode ist, sondern beim letzten Balleinsatz, einer Mottoparty "80-er Jahre", unrettbare Schäden bekommen hat, Löcher und Risse. (Ich sage nur Uraltsessel und Stahlfedern, die sich durch Stoffe bohren! Es wurde zum Glück nur Stoff verletzt.)
Dafür wurden Geschenktücher aus dem Stoff, der einst den Zwillingsbauch eingehüllt hat, für das aufgearbeitete Puppenholzbett von 1900 zu Kopfkissen- und Bettbezügen umgenäht, die 3. Verwendung ein- und derselben Textilie!
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Foto: C.E., Danke an Julia von
JOVIUS Reworked Vintage
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