Samstag, 18. Mai 2019

Lieblinks (1)

Hier bloggt ei­ne Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin — mal mehr, ar­beits-­ und fa­mi­lien­be­dingt mal weniger. Meine Links-der-Woche-Reihe will ich wieder aufgreifen. Ganz ehrlich: Ich war ein wenig (sehr) in Schockstarre ob der Welt­nach­rich­ten ver­fal­len. Ich halte unsere Ära für eine der ge­fähr­lichsten der mir be­kann­ten Zeiten. (Aber das mei­nen Zeit­ge­nos­sen von Kri­sen sicher immer.) Und da ich einst bei der gro­ßen Ver­teilung der Charakter­ei­gen­schaften beim Thema Sprach­ta­lent und Em­pa­thie mehrfach "hier!" ge­schrie­en habe, hatte ich viel zu ver­ar­beiten. Samstags von jetzt an wieder: Die Links der Woche, die mir aufgefallen sind. Also Lieb­links.

Langer Vorspann für zwei Themen: Die Zeitschrift "Die Fackel" von Karl Kraus ist online. Komplett. Aber nur dann, wenn das Archiv erreichbar ist (jetzt gerade nicht). Erschienen 1899 bis 1936, insgesamt 22.500 Seiten (er war der Sohn eines Papierfabrikanten), als Faksimilie und Digitaltext so­wie mit Volltextsuche.

Wäre Kraus heute Blogger? Vielleicht ja, aus Umweltgründen. Das war die zu­ge­ge­ben aben­teuer­liche Über­leitung hin zum Thema Ökolandbau: Berliner Zeitung: Öko­an­bau schlägt kon­ven­tio­nel­le Landwirtschaft von Ralf Stork (14.05.19).

Darum geht's: Unter der Feder­führung des Thünen-Instituts in Braun­schweig und der Universität Kassel wurde ein Bericht mit dem Titel "Leistung des ökologischen Landbaus für Umwelt und Ge­sell­schaft" erarbeitet. Das Ergebnis vor­weg: Bei knapp 60 Pro­zent der verglichenen Höfe sind signifikante Vorteile der ökologischen Be­wirt­schaf­tung zu beobachten. Reinlesen in die vertiefte Argumentation lohnt sich sehr!

Leistung des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft: Ökolandbau überwiegend positif
Aus der Begleit-PPT der Studie
Dass ich diese Studie demnächst an einem Arbeits­tag studieren werde, firmiert un­ter nicht bezahlte Arbeits­zeit. (Sollte ich ausgebucht sein, was zur Stunde nicht ab­seh­bar ist, werde ich mich vorerst mit der Kurzfassung begnügen.) Öko- und Land­bau­themen gehören bei mir schon allein aus privaten Gründen zum Re­per­toire. Als Al­ler­gi­kerin ernähre ich mich seit Jahr­zehn­ten überwiegend vege­tarisch, oft vegan, kaufe "bio­logisch" produzierte Lebens­mittel.

Den Begriff habe ich schon mit 15 Jahren, als meine 'kleine Oma' zum ersten Mal davon sprach, als irreführenden Aus­druck wahr­ge­nommen. "Alles, was wächst, ist doch biologisch, auch das Industriezeug", ging mir durch den Kopf. Heute wissen schon Kin­der, wie das Wort zu verstehen ist. In wenigen Jahren wird "Bio" wieder die (kon­ven­tio­nel­le) Normalproduktion sein, wie es Jahrhundertelang der Fall war.

Wir brauchen dringend einen Umbau der EU-Agrarsubventionen, weg von der Gieß­kanne, in der das Geld nach Grund­stücks­größen fließt, hin zu Nach­haltigkeit für Flora und Fauna, Wasser, ge­sund­heit­licher Arbeits­schutz und Lebensmittelqualität. Ökolandbau ist klima- und um­welt­schonender.

Feldblumenstrauß
Dazu noch dieser Sich­tungs­link: "Hektarweise Geld", Agrarsubventionen in der EU, ZDF 'planet  e'. Der Film er­klärt die Agrar­sub­ven­tio­nen, die Zusammenhänge mit dem Raubbau an der Umwelt, und er for­dert eine Agrar­wen­de.
In acht Tagen sind Wah­len. Es geht um nichts ge­rin­geres als um die Grund­la­gen des Wun­ders Erde.

______________________________
Illustrationen: Thünen-Institut und C.E.

Keine Kommentare: