Donnerstag, 22. Juli 2021

COVIDiary (342)

Was Dol­met­scher und Über­setzer umtreibt (hier: eine Dol­met­sche­rin­ und Über­set­ze­rin­), be­schreibe ich seit 2007 an dieser Stelle. Meine Sprachen sind Franzö­sisch, natürlich Deutsch, und Englisch als Ausgangs­sprache. Der Som­mer lässt Be­gehr­lich­kei­ten wachsen: Kopfeinsichten und Blick auf den Schreibtisch.

Gefühlt alle sind derzeit im Urlaub. Ich war zwölf Tage weg, einen Tag zur Arbeit, der Rest der Zeit war Familie und Filmfest gewidmet. Ich durfte einen Film mit­be­tre­uen, was sich aber nicht nach Arbeit angefühlt hat. "Tendenziell gibt es bei Frauen eine gewisse Sehnsucht nach Ef­fi­zienz", sagte die Kanzlerin heute bei ihrer letzten Som­mer-Pressekonferenz. Vielleicht war mir allerdings diese Reise doch zu effizient.

Buntes Palettengesicht
Naive urban art
Ein wenig träumt mein Hin­ter­kopf von einem Ferien­domizil, nichts aufregendes, von ver­trö­del­ter Zeit, ein wenig Bas­te­leien, einige Ent­deckun­gen in der Nähe, Wochen­markt, See oder Meer. Und dann weiß ich, wenn ich den Tag­traum ein we­nig von außen betrachte, dass ich mich glück­lich schätzen darf, das alles am May­bach­ufer längst zu haben.

Dieser Tage mache ich mir ein­mal mehr Gedanken über Fra­gen des Wohnens und Ein­rich­tens, grund­le­gen­de Fragen, Stichwort "Ferien­wohnungs­am­biente". 

Wie kann ich meinem Umfeld die unbekümmerte Leichtigkeit und den zau­ber­haf­ten Charme eines Ferienhauses geben? Was macht gemütliches Woh­nen aus? Was macht eine Wohnung visuell ruhiger mit meinen Dutzen­den Aktenordnern und Tausenden Büchern? Wie kann ich hier die Arbeit optisch ein wenig in den Hin­ter­grund treten lassen und Multi­funktiona­lität rein­bringen?

Wobei ich schon beim nächsten Gedanken bin. Wir Dol­met­scherin­nen und Dol­met­scher pauken ja alles immer am besten so, dass es "prüfungsfest" sitzt. Wir möch­ten die Begriffe nicht nur passiv kön­nen, wir müssen sie aktiv beherrschen. ("Beherrschen" und "aktiv" kommt mir hier ein wenig vor wie ein Pleo­nasmus.)

Im Gründe könnte ich, da ich mich intensiv mit diversen Materien beschäftige, auch noch Hochschul­seminare belegen, um etwas mehr Systematik rein­zu­be­kom­men. Und dann im Vorbei­gehen Prüfungen machen. Richtig gelesen, ich spiele mit dem Gedan­ken eines Dritt­studiums neben der Berufs­tätigkeit, die ja ohnehin zu 80 Prozent aus Lesen und Lernen besteht.

Innenarchitektur und Design könnte ein Fach sein, außerdem begeistere ich mich für Agro-Forstwirtschaft und Bodengesundheit, betreue immer wieder Kinder aus der Migration und gebe Lernmethoden weiter, Didaktik und Wissensmanagement sind zentrale Themen, Medienerziehung und Literatur. Außerdem begeistere ich mich für narrative Strukturen und Rhetorik. Ich suche mir jetzt etwas zur Mo­ti­va­tion für den Herbst, das ich nach der Pandemie hof­fent­lich hy­brid wei­ter­stu­die­ren kann.

Was wir/ich derzeit so mache(n): Schreiben (eigene Sachen), Filmstart vorbereiten (der nächste Mitmensch, ich assistiere hier und da ein wenig), Sprach­auf­nahmen (für Kunden), Vokabellisten pflegen, Ablagen ausmisten, ins Kino gehen, Museen be­suchen, jeden Tag fünf bis acht Kilometer zu Fuß gehen, Blüh­pflanzen für den Spät­som­mer aussähen und jeden Tag mit einem kleinen Jungen, der Deutsch als Zweit­sprache lernt, ein Buch weiterlesen.

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Foto: C.E.

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