Was
Dolmetscher und Übersetzer umtreibt (hier: eine Dolmetscherin
und Übersetzerin), beschreibe ich seit 2007 an dieser Stelle. Meine Sprachkenntnisse (Französisch, Englisch) trainiere ich täglich, Covid-19 hat unsere Arbeit jedoch enorm eingeschränkt. Wir sind weniger auf Konferenzen tätig, sondern auch im privaten Kontext, in Behörden und auf Baustellen.
Neulich, ich war mit einer Privatkundin unterwegs, reißt diese diese plötzlich die Augen auf. Sie macht eine Geste, beobachtet mich bei der Arbeit, lacht mir kurz darauf ins Gesicht. Die Kundin: "Ich hatte ja noch nie mit einer Dolmetscherin zu tun. Aber ich glaube, Du überträgst auch meine Gesten mit!"
Ich ahne, was sie meint. Ja, das wurde mir wiederholt berichtet, das ist vor allem FilmmitarbeiterInnen aufgefallen: Wenn einen bestimmten Inhalt eine bestimmte oder sogar ausladende Geste begleitet hat, übertrage ich diese oft mit.
Verrière d'intérieur |
Hier ging es um die Einrichtung einer Wohnung, eine offene Küche, die vom Rest des Raumes olfaktorisch und auch visuell auf elegante Weise getrennt worden ist. In Frankreich sind innenliegende Fenster derzeit schwer in Mode, auf Französisch la verrière d'intérieur oder la verrière d'atelier. Mir gefallen sie gut.
Später sendet mir eine andere beteiligte Person ein Zitat zu. Es stammt aus "Mein Herz so weiß", von Javier Marías. In diesem Buch gibt es eine höchst unwahrscheinliche Kennenlernszene eines Liebespaars: zwei Dolmetscher, die eine übertägt urplötzlich einen anderen Sinn, der andere hört schweigend zu. (Sinnentstellend dolmetschen! Der Autor hat wohl nicht genug recherchiert!)
Diese Stelle hier ist aber gut getroffen: Wir SpracharbeiterInnen neigten "dazu, alles verstehen zu wollen, was gesagt wird und mir zu Ohren kommt, sowohl bei der Arbeit als auch außerhalb, sei es aus der Ferne, sei es in einer der zahllosen Sprachen, die ich nicht kenne … Ich kann es nicht vermeiden, automatisch im Geist in meine eigene Sprache zu übersetzen. Oft übersetze ich sogar das Mienenspiel, die Blicke und die Gebärden …"
Und da wir jetzt wegen der Pandemie alle Masken tragen, ist vielleicht der Ausdruck der Hände wichtiger geworden.
Aus dem französischen Fernsehen
Illustration und Film: La Maison France 5
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