Willkommen auf den Seiten meines sprachbetonten Blogs aus der Dolmetscher- und Übersetzerarbeitswelt! Am Wochenende gibt's hier die wenigsten Leser hier, daher kann ich jetzt über Dinge schreiben, die manche vielleicht als unappetitlich empfinden mögen. Also: Ames sensibles s'abstenir! Nichts für schwache Nerven!
Von der "Pflegeanleitung" für Dolmetscher zur "Pflegeanleitung" für Kompostwürmer ... denn ich dolmetsche nicht nur Termine zu aktueller Politik, Wahlen, Wirtschaft, Bildung und Kultur. Letztes Jahr habe ich zum Thema Biokunststoffe gearbeitet, meine daraus abgeleitete Erkenntnis, Plastikmikrofasern sind das Asbest des 21. Jahrhunderts, können Sie hier nachlesen.
Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht ...
Auch die Themen Abfallwirtschaft und Design beschäftigen mich regelmäßig. In Vorbereitung eines Termins zum Thema Kreislaufwirtschaftsgesetz vs. individuelle Kompostierung darf ich mich (in drei Sprachen) dazu vorbereiten, wie organischer Müll ohne großen technischen Aufwand auf kleinstem Raum recycelt werden kann. Das geht über das Stichwort "Gartenkompost" hinaus, denn auch auf dem eigenen Balkon oder sogar in der Küche kann geruchsneutral kompostiert werden. Fachleute schätzen, dass 30 % des Abfallaufkommens zu hochwertigem Humus verarbeitet werden könnten, das sind etwa zwischen 50 und 75 % der im Haushalt anfallenden Bioabfälle.
... und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern anvertraut (*)
Kompostwürmer können durchschnittlich die Hälfte, bei guter Pflege bis zum Eineinhalbfachen ihres Eigengewichts vertilgen. (Je nach Art und Alter
wiegt so ein Würmchen zwischen 0,6 und 1,6 Gramm.) Wer 30 Kilo Biomüll im Jahr
(ohne Zitrusfrüchte, Essensreste, Fett und
Milchprodukte) regelmäßig einem mehrstöckigen Wurmkomposter anvertraut,
kauft nicht
nur nie wieder Blumenerde oder Flüssigdünger, er oder sie kann auch
Nachbarn und Freunde versorgen, denn es entstehen jeweils etwas
weniger als 10 Kilo Kompost, der dann der bestehenden Erde beigemischt
wird.
Handelsübliche
Blumenerde besteht in der Regel aus Torf. Bleibt die Nachfage
unverändert, sind die deutschen Torfvorräte in 20 bis 60 Jahren
erschöpft. Schon jetzt kommt Torf oft aus dem Ausland, von LKWs
herangekarrt; den Biomüll schaffen ebenfalls schwergewichtige Fahrzeuge
aus der Stadt ... nichts scheint logischer, als die eigenen Abfälle
selbst in "Gärtnergold" umzuwandeln. Dass Kompost (gegen etliche
Pflanzenwachstumsstörer) auch fungizid und herbizid wirkt, ist eine gute Dreingabe.
Und
weil mich das Thema begeistert, habe ich sofort angefangen, das
Gelernte in die Tat umzusetzen.
Noch bin ich Balkonkomposterin mit einer
kleinen, improvisierten Versuchsanlage. Derzeit haben die ersten Gäste und ich nur ein Problem: Die Wahl ihres festen Wohnhauses.
Die Plastikhütten, die es zu kaufen gibt, sehen nicht selten aus wie ein Hochspeicher für giftige Substanzen und haben die Ausmaße eines halben Kleinwagens. Ganz normale Plastik- oder Holzkisten ließen sich auch umwidmen. Ich suche indes einen ästhetisch ansprechenden
Wurmkomposter aus Terracotta, der in der kalten Jahreszeit in die Küche
wandert und den ich mir wohl jetzt selbst basteln muss. Denn die indischen Hersteller von Tontöpfen liefern leider nicht nach Berlin. Was Architekten in Dublin entwickelten, wird hoffentlich bald in Serie gebaut. Und ich freue mich, dass offenbar Nachwuchskräfte aus Frankreich das Thema zumindest theoretisch entdeckt haben. Aber warten können wir nicht. Glücklicherweise fand ich im Netz auch eine Bauanleitung.
Die Angelegenheit ist übrigens geruchsneutral ... bzw. riecht maximal wie Unterholz, denn es entsteht ja hier Humus. Kurz: Eine Biomüllsammeltonne stinkt, ein funktionierender Komposter nicht.
Mit Youtube kann ich denn auch in einen Wurmkomposter sehen, der in einer Küche im französischen Angers steht, blicke einer Dame in Southwark auf den Balkon (Teil eines Stadtteilprojektes) und lerne lachend Details von britischen Wurmgärtnern, deren Humor sich mir an manchen Stellen aber noch nicht zu 100 % erschließt. Und sehr indiskret werden hier Würmer beim Reproduktionsgeschäft beobachtet, tse, tse! (Minute 5'32'')
Résumé: Es gibt überraschend viel zum Thema, passt es doch haargenau zu einem anderen, von mir bereits wiederholt verdolmetschten Thema, das gerade "in" ist: dem urban gardening.
Und gleich noch ein Linktipp für Schüler zum Abfallthema:
Arbeitsblätter des BMU.
Regenwurm — vers de terre
Kaffeesatz — coffee ground — marc de café
______________________________
Foto: C.E.
(*) Le Bon Dieu seul sait comment on rend
la terre fertile et il a confié son secret aux
vers de terre.
2 Kommentare:
Vielen Dank, liebe Caroline, für diesen vielseitigen Beitrag! Ich bin auf die Fortsetzung gespannt!
Bis bald,
LG,
Bine
Danke, Bine,
hatte Deinen Kommentar leider übersehen. Zwei Buchbesprechungen zum Thema werden folgen. Und jetzt darf ich dazu auch noch dolmetschen!
Bis die Tage,
herzlich,
Caro
... und ja, ich bringe Gartenkompost mit für Deine Kummerpflanze
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