Bienvenue auf den Seiten einer Spracharbeiterin. Wir
Übersetzerinnen, Übersetzer, Dolmetscherinnen und Dolmetscher arbeiten seit Corona überwiegend zu Hause im eigenen Arbeitszimmer. Dabei arbeiten wir nicht nur zu festgelegten Arbeitszeiten. Wir dienen der Gesellschaft auch durch das Finden neuer Begriffe.
Gestern war der Erdüberlastungstag, der Tag, an dem wir Menschen die Menge an Ressourcen verbraucht haben, die der Globus binnen eines Jahres erzeugt. Wir müssen den Raubbau an unserem Heimatplaneten stoppen!
Lange war auch im Deutschen der englische Begriff in Umlauf, overshoot day. Das hat Debatten und Handeln erschwert, denn solange die Problematik nicht allen Menschen bewusst ist, wird sich ihr Verhalten gesamtgesellschaftlich nicht verändern lassen. Hier waren Linguistinnen und Linguisten am Werk und haben das Wort "Erdüberlastungstag" entwickelt. In Frankreich geschah dasselbe, le jour du dépassement wurde erfunden.
Erdüberlastungstag |
Ein Englisch-Übersetzerkollege hat mitgeholfen und kam schließlich auf die "Verdrängungssanierung".
Auf manchen Kontinenten aast die menschliche Bevölkerung mit den Ressourcen. Erschreckend finde ich die Schnelligkeit der Verkürzung dieser Zeit, denn der Tag wird seit Jahrzehnten immer früher im Jahr erreicht: von Ende Dezember im Jahr 1970 zu Ende September im Jahr 2000 bis heute hat die Entwicklung deutlich an Fahrt aufgenommen.
Menschen in Indien haben einen CO2-Fußabdruck, der bei 20 Prozent der Menschen in unserem Land liegt. Verglichen mit den USA liegt der Prozentsatz sogar nur bei 11%.
Das liegt an der überwiegend vegetarischen Ernährung dort. Der Überkonsum an Fleisch in unserer sogenannten westlichen Welt hängt in direkter Linie mit der Rodung des Amazonas zusammen, denn von dort kommen wertvolle Kalorien, ohne die große Zahl der Viehbestände in den reichen Ländern nicht ernährt werden könnte. Im Amazonas wird inzwischen CO2 freigesetzt, statt dort zu binden, Trockenheit nimmt zu, Wasser verdunstet und erhöht dadurch die Gefahr, dass es anderenorts zu sintflutartigen Regenfällen kommt.
Und um die Katastrophe noch hässlicher zu machen: Ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland landen im Müll — im Handel oder bei den Verbrauchern. Ein weiterer, schwer ermittelbarer Prozentsatz wird gar nicht geerntet oder vermarktet, weil die Agrarprodukte nicht der Norm entsprechen.
Wir haben es mit einem strukturellen Problem zu tun und müssen dringend handeln, um die größte Katastrophe zu vermeiden. Es wird dramatisch genug. Und ja, wir müssen anfangen und dürfen uns nicht lähmen lassen. Es gibt viele gute Einzelbeispiele.
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Foto: ID (www.linfodurable.fr)
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