Besser ohne Apostroph |
Wem dieser Tage der Hals kratzt, zieht sich zurück, jedenfalls in meinem Umfeld. Selbstgewählte Quarantaine, es gibt tatsächlich Schlimmeres.
Doch plötzlich mutiere ich zu der Besserwisserin, vor denen mich meine Eltern immer gewarnt hatten. Mein Vater: "Ich kenne einen Lektor, der korrigiert sogar die eingehende Post!" Ich setze dem eins drauf und schreibe in der Antwort auf einer Mail von 2873 Anschlägen (natürlich nur als Teil meiner Antwort): "Kleines Lektorat Ihrer Mail: für’s ist falsch, bei der Verschmelzungen von Präposition und Artikel wird kein Apostroph gesetzt. Das Apostroph zeigt an, dass ein E oder etwas mit einem E ausgefallen ist — oder aber eine Auslassungen im Wortinneren (Beispiel: Ku’damm)." [Es hat sich um eine Lektoratsanfrage gehandelt, lieber Papa im Jenseits, da darf ich das.]
Eine Anfrage, die ich am Ende leider absagen muss, weil's die falsche Zielsprache ist. Die Antwort folgt auf dem Fuße: "Danke fürs (nicht für’s) Ansehen!"
So mag ich das. Doch die Chose wird noch besser: Ich reiche die Anfrage weiter. Der Auftrag ist leider-leider-leider-leider coronabedingt sehr schlecht dotiert. Ein künstlerisches Projekt, das lobenswert ist und ohne Förderung auskommt. Ich gebe ihn an eine junge, sehr talentierte Kollegin weiter, bei der ich auch eine künstlerische Begabung sehe. Die Antwort kommt rasch. Sie schreibt: "Das Honorar war ja nicht der Rede wert. Ich habe verhandelt, dass er mir seine Ferienwohnung in Mecklenburg ausleiht, anstatt mich zu bezahlen. ;-)"
Leben in Zeiten von Corona. Und mit dem Wissen ist es wie mit der Liebe: Derlei vermehrt sich, wenn wir es teilen!
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Foto: C.E.
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