ALS OB! — Hommage an Diana Rigg |
Bei den Euro-Betriebsräten, Festivals, Delegationsreisen und Konferenzen, die ich üblicherweise dolmetsche, kommt Russisch nur selten vor. Sie arbeitet öfter beim Europäischen Rat, der Russischkollegen beschäftigt, und ist auch sonst viel auf Achse.
Vielmehr: Sie war es. Dann kam Corona.
Ich habe Lust auf Ausgehen. Ich ziehe ein Lieblingskleid an, dazu trage ich eine Korallenkette und ein rotes Armband aus Feuerbohnen, elegante Hackenschuhe, die Haare frisch gewaschen, den Lippenstift aus den Untiefen der Tasche hervorgekramt.
Beschwingt komme ich zum Treffpunkt. "Hui!", sagt meine Bekannte, und fragt: "Wie lange hast Du Zeit?" Ich sage ihr, dass ich so viel Zeit mitgebracht hätte, wie wir brauchen. Sie schaut misstrauisch.
Ich ahne, was sie meint, gehe aber erstmal nicht drauf ein. Am Ende des Abends, sie: "Jetzt kannst Du mir's aber verraten: Hast Du eine neue Flamme? Mit wem bist Du gleich noch verabredet?"
Nein, ich wollte einfach mal in Coronazeiten auch privat mal so rumlaufen, als würde ich gleich neben Claude Chabrol auf die Berlinalebühne treten. Sonst fremdele ich später dieser öffentlichen Person gegenüber, die das (fast) lampenfieberfrei kann, was die Privatfrau nie, nie, wirklich nie könnte.
Kommunikation besteht nur aus einem geringen Teil aus Wörtern. Wie ich dastehe oder -sitze, wie ich die Körperhaltung ändere, die Art, wie ich die Hände benutze, die Finger, Gestik und Mimik einsetze, außerdem Kleidung, Gesagtes und Auslassungen, das alles macht einen Subtext aus, mit dem nicht selten mehr vermittelt wird als mit direkt Ausgesprochenem.
By the way ist dieser Subtext genau das, was Computer nicht übertragen können, weshalb Computerübersetzungen nie akkurat sein werden. Sie sehen nicht, sie können nichts einschätzen oder bewerten, denn Computer arbeiten mit Einsen und Nullen. Nullen haben keine Gefühle. Das weiß jedes Kind.
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Foto: C.E.
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