Gesehen in Luxemburg |
Vor der Tür steht Claude, ein junger Familienvater, der Dokumente übersetzt haben möchte. Das mache ich nicht. Der Staat hat vor einigen Jahren bei seiner Gebührentabelle die obersten Honorarsätze weggeschnitten, die Stundensätze entsprechen nicht immer dem Aufwand. In diesem Kontext haben viele Kollegen ihre Beglaubigungsstempel zurückgegeben.
Die Dokumente hat er trotzdem vor mir fotografiert, ich hatte sie in der Hand, habe sie gegen das Licht gehalten, sieht alles nach Originalen aus. Jetzt bekommt eine Kollegin den Kunden zugeschickt. So hat die Begutachtung stattgefunden und sie kann von einem anderen Ort aus die Übersetzung machen.
Vor dem Haus ist Wochenmarkt. Ein Trompeter pustet nicht immer die richtigen Töne in die Luft, versucht sich an Jazz und an Pippi Langstrumpf, "... ich mach mir die Welt, ... wie sie mir gefällt!" (Leider muss ich jetzt an eine frühere SPD-Vorsitzende denken und auch an eine Demonstrantin, die am Samstag in der Berliner Stadtmitte Fremde abgeknutscht hat.)
Vor Corona habe ich Respekt und ja, ich kannte Menschen, die daran gestorben sind und ja, es könnte sein, dass ich es im Januar hatte, einen derart bösen Husten hatte ich noch nie wie "damals", als drei Wochen lang ein Babyelefant auf meinem Brustkorb gewohnt hat. Abstandhalten ist inzwischen Alltag geworden. Neulich habe ich von übergroßer Nähe geträumt und war erschrocken. Aber richtige Coronaalpträume wie am Anfang habe ich nicht mehr.
Heute schreibe ich eine etwas detailliertere Beschreibung zu Ferndolmetschen für die Kunden, die meiner Bitte nach Headsets und dem An- und Ausschalten von Mikrofonen einmal nachkamen, es beim nächsten Mal aber schon wieder vergessen hatten. Diese Menschen bekommen jetzt Gründe erzählt! Außerdem lese ich die PowerPointPräsentation einer Kollegin zum Ferndolmetschen gegen.
Neue Anfragen lassen auf sich warten, aber es wird kommen. In der Zwischenzeit zum Auffrischen wieder aus dem Aktenregal gezogen: Empowerment von Frauen im ländlichen Raum des globalen Südens. Außerdem trage ich nach: Vokabular in Sachen Neubauplanung, mein Kurzeinsatz von gestern, darunter Begriffe wie Revisionsschacht, Mehrschichtverbundrohr, Kondensatablauf, Werkplanung, Außenwandschornstein.
______________________________
Foto: C.E.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen