Dienstag, 1. September 2020

COVIDiary (145)

Bon­jour, gu­ten Tag & hel­lo auf den Sei­ten des ers­ten deut­schen Dol­met­scher­blogs aus dem Inneren der Dol­metscherkabine. Gerade schreibe ich vom Büro aus, das seuchenbedingt brachliegt. So persönlich wie dieses Jahr war dieser Blog noch nie. Durch Corona verändert sich auch mein Radius.

Blumen im Bleiglaserkerfenster
Gesehen in Luxemburg
Es klingelt an der Tür. Mein Büro hat kei­nen Pub­li­kums­verkehr, außer Kolleginnen vielleicht, die zum Lernen, Tex­te­tau­schen oder auch zum Fern­dol­metschen kom­men, denn wir arbeiten ja neuer­dings immer öf­ter von anderen Orten aus als jenen, an denen die Kunden sitzen.

Vor der Tür steht Claude, ein junger Fa­mi­lien­vater, der Doku­mente übersetzt haben möchte. Das mache ich nicht. Der Staat hat vor einigen Jahren bei seiner Gebüh­ren­­ta­belle die obersten Ho­no­rar­sät­ze weg­ge­schnit­­ten, die Stun­densätze ent­spre­chen nicht immer dem Auf­wand. In die­sem Kon­text haben viele Kollegen ihre Beglau­bi­gungs­stempel zurückgegeben.
 
Die Dokumente hat er trotzdem vor mir foto­grafiert, ich hatte sie in der Hand, ha­be sie gegen das Licht gehalten, sieht alles nach Originalen aus. Jetzt bekommt eine Kol­legin den Kunden zugeschickt. So hat die Begutachtung statt­ge­funden und sie kann von einem anderen Ort aus die Über­setzung machen.
 
Vor dem Haus ist Wochenmarkt. Ein Trom­peter pustet nicht immer die richtigen Töne in die Luft, versucht sich an Jazz und an Pippi Langstrumpf, "... ich mach mir die Welt, ... wie sie mir gefällt!" (Leider muss ich jetzt an eine frühere SPD-Vor­sitzende denken und auch an eine De­mons­trantin, die am Samstag in der Ber­li­ner Stadt­mit­te Frem­de ab­ge­knutscht hat.)

Vor Corona habe ich Respekt und ja, ich kannte Menschen, die daran gestorben sind und ja, es könnte sein, dass ich es im Januar hatte, einen derart bö­sen Hus­ten hatte ich noch nie wie "damals", als drei Wo­chen lang ein Baby­ele­fant auf mei­nem Brust­korb gewohnt hat. Abstand­halten ist inzwischen Alltag geworden. Neu­lich habe ich von über­großer Nähe geträumt und war er­schrocken. Aber rich­tige Coro­na­alpträume wie am An­fang habe ich nicht mehr.

Heute schreibe ich eine etwas detaillier­tere Be­schreibung zu Fern­dol­metschen für die Kunden, die meiner Bitte nach Headsets und dem An- und Ausschalten von Mi­kro­fo­nen einmal nachkamen, es beim nächsten Mal aber schon wieder vergessen hatten. Diese Menschen bekommen jetzt Gründe erzählt! Außerdem lese ich die Power­Point­Präsentation einer Kol­le­gin zum Fern­dolmetschen gegen.

Neue Anfragen lassen auf sich warten, aber es wird kommen. In der Zwi­schen­zeit zum Auf­fri­schen wieder aus dem Aktenregal gezogen: Empower­ment von Frau­en im ländlichen Raum des globalen Südens. Außerdem trage ich nach: Vo­ka­bu­lar in Sa­chen Neu­bau­planung, mein Kurz­ein­satz von gestern, darunter Begriffe wie Re­vi­sions­schacht, Mehrschicht­ver­bund­rohr, Kondensat­ab­lauf, Werk­planung, Au­ßen­wand­schornstein.
 
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Foto:
C.E.

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