Im 13. Jahr beschreibe ich hier meinen sprachbetonten Alltag. Ich bin
Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin, arbeite mit der
französischen Sprache (und aus dem Englischen). Auch noch im Frühherbst denke
ich über unsere Kunden nach.
Und dann ist da noch
die Geschäftsführerin einer deutschen Firma, deren Mutterhaus in
Frankreich ist. Die französischen Anteilseigner sind erst später
eingestiegen und haben mich als Dolmetscherin mitgebracht. Ich mag diese Kunden sehr gerne, denn die Zusammenarbeit ist von gegenseitiger Wertschätzung und von gemeinsamem Lernen geprägt. Ich hebe das so hervor, weil das in etlichen Branchen, die ich bereits erlebt habe, vor allem aber der Filmbranche, nicht überall selbstverständlich ist.
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Arbeitsplatz |
Wegen eines Arbeitsstättenneubaus haben wir derzeit eine Videokonferenz in der Woche, die ich dann konsekutiv dolmetsche. Das geht von Mal zu Mal besser, ich habe mich auch daran gewöhnt, dass ich dauernd beobachtet werde und dass es für andere witzig sein muss, wenn ich einem heruntergefallenen Stift hinterhertauche oder mit einem Niesreflex kämpfe.
Außerdem finde ich, dass sich eine bis anderthalb Stunden Arbeitsbesprechung per Videokonferenz gut in den Arbeitsalltag einfügen. Auch positiv: ich muss nicht in der Gegend herumreisen und kann mich im eigenen Büro weiter um andere Aufgaben kümmern.
Zwischendurch ploppt jetzt ab und zu eine sehr charmante, kleine Aufgabe in meinen Mailbriefkasten. Im Anschluss an unsere Diskussionen gehen nämlich immer wieder mit DeepL rasch übersetzte Zeilen zwischen einzelnen Parteien hin und her. (Vor mir hatten sie übrigens immer alles gnadenlos bei Google Translate reingeschaufet und sich gewundert über das, was das System dann ausgespuckt hat.)
Dabei erhalte ich alles in Kopie und darf kurz auf diese zweisprachigen Botschaften schauen. Ich interveniere eigentlich nur noch, wenn etwas gar nicht verständlich oder unmissverständlich ist. Neulich hatte ich den schönen Satz: "Ich möchte, dass Sie an Ihrer Hardwareplatine arbeiten." Geschrieben hatte jemand:
Je veux que tu travailles sur ton tableau de matériel, also "Ich möchte, dass Du an Deiner
Materialliste weiterarbeitest." Wie aus dem Wort "Materialtabelle" (wörtlich) die "Hardwareplatine" werden konnte, erschließt sich mir nicht. Das 1. Problem ist hier demnach eine falsche, nicht nachvollziehbare Wortwahl.
"Wenn Sie möchten, können wir mit Caroline ein Video machen, um die Dermarche besser zu verstehen" war ursprünglich
Si tu veux, nous pouvons faire une vidéo avec Caroline pour mieux comprendre la dermarche. 2. Problem: Duzen/Siezen bekommt das Programm nicht hin. (Ich nehme an, es läuft irgendwo noch über die englische Sprache.) 3. Problem: Tippfehler übernimmt das Programm, ohne zu zögern oder nachzufragen (oder nachzudenken, was es ja nicht kann). Es heißt also: "Wenn Du möchtest, können wir mit Caroline eine Videokonferenz abhalten, um die Abläufe besser verständlich zu machen." 4. Problem: Den betriebsinternen Jargon
faire une video (ein Video machen) für "eine Videokonferenz abhalten", selbige heißt auf Französisch übrigens une
viSioconférence, habe ich selbst erst auf den dritten Anlauf verstanden. Wie sollen die armen
Bits and bytes das denn können?!
In den Fällen, wo nur die maschinenübersetzte deutsche Fassung rumgeschickt wurde, hat die französische Bezeichnung meines Dolmetscherberufs,
l'interprète, die Interpretin, die Interpretierende, vollständig ihre Berechtigung erhalten!
Diese Miniarbeit rechne ich übrigens nach Stunden ab. Ich habe eine Exceltabelle für die Zeiterfassung erstellt, in die ich auch Arbeitszeit eintrage, die ich mit lexikalischen Fragen verbracht habe. Wichtig: Bei der Zeit auch die Minuten notieren, die nötig sind, um wieder in das Thema reinzukommen, aus die mal kurz zur Seite gelegt werden musste. Ergänzender Bürotipp: Beim Mailprogramm ist es wichtig, es so einzustellen, dass nur die dringenden Nachrichten sofort durchkommen. Alles andere sehe ich mir dreimal am Tag an und schreibe dann zusammenhängend die Antworten.
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Foto: C.E. (Archiv)