Dienstag, 12. März 2019

Bankensprech

Eine blog­gen­de Dol­met­sche­rin, das ist eine con­tra­dic­tio in ad­jec­to, denn wir sind an das Ver­trau­lich­keits­prin­zip ge­bun­den. Nein, es ist so­gar ei­ne Ge­heim­hal­tungs­pflicht. Da­her den­ke ich hier über Spra­che nach, über Kom­mu­ni­ka­tions­ver­hal­ten und Un­ter­schie­de mei­ner sprach­li­chen Hei­mat­län­der.

Money makes the world go round ...
"Ich kann lei­der kei­nen Ter­min dar­stel­len", sagt die An­ge­stell­te und meint: "Ich kann kei­nen Ter­min ver­ge­ben." Wir sind in einer Bank. Es geht um einen Be­ra­tungs­ter­min für einen ver­mö­gen­den Kunden. Spä­ter wird von "Ne­ga­tiv­zin­sen" die Rede sein, das Wort buch­hal­té­risch fällt.

Ich dol­met­sche ins Fran­zö­si­sche und trans­po­niere die Lage, als wäre sie ein Musik­stück. Ich nutze Re­de­wen­dungen wie: produire un document officiel, ein of­fi­ziel­les Do­ku­ment vorlegen, auf Fran­zö­sisch aber wörtlich "ein of­fizielles Doku­ment pro­du­zieren" und verser une pièce au dossier, ein Doku­ment ei­ner Akte bei­fügen, wört­lich: "ein Stück in die Akte gie­ßen".

Das Gan­ze kommt mir ein we­nig spleenig vor, aber ich be­ste­he darauf, auf Schrul­lig­kei­ten aus dem Ver­wal­tungs­be­reich der ei­nen Spra­che mit Schrul­lig­kei­ten aus dem glei­chen Be­reich der an­de­ren Spra­che zu ant­wor­ten. Ich neu­tra­li­sie­re damit den Quatsch in mei­nen Ohren. Mi­nus mal Mi­nus er­gibt Plus, we­nigs­tens in der Ma­the­ma­tik.

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Foto: C.E. (Figur von Jim Avignon,
East Side Gallery)

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