Neulich habe ich die Prozessvorbereitung eines Anwalts und seiner Mandantin verdolmetscht: Es ging darum, dass die Mandantin, ein Zimmermädchen im Hotel, aus fadenscheinigen Gründen entlassen worden ist.
Sie war bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, die im Auftrag eines Luxushotels tätig wurde. Dort sind immer die Klopapierrollen im Müll gelandet, wenn sie erkennbar angebrochen waren (wenn weniger als die Hälfte verbraucht war).
Schweinchenrosa Klopapier |
Ich musste an die Verkäuferin denken, die wegen der Einlösung eines am Boden gefundenen Pfandbons entlassen worden war.
Und an die nicht abreißenden Diskussionen über die Managergehälter. Nach meiner unwesentlichen Erfahrung mit französischem und belgischem Kino ist das übrigens ein Plot fürs Cinéma d'auteur, das auf Deutsch meistens "Arthouse-Kino" heißt.
Und wie habe ich in diesem besonderen Fall gearbeitet? Sehr ruhig, zurückhaltend, mit Empathie und doch klarer Linie. Ich darf Mitgefühl zeigen, aber kein Mitleid haben. Das habe ich bei einem Coaching gelernt.
Der Anwalt hat meine Haltung bemerkt und sich beim Abschied auch noch einmal besonders dafür bedankt. In der Verhandlung wird dann eine vom Gericht einbestellte Kollegin oder ein Kollege dolmetschen. Für die Beklagte ist der ständige Wechsel suboptimal.
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Foto: C. Elias
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