Montag, 11. März 2019

In England wird der Tee knapp

Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin der deut­schen und fran­zö­si­schen Spra­che. Eng­lisch ist die drit­te im Bun­de, meis­tens mei­ne Aus­gangs­spra­che. Ein Idiom mit Zu­kunft!

It's tea time!
Scha­den­freu­de be­schleicht mich trotz al­len Är­gers. Bei ei­nem har­ten Bre­xit wür­de es in Groß­bri­tan­nien zu et­li­chen Eng­päs­sen kom­men, denn we­ni­ger als 50 Pro­zent der un­ver­ar­bei­te­ten Le­bens­mit­tel des Lan­des wer­den im Land selbst pro­du­ziert. Auch der Fünf­uhr­tee ist dann nicht mehr ge­si­chert, so­bald die Vor­rä­te aus­ge­trun­ken sind. Denn die Han­dels­ver­trä­ge mit Dritt­län­dern müs­sen nach dem Aus­schei­den aus der EU ja auch neu ver­han­delt werden.

In der EU wird künf­tig eine Spra­che eine der wich­tig­sten Um­gangs­sprachen sein, die nur von weni­gen Pro­zent der EU-Be­völ­ke­rung als Mut­ter­spra­che ge­spro­chen wird. In Nord­ir­land leb­(t)en (2015) 1.851.600 Ein­woh­ner, ge­teilt durch die 675 Mil­lio­nen EU-Bür­ger (oh­ne GB) sind das um die 0,027 Prozent.

Jetzt habe ich glatt die 433 300 Malteser vergessen! OK, mit ihnen sind es sogar 2.284.900 Einwohner, damit komme ich auf 0,034 Prozent. In beiden Staaten ist Englisch eine offizielle Sprache, aber neben dieser Amtssprache sind Irisch und Mal­te­sisch die Muttersprachen. Will sagen, nach dem Brexit würde die Haupt­spra­che Englisch nicht mehr DIE originäre Mut­ter­spra­che von EU-Bür­gern sein, aus­ge­nom­men zwei­spra­chi­ge Fa­mi­lien mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund.

Ab­sur­de Zei­ten. In­­stän­dig hoffe ich, dass doch noch ein Wun­der passiert. Und dass wir al­le es dann schaf­fen, die­se Union auf die Be­dürf­nisse der Menschen aus­zu­rich­ten und nicht vor­rang­ig auf die Bedürfnisse großer Industrien von Agrar- über Fi­nanz- bis hin zu Ver­kehrs­mit­tel- und Wirt­schafts­be­ra­tungs­in­dus­trie.

Die Scha­den­freu­de ver­geht mir üb­ri­gens schnell, wenn ich an die in Eng­land an­säs­si­gen Über­setzer­kol­le­gen und Dol­met­sche­rin­nen den­ke, die das täg­lich be­tref­fen wird. Und vie­le an­dere mehr. So schließt zum Bei­spiel der La­den für bri­ti­sche Le­bens­mit­tel "Broken English" im be­nach­bar­ten Kreuz­berg wegen des zu er­war­ten­den Zollchaos.

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Foto: Archiv

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