Vom #RuralFuture Lab |
"Frankreich muss seine Herausforderungen bewältigen. "
"Wir können uns glücklich schätzen, auf der Höhe der Herausforderungen gewesen zu sein ..."
Ich mag dieses Neusprech nicht. Früher war die Sprache direkter und Probleme hießen noch Probleme.
Heute schwurbeln alle von le défi oder the challenge. Welthunger: Nourrir 10 milliards d’êtres humains : le défi du siècle, Zehn Milliarden Menschen zu ernähren ist die Herausforderung des Jahrhunderts, so mein Leib- und Magensender France Culture, und Marine Le Pen, un défi pour la presse, die Front National-Chefin ist auch eine Herausforderung, vor allem für die Presse.
Wann haben wir eigentlich aufgehört, Probleme als Probleme zu bezeichnen und das direkte Ansprechen von Sachverhalten als "Stammtisch" oder Duktus extremer Parteien?
Die Vokabelliste des neoliberalen Zeitalters ließe sich leicht fortsetzen. Und ja, ich denke, dass diese Sprachverhunzung zur Misere beigetragen hat. Ich sage nur "Entfremdung", was auch kein unschuldiger Terminus ist.
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Foto: C.E.
2 Kommentare:
Ich muss sagen, das ist einer der wenigen Aspekte am Neoliberalismus, die mich nicht stören … jedes Problem (zumindest jedes lösbare) ist ja eine Herausforderung, wohingegen nicht jede Herausforderung ein Problem darstellen muss.
Ich mag an dem Wort Herausforderung den positiven Charakter – es betont die Lösbarkeit. Das Wort Problem dagegen betont, nun ja, das Problem. Wirkt für mich eher negativ/rückwärtsgewandt/nicht ziel- bzw. lösungsorientiert.
Ja, der positive Aspekt legt eine Lösbarkeit nahe, stimmt, gut beobachtet.
Aber Probleme werden angepackt und können gelöst werden, hier bietet die Sprache auch Hinweise. Der Herausforderung muss man sich stellen, sie muss gemeistert werden, alles viel weniger handfast. Und dass es im Grunde keine Probleme mehr geben darf, so scheint es mir, das nervt mich.
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