Manche Begriffe tauchen plötzlich auf, werden eine Zeitlang fast überall verwendet und verschwinden dann ebenso plötzlich.
Fixdenker auf der Suche nach dem richtigen Wort |
Die Paradigmen und ihre Wechselei sind schon etwa 25 Jahre lang in der Mode, das Wort Synergieeffekte lässt sich in den bösen 90-er Jahren verorten, das ist Treuhandsprech, und es wird sicher bald sein Revival erleben. Mit großem Vergnügen sammeln wir diverse Vokabeln aus der Welt der Planer und Analytiker. Wir verschieben die Stellschrauben, damit die genderaffine (und klimaneutrale!) Inklusion aller Minoriäten aus der möglicherweise exponentiell latent wirksamen Segregation Teil einer zukunftsfähigen Agenda wird, huch, jetzt ist mir ein Anflug von Sinn unterlaufen, war gar nicht geplant.
Besonders apart ist es immer dann, wenn eine Konferenz einen Begriff gefunden hat, der für alle irgendwie von Bedeutung ist. Er muss gar nicht besagen, was er für die Dauer eines Events beinhaltet, die Aufladung findet über zwei, drei Tage statt, am Ende herrscht großes Einverständnis. Wer aber am letzten Tag anreist, reibt sich die Augen. Und nachschlagen sollte das Wort auch niemand.
Gerne genommen werden in solchen Kontexten übrigens auch echte englische Begriffe oder Pseudoenglisch. Wobei bad simplified English ohnehin leider bei etlichen Zusammenkünften die Lingua franca zu werden scheint; das natürlich zu meiner großen Missbilligung, denn es gefährdet Jobs. Außerdem gefährdet es die intellektuelle Reiseflughöhe solcher Veranstaltungen. Der Fotograf meinte auch prompt: "Was dann in einer Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Sprache besprochen wird, ist oft belanglos."
Aber auch das halte ich, wie manche sprachliche Leitfossilie, für ein Phänomen einer bestimmten Zeit.
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Foto: C.E.
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