Heute lese und höre ich: Wohnproblematik, Immobilienwirtschaft, sozialer Wohnungsbau, Stadtentwicklung, urban Gardening, Gentrifzierung und was derlei Stichworte mehr sind. Das bedeutet, dass ich kaum aus der Studierstube rauskomme. Nächste Woche betreuen wir eine Konferenz zum Thema.
Zwischendurch fragt eine Kollegin: "Was waren eure lustigsten oder außergewöhnlichsten Begebenheiten beim Dolmetschen?"
Dreh in Kreuzberg |
Für die Partybilder wurden wir alle geschminkt und aufgerüscht. Ich durfte neben dem Dolmetschen eine Journalistin spielen, die den Gastgeber interviewte.
Dazu ließ sich das Team sogar einige Fragen einfallen, die ich gestellt habe. Als dann die Luftaufnahmen gedreht wurden, lagen wir alle schon am Boden, vom Vorabkommando der Polizei dazu befohlen. Es war ein schöner Augusttag ... nur leider kletterte das Thermometer knapp über 17 Grad — in der Sonne. Ich trug ein leichtes Sommerkleid, Sandalen, und damit die Bilder mit den vorherigen "Einstellungen" "auf Anschluss" gehen würden, durfte sich niemand etwas drüberziehen.
Inzwischen war auch der Nachmittag fast vorbei, die Sonne erreichte unsere Ecke im Garten auch nicht mehr. Also dolmetschte ich, auf akkurat unter mich geschobenen Teilen einer Erste-Hilfe-Rettungsplane aus Metall ruhend, im Liegen mit Blick aus der Käferperspektive auf den Wannsee. Und dann kam auch noch der Wind vom Rotorblatt des Helikopters hinzu. Es folgte eine wilde Schießerei. Die Interviewszene ist am Ende leider aus dem Film rausgeflogen.
Nicht, weil sie nicht gut gewesen wäre, so der Regisseur, aber der Sender wollte mehr von der teuren Technik sehen, die hier und an anderer Stelle extra aufgeboten worden war. Ich erlebe auch oft bei der Übersetzung von Drehbüchern, dass zwischen zwei Versionen mir liebe Szenen rausfliegen. Kill your darlings nennen das die Dramaturgen: Schneide das raus, was du am liebsten hast, erst dann kommst du weiter, denn es verstellt dir den Blick.
An einem anderen Straßenrand in Kreuzberg |
Den Abend nach dem Dreh am Wannsee verbrachten wir in der Hotelsauna. Den Film habe ich noch auf irgendeinem alten Speichermedium. Als Archivarin bin ich besser, was Texte, Worte und Fotos angeht. Bewegtbild ist so sperrig.
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Fotos: C.E.
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