Galette des Rois |
Die kleine Welt der Berliner Auslandsfranzosen und deutsch-französischen Vereine hatte über eine Woche lang fast jeden Tag irgendwo zur galette des rois geladen.
Eigentlich wird der Dreikönigskuchen am 6. Januar verspeist. Das Blätterteiggebäck mit Marzipanfüllung, wie es in Berlin z.B. von au délices normands hergestellt wird, ist zum Glück weniger süß als in Südfrankreich und enthält noch eine besondere Zutat, une fève. Diese Vokabel bezeichnet eigentlich eine Saubohne; heute verwenden die Bäcker ein Figürchen aus Porzellan oder Kunststoff.
Den Kuchen begleitet ein festes Zeremoniell: In Frankeich nimmt das jüngste Kind (das sprechen kann), unter dem Tisch Platz, während der Kuchen aufgeschnitten wird. Jedes Mal, wenn nun ein Stück verteilt werden soll, fragt ein Großer: "Für wen ist dieses Stück?" Und das Mini unter dem Tisch nennt Empfängerin oder Empfänger. Dann wird gegessen. Wer die fève im Kuchen findet, ist für den Rest des Tages Königin oder König und darf sich außerdem Königin oder König aussuchen. Beide bekommen Kronen aus Pappe aufgesetzt, die mit dem Kuchen geliefert werden.
Was jetzt kommt, kann familientypisch sein, aber ich habe es so erlebt, dass bei Tisch immer dann, wenn Königin oder König zu Tasse oder Saftglas gegriffen haben, alle laut riefen: La reine boit, la reine boit! (oder eben le roi ...). Ist man selbst Königin oder König, kann das schon sehr irritierend sein. Soviel zur Neigung französischer Untertanen, die Lebenszeichen ihrer Herrscher kommentieren zu müssen.
Die Berliner Dreikönigskuchenessen waren weniger familiär geprägt. Aber diese Art von Neujahrsempfängen ist nicht nur nahrhaft, sondern auch unterhaltsam. Als Spracharbeiterin genieße ich den Austausch auch über Aktuelles, wir diskutierten so manchen Begriff. Zum Beispiel das Wort concubin/concubine für Lebensgefährten, viele waren ja mit Anhang erschienen. Das Wort ist auch auf Deutsch bekannt. Diskutiert wurde logischerweise auch, ob man seine concubine mit einer maîtresse betrügen kann. Und hier meine ich nicht den Wortsinn von maîtresse, den viele Kinder im Kopf haben, sie nutzen die Vokabel als Bezeichnung für die Grundschullehrerin (von maître d'école — Grundschullehrer).
Die Tradition wird übrigens nicht nur in Familien gepflegt, die dem Christentum nahestehen. Auch der Elysée-Palast wird mit Königskuchen beliefert. Und jetzt habe ich sogar noch einen echten scoop: Der Bäcker backt diese galettes des rois für den präsidialen Palast ohne Saubohne. Manche mögen das für republikanisch verklemmt halten, aber niemand möchte natürlich ein gewähltes Haupt in Verlegenheit bringen.
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Foto: C.E.
1 Kommentar:
C'est la tradition des Bourbons d'avoir une maîtresse officielle ou la favorite officielle (qui signifie maîtresse préféré) ... et les petites maîtresses ...
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