Das Blog, das Sie hier lesen, entsteht in einer zwei Quadratmeter kleinen Box. Denn meine Notizen (und manchmal ganze Beiträge) schreibe ich in der Dolmetscherkabine ... oder an einem meiner nicht immer viel größeren Übersetzerschreibtische.
Dieser Monat zeichnet sich durch Ruhe an der Dolmetscherfront aus. Bis auf drei Tage saß ich bislang viel am Schreibtisch. Davon war ich einen Tag in der Staatsbibliothek, einen (halben) in einem Regierungsgebäude und einen Tag hätte ich eigentlich beim Kunden in der Kabine gesessen, wäre der französische Gast nicht kurzfristig erkrankt.
Im Januar auf dem Programm: Übersetzungen, Verwaltung, Fortbildungen und Berlinale-Pressevorführungen. Dolmetscher sind Lernfreaks und üben eigentlich ständig. Ich halte mich in meinen Fachgebieten auf dem Laufenden. Als da wären: Wirtschaft, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ... und viele mehr.
Dann lese ich weiter zum Thema Filmwirtschaft, auf Französisch und auf Englisch, z.B. in der digitalen Ausgabe der New York Times. Darin ein Beitrag über das letzten Donnerstag in Park City (USA) angelaufende Sundance Festival. Die Veranstalter des von Robert Redford gegründeten Events sind von Filmen geradezu überflutet worden, ca. 4000 Streifen haben sie zur Sichtung erhalten. Ein amerikanischer Filmconsultant schätzte nun, dass ihre Herstellung rund drei Milliarden USD gekostet hat und die Filme am Ende in den USA 60 Millionen USD Umsatz machen werden.
Das entspricht gerade einmal 2 % der Herstellungskosten. Die New York Times beobachtet, dass Käufer auf den Messen und Märkten immer häufiger aus dem Bereich der small screens kommen, das hat für mich keinen Neuigkeitswert. Von 2000 an habe ich acht Jahre lang für den mitgliederstärksten Filmverband Marketing auf Auslandsmessen gemacht, die explosionsartige Zunahme der unrentablen Nischen war am Ende mein bitteres Résumé und veranlasste mich auch zum Aussstieg.
Die Filmindustrie leidet also an zwei Problemen. Da ist einerseits die große Überproduktion, viele Filme, die im Kino starten sollen, haben dort kaum noch Überlebenschancen. Auf der anderen Seite gelten die tradierten Distributionswege gerade in Zeiten von Internetpiraterie nicht mehr. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Langsam interessiere ich mich für dieses Thema nur noch als Kinofan, denn die Übersetzungs- und Dolmetschaufträge werden immer seltener. Durch Dumping gehen Preise in den Keller, was mich bei manchem Geschäftsmodell nicht wundert, leider sind manche Töchterfirmen öffentlich-rechtlicher Sender derzeit oft kaum besser. Tja, haben wohl auch nicht genug Geld ...
Auch die Nachrichten zu Netzsicherheit und Spionage beobachte ich als Sprachfachfrau. Bei Texten, die uns anvertraut werden, handelt es sich ja oft um Firmeninterna, daher sind auch wir verpflichtet, so sicher wie möglich zu arbeiten. (Dass es hier seit Jahrzehnten Sicherheitsproblemen gibt, weiß ich nicht erst seit dem Übersetzungskunden, der Tintenstrahlausdrucke per Kurier liefern und die handschriftlichen Übersetzungen wieder abholen ließ. Es ging um Patente im Milliardenwert.) Friedrich Kittler schrieb über "No Such Agency" schon 1986 in der taz, hier der Link.
Ich lese/sehe/höre außerdem zum Thema Börse sowie Rohstoff- und Lebensmittelspekulation, hier ein aktueller Film auf Arte, leider nur noch bis Dienstagabend (21.01.14) online: "Die geheimen Deals der Rohstoffhändler" (Traders — Le marché secret des matières premières) par/von Jean Crépu.
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Foto: C.E. (Archiv)
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