Sonntag, 26. Februar 2012

Postberlinaleschlaf

Was machen Dolmetscher nach anstrengenden Einsätzen? Schlafen.

Neulich war ich abends mal nicht im Kino (bei den Berlinale-Wiederholungen), sondern ging zu einem Comic-Workshop, den das deutsch-französische Jugendwerk (dfjw) angeboten hatte. Ziel war die Herstellung "autobiografischer Comics" frei nach dem Motto: Am schönsten lacht es sich doch über sich selbst.

Etliche zeichnerisch begabte Menschen hatten sich am Molkemarkt eingefunden, außerdem eine grafisch inzwischen sehr ungelenke Filmdolmetscherin. Bei Obstsaft und Keksen folgten wir der Einführung von Clairikine, einer jungen, in Frankreich aufgewachsenen Amerikanerin.

Zwischendurch überkam mich Nervosität, ja fast so etwas wie eine kleine Panik. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich wollte.
Ich hatte seit 20 Jahren keinen Zeichenstift mehr in der Hand gehabt.... Am Ende konnte ich mich beruhigen: "Ich will ja nur meine andere Hirnhälfte ansprechen, und ich muss nichts, aber auch gar nichts leisten."

Sich dem Wettbewerb zu entziehen, der unsere Gesellschaft so stark dominiert, war nicht einfach, denn neben mir saßen sehr begabte Menschen. Sich dem Leistungsdruck am Ende komplett zu entziehen, sich einzulassen auf etwas Neues, war eine schöne Herausforderung.

Arianes Comic und der Ausmalbogen ihres kleinen Kindes
Ich ließ also los. Da ich nächste Woche einen großen Einsatz mit konsekutivem Dolmetschen habe, hatte ich mir für den Workshop einige Listen mit Dolmetschersymbolen eingesteckt, die auf meinem Schreibtisch gelegen hatten, à la hier geht's ja auch um Grafisches. Und dann kam der Zeichenauftrag: "Was habt Ihr Montagmorgen von neun bis zwölf gemacht?"

Au weia! Meine ersten Vormittage dieser Woche waren wenig spektakulär ... Also zeichnete ich erstmal die Betten, das Bettzeug und mich mit Wuschelkopf. Der Rest findet in den Träumen statt.
Am Ende habe ich mich der schönen Symmetrie wegen noch im Datum vertan und den Comic auf den Dienstagmorgen datiert. Macht nichts, war ja ohnehin dasselbe, mit Ausnahme der Träume ... vielleicht.

... das macht die Filmdolmetscherin von neun bis gegen Mittag am 2. Tag nach der Berlinale

Dank ans deutsch-französische
Jugendwerk!
An dem Blatt habe ich eine Stunde für Entwurf und Ausfertigung sowie eine zweite fürs Finishing gearbeitet.

Ich bin froh, dass ich mich auf das Abenteuer eingelassen habe.

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Fotos: C.E.

2 Kommentare:

Antje hat gesagt…

Super! Weiter so!

caro_berlin hat gesagt…

War das wirklich auf Anhieb verständlich?
Gruß, Caro