Am roten Teppich |
Diese "Nachsichtungen" sind auch Abschiede vom Potsdamer Platz, den viele von uns übers Jahr nur aufsuchen, um ins Filmhaus zu gehen.
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Letztes Jahr kam über die Nachsichtung ein Übersetzungsprojekt zu mir, das allerdings nicht bezahlt war, es ging um einen Kurzfilm, der fast ohne Budget entstand. Das letzte pro bono-Übersetzungsprojekt, wieder ein Kurzfilm, habe ich Sonntag beendet. Auch das ist Netzwerkarbeit.
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Weiter mit dem Berlinale-Rückblick. Der Weg zum Februar-Arbeitsplatz, seit zwölf Jahren: Wenn ich aus dem U-Bahn-Schacht, aus S-Bahn oder Bus steige, muss ich mich selbst an nahezu windstillen Tagen auf plötzlich einsetzende Fallwinde vorbereiten. Gerade in den letzten Tagen mit Minusgraden im zweistelligen Celsiusbereich wirkten diese sogar wie Gletscherwinde. Die Architekten, die den Potsdamer Platz planten, hatten wohl noch nicht die Erfahrung eines Hochhaus-ensembles inmitten einer eher flachen Landschaft gemacht, die das no man's land der ehemaligen Mauer ist. Atemberaubend!
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Bei manchen Empfängen müssen die Gäste neuerdings ihre Häppchen bezahlen. Auch so kann Krise aussehen.
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Lichtspiele unter der Postfuhramtskuppel |
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Mit der Banalität und Glanzlosigkeit der Einkaufspassage am Potsdamer Platz, die so oder so ähnlich auch in Amherst, Massachusetts, oder Fayetteville, Arkansas, zu finden ist (ich hab in den 90-er Jahren nachgesehen), bin ich auch nach einem Dutzend Jahre nicht versöhnt: Fressläden, Supermarkt, zwei Drogerien, Apotheke, Klamotten- und ein Eisladen, so ist die Chose schnell zusammengefasst. Auch die umliegenden Kneipen wirken wenig einladend, das mit der Patina hat noch nicht geklappt.
"Wer ist hier, wenn keine Berlinale ist?", will Judith, "Filmeschmeißerin" aus Köln wissen. "Touris und Leute aus der Provinz, die die Hauptstadt sehen wollen", ist die Antwort von Anne, einer Studentin der Filmschule dffb, die neben der Deutschen Kinemathek und dem Kino Arsenal im Filmhaus angesiedelt ist. Dort bin ich auch in den anderen 11,5 Monaten des Jahres häufig, aber nach Veranstaltungen fliehen immer alle, anstatt sich "um die Ecke" beim Wein zu treffen.
Provinziell geworden ist auch die Lokalität, in der einst die Maxx-Bar angesiedelt war, unten rechts im Cinemaxx, von dort hat Knut Elstermann jahrelang sein Berlinaleradio gesendet ... und ich oft Gäste aus frankophonen Landen gedolmetscht. Der Ort ist jetzt historisch ... (Tja, so schnell geht heute "historisch": Die Webseite der Bar steht noch im Netz und mit ihr der Text "Die Maxx-Bar ist die erste gastronomische Einrichtung, die nach dem Wiederaufbau des Potsdamer Platzes auf dem historischen Gelände eröffnet wurde.")
Heute gibt's an gleicher Stelle bei Mom's Favourite sitzplatzoptimierte Nischen und eine, der Name der Lokalität verrät es nicht, italienisch-berlinisch angehauchte Karte. (Italo-Amerikaner kannte ich bislang, aber Italo-Berliner, naja.) Vor allem sind Eleganz und Großzügigkeit aus dem mit senfgelben Bänken vollgestellten Raum verschwunden. Schade.
Ach so, Judith ist natürlich Filmmischmeisterin. (Sie stellt sich nur gern schnellsprechend vor.)
Au revoir, Berlinale, und bis zum nächsten Jahr!______________________________
Fotos: C.E.
1 Kommentar:
Gelungene Beschreibung des Geschehens. Danke, Ruth
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