Dienstag, 25. November 2008

[bɔrdɛl]

C'est le bordel ! Mehrere Tage Kongress an einem Ort und ein Tisch, der es erlaubt, sich auszubreiten, und schon breite ich mich aus.

C'est le bordel !
— Nein, nicht, was mehr oder weniger geneigte Leser hier von mir denken mögen. Es geht alles zu mit größtmöglicher Sittlichkeit im Alltag der Dolmetscherin.

Das Wort "bordel" zählt zu den [fozami] ausgesprochenen "faux amis", den "falschen Freunden" — Worte, die wir zu verstehen meinen, die aber zugleich (auch) etwas ganz anderes meinen. So weiß denn auch Langenscheidt: bordel [bɔrdɛl] m 1 pop Puff m; 2 fam désordre Durcheinander n

Noch etwas ist nicht ordentlich — beziehungsweise "geht eigentlich nicht in Ordnung". Wir sind auf einem Kongress, Redner A hat rechtzeitig seine Power Point Präsentation (PPT) gesendet, stellt sich in der Pause kurz vor, spricht den Rhythmus des Vortrags durch. Auf jeder Folie sind maximal zehn Zeilen, gut lesbar, das Ganze hat eine hervorragende Struktur. Redner B überrascht uns während des Vortrags mit seiner PPT, der Text auf den Folien ist zweispaltig gesetzt, die Buchstabengröße liegt bei gefühlten 6 Punkt, zwölf Zeilen sind beschrieben, aber in einem Layout, das spielend auch 25 zugelassen hätte.

Dazu kommt eine Präsentation im Geschwindmarsch, so dass ich mit dem Feldstecher, der mir immer zwei bis vier Worte zeigt, nicht mitkomme, weil die Möglichkeit zum kursiven Lesen fehlt. Der Redner hechtet durch die Präsentation, vertippt sich, springt vor, zurück, ich hintendrein, arbeite nur noch nach Ohr. Ich merke, dass ich aus der Puste komme, spreche jetzt bewusst langsamer, die Stimme geht runter, die tiefen Vibrationen wirken beruhigend aufs Zwerchfell ein. Ich muss mich entscheiden, und so kommt es, dass ich am Ende nur noch etwa jeden zweiten Satz dolmetsche ... hoffentlich sind es die richtigen!

C'est le bordel, quoi. 

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Fotos: C.E.

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