Berlin, gestern Abend: Im Zeughauskino unter den Linden findet eine Arte-Pressekonferenz statt. Im Saal sind um die 50 Gäste, erst wird der Film gezeigt, dann folgt ein etwa einstündiges Gespräch. Und hier dolmetsche ich alles, was auf Deutsch im Raum gesagt wird, für Gast Sergio, einen Regisseur aus Brüssel, simultan per "Flüsterdolmetschen", seine Worte übertrage ich konsekutiv, das Publikum hört jetzt also zwei Sprachen.
Es ist nicht meine erste Pressekonferenz für Arte und auch nicht die erste mit diesem Regisseur. Mit den Jahren kenne ich sogar etliche der Publikumsgäste. Ich könnte ihnen Rollennamen geben: Da ist der Nachwuchsredakteur vom Regionalsender, dort der Korrespondent einer süddeutschen Tageszeitung, hier und hier die Kollegen aus den Redaktionen der Hauptstadt. Dann noch die Nachwuchsregisseurin sowie ein Autor, der auf der Suche nach neuen Kontakten ist. Last but not least der längst in den Ruhestand getretene "Kollege aus dem Osten", dessen Perspektive noch heute mitschwingt und der noch gelegentlich Kritiken unterbringt.
Mancher redet ohne Punkt und Komma, andere provozieren gern mal. Sergio, mein "Dolmetscherkunde", fällt aus der Rolle. "Ach, der da, der war doch schon letztes Mal dabei, oder? Der stellt immer so lange Fragen. Hör' erstmal zu - und erzähl' mir dann das Wichtigste." Zwei Fragen später: "Meinst Du, diesunddas reicht ihr als Antwort?" Sergios Sätze kommen, während ich die Publikumsfragen dolmetsche wohlgemerkt. Lustig, was Dolmetschern so zugetraut wird, wir sind halt Multitasker ...
Danach lenke ich unsere Schritte in die nettere Gegend der Fressecke um den Hackeschen Markt. Koautor Joachim und die Redakteurin kommen mit. Die Nacht ist hochsommerlich lau, wir diskutieren über französische Politik. An solchen Abenden liebe ich meinen Job besonders.
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