Es ist länglich, metallisch-weiß und groß: Eine Röhre, die die ganze Zeit laut tickt, mit reinschiebbarer Trage. Ein Knallen wie gedämpfte Pistolenschüsse; es wirkt auf mich ziemlich unheimlich.
Ich schaue mir ein High Tech-Gerät aus der Forschung an. Hirnforscher der Universität zeigen mir, wie im Kopf dank ungefährlichen Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) den "Zellchen" beim Arbeiten zugesehen werden kann. Diese bildgebende Methode misst Hirnaktivitäten, während in der Röhre die Probanden rechnen, Buchstaben sehen, etwas erzählen oder schweigen. Sowohl die graue Substanz mit den Neuronen, als auch die weiße Substanz mit den Faserverbindungen zwischen den Gehirnarealen kann parallel dazu untersucht werden. In einem dieser Gehirnareale, so etwa an der dritten Windung (bei Rechtshändern) vom linken Schläfenlappen der Großhirnrinde oder so, liegt das Sprachzentrum, das Broca- Areal.
Wenn ich mit meinen beiden Sprachen im Kopf da drin liege, leuchtet dann immer die gleiche Region auf, wenn ich in beiden Sprachen an das gleiche denke? Vermutlich nicht, denn es ist ja nicht ein- und dasselbe, schon im Alltag nicht, denn ein "Brot" ist überhaupt nicht identisch mit "la baguette" oder "le pain". Die Begriffe, Sprachen, Erfahrungen sind in jeder Sprache einzeln und getrennt voneinander verdrahtet - jedenfalls bei Menschen, die die Sprachen nacheinander gelernt haben. Stark vereinfacht, ist das bei Zweisprachigen von Kindesbeinen an unterschiedlich, hier haben die Verschaltungen mehr oder weniger parallel stattgefunden und die Sprachen sind meistens überwiegend im originären Sprachenzentrum des Gehirns angesiedelt. Das ist auch der Grund, weshalb solche 'echten' Zweisprachige eine höhere Chance haben, beide Sprachen akzentfrei und korrekt zu sprechen, vorausgesetzt, sie tun was dafür.
Den Einblick ins eigene Gehirn hab ich noch vor mir. Ich gebe mit meiner Sprache der Wissenschaft ein Rätsel auf, da ich nicht als Kleinkind, aber als Kind mit der zweiten Sprache angefangen habe und beide (außer, wenn ich übermüdet bin) akzentfrei spreche. Außerdem bin ich eine umerzogene Linkshänderin. Und pränatal habe ich mich mit meiner Mutter in Schweden aufgehalten, der Klang dieser Sprache macht mich noch heute glücklich.
Vor Jahren war ich an einem Filmkonzept über das Thema beteiligt, aus dem dann leider kein Film wurde - und denke bis heute, dass ich nicht ohne Kameramann im Schlepptau in die Röhre gehen sollte. Bericht folgt.
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