Freitag, 10. Februar 2012

2. Berlinaletag: Wasser marsch!

Willkommen et bienvenue beim Arbeitstagebuch einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Film, denn Film ist eine Sprache für sich. Hier denke ich öffentlich nicht nur über unseren Arbeitsalltag nach, sondern auch über dessen Grundlagen, die Sprache.

Nein, kein Kommentar zu traurigen Filmen, bei denen viele Taschentücher zum Einsatz kommen. Bei Filmempfängen bin ich ein Gast, der nicht teuer zu Buche schlägt, denn in den zehn Tagen der Berlinale trinke ich (fast) keinen Alkohol, da reicht die Energie gerade fürs Festivalpensum. Irgendwann habe ich bei einem Filmempfang, bei dem es kein stilles Wasser gab, ein Glas Château Robinet bestellt, was die Frankophonen unter uns zum Schmunzeln brachte, heißt 
le robinet doch der Wasserhahn. (Besonders viel Hallo erntete ich an einem Abend, an dem wir abends französische Gäste hatten, denn darunter war jemand, der mit Nachnamen "Robinet" heißt.)

In Deutschland sind Trinkwasserkontrollen zum Glück noch schärfer als in Frankreich, und oft soll, so ein mir bekannter Lebens-mittelchemiker, das Leitungswasser hierzulande sogar besser sein als manches Mineralwasser in der Plastikflasche.

Veuve Robinet brut wäre dann die Alternative zum Champagner. Freunde aus Frankreich verwenden eher den Ausdruck Château de la pompe, Schloss Wasserwerk.

Aus Westfalen kenne ich für "Wasserhahn" auch das Wort "Wasserkran". Das führt mich zu einem schönen Versprecher, den ein Dolmetscherkollege mal eines Abends in Frankreich bei einem Abendessen im Restaurant brachte. Wir hatten an diesem Tag ein paar besondere "Schätzchen" zu versorgen gehabt, verbale Concordeflieger, Maschinengewehrbesitzer und VPKs — hier schrieb ich über die Verbalprokrastinierer —, weshalb der liebe Kollege einen deutlichen Druck auf dem Kopf verspürte. Und sicher hat der westfälische "Wasserkran" auch reingefunkt, als er statt de l'eau de robinet zu unserer großen Überraschung une eau de crâne bestellte. Das klingt fast wie maux de crâne, Kopfschmerz ... Das führt mich sofort zu Château migraine, der wird manchmal leider auch bei Filmempfängen ausgeschenkt, das ist der mit der Garantie auf einen schweren Schädel am nächsten Morgen. Den lasse ich lieber aus, denn jeder einzeln Berlinaletag ist mir lieb und teuer.


P.S.: Für alle Französischlernenden: "Wasser" ist auf Französisch weiblich, "das Wasser ist heiß" heißt also l'eau est chaude.
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Illustration: weltbester Patensohn

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