Donnerstag, 23. Januar 2025

Museum der Wörter (38)


Gu­ten Tag oder Abend, hier bloggt ei­ne Lin­gu­is­tin, ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­chen: Fran­zö­sisch (ak­tiv und pas­siv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che). Heu­te im Wör­ter­mu­se­um: ein schma­ler Buch­sta­be!
             
            Ein Wort mit I

   
Die­ser klei­ne Groß­buch­sta­be I hat lan­ge ei­nen rie­si­gen Un­ter­schied ge­macht, denn Leh­rer und Leh­re­rin­nen wur­den durch ihn zu Leh­rer­In­nen. Jetzt ist es ein Stern­chen oder ein Dop­pel­punkt, die in­klu­si­ve Schreib­wei­se an­zei­gen.

Das mit dem Bin­nen-I las sich manch­mal lus­tig. Ich ha­be mich tat­säch­lich ein­mal vor ei­nem Dol­metsch­ein­satz auf dem Ber­li­ner Mes­se­ge­län­de zum Bei­spiel ge­fragt, es ging um die Aus­stat­tung ei­nes Mus­ter­hau­ses im Rah­men ei­ner gro­ßen De­sign­show, ob ich mit den In­nen­ar­chi­tekt­In­nen nun in­nen (in der Hal­le) oder drau­ßen (auf dem Ge­län­de, am Mus­ter­haus) ar­bei­ten wür­de. Das war mehr als ein Ka­lau­er, denn der Ter­min lag in der nass­kal­ten Jah­res­zeit.

Stern­chen oder Dop­pel­punkt le­sen sich leich­ter, lie­be Le­ser:in­nen und lie­be Le­ser*­in­nen.

Und das Bin­nen-I ist von sei­ner Last be­freit. Wir dür­fen das "i" jetzt wie­der ganz nor­mal wahr­neh­men. Ach­tung, Spaß­bie­ge, jetzt kommt der näch­ste Ka­lau­er, ein Bin­nen-I auf Ab­we­gen!

Der Un­ter­schied zwi­schen Luft­kuss und Luft-i-kuss hat nichts mit der ol­len Gen­de­rei zu tun. Ei­nen Luft­kuss schi­cke ich durch die Luft, wenn ich am Zug an ei­ner Stadt vor­bei­fah­re, in der ein Mensch lebt, den (oder die) ich gut ken­ne. Das Wort Lufti­kuss ist trotz des Buch­sta­bens "i", das leicht bin­nen­mä­ßig aus­sieht, weit ent­fernt von Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit. Das Wort ge­hört vor al­lem zu den Her­ren der Schöp­fung oder bes­ser den Män­nern, denn im Wort "Herr" klin­gen ja "Herr­schaft" und "herr­lich" mit an. 

Schulanfängerin 1931
Kin­der­leicht: Die Sa­che mit dem İ
Denn was ein ech­ter Lufti­kuss ist, so gilt die­ser Mann als zu wa­ge­mutig, ziem­lich ober­fläch­lich und al­les an­de­re als zu­ver­läs­sig. Dem möch­te frau kei­ne Luft­küs­se schi­cken. Wo­bei, wo­bei ... denn ein ver­wand­ter Be­griff aus der Zeit mei­ner Groß­müt­ter ist der "Her­zens­bre­cher". Aber auch ein Bau­ma­ler auf der Lei­ter, der sich wirk­lich weit raus­lehnt, um sei­ne Arm­reich­wei­te zu ver­grö­ßern, an­statt her­un­ter­zu­klet­tern und die Lei­ter um­zu­stel­len, kann gut und ger­ne ein Lufti­kus ge­nannt wer­den. Hier schil­lert prak­ti­scher­wei­se die Luft schon mit, durch die er gleich se­geln wird. Syn­o­nym auf Neu­deutsch: Dar­vin Award-Kan­di­dat.
Ein an­de­rer Be­griff mit "i", nur am An­fang, wie bei iPhone, da­für mit Bin­de­strich: das i-Dötz­ken (siehe Foto).

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Fo­to: Ar­chiv Elias Los­sow

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