TV-Programme sind stilbildend |
Damit wird sogar ein zweites Honorar fällig. Bei juristisch relevanten Texten müsste das selbstverständlich sein.
Immer häufiger sehe und lese ich, dass die Menschen damit eher lax umgehen. Das ist ein Phänomen der Zeit. Die Entwicklung wird so laufen: Entweder bekommen wir bald alles Juristische auf Englisch (oder auf Chinesisch), oder aber es werden überall wieder Profis hinzugezogen.
Auch anderen Stellen wünsche ich mehr Fehlerbewusstsein. Immer häufiger fällt auf, dass in den öffentlich-rechtlichen Medien auf Dolmetscher verzichtet wird. Die Leute müssen Englisch sprechen, sogar bei Arte. Fehler sind programmiert. Unelegant ist es ohnehin. Ich erinne ein weiteres Mal an Hans-Dietrich Genscher (*), den ich 2010 verdolmetschen durfte. Zitat: "Auf Englisch sage ich, was ich sagen kann, aber in meiner Muttersprache sage ich, was ich sagen will."
Immer weniger Redaktionen fragen nach (oder suchen nach der Info im Netz), wie dies oder das nun wirklich geschrieben wird. An mangelnder Kenntnis des "Neulandes" Internet scheint es nicht zu liegen, schielen doch exakt diese von mir immer heftig als Maßstab verteidigten Medien bei der Besetzung von Moderatorenstellen in Richtung Internet.
Das vermutlich bekannteste TV-Kulturmagazin möchte einen frauenfeindlichen Influencer mit der Moderation beauftragen, weil es ein aus dem Netz bekanntes Gesicht ist. Liebe Anstalten, erlaubt mir den etwas basalen Witz, der allerdings ziemlich treffend ist: Das Wort Influencer klingt sich nicht zufällig genauso wie eine kurze und heftige Erkrankung. Also bitte nicht. Auch das geht vorbei.
Eine andere TV-Moderation berichtet heute Morgen über die Verleihung der 82. Golden Globes und nennt sie den Auftakt der "Verleihungssaison". Dahinter steckt der Begriff award season. Das englische Wort season bedeutet auf Deutsch so viel wie "Jahreszeit". Wie wär's mit "Jahreszeit der Filmpreise"? Die Oscars werden am Sonntag, dem 2. März 2025, vergeben. Passt.
Eine andere TV-Moderation berichtet heute Morgen über die Verleihung der 82. Golden Globes und nennt sie den Auftakt der "Verleihungssaison". Dahinter steckt der Begriff award season. Das englische Wort season bedeutet auf Deutsch so viel wie "Jahreszeit". Wie wär's mit "Jahreszeit der Filmpreise"? Die Oscars werden am Sonntag, dem 2. März 2025, vergeben. Passt.
Demi Moore, Preisträgerin der Golden Globes appelliert an uns, ihre Geschlechtsgenossinnen, und der O-Ton darunter ist noch gut zu hören: put down the measuring stick. Der Reporter überträgt das wörtlich: die Frauen mögen "die Messlatte beiseitelegen".
Die Sender haben einen Bildungsauftrag, dem sie oft genug mit zu seichen Inhalten nicht nachkommen. Zu komplexe Begriffe schrecken aber auch ab, gerade in der Kulturberichterstattung. Ich fürchte, dass die Generation meines Patenziehsohns das Wort "Messlatte" nicht mehr kennt. Die einfachere Übertragung wäre also hier gewesen: "sich nicht mehr mit anderen (zu) messen / zu vergleichen".
Mein P.S. zur Illustration: Zwei Tippfehler in einem Bild, und zwar im satirischen Jahresrückblick der Sendung "Frontal": "satirisch" schreibt sich klein (und Menschen (ver)lernen auch durch Medienkonsum Rechtschreibung). L'amour toujours wurde von der Person, die die Untertitel redigiert hat, richtig geschrieben, in der Fernsehgrafik nicht. Den Jahresrückblick von Werner Doyé und Andreas Wiemers kann ich sonst sehr empfehlen!
Foto: Frontal (ZDF)
*: Hans-Dietrich Genscher, dienstältester
deutscher Außenminister (1974 bis 1992)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen