Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was
Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, natürlich auch die
":innen" im Beruf, also wie wir arbeiten, ist hier, in meinem digitalen Arbeitstagebuch, seit 2007
Gegenstand in Form kurzer Episoden und immer mit einem scharfen Blick auf die Sprache(n).
Eigentlich wollte ich diesen Blogpost "Reisetipps vom Profi" überschreiben. Da "vom Profi" streng genommen einen Mann bezeichnet, habe ich das weggelassen.
Heute, in der Mail eines französischen Produzenten auf die Frage, ob er eine Drehbuchübersetzung gegendert haben möchte: "Könnten Sie dazu bitte etwas mehr schreiben, ich verstehe die Frage nicht."
Technikbeutel mit Aspirin |
Beim Thema Gendern bin ich hin- und hergerissen. Ich bin irritiert, wenn man von mir in der männlichen Form spricht: "Der Dolmetscher in der Kabine braucht Ihr Manuskript auch noch." OK, das Glasfenster spiegelt, Ihr seht nicht, dass ich eine Frau bin.
Aber Gendern soll uns sichtbar machen, vor Diskriminierung schützen. Doch es gibt sogar Diskriminierungen von Frauen durch Frauen. Beispiel: Ein Frauenteam fühlt sich durch einen Mann "aufgewertet" und stellt einen Mann fest ein.
Plus Minibeutelchen, auch für Ersatzkopfhörer |
Die Episode beweist: Frauen sind nicht per se besser, was ja grundsätzlich eine ziemlich dumme Bemerkung ist. Auch gegen solche "gewohnheitsmäßige Diskriminierung" könnte die Genderei langfristig helfen. In Drehbüchern und literarischen Texten finde ich sie indes höchst mühsam zu lesen. Sie tut mir auch ein wenig in den Fingern weh. Ist einfach mehr zu tippen, macht lange Texte noch länger. Oder ist es nur eine Frage der Gewöhnung?
Nicht abgebildet: Standard-Hautcreme |
Dass es in der Welt draußen von Frauendiskriminierung wimmelt, sollte man/Mann inzwischen mitbekommen haben. Die Medizin forscht und verschreibt für den white caucasian man of 160 pounds, der weiße Mitteleuropäer von 80 Kilo ist überall Norm. Wo bleiben Frauen und Kinder und alte Menschen mit Komorbiditäten?
Fehlanzeige.
Endometriosen zählen zu den am wenigsten erforschten Volkskrankheiten, betrifft ja nur maximal die Hälfte der Bevölkerung.
Die Behandlung von Lipödemen wird erst dann von den Kassen übernommen, wenn die Patientinnen schwerstens eingeschränkt sind, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Diskriminierung gibt es auch da, wo niemand damit rechnet: Bei Online-Berufsnetzwerken, wo monatlich ein gewisser Obolus fällig ist, über den Freiberufler:innen auf sich aufmerksam machen können. Da hab ich jahrelang viel Geld gelassen, nie ist darüber auch nur eine Anfrage reingekommen. Die wenigen männlichen Kollegen konnten sich in der Zwischenzeit vor Zuspruch kaum retten. Später habe ich herausgefunden, dass Profile, die weiblich bezeichnet waren, schlicht nicht angezeigt worden sind von der internen Suchmaschine. Ich stand da natürlich als Dolmetscherin und nicht als Dolmetscher.
Das ist alles (die Kappe für die Bürste fehlt) |
Jetzt bin ich ganz von meinem Thema abgekommen. Hier rasch noch vier Fotos. Wenn ich reise, reise ich leicht. Angefangen hat es damit, dass ich zweimal bei unterschiedlichen Teilen der Familie meinen Kulturbeutel und den Kulturbeutelersatz vergessen habe. Die Miniaturisierung hat zur Folge, dass ich den echten Beutel nur noch in den Urlaub mitnehme.
Minimalismus in der Reisetasche kann ich, nachhaltig und leicht. Und in Sachen Sprache: Wir werden uns umgewöhnen und teilweise auch anders schreiben. Sprache, erleichtert von Dingen, die sich überlebt haben. So, wie heute schon manche Begriffe nicht mehr verwendet wurden. Nein, keine Beispiele.
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Fotos: C.E. (Wenn Sie mit dem Cursor auf die Bil-
der gehen, können Sie lesen, was abgebildet ist.)
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