Sonntag, 24. April 2022

Wahlsonntag

Bonjour und guten Tag! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­setzer machen, und na­tür­lich auch wir Frau­en im Be­ruf, wie sie bzw. wir ar­beiten, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Der­zeit sitze ich an einer Über­setzung und blicke zerstreut immer wieder nach Frankreich.

I
m Hause meiner Vor­fahren wurde früher imm­er auch Fran­zö­sisch gespro­chen, mit der Gou­ver­nan­te, bei Tisch, im Kontor.

In Frank­reich hatten meh­re­re Generationen ihre Luftwurzeln aus­ge­prägt, andere Zweige der Fami­lie lebten in England und Italien.

Mein Urahn Arthur Emil Los­sow zum Bei­spiel, er wurde 1849 geboren, hat­te das letzte Jahr seiner kaufmän­ni­schen Lauf­bahn bei Marteau frères in Reims verbracht. Als dann der Krieg aus­brach, ich spreche vom Krieg von 1870/71, wurde er als Dol­met­scher und Quartiersmacher oft vorausgeschickt.

In diesem noch nicht in­dustriali­sier­ten Krieg ging er immer wieder offiziell und inoffiziell durch die Front­linie hindurch.

Seine franzö­sische und engli­sche Biblio­thek, die ich geerbt habe, ebenso wie die sei­nes Vaters, Bruders und Sohns, haben ei­nen Anteil daran, dass ich in Frank­reich studiert habe und heute als Dol­met­scherin und Übersetzerin arbeite.

Heute denke ich an Frankreich und hoffe, dass das Land den faschistischen, populistischen Versuchungen einer Wölfin im Schafspelz widersteht.

Mein Herz klopft heute in bangem Takt die Marseillaise.
#présidentielle2022

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Foto: Archiv (sächsisches Kontor, 1910,
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