Hallo! Sie lesen in einem digitalen Notizbuch einer Übersetzerin und Dolmetscherin. Heute ist der Tag der Übersetzer, der dem heiligen Hieronymus gewidmet ist.
"Poetry is what gets lost in translation."
Robert Frost (1874-1963)
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Foto: wird nachgeholt
Was ich anbiete
Dienstag, 30. September 2014
Montag, 29. September 2014
Aktuelles V
Welcome, bienvenue, hier bloggt eine Dolmetscherin und
Übersetzerin über ihren Berufsalltag. Meine Sprachen sind Französisch
(als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache).
Heute lerne ich für einen Simultaneinsatz zur Asylbewerber- und Flüchtlingsthematik. Dann bereite ich das Wochenende nach, das Kolloquium der Deutschen Kinemathek und die Pierre Etaix-Retrospektive. Notizen auswerten und Vokabellisten ergänzen werde ich auch zu den von mir sprachlich mitbetreuten Podien und Pressekonferenzen der vergangenen Woche.
Da ging es um Tropenkrankheiten sowie um Wahlen und verfassungsrechtliche Fragen in der Demokratischen Republik Kongo. Damit das Gelernte nicht sofort wieder aus dem Kopf veschwindet, werde ich es dieser Tage gezielt wiederholen und ergänzen.
Weitere Vorbereitungen: Gewerkschaftsarbeit, Bergbau und neue Ansätze des Bauens im Einklang mit der Natur in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Um à jour zu bleiben bzw. als Langzeitvorbereitung lese ich zu den Themen Freihandelsverhandlungen (TTIP-/CETA), Senatswahl in Frankreich, Wirtschaftspolitik, Urbanismus und Stadtkritik (verschenkte gestalterische Chancen und angekündigter Verkehrsinfarkt am Leipziger Platz) und historische Bauten wie "Voßpalais" (ehemaliges Wohnhaus des Architekten Wilhelm Böckmann, Voßstraße 33) und Nicolaihaus nahe der Sperlingsgasse.
Diese Themen beschäftigen mich im Hinblick auf einen Euro-Betriebsrat, Konferenzen, TV-Beiträge eines ausländischen Senders und einen Privatkunden aus dem Baubereich.
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Foto: C.E. (Archiv)
Terminplanung ist das A und O |
Da ging es um Tropenkrankheiten sowie um Wahlen und verfassungsrechtliche Fragen in der Demokratischen Republik Kongo. Damit das Gelernte nicht sofort wieder aus dem Kopf veschwindet, werde ich es dieser Tage gezielt wiederholen und ergänzen.
Weitere Vorbereitungen: Gewerkschaftsarbeit, Bergbau und neue Ansätze des Bauens im Einklang mit der Natur in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Um à jour zu bleiben bzw. als Langzeitvorbereitung lese ich zu den Themen Freihandelsverhandlungen (TTIP-/CETA), Senatswahl in Frankreich, Wirtschaftspolitik, Urbanismus und Stadtkritik (verschenkte gestalterische Chancen und angekündigter Verkehrsinfarkt am Leipziger Platz) und historische Bauten wie "Voßpalais" (ehemaliges Wohnhaus des Architekten Wilhelm Böckmann, Voßstraße 33) und Nicolaihaus nahe der Sperlingsgasse.
Diese Themen beschäftigen mich im Hinblick auf einen Euro-Betriebsrat, Konferenzen, TV-Beiträge eines ausländischen Senders und einen Privatkunden aus dem Baubereich.
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Foto: C.E. (Archiv)
Kategorien:
Alltag,
Arbeitsplätze
Im Kino gewesen, geweint.
Guten Tag oder Abend, interessieren Sie sich für Dolmetschen und Übersetzen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten goldrichtig.
Der Titel meines heutigen Blogbeitrags ist hemmungslos geklaut. Der Satz stammt von Franz Kafka, dem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" diese Woche die Titelgeschichte gewidmet hat. Auch mich hat das Kino mal wieder zu Tränen rühren können, wobei Rührung hier das falsche Wort ist. Es waren Tränen der Wut.
Der Film, den ich gesehen habe, war heillos schlecht untertitelt. Ich sage jetzt nicht, welcher Film oder welches Kino es ist, mein Kundenschutz gilt auch gegenüber Noch-nicht-Kunden. Ich habe das Kino vorzeitig verlassen. Die Kasse hat mir den Preis fürs Ticket anstandslos erstattet. Man wisse um die "Qualität" der Untertitel. Der Verleiher bekommt jetzt Post.
Vor vielen Jahren habe ich auch untertitelt. Weil die Preise so runter sind, bin ich raus aus dem Geschäft. Alles, was einigermaßen normal bezahlt erscheint, wurde zunehmend von Firmen übernommen, deren einziger Mehrwert im Vermitteln besteht. Die alten Preise wurden von den hiesigen|Agenturen| Sprachmaklern als "überzogen" kritisiert. Und Direktkunden, die oft mit wenig Geld spannende Projekte herstellen, besonders im Dokumentarfilmbereich, bleibt dann auch nur wenig Geld für die Titelei übrig.
Gestern wurde ich mal wieder von Kollegen nach angemessenen Preisen gefragt. Ich weiß nicht, was gerade bezahlt wird, noch weniger, was als angemessenen betrachtet wird. Die Bezahlung je Titel war jedenfalls die alte, angemessene Grundlage, alles andere, ein Entgelt nach Minuten, ist die berühmte Katze im Sack.
Die französische Gewerkschaft SNAC empfahl im Januar 2013 den Preis von 2,95 € je Titel bei Direktkunden, laut Wikipedia soll das noch oft der erzielte Preis sein. Macht bei einem abendfüllenden Spielfilm, 900 Titel durchschnittlich, eine gute Woche Arbeit inklusive Korrekturlesen im Naturalientausch, einen Nettoumsatz von 2655 Euro. Das entspricht, an der Kaufkraft gemessen, den Summen, die ich Ende der 1990-er Jahre verdient habe.
Zum Vergleich: Neulich wurden mir zehn Euro je Minute angeboten, der Film dauerte 80 Minuten. Verglichen mit den SNAC-Preisen bzw. dem Honorarniveau, das vor über 15 Jahren noch üblich war, entspricht das einer Honorarkürzung von etwa 70 %. In welchen anderen Branchen gibt es solche Kürzungen? Freie Journalisten berichten über ähnliche Entwicklungen.
Das Zeitungssterben infolge schwindender Leserschaft ließe sich als Folge des auch hier sinkenden Niveaus interpretieren, oder? In allen diesen Fällen gibt es einen einfachen Trick: Geld. Vielleicht sind die Prioritäten falsch gesetzt. Zeitungsverlage kalkulieren weiterhin mit hohen Renditen, wie sie sonst nirgends zu erlangen sind. Schwinden diese, wird die Krise ausgerufen, es kommt zu Entlassungen.
Wohin geht die Reise? Brauchen wir 24 bunte Blätter mit Berichten über das gekrönte und ungekrönte Personal der Unterhaltungsindustrie, 21 Wohnzeitschriften und 19 Magazine für die modebewusste Frau? Und ist es normal, dass in der Woche 15 Filme starten, von denen am Ende der Auswertungswoche 12 wieder rausfliegen? Ist das nicht derzeit alles viel zu viel? Der neue Trend lautet: Weniger ist mehr, das dafür aber von besserer (bester) Qualität. Ich freue mich auf den Moment, in dem bei mir im Kino die Tränen wieder vor Rührung fließen (und schlechte Titel nicht den Blick auf den Film verstellen).
Ergänzung: Ich schätze, dass es da draußen irgendwo ganz sicher auch ein gutes Team gibt, das beim Finden von Untertitlern behilflich ist, das faire Preise zahlt, das auch noch Korrekturleser anheuert, das auch gegen Preisdumping bei Endverkaufspreisen so kämpft, dass es den Machern zugute kommt. Bislang kenne ich leider noch niemanden aus der konkreten Zusammenarbeit.
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Foto: Archiv
Der Titel meines heutigen Blogbeitrags ist hemmungslos geklaut. Der Satz stammt von Franz Kafka, dem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" diese Woche die Titelgeschichte gewidmet hat. Auch mich hat das Kino mal wieder zu Tränen rühren können, wobei Rührung hier das falsche Wort ist. Es waren Tränen der Wut.
Der Film, den ich gesehen habe, war heillos schlecht untertitelt. Ich sage jetzt nicht, welcher Film oder welches Kino es ist, mein Kundenschutz gilt auch gegenüber Noch-nicht-Kunden. Ich habe das Kino vorzeitig verlassen. Die Kasse hat mir den Preis fürs Ticket anstandslos erstattet. Man wisse um die "Qualität" der Untertitel. Der Verleiher bekommt jetzt Post.
Vor vielen Jahren habe ich auch untertitelt. Weil die Preise so runter sind, bin ich raus aus dem Geschäft. Alles, was einigermaßen normal bezahlt erscheint, wurde zunehmend von Firmen übernommen, deren einziger Mehrwert im Vermitteln besteht. Die alten Preise wurden von den hiesigen
Gestern wurde ich mal wieder von Kollegen nach angemessenen Preisen gefragt. Ich weiß nicht, was gerade bezahlt wird, noch weniger, was als angemessenen betrachtet wird. Die Bezahlung je Titel war jedenfalls die alte, angemessene Grundlage, alles andere, ein Entgelt nach Minuten, ist die berühmte Katze im Sack.
Die französische Gewerkschaft SNAC empfahl im Januar 2013 den Preis von 2,95 € je Titel bei Direktkunden, laut Wikipedia soll das noch oft der erzielte Preis sein. Macht bei einem abendfüllenden Spielfilm, 900 Titel durchschnittlich, eine gute Woche Arbeit inklusive Korrekturlesen im Naturalientausch, einen Nettoumsatz von 2655 Euro. Das entspricht, an der Kaufkraft gemessen, den Summen, die ich Ende der 1990-er Jahre verdient habe.
Geld ist das Gegengift |
Das Zeitungssterben infolge schwindender Leserschaft ließe sich als Folge des auch hier sinkenden Niveaus interpretieren, oder? In allen diesen Fällen gibt es einen einfachen Trick: Geld. Vielleicht sind die Prioritäten falsch gesetzt. Zeitungsverlage kalkulieren weiterhin mit hohen Renditen, wie sie sonst nirgends zu erlangen sind. Schwinden diese, wird die Krise ausgerufen, es kommt zu Entlassungen.
Wohin geht die Reise? Brauchen wir 24 bunte Blätter mit Berichten über das gekrönte und ungekrönte Personal der Unterhaltungsindustrie, 21 Wohnzeitschriften und 19 Magazine für die modebewusste Frau? Und ist es normal, dass in der Woche 15 Filme starten, von denen am Ende der Auswertungswoche 12 wieder rausfliegen? Ist das nicht derzeit alles viel zu viel? Der neue Trend lautet: Weniger ist mehr, das dafür aber von besserer (bester) Qualität. Ich freue mich auf den Moment, in dem bei mir im Kino die Tränen wieder vor Rührung fließen (und schlechte Titel nicht den Blick auf den Film verstellen).
Ergänzung: Ich schätze, dass es da draußen irgendwo ganz sicher auch ein gutes Team gibt, das beim Finden von Untertitlern behilflich ist, das faire Preise zahlt, das auch noch Korrekturleser anheuert, das auch gegen Preisdumping bei Endverkaufspreisen so kämpft, dass es den Machern zugute kommt. Bislang kenne ich leider noch niemanden aus der konkreten Zusammenarbeit.
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Foto: Archiv
Sonntag, 28. September 2014
Day and night
Bonjour, guten Tag! Sie lesen in meinem digitalen Arbeitstagebuch. Ich arbeite als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache (und aus dem Englischen). Sonntags werde ich hier privat: Sonntagsbilder!
Letzte Woche kam ich irgendwas nach sieben von einem Einsatz auf dem Fahrrad an den nordischen Botschaften vorbei. An der roten Ampel roch es, als würde mit mir zusammen eine parfümierte Frau warten. Ich drehte mich um und war überrascht: Blüten, und das Ende September. Was für ein Kontrast zu dem Gebäude und dem Feierabendverkehr!
Nach einem anderen Termin hatte ich mir einige Hinterhöfe in einem Kiez angesehen — hier scharfkantige Linien, dazwischen etwas Gärtnergrün, dort Tristesse. Zille war nicht weit: "Wollt ihr von die Blume weg, spielt mit'n Müllkasten!"
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Fotos: C.E.
Letzte Woche kam ich irgendwas nach sieben von einem Einsatz auf dem Fahrrad an den nordischen Botschaften vorbei. An der roten Ampel roch es, als würde mit mir zusammen eine parfümierte Frau warten. Ich drehte mich um und war überrascht: Blüten, und das Ende September. Was für ein Kontrast zu dem Gebäude und dem Feierabendverkehr!
Nach einem anderen Termin hatte ich mir einige Hinterhöfe in einem Kiez angesehen — hier scharfkantige Linien, dazwischen etwas Gärtnergrün, dort Tristesse. Zille war nicht weit: "Wollt ihr von die Blume weg, spielt mit'n Müllkasten!"
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Fotos: C.E.
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Sonntagsbilder
Donnerstag, 25. September 2014
Pierre Etaix in Berlin
Liebe Leserin, lieber Leser, hier schreibt eine Dolmetscherin und Übersetzerin. Meine Fachgebiete Politik und Wirtschaft sind in der Vorbereitung manchmal etwas trocken. Unterhaltsamer ist es auf jeden Fall mit meiner Spezialisierung Medien und Kino.
Das nenne ich eine schöne Mittagspause! Nach einem nicht zu ausführlichen Mahl darf ich mich auf Pierre Etaix vorbereiten, der in den nächsten Tagen im Berliner Kino "Brotfabrik" zu Gast sein wird (Link zum Programm).
Etliche seiner Kurzfilme können bei YouTube betrachtet werden. Der Film "Trennung" (Rupture), aus dem der Bilderstreifen stammt, kommt ohne Worte aus und ist eine Hommage an Jacques Tati. Das Werk "Glücklicher Geburtstag" (Heureux anniversaire) erhielt 1963 den Oscar für den besten Kurzfilm.
Neben den Filmen war Etaix viel als Clown und Schauspieler tätig. Ich habe ihn nur einmal gesehen, und zwar 1985 im Stück L'âge de monsieur est avancé ("Der Herr ist von vorgerücktem Alter").
Mehr weiß ich noch nicht. Vor allem suche ich Interviewausschnitte, um mich auf seine Sprechweise einhören zu können.
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Foto: Pierre Etaix / Jean-Claude Carrière
Rupture (1961) |
Etliche seiner Kurzfilme können bei YouTube betrachtet werden. Der Film "Trennung" (Rupture), aus dem der Bilderstreifen stammt, kommt ohne Worte aus und ist eine Hommage an Jacques Tati. Das Werk "Glücklicher Geburtstag" (Heureux anniversaire) erhielt 1963 den Oscar für den besten Kurzfilm.
Neben den Filmen war Etaix viel als Clown und Schauspieler tätig. Ich habe ihn nur einmal gesehen, und zwar 1985 im Stück L'âge de monsieur est avancé ("Der Herr ist von vorgerücktem Alter").
Mehr weiß ich noch nicht. Vor allem suche ich Interviewausschnitte, um mich auf seine Sprechweise einhören zu können.
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Foto: Pierre Etaix / Jean-Claude Carrière
Kategorien:
Alltag,
Best of Film
Mittwoch, 24. September 2014
Sich abonnieren / sich einschreiben
Hallo! Sie lesen im Blog einer Spracharbeiterin. Ich berichte als Französischübersetzerin und Dolmetscherin aus der Kabine oder vom Schreibtisch.
Na klar, Netzwerken ist eine gute Sache. Das ist die eine Seite.
Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass immer weniger Leute etwas richtiges gelernt haben. Die Anfragen häufen sich, bei denen ich mich in irgendwelche dubiosen Branchenverzeichnisse eintragen oder auf Premium-Seiten meine Daten hinterlassen soll.
Premium soll toll klingen, nach Bevorzugung und irgendwie professionell. Dabei bedeutet es im Netz einfach nur eines: Erst hinter der Bezahlschranke geht es weiter.
Nein, ich möchte nicht "Premium-Dienstes" kaufen, auch nicht wissen, welche Kollegin (wahlweise: welcher Kollege) mein (bei nämlichem Service überhaupt nicht existierendes) Profil betrachtet hat.
Schön, wenn sich jene, die nichts gelernt haben, durch schlechte Grammatik verraten. Sie verraten sich auch durch Verwendung von im Netz verfügbarer Gratis-Übersetzungssoftware. Ihre Dummdreistigkeit überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Von unseren mit echter Arbeit verdienten Groschen wollen sie was abhaben, sind aber zu geizig dazu, selbst welche für Übersetzungsaufträge zu begleichen.
Wobei: Korrektes Deutsch allein ist nicht ausschlaggebend.
Liebe potentielle Dolmetscher- oder Übersetzerkunden! Bitte fallen auch Sie nicht herein. Auf dem Markt tummeln sich viele "Simultansimulationen". Ich erkläre mich: Es gibt da draußen viele "Agenturen", deren Webseiten möglicherweise sogar schick aussehen und auch gut klingen, die aber denjenigen, die die Arbeit am Ende machen, nur 50 bis 30 Prozent dessen weitergeben, was Sie als Kunde begleichen dürfen. Aus konstruierten Dolmetschanfragen und den Suchmails der Makler haben wir inzwischen gerichtsfeste Beweise für diese Sätze. (Mögliche Erkennungsmerkmale: Diese "Agenturen" bieten alle Fachgebiete in allen Sprachen an, überall und rund um die Uhr, sind laut Eigenwerbung die billigsten, schnellsten und zugleich Top-Profis und führen gerne schillernde Namen.)
Am sichersten fahren Sie mit hochqualifizierten Einzeldolmetscherinnen und -dolmetschern und einem Netzwerk von Übersetzern und Dolmetschern, also selbst in der Vermittlung aktiven Menschen, die ihr Geld hauptsächlich mit der Spracharbeit und nicht mit dem Verschieben von Aufträgen an die allerbilligsten Freiberufler verdienen. (Mögliches Erkennungsmerkmal: Bei einem Netzwerk stehen die Mailadressen der Mitglieder, ihre Kurzlebensläufe und Fachgebiete auf der Webseite, es verfügt über keine Renommieradresse.)
Diese Unterscheidung kann für Sie in Fragen der Qualität wichtig sein. Denn im Vergleich zu den|Agenturen| Maklern kennen wir Netzwerkkolleginnen und -kollegen diejenigen, die sich im Team auch um die anderen Sprachen kümmern, nicht nur aus dem Internet, sondern konkret von der Arbeit.
P.S.: Sorry, liebe Stammleser, die Blogthemen wiederholen sich. Über die Pseudoanbieter habe ich bereits vor zwei Jahren geschrieben. Da sich die Kolleginnen auf Newsgroupseiten inzwischen sehr offen darüber austauschen, werden ihre Machenschaften immer offensichtlicher.
Vokabelnotiz
s'abonner / s'inscrire — etwas abonnieren, sich wo anmelden, sich einschreiben
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Die Illustration war in der Post.
Na klar, Netzwerken ist eine gute Sache. Das ist die eine Seite.
Bild aus einer Mail |
Premium soll toll klingen, nach Bevorzugung und irgendwie professionell. Dabei bedeutet es im Netz einfach nur eines: Erst hinter der Bezahlschranke geht es weiter.
Nein, ich möchte nicht "Premium-Dienstes" kaufen, auch nicht wissen, welche Kollegin (wahlweise: welcher Kollege) mein (bei nämlichem Service überhaupt nicht existierendes) Profil betrachtet hat.
Schön, wenn sich jene, die nichts gelernt haben, durch schlechte Grammatik verraten. Sie verraten sich auch durch Verwendung von im Netz verfügbarer Gratis-Übersetzungssoftware. Ihre Dummdreistigkeit überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Von unseren mit echter Arbeit verdienten Groschen wollen sie was abhaben, sind aber zu geizig dazu, selbst welche für Übersetzungsaufträge zu begleichen.
Wobei: Korrektes Deutsch allein ist nicht ausschlaggebend.
Liebe potentielle Dolmetscher- oder Übersetzerkunden! Bitte fallen auch Sie nicht herein. Auf dem Markt tummeln sich viele "Simultansimulationen". Ich erkläre mich: Es gibt da draußen viele "Agenturen", deren Webseiten möglicherweise sogar schick aussehen und auch gut klingen, die aber denjenigen, die die Arbeit am Ende machen, nur 50 bis 30 Prozent dessen weitergeben, was Sie als Kunde begleichen dürfen. Aus konstruierten Dolmetschanfragen und den Suchmails der Makler haben wir inzwischen gerichtsfeste Beweise für diese Sätze. (Mögliche Erkennungsmerkmale: Diese "Agenturen" bieten alle Fachgebiete in allen Sprachen an, überall und rund um die Uhr, sind laut Eigenwerbung die billigsten, schnellsten und zugleich Top-Profis und führen gerne schillernde Namen.)
Am sichersten fahren Sie mit hochqualifizierten Einzeldolmetscherinnen und -dolmetschern und einem Netzwerk von Übersetzern und Dolmetschern, also selbst in der Vermittlung aktiven Menschen, die ihr Geld hauptsächlich mit der Spracharbeit und nicht mit dem Verschieben von Aufträgen an die allerbilligsten Freiberufler verdienen. (Mögliches Erkennungsmerkmal: Bei einem Netzwerk stehen die Mailadressen der Mitglieder, ihre Kurzlebensläufe und Fachgebiete auf der Webseite, es verfügt über keine Renommieradresse.)
Diese Unterscheidung kann für Sie in Fragen der Qualität wichtig sein. Denn im Vergleich zu den
P.S.: Sorry, liebe Stammleser, die Blogthemen wiederholen sich. Über die Pseudoanbieter habe ich bereits vor zwei Jahren geschrieben. Da sich die Kolleginnen auf Newsgroupseiten inzwischen sehr offen darüber austauschen, werden ihre Machenschaften immer offensichtlicher.
Vokabelnotiz
s'abonner / s'inscrire — etwas abonnieren, sich wo anmelden, sich einschreiben
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Die Illustration war in der Post.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Grundsätzliches,
Sprachschatz,
Termin
Dienstag, 23. September 2014
Friedensstifter
Bienvenue und herzlich willkommen beim ersten Weblog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine! Hier schreibt eine Übersetzerin und Dolmetscherin, deren zweite Hauptarbeitssprache Französisch ist.
Es geht um Ebola: Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hat die Staatengemeinschaft um Hilfe gebeten, gerne auch mit Militär, denn die Truppen sind auf chemische, biologische und sonstige Einsätze menschlich und materiell vorbereitet.
Wir sitzen in den Kabinen und bedienen zu viert drei Sprachen. Der "Floor", wie die Gesamtheit der Diskutanten draußen auf dem Dolmetschpult genannt wird, spricht Englisch, wir jonglieren zwischen Französisch und Deutsch. Daraufhin wird in einem Atemzug über Konfliktzonen und Friedensmissionen gesprochen und von der Sicherstellung der Lieferkette dringend benötigter Medikamente und Medizintechnik.
Wir entfernen uns vom Ebola-Thema und landen bei der medizinischen Versorgung in Krisengebieten. Da fällt das Wort pacemaker in einem Satzzusammenhang mit "Nachschub". Zu erwähnen ist auch noch, dass der Redner kein Englisch-Muttersprachler ist. Seine Aussprache ist nicht einwandfrei.
Der Kollege verdolmetscht irgendwas zwischen Streitschlichter und Friedensstifter, an den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr. Ich war nur letzte Woche mit Klinikärzten zusammen, daher interpretierte ich das, was wie peacemaker geklungen hatte, als pacemaker, Schrittmacher. Da kurz darauf von regelmäßigen Wartungen und Batterien die Rede ist, erweist sich die Chose als eindeutig: Von Herzschrittmachern ist die Rede. Zum Glück haben wir zwischen uns einen Notizzettel liegen, und dorthin wandert das Wort dann zur weiteren Verwendung.
Vokabelnotiz
pace — Geschwindigkeit, Tempo
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Foto: C.E.
kleiderschrankgroße Kästen |
Wir sitzen in den Kabinen und bedienen zu viert drei Sprachen. Der "Floor", wie die Gesamtheit der Diskutanten draußen auf dem Dolmetschpult genannt wird, spricht Englisch, wir jonglieren zwischen Französisch und Deutsch. Daraufhin wird in einem Atemzug über Konfliktzonen und Friedensmissionen gesprochen und von der Sicherstellung der Lieferkette dringend benötigter Medikamente und Medizintechnik.
Wir entfernen uns vom Ebola-Thema und landen bei der medizinischen Versorgung in Krisengebieten. Da fällt das Wort pacemaker in einem Satzzusammenhang mit "Nachschub". Zu erwähnen ist auch noch, dass der Redner kein Englisch-Muttersprachler ist. Seine Aussprache ist nicht einwandfrei.
Der Kollege verdolmetscht irgendwas zwischen Streitschlichter und Friedensstifter, an den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr. Ich war nur letzte Woche mit Klinikärzten zusammen, daher interpretierte ich das, was wie peacemaker geklungen hatte, als pacemaker, Schrittmacher. Da kurz darauf von regelmäßigen Wartungen und Batterien die Rede ist, erweist sich die Chose als eindeutig: Von Herzschrittmachern ist die Rede. Zum Glück haben wir zwischen uns einen Notizzettel liegen, und dorthin wandert das Wort dann zur weiteren Verwendung.
Vokabelnotiz
pace — Geschwindigkeit, Tempo
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Foto: C.E.
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Arbeitsplätze,
Sprachschatz
Montag, 22. September 2014
Rückblick I
Hallo! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin. Ab jetzt, dem achten Jahr meines digitalen Arbeitstagebuchs, schaue ich ab und zu auch mal zurück, denn viele Beiträge sind inzwischen in den Tiefen des Netzes verschwunden.
Schon vor sieben Jahren widmete ich mich der Frage "Mensch oder Maschine", die heute aktueller ist denn je. Überraschenderweise wurde das Thema unter dem gleichen Titel, "man vs. machine", im Sommer von hunderten von Dolmetschern und Übersetzern in Berlin beim Weltkongress diskutiert.
"Können Computer nicht viel besser übersetzen? Dazu habe ich doch ein Programm!" Solche Sätze hören wir immer wieder. Oder aber es rufen besorgte Eltern an, deren Kind sich entschieden hat, Sprachen zu studieren, um Dolmetscher zu werden. (...)
Hier geht's weiter.
Und hier geht's zum Kongress:
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Foto: Friederike Elias
Illustration: FIT
Dolmetschen beim Filmdreh |
"Können Computer nicht viel besser übersetzen? Dazu habe ich doch ein Programm!" Solche Sätze hören wir immer wieder. Oder aber es rufen besorgte Eltern an, deren Kind sich entschieden hat, Sprachen zu studieren, um Dolmetscher zu werden. (...)
Hier geht's weiter.
Und hier geht's zum Kongress:
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Foto: Friederike Elias
Illustration: FIT
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Am Wegesrand aufgelesen
Sonntag, 21. September 2014
Blumen am Landwehrkanal
Sie lesen im Blog einer Übersetzerin und Dolmetscherin. Sonntags werde ich privat: Sonntagsfotos!
Wir befinden uns im Herzen von Berlin. Über ein Jahr lang war eine Tiefbaustelle vor dem Haus. Dann wurde sie geschlossen und das Erdreich wieder angeschüttet. Das war's dann. Damit beim nächsten Starkregen nicht alles im Kanal verschwindet, haben Nachbarn um die vierzig Resttütchen Blumensamen gesammelt und dort verteilt. Inzwischen ist diese Uferpartie einer der beliebsten Fotohintergründe der Gegend geworden. Meine Erholung an heißen Tagen: Hier beim Blumengießen zu helfen.
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Collage: C.E. (In ein neues Fenster auf-
gerufen, lässt sich das Bild vergrößern.)
Wir befinden uns im Herzen von Berlin. Über ein Jahr lang war eine Tiefbaustelle vor dem Haus. Dann wurde sie geschlossen und das Erdreich wieder angeschüttet. Das war's dann. Damit beim nächsten Starkregen nicht alles im Kanal verschwindet, haben Nachbarn um die vierzig Resttütchen Blumensamen gesammelt und dort verteilt. Inzwischen ist diese Uferpartie einer der beliebsten Fotohintergründe der Gegend geworden. Meine Erholung an heißen Tagen: Hier beim Blumengießen zu helfen.
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Collage: C.E. (In ein neues Fenster auf-
gerufen, lässt sich das Bild vergrößern.)
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Sonntagsbilder
Freitag, 19. September 2014
POV I
Hallo und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin. Auch im achten Jahr des Bestehens meines Blogs fallen mir noch Innovationen ein. Heute beginnt eine neue Reihe: POV, Point of view. Das ist der nur knapp kommentierte subjektive Blick aus der Spracharbeit.
Wir sitzen an einem Tisch am Rand des Tagungssaals, wir sehen die Leinwand mit ihren PowerPointPräsentationen (PPT) gut, was den Abstand betrifft, nur manchmal steht der Redner in der Sichtachse. Auch daher ist es wichtig, die Präsentationen im Vorfeld zu bekommen. Gestern war ein Tag ohne Tischvorlagen, Präsentationen und Material. Naja, fast. Das Programm und eine einzige PPT bekamen wir vorab. Wir saßen nicht im Cockpit, in der Kabine, und bewältigten trotzdem einen Blindflug. Dafür war dieses Mal — aber auch nur im abgebildeten Fall — der Übertragungsaufwand nicht groß.
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Foto: C.E.
Wir sitzen an einem Tisch am Rand des Tagungssaals, wir sehen die Leinwand mit ihren PowerPointPräsentationen (PPT) gut, was den Abstand betrifft, nur manchmal steht der Redner in der Sichtachse. Auch daher ist es wichtig, die Präsentationen im Vorfeld zu bekommen. Gestern war ein Tag ohne Tischvorlagen, Präsentationen und Material. Naja, fast. Das Programm und eine einzige PPT bekamen wir vorab. Wir saßen nicht im Cockpit, in der Kabine, und bewältigten trotzdem einen Blindflug. Dafür war dieses Mal — aber auch nur im abgebildeten Fall — der Übertragungsaufwand nicht groß.
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Foto: C.E.
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Arbeitsplätze,
POV
Donnerstag, 18. September 2014
Brille
Bonjour! Sie sind absichtlich oder zufällig auf den Seiten einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache gelandet. Ich berichte hier über den Alltag der Französischdolmetscher und anderer Spracharbeiter — aus meiner streng subjektiven Perspektive.
Unbezahlte Freiberuflerarbeit: Das Abheften der Verträge, Vokabellisten und diverser Arbeitsmaterialien. Besonders fällt in Deutschland das Sortieren und Erfassen der Belege ins Gewicht.
Alle Jahre wieder brauchen Brillenschlangen wie ich neue Sehhilfen. Was die Kasse von den Kosten übernimmt, ist lächerlich. Dass meine Gläser irgendwas zwischen neun und zehn Dioptrien minus aufweisen, ist meine Privatsache. Mit den "Gesundheitsreformen" ging im Rückblick die Schwächung der Solidargemeinschaft los. Für Brille und Ersatzbrille zahle ich jedes Mal den Gegenwert einer Monatsmiete für eine geräumige Berliner Wohnung mit Nebenkosten, Strom, Gas, Versicherungen, Reparaturrücklage und Telefon/Internet sowie Sachmittelverbrauch im Büro.
Eine Erklärung, warum es gerecht sein sollte, dass meine Fehlsichtigkeit Privatsache sein sollte, will mir partout nicht einfallen.
Ich habe mir diese Myopie, garniert mit einem leichten Astigmatismus, weder ausgesucht noch habe ich sie verursacht. (A propos Verursacherprinzip: Fürs Raucherbein kommt die Gemeinschaft der Versicherten auf.) Was mich fortgesetzt irritiert: Warum ist diese Abschaffung offenbar auf keinen Widerstand gestoßen? Wenn ich mich umsehe, gibt es heute bald ebenso viele Brillenträger wie Menschen ohne. War denn "damals" die Gesellschaft noch nicht so alt? Waren Brillenträger noch eine Minderheit? Haftete dem Nasenmöbel einst noch der Ruch des Accessoires bestausgebildeter Besserverdiener an?
Und was war überhaupt die Alternative? Dieses Augen-sind-Privatsache-Ding möchte ich probehalber mal kurz mit einer (ebenso willkürlichen) "Privatisierung" eines anderen Körperteils vergleichen: Wie wäre es, wenn die Kasse statt der Fehlsichtigkeit ... hm, sagen wir mal das linke Bein privatisiert hätte? Das rechte ist Teil der Solidargemeinschaft, na klar, aber das linke, sorry, das ist Privatsache, Luxus, also dafür müssen die Menschen schon allein aufkommen.
Wenigstens kann ich diese Luxusausgaben fürs Gesicht von der Steuer absetzen. Muss auch. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Ich kann nur siebenkommafünf Zentimeter ab Nasenspitze klar sehen. Fürs Küssen ist das ein enormer Vorteil! Daher weht also der Wind. Und fürs Handling der Hauptbrille, des Top-Modells mit hochbrechendem Glase, gibt's eine einfachere (und doppelprivate) "Brillensuchbrille".
Privatsache sind auch meine ausschließlich beruflich genutzten Kostümchen und Anzüge samt deren Wege in die chemische Reinigung. Begründung: Ich könnte die Sachen ja auch privat tragen. Na klar. Als wäre ich nicht am Ende langer Tage einfach nur glücklich, aus meinen Weißkitteln, Blaumännern oder schwarzen Roben wieder rauszukommen. Im Gegensatz zu mir können die echten Träger dieser Berufsverkleidung Erwerb, Reinigung und Reparatur ihres jeweiligen Gewandes bei der jährlichen Abrechnung dem Finanzamt präsentieren.
P.S.: Wir gebeutelten "Spontanübersetzerinnen" (siehe Blogeintrag von gestern) freuen uns über die zweideutige Schlagzeile im Handelsblatt: "Frankreich fordert Streikende bei Air France".
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Foto: C.E. (gesehen in Kreuzberg)
Unbezahlte Freiberuflerarbeit: Das Abheften der Verträge, Vokabellisten und diverser Arbeitsmaterialien. Besonders fällt in Deutschland das Sortieren und Erfassen der Belege ins Gewicht.
Ladenschild, gesehen in Kreuzberg |
Eine Erklärung, warum es gerecht sein sollte, dass meine Fehlsichtigkeit Privatsache sein sollte, will mir partout nicht einfallen.
Ich habe mir diese Myopie, garniert mit einem leichten Astigmatismus, weder ausgesucht noch habe ich sie verursacht. (A propos Verursacherprinzip: Fürs Raucherbein kommt die Gemeinschaft der Versicherten auf.) Was mich fortgesetzt irritiert: Warum ist diese Abschaffung offenbar auf keinen Widerstand gestoßen? Wenn ich mich umsehe, gibt es heute bald ebenso viele Brillenträger wie Menschen ohne. War denn "damals" die Gesellschaft noch nicht so alt? Waren Brillenträger noch eine Minderheit? Haftete dem Nasenmöbel einst noch der Ruch des Accessoires bestausgebildeter Besserverdiener an?
Und was war überhaupt die Alternative? Dieses Augen-sind-Privatsache-Ding möchte ich probehalber mal kurz mit einer (ebenso willkürlichen) "Privatisierung" eines anderen Körperteils vergleichen: Wie wäre es, wenn die Kasse statt der Fehlsichtigkeit ... hm, sagen wir mal das linke Bein privatisiert hätte? Das rechte ist Teil der Solidargemeinschaft, na klar, aber das linke, sorry, das ist Privatsache, Luxus, also dafür müssen die Menschen schon allein aufkommen.
Wenigstens kann ich diese Luxusausgaben fürs Gesicht von der Steuer absetzen. Muss auch. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Ich kann nur siebenkommafünf Zentimeter ab Nasenspitze klar sehen. Fürs Küssen ist das ein enormer Vorteil! Daher weht also der Wind. Und fürs Handling der Hauptbrille, des Top-Modells mit hochbrechendem Glase, gibt's eine einfachere (und doppelprivate) "Brillensuchbrille".
Privatsache sind auch meine ausschließlich beruflich genutzten Kostümchen und Anzüge samt deren Wege in die chemische Reinigung. Begründung: Ich könnte die Sachen ja auch privat tragen. Na klar. Als wäre ich nicht am Ende langer Tage einfach nur glücklich, aus meinen Weißkitteln, Blaumännern oder schwarzen Roben wieder rauszukommen. Im Gegensatz zu mir können die echten Träger dieser Berufsverkleidung Erwerb, Reinigung und Reparatur ihres jeweiligen Gewandes bei der jährlichen Abrechnung dem Finanzamt präsentieren.
P.S.: Wir gebeutelten "Spontanübersetzerinnen" (siehe Blogeintrag von gestern) freuen uns über die zweideutige Schlagzeile im Handelsblatt: "Frankreich fordert Streikende bei Air France".
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Foto: C.E. (gesehen in Kreuzberg)
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sex (sells)
Mittwoch, 17. September 2014
Sportlich ...
Hallo! Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache (und aus dem Englischen). In unserem Beruf müssen wir oft improvisieren. Derzeit leider noch mehr als sonst.
Richtig sportlich müssen wir dieser Tage sein, denn wir ersetzen einander gerade ein wenig kreuz und quer bzw. dürfen zu verschobenen Terminen mit anderen Fortbewegungsmitteln anreisen. Gerade scheint alles dieser geheimen Parole zu folgen: "Gestalten Sie Ihren Beruf als adventure trip, die Piloten von Air France machen's möglich!"
Hinzukommen kürzere Nächte und bulimisches Pauken auf der Reise.
Vor wem werden wir morgen dolmetschen, und wenn ja: wo? Und wer werden morgen die Kolleginnen sein? Ich fühle mich an die unfreiwillige Verballhornung erinnert, die von einem Publikumsgast stammt: "Spontandolmetscher" statt "Simultandolmetscher". In einem Beruf, in dem Vorbereitung mehr als die halbe Miete ist, wird uns immer viel abverlangt. So ein Pilotenstreik bedeutet für uns, mit Verlaub, Arbeiten unter verschärften Bedingungen. Das Schöne an der Sache ist: Wir lernen neue Kollegen kennen!
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Foto: C.E. (Archiv)
Mit wem arbeiten wir morgen zusammen? |
Hinzukommen kürzere Nächte und bulimisches Pauken auf der Reise.
Vor wem werden wir morgen dolmetschen, und wenn ja: wo? Und wer werden morgen die Kolleginnen sein? Ich fühle mich an die unfreiwillige Verballhornung erinnert, die von einem Publikumsgast stammt: "Spontandolmetscher" statt "Simultandolmetscher". In einem Beruf, in dem Vorbereitung mehr als die halbe Miete ist, wird uns immer viel abverlangt. So ein Pilotenstreik bedeutet für uns, mit Verlaub, Arbeiten unter verschärften Bedingungen. Das Schöne an der Sache ist: Wir lernen neue Kollegen kennen!
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Foto: C.E. (Archiv)
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Am Wegesrand aufgelesen
Dienstag, 16. September 2014
Selbständigkeit
Guten Tag oder Abend, interessieren Sie sich für Dolmetschen und Übersetzen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten goldrichtig.
Kongressvorbereitung bedeutet tagelanges Lesen, Lernen, Denken. Zwischendurch Stunden im See, auf der Joggingpiste oder dem Markt für beste Kochzutaten.
Das sind Zeiten, die indirekt durch die Honorartage mit bezahlt werden. Daher liegen unsere Honorare nicht bei 150 Euro, wie neulich ein Labelmanager erfahren musste, der sich meiner Dienste für diese Summe täglich versichern wollte, es ging um Interviews eines musikalischen Nachwuchsstars aus Frankreich mit den namhaftesten deutschen Medienvertretern.
Schick war sein: "Aber es muss doch möglich sein, jemanden zu dem Preis zu finden!" Der Satz war an seine Assistentin gerichtet. Die Ärmste hat dann viele Dolmetscherkolleginnen und -kollegen aufscheuchen müssen, um immer wieder die gleiche staunende Ratlosigkeit (oder vielleicht auch Gelächter) zu ernten.
Ich kann auch mit der größten Mühe nicht verstehen, wie jemand auf die Idee kommt, einen Dienstleister anzufragen und ihm zu sagen: "Das ist ihr Preis, gefolgt von einer Summe." Bei einem Anwalt würde er sich das nicht trauen. Und schon gar nicht, eine derartige Zahl aufzurufen.
Wer selbständig ist, hat viele andere Kosten, die regelmäßig anfallen, von den eigenen Büroräumlichkeiten und -mitteln bis hin zu Rücklagen für Urlaub, Unvorhersehbares, das Alter. Und für die Korrektur der eigene Elaborate, Übersetzungen und Werbeaktionen.
Das mit der Korrektur gilt ja nicht nur für unsereinen. Aber nicht alle scheinen auf die Idee zu kommen, dass derlei nötig sein könnte. Unten, was eine von den offiziellsten Stellen subventionierte Institution als Werbung verbreitet. Ich hoffe, es liegt nicht daran, dass sie ihren Korrektor nur für "kleines Geld" einkaufen wollten.
Dass bei "selbständig" das zweite "st" gestrichen wurde, fand ich als Schülerin gewöhnungsbedürftig. Logisch ist es nicht, zumal wir ja (bei der nächsten Reform) zum Beispiel bei "Schifffahrt" das dritte "f" hinzubekommen haben. "Selbstständig" mit doppeltem "st" ist inzwischen auch wieder möglich.
Und die hier gleich folgende Stellenausschreibung tut richtig weh: Fünf Fehler in fünf Zeilen, denn auch das Datum wurde verhunzt, sowas habe ich lange nicht gesehen. Wer mit "vergleichbarer Ausbildung" sich darauf wohl beworben haben mag? Für dieses Sprachniveau fällt mir mitnichten ein geeigneter Ausbildungsgang ein.
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Illustration: Archiv und Netzfunde
Kongressvorbereitung bedeutet tagelanges Lesen, Lernen, Denken. Zwischendurch Stunden im See, auf der Joggingpiste oder dem Markt für beste Kochzutaten.
abgenutzte Tastatur (nach fünf Millionen Anschlägen) |
Schick war sein: "Aber es muss doch möglich sein, jemanden zu dem Preis zu finden!" Der Satz war an seine Assistentin gerichtet. Die Ärmste hat dann viele Dolmetscherkolleginnen und -kollegen aufscheuchen müssen, um immer wieder die gleiche staunende Ratlosigkeit (oder vielleicht auch Gelächter) zu ernten.
Ich kann auch mit der größten Mühe nicht verstehen, wie jemand auf die Idee kommt, einen Dienstleister anzufragen und ihm zu sagen: "Das ist ihr Preis, gefolgt von einer Summe." Bei einem Anwalt würde er sich das nicht trauen. Und schon gar nicht, eine derartige Zahl aufzurufen.
Wer selbständig ist, hat viele andere Kosten, die regelmäßig anfallen, von den eigenen Büroräumlichkeiten und -mitteln bis hin zu Rücklagen für Urlaub, Unvorhersehbares, das Alter. Und für die Korrektur der eigene Elaborate, Übersetzungen und Werbeaktionen.
Das mit der Korrektur gilt ja nicht nur für unsereinen. Aber nicht alle scheinen auf die Idee zu kommen, dass derlei nötig sein könnte. Unten, was eine von den offiziellsten Stellen subventionierte Institution als Werbung verbreitet. Ich hoffe, es liegt nicht daran, dass sie ihren Korrektor nur für "kleines Geld" einkaufen wollten.
Dass bei "selbständig" das zweite "st" gestrichen wurde, fand ich als Schülerin gewöhnungsbedürftig. Logisch ist es nicht, zumal wir ja (bei der nächsten Reform) zum Beispiel bei "Schifffahrt" das dritte "f" hinzubekommen haben. "Selbstständig" mit doppeltem "st" ist inzwischen auch wieder möglich.
Nein, keine Bannerwerbung auf dem Dolmetscherblog, Netzfund von heute |
Und die hier gleich folgende Stellenausschreibung tut richtig weh: Fünf Fehler in fünf Zeilen, denn auch das Datum wurde verhunzt, sowas habe ich lange nicht gesehen. Wer mit "vergleichbarer Ausbildung" sich darauf wohl beworben haben mag? Für dieses Sprachniveau fällt mir mitnichten ein geeigneter Ausbildungsgang ein.
Pikanterweise enthält "Muttersprachneveu" ein echtes französisches Wort: le neveu — der Neffe |
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Illustration: Archiv und Netzfunde
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Sprachschatz
Montag, 15. September 2014
Kanak im Kiez
Herzlich Willkommen! Sie lesen im Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch und Englisch (passiv).
Eine Straßenszene in Berlin-Neukölln: Eine junge Popdiva (die man kennen muss, die ich aber nicht erkenne), inspiziert den Kiez. In ihrem Fahrwasser diverse mit viel Stylingkunst auf lässig gezwirbelte Hipster, deren Aufgabe das Vermarkten, Bemalen und Inslichtsetzen ist. Gerade ist aber den Tonmensch dran, hält der jungen Lady ein Mikro mit püscheligem Windschutz unter die Nase und stellt ihr die Frage: "Kennst Du Berghain?"
Die den beschriebenen Pulk auf dem Gehweg kreuzende Berichterstatterin erhaschte nur die eine Frage, die allerdings hängen blieb.
Berghain, nein, pardon, natürlich DAS Berghain, ist ein berühmter Berliner Club, in dem vor allem Techno gespielt wird. Für alle, die vor 1960 geboren sind: Der Club bezeichnet das, was früher eine Disco war. Und Techno ist dieser Sound, der auf einfachen, wummernden Beats beruht.
Weder die Interviewte, noch der Interviewer sahen aus, als wären sie in Kreuzberg, im Märkischen Viertel oder in einer Familie mit Migrationshintergrund aufgewachsen. Die Auslassung des Artikels ist ein Phänomen, das sich aber in genau diesen Bezirken und Kreisen beobachten (bzw. belauschen) lässt. Und genau diese Auslassung wird als Merkmal für "Kanak" betrachtet.
Kanak ist eine simplifizierte Version der deutschen Hochsprache, der schon im Sommer die Berliner Zeitung zwei Artikel widmete, da eine junge Sprachwissenschaftlerin sich des Themas im Rahmen einer Forschungsarbeit angenommen hatte. Bei Kanak werden Teile der türkischen Grammatik, die weder Artikel noch Präpositionen kennt, auf die deutsche Umgangssprache übertragen.
Die Soziolinguistin Diana Marossek, die ihre Dokorarbeit an der Technischen Universität Berlin mit dem Titel "Gehst du Bahnhof oder bist du mit Auto? Wie aus einem sozialen Stil Berliner Umgangssprache wird", untersuchte (als Referendarin getarnt) die Sprechweise heutiger Jugendlicher an diversen Schulen. Sie stellte fest, dass diese Art semantischer Verkürzungen durch die ebenfalls zur Verkürzung neigende Syntax des Berliner Dialekts die Verbreitung von Kanak über die Kreise der Migranten und ihrer Nachfahren hinaus begünstige.
Vokabelnotiz
WZBW (was zu beweisen war) — CQFD (ce qu'il fallait démontrer)
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Foto: C.E.
Eine Straßenszene in Berlin-Neukölln: Eine junge Popdiva (die man kennen muss, die ich aber nicht erkenne), inspiziert den Kiez. In ihrem Fahrwasser diverse mit viel Stylingkunst auf lässig gezwirbelte Hipster, deren Aufgabe das Vermarkten, Bemalen und Inslichtsetzen ist. Gerade ist aber den Tonmensch dran, hält der jungen Lady ein Mikro mit püscheligem Windschutz unter die Nase und stellt ihr die Frage: "Kennst Du Berghain?"
Die den beschriebenen Pulk auf dem Gehweg kreuzende Berichterstatterin erhaschte nur die eine Frage, die allerdings hängen blieb.
Berghain, nein, pardon, natürlich DAS Berghain, ist ein berühmter Berliner Club, in dem vor allem Techno gespielt wird. Für alle, die vor 1960 geboren sind: Der Club bezeichnet das, was früher eine Disco war. Und Techno ist dieser Sound, der auf einfachen, wummernden Beats beruht.
Fensterszene in Neukölln |
Kanak ist eine simplifizierte Version der deutschen Hochsprache, der schon im Sommer die Berliner Zeitung zwei Artikel widmete, da eine junge Sprachwissenschaftlerin sich des Themas im Rahmen einer Forschungsarbeit angenommen hatte. Bei Kanak werden Teile der türkischen Grammatik, die weder Artikel noch Präpositionen kennt, auf die deutsche Umgangssprache übertragen.
Vokabelnotiz
WZBW (was zu beweisen war) — CQFD (ce qu'il fallait démontrer)
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Foto: C.E.
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Sprachschatz
Sonntag, 14. September 2014
Einkaufsladen
Hallo! Sie lesen im ersten Blog, der im Inneren der Dolmetscherkabine oder am Übersetzerschreibtisch entsteht. Sonntags werde ich privat: Fotos!
Die Banane im Supermarkt ruhte geschält auf eine Styroporschale und war in transparente Folie gehüllt. Das gehört für mich zu den schrecklichsten Bildern, die unsere vermeintlich so hochentwickelte Gesellschaft hervorgebracht hat.
Gestern stand ich beim Einkaufen in einer großen Meute, um uns herum Filmlicht, Kameras, Tonleute und Reporterinnen mit ihren Notizblöcken. Ich war im ersten Supermarkt Berlins einkaufen, in dem Waren "original unverpackt" über den Ladentisch gehen. So heißt denn auch das Geschäft von Sara Wolf und Milena Glimbovski. Ich brachte leere Gläser, eine Ölflasche, einen Eierkarton und Vorratsdosen im Einkaufsnetz mit. Einige Gefäße wurden erst gewogen, dann hatte ich die Wahl aus ca. 350 Produkten.
Eier, Rapsöl, guten Essig, Quinoa, Amaranth, Belugalinsen, Kefir und Gemüsebrühpulver, das waren die Sachen, die mir in Ergänzung zum Einkauf auf dem Wochenmarkt noch gefehlt hatten, wo mich ein Brandenburger Hof mit Biowaren versorgt.
Mir hat der schlichte Laden gut gefallen, der im vorderen Raum überhaupt nicht schlicht ist: Wunderbare Wandfliesen künden davon, dass hier vor Urzeiten mal ein Bäcker und ein Fleischer beheimatet gewesen sein muss. (Hier ein Bericht mit schönen Fotos aus dem leeren Laden.)
Der Kampf gegen die ewigen Umverpackungen aus Plastik, die auch in meiner Küche immer gleich zu Müll werden, geht also weiter. Gegen die Lebensmittelmotten packe ich nämlich ohnehin zuhause alles in Sprungdeckelgläser um.
Laut Berliner Stadtreinigung, diese Zahl zitiert die "Berliner Zeitung", fallen in Berlin pro Jahr
In 76.000 Tonnen Leichtverpackungen an. Plastikbeutel kommen noch hinzu. Leider endet viel zu viel vom häufig verwendeten Kunststoff im Meer (und produziert dort die gleichen Probleme wie das Mikroplastik aus Peelingduschlotion, Fleecepulli oder plastikgedämmter Fassade).
Diese Art von losem Getreide-, Hülsenfrüchte- und Müsliverkauf habe ich 1996 in den USA kennengelernt, genauer: in kaliformischen health food stores. Und die Sache mit den mitzubringenden Verpackungen erinnert mich ans Milchholen in meiner Teenagerzeit auf dem Dorf. Nichts Neues unter der Sonne, und doch so revolutionär! Und als "Süßigkeit" für den Heimweg gibt's noch eine Banane, originalverpackt natürlich.
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Fotos: C.E.
Die Banane im Supermarkt ruhte geschält auf eine Styroporschale und war in transparente Folie gehüllt. Das gehört für mich zu den schrecklichsten Bildern, die unsere vermeintlich so hochentwickelte Gesellschaft hervorgebracht hat.
Gestern stand ich beim Einkaufen in einer großen Meute, um uns herum Filmlicht, Kameras, Tonleute und Reporterinnen mit ihren Notizblöcken. Ich war im ersten Supermarkt Berlins einkaufen, in dem Waren "original unverpackt" über den Ladentisch gehen. So heißt denn auch das Geschäft von Sara Wolf und Milena Glimbovski. Ich brachte leere Gläser, eine Ölflasche, einen Eierkarton und Vorratsdosen im Einkaufsnetz mit. Einige Gefäße wurden erst gewogen, dann hatte ich die Wahl aus ca. 350 Produkten.
Eier, Rapsöl, guten Essig, Quinoa, Amaranth, Belugalinsen, Kefir und Gemüsebrühpulver, das waren die Sachen, die mir in Ergänzung zum Einkauf auf dem Wochenmarkt noch gefehlt hatten, wo mich ein Brandenburger Hof mit Biowaren versorgt.
Im hinteren Ladenraum, manches wirkt noch charmant improvisiert |
Mir hat der schlichte Laden gut gefallen, der im vorderen Raum überhaupt nicht schlicht ist: Wunderbare Wandfliesen künden davon, dass hier vor Urzeiten mal ein Bäcker und ein Fleischer beheimatet gewesen sein muss. (Hier ein Bericht mit schönen Fotos aus dem leeren Laden.)
Der Kampf gegen die ewigen Umverpackungen aus Plastik, die auch in meiner Küche immer gleich zu Müll werden, geht also weiter. Gegen die Lebensmittelmotten packe ich nämlich ohnehin zuhause alles in Sprungdeckelgläser um.
Links oben: Die Waren im Geschäft, links unten: Linsen, Quinoa und Co. in meiner Speisekammer |
Diese Art von losem Getreide-, Hülsenfrüchte- und Müsliverkauf habe ich 1996 in den USA kennengelernt, genauer: in kaliformischen health food stores. Und die Sache mit den mitzubringenden Verpackungen erinnert mich ans Milchholen in meiner Teenagerzeit auf dem Dorf. Nichts Neues unter der Sonne, und doch so revolutionär! Und als "Süßigkeit" für den Heimweg gibt's noch eine Banane, originalverpackt natürlich.
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Fotos: C.E.
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Sonntagsbilder
Samstag, 13. September 2014
S-Kunde
Bienvenue, willkommen! Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin. Am Wochenende werde ich privat: Ich zeige Links, über die mich in der Woche gefreut habe, und am Sonntag folgen die Sonntagsfotos.
Diese Woche gab's schon wieder einen Schreibmaschinenkunde, und jetzt haben wir sogar ein Kürzel dafür erfunden, zu internen Zwecken: S-Kunde.
Hatten wir schon mal, im Sommer habe ich darüber geschrieben: Aufgrund der technischen Möglichkeiten, Bürger, Politik und die Industrie auszuspionieren, scheint die einzige Möglichkeit zu sein, die Unternehmen bleibt, auf die gute alte Klapperatistik zurückzukommen. Auch die Presse hat berichtet.
Den Klang dieser Geräte mag ich gerne, das war der Sound meiner Kindheit. Wir lebten damals im Hinterhof in einem wunderbaren Schlösschen aus rotem Ziegelstein, bei uns und im Vorderhaus wurden die ganze Zeit irgendwelche Seminar-, Diplom- und Doktorarbeiten getippt.
Und weil die Sache so schön ist, hier gleich noch zwei Sounds zum Thema alte Bürotechnik; Kids von heute können mit Wählscheibentelefonen nicht mehr viel anfangen. Es folgt ein Geräusch aus der Küche, das bei mir tatsächlich öfter mal zu hören ist: das der Kaffeemühle. Ich mag keine hypermodernen, raumgreifenden Küchenmaschinen, die nach kurzem Gebrauch aufwändig zu putzen sind, daher habe ich das Teil in Benutzung, mit dem mein Urgroßvater schon seinen Kaffee gemahlen bekam.
Die Sache vom S-Kunden ging ins Englische, es handelt sich wieder mal um ein Patent, ich durfte weiterreichen. Es droht also keine "Sehnenentscheidungsgefahr".
Links:
www.conservethesound.de — verschwindende Töne bewahren
www.unsplash.com — jede Woche gibt es hier zehn lizenzfreie Fotos
Vokabelnotiz
die Wählscheibe — le cadran (d'appel)
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Foto: S. Zolkin via Unsplash
Diese Woche gab's schon wieder einen Schreibmaschinenkunde, und jetzt haben wir sogar ein Kürzel dafür erfunden, zu internen Zwecken: S-Kunde.
Auf Französisch heißt die Tastatur le clavier |
Den Klang dieser Geräte mag ich gerne, das war der Sound meiner Kindheit. Wir lebten damals im Hinterhof in einem wunderbaren Schlösschen aus rotem Ziegelstein, bei uns und im Vorderhaus wurden die ganze Zeit irgendwelche Seminar-, Diplom- und Doktorarbeiten getippt.
Und weil die Sache so schön ist, hier gleich noch zwei Sounds zum Thema alte Bürotechnik; Kids von heute können mit Wählscheibentelefonen nicht mehr viel anfangen. Es folgt ein Geräusch aus der Küche, das bei mir tatsächlich öfter mal zu hören ist: das der Kaffeemühle. Ich mag keine hypermodernen, raumgreifenden Küchenmaschinen, die nach kurzem Gebrauch aufwändig zu putzen sind, daher habe ich das Teil in Benutzung, mit dem mein Urgroßvater schon seinen Kaffee gemahlen bekam.
Die Sache vom S-Kunden ging ins Englische, es handelt sich wieder mal um ein Patent, ich durfte weiterreichen. Es droht also keine "Sehnenentscheidungsgefahr".
Links:
www.conservethesound.de — verschwindende Töne bewahren
www.unsplash.com — jede Woche gibt es hier zehn lizenzfreie Fotos
Vokabelnotiz
die Wählscheibe — le cadran (d'appel)
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Foto: S. Zolkin via Unsplash
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Link der Woche,
Sprachschatz
Donnerstag, 11. September 2014
Image
Herzlich willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs! Auch an Tagen, an denen ich nicht gegen Honorar Drehbücher übersetze oder Konferenzen verdolmetsche, arbeite ich intensiv. Derzeit muss ich mich um Verwaltungsangelegenheiten und um mein Image kümmern.
Gestern habe ich huldvoll die erste Buchung für einen Dolmetscheinsatz entgegengenommen, der in sieben Monaten stattfinden wird. Während ich mich tagsüber mit stiller Arbeit in der Studierstube auf die nächste Konferenz vorbereite, verbringe ich manche Teepause mit den Kollegen in der digitalen Kaffeeküche unseres virtuellen Großraumbüros.
Dabei meldete sich gestern eine entfernte Bekannte mit Fragen wie dieser, die mich belustigen. Hintergrund: In der Vorbereitung eines Kulturprojekts sucht eine Französin, die seit vielen Jahren in Berlin lebt, sie ist die Freundin von Freunden, eine Übersetzerin. Denn im Vorfeld des Events wird es einiges an Texten zu übertragen geben. Vor der Zusendung der Ausschreibung chattete sie mich kurz via Web 2.0 an. Die Übersetzungen sollten ins Französische gehen. Da musste ich ihr leider absagen.
Vollständig daneben lag die Dame aber nicht. Manchmal übersetze ich in der Tat in meine erste Arbeitsfremdsprache.
Das sind in der Regel kürzere Texte aus Arbeitsfeldern, die ich gut kenne. Anschließend lasse ich meine Fassung gründlich lektorieren. Dabei kann ich immer etwas hinzulernen, diese Art des Arbeitens hat etwas von privatem Unterricht. Ich genieße das sehr.
Hier ging es um einen sehr umfangreichen Aufsatz für einen Katalog. Das soll dann doch besser eine Muttersprachlerin oder ein Muttersprachler übernehmen. Zum Glück konnte ich ihr gleich zwei Namen von einschlägig spezialiserten Kollegen nennen. Noch besser: Wenige Momente später hatte ich einen Dolmetschauftrag in der Tasche, denn beim Event werden auch Sprachmittler zum Einsatz kommen und hier arbeite ich in beide Richtungen (und aus dem Englischen), zusammen mit der jeweiligen Ko-Kabine natürlich.
So, der heutige Nachmittag gehört nach einem reellen Kaffeetrinkdreiviertelstündchen mit einem Berufskollegen der Verwaltungsarbeit. Anschließend mache ich mir noch Gedanken darüber, wie ich mein Image eindeutiger werden lassen kann. Wer weiß, welche Drehbuchübersetzungsanfragen mich derzeit nicht erreichen, weil ich öfter als vermeintliche Französisch-Muttersprachlerin rüberzukommen scheine. Nochmal: Ich übersetze umfangreiche und künstlerische Texte nur ins Deutsche.
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Illustration: facebook (verändert)
Die Übersetzung kann lesen, wer mit
dem Cursor auf die Illustration fährt.
Gestern habe ich huldvoll die erste Buchung für einen Dolmetscheinsatz entgegengenommen, der in sieben Monaten stattfinden wird. Während ich mich tagsüber mit stiller Arbeit in der Studierstube auf die nächste Konferenz vorbereite, verbringe ich manche Teepause mit den Kollegen in der digitalen Kaffeeküche unseres virtuellen Großraumbüros.
"Instantdiskussion" statt Chat |
Vollständig daneben lag die Dame aber nicht. Manchmal übersetze ich in der Tat in meine erste Arbeitsfremdsprache.
Das sind in der Regel kürzere Texte aus Arbeitsfeldern, die ich gut kenne. Anschließend lasse ich meine Fassung gründlich lektorieren. Dabei kann ich immer etwas hinzulernen, diese Art des Arbeitens hat etwas von privatem Unterricht. Ich genieße das sehr.
Hier ging es um einen sehr umfangreichen Aufsatz für einen Katalog. Das soll dann doch besser eine Muttersprachlerin oder ein Muttersprachler übernehmen. Zum Glück konnte ich ihr gleich zwei Namen von einschlägig spezialiserten Kollegen nennen. Noch besser: Wenige Momente später hatte ich einen Dolmetschauftrag in der Tasche, denn beim Event werden auch Sprachmittler zum Einsatz kommen und hier arbeite ich in beide Richtungen (und aus dem Englischen), zusammen mit der jeweiligen Ko-Kabine natürlich.
So, der heutige Nachmittag gehört nach einem reellen Kaffeetrinkdreiviertelstündchen mit einem Berufskollegen der Verwaltungsarbeit. Anschließend mache ich mir noch Gedanken darüber, wie ich mein Image eindeutiger werden lassen kann. Wer weiß, welche Drehbuchübersetzungsanfragen mich derzeit nicht erreichen, weil ich öfter als vermeintliche Französisch-Muttersprachlerin rüberzukommen scheine. Nochmal: Ich übersetze umfangreiche und künstlerische Texte nur ins Deutsche.
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Illustration: facebook (verändert)
Die Übersetzung kann lesen, wer mit
dem Cursor auf die Illustration fährt.
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Alltag
Mittwoch, 10. September 2014
Wappentier
Hallo, hello, bonjour und willkommen! Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin. Neben unseren Sprachtalenten sind noch viele weitere Eigenschaften nötig, wenn wir unseren Beruf gut machen möchten.
Beschreibungen von Wihnachtsmannbedarf, der via Internet geordert werden kann, der Bart aus
biologisch zertifizierter Baumwolle, die Maske aus kompostierbarem Plastik hergestellt
und mit ungiftigen Farben gefärbt, derlei hatte ich diesen Sommer sehr intensiv zu lektorieren. In einem zweiten Schritt durfte ich die neuen Texte dann selbst übersetzen und zum Lektorat rausgeben. (Aus
Kundenschutzgründen wurde die Beschreibung des Auftrags verändert,
die Idee dahinter blieb erhalten.)
Was mir da anfangs als "schon übersetzt" für ein "kurzes Gegenlesen" geliefert wurde, ließ mir die Haare zu Berge stehen. Der Text las sich wie aus der Feder von Raymond Queneau. Anschließend muss George Ionesco lektoriert haben, worauf das Ergebnis durch Google Translator gejagt wurde. Solche Aufgaben zählen zu den besonderen Freuden im Übersetzerbüro. Leider lässt sich von diesem Zwitterwesen, das hinter der "Übelsetzung" steckte, kein Fahndungsfoto herstellen, da niemand weiß, wie Dr. Gurgel ausschaut.
Aber es gibt andere Bilder. Bei meinen Spracharbeiten darf ich regelmäßig auch an die Beschreibung des Lektorenberufs durch meinen Vater denken: Mit der Störrischkeit eines Esels, der Dickhäutigkeit eines Elefanten sei zu arbeiten, wobei es manchmal nur mit dem Tempo einer Schnecke voran ginge. Kollegen, denen ich das Bild zeigte, meinten: Übersetzer arbeiteten (im Gegensatz zu den Dolmetschern) meistens zuhause und hätten (wie diese) viel Wissen akkumuliert, was so ein Häuschen auf dem Dach rechtfertigen würde.
Ich ergänze: Geklagt werden darf so, wie sich Fische beklagen. Deshalb endet jetzt mein Beitrag auch gleich.
Nur Danksagungen muss ich noch loswerden: Ich bin beglückt über meine Textarbeit und über Kunden, die hinzulernen. Wie gesagt, beim Weihnachtskramauftrag hatte ich anschließend komplett den Hut auf. Und ich bin beglückt über die kreativen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich zum Teil aus der Ferne gemeinsame Sache mache. Eine, die Fisch nicht mag, weil sie ihn nicht verträgt, meinte spontan, dass wir durchaus auch über Fischqualitäten verfügen müssten, wenn wir quicklebendig und wendig durch zum Teil trübe Textgewässer navigieren.
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Collage: C.E.
Was mir da anfangs als "schon übersetzt" für ein "kurzes Gegenlesen" geliefert wurde, ließ mir die Haare zu Berge stehen. Der Text las sich wie aus der Feder von Raymond Queneau. Anschließend muss George Ionesco lektoriert haben, worauf das Ergebnis durch Google Translator gejagt wurde. Solche Aufgaben zählen zu den besonderen Freuden im Übersetzerbüro. Leider lässt sich von diesem Zwitterwesen, das hinter der "Übelsetzung" steckte, kein Fahndungsfoto herstellen, da niemand weiß, wie Dr. Gurgel ausschaut.
Wappentier der Übersetzer, das Eselfantfischneck, ein Trans-Tier. Aus Gendergründen. |
Ich ergänze: Geklagt werden darf so, wie sich Fische beklagen. Deshalb endet jetzt mein Beitrag auch gleich.
Nur Danksagungen muss ich noch loswerden: Ich bin beglückt über meine Textarbeit und über Kunden, die hinzulernen. Wie gesagt, beim Weihnachtskramauftrag hatte ich anschließend komplett den Hut auf. Und ich bin beglückt über die kreativen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich zum Teil aus der Ferne gemeinsame Sache mache. Eine, die Fisch nicht mag, weil sie ihn nicht verträgt, meinte spontan, dass wir durchaus auch über Fischqualitäten verfügen müssten, wenn wir quicklebendig und wendig durch zum Teil trübe Textgewässer navigieren.
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Collage: C.E.
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Grundsätzliches,
Komisches
Dienstag, 9. September 2014
Preisgefüge
Bienvenue und herzlich willkommen beim ersten Weblog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine! Hier schreibt eine Übersetzerin und Dolmetscherin, deren zweite Hauptarbeitssprache Französisch ist.
Lange dachte ich, dass allen potentiellen Kunden einleuchtet, dass die Arbeitsstunde einer mehrsprachigen Translatorin teurer ist als zum Beispiel das, was ein Handwerksmeister normalerweise so auf die Rechnung
schreibt. Und dass die Stunde einer ungelernten Kraft auf dem Markt weniger wert ist als die eines "ausgelernten" Profis.
Das war lange mein Grundgedanke zum Thema "Preisgefüge". Ich scheine mich getäuscht zu haben. Offenbar gibt es da draußen bei vielen Menschen gar kein Gefühl mehr zum Thema angemessene Honorarsätze für die Dienstleistung von Menschen, die nach dem Abitur noch eine Hochschule besucht haben.
Freitag fragte mich ein Mensch aus dem mittleren Management eines Medienunternehmens, ob ich für sein Unternehmen würde dolmetschen können. Detailliert zählte er die Anforderungen auf, um mir dann einen Honorartagessatz von 150 Euro vorzuschlagen. Samstag erhielt ich Post von|einer Agentur| einem Übersetzungsmakler, die einen recht komplizierten Text übersetzt haben wollte, Liefertermin: Sonntagabend. Zeitaufwand für Übersetzen, Korrekturlesen und Neuformatieren: ca. fünf Stunden. Dafür wurden mir knapp 100 Euro angeboten.
100 Euro hat auch der Hausmeisterdienst dafür veranschlagt, dass der Hauswart acht Kilometer aus dem Nachbarbezirk anreist, um die fette Ratte aus dem Hof zu entfernen, die sich dort zum Sterben niedergelegt hat. OK, war auch am Sonntag. Aber es war natürlich mal wieder spannend, was mit ungelernter Beschäftigung so erwirtschaftet werden kann, und dass es in anderen "Gewerken" Sonntagszuschläge natürlich noch gibt. Er hat so gerechnet: 40 Euro Honorar für die angefangene Stunde und zehn Euro für die Anfahrt, Sonntagszuschlag 100 %.
Auf keinen der Preisvorschläge wurde eingegangen. Und ich erinnere mich daran, dass echte Handwerker auf ihren Rechnungen immer noch einen Posten für das "Vorhalten" des Werkzeugs aufführen.
Nein, ich berechne demnächst nichts fürs Bereithalten von Rechner, Wörterbuch und Mundwerk. Kostenvoranschläge erstellen wir gerne und freuen uns über jede (ernstgemeinte) Anfrage.
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Foto: Alejandro Escamilla (via Unsplash)
Termine notieren wir im Team auch füreinander |
Das war lange mein Grundgedanke zum Thema "Preisgefüge". Ich scheine mich getäuscht zu haben. Offenbar gibt es da draußen bei vielen Menschen gar kein Gefühl mehr zum Thema angemessene Honorarsätze für die Dienstleistung von Menschen, die nach dem Abitur noch eine Hochschule besucht haben.
Freitag fragte mich ein Mensch aus dem mittleren Management eines Medienunternehmens, ob ich für sein Unternehmen würde dolmetschen können. Detailliert zählte er die Anforderungen auf, um mir dann einen Honorartagessatz von 150 Euro vorzuschlagen. Samstag erhielt ich Post von
100 Euro hat auch der Hausmeisterdienst dafür veranschlagt, dass der Hauswart acht Kilometer aus dem Nachbarbezirk anreist, um die fette Ratte aus dem Hof zu entfernen, die sich dort zum Sterben niedergelegt hat. OK, war auch am Sonntag. Aber es war natürlich mal wieder spannend, was mit ungelernter Beschäftigung so erwirtschaftet werden kann, und dass es in anderen "Gewerken" Sonntagszuschläge natürlich noch gibt. Er hat so gerechnet: 40 Euro Honorar für die angefangene Stunde und zehn Euro für die Anfahrt, Sonntagszuschlag 100 %.
Auf keinen der Preisvorschläge wurde eingegangen. Und ich erinnere mich daran, dass echte Handwerker auf ihren Rechnungen immer noch einen Posten für das "Vorhalten" des Werkzeugs aufführen.
Nein, ich berechne demnächst nichts fürs Bereithalten von Rechner, Wörterbuch und Mundwerk. Kostenvoranschläge erstellen wir gerne und freuen uns über jede (ernstgemeinte) Anfrage.
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Foto: Alejandro Escamilla (via Unsplash)
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Am Wegesrand aufgelesen
Sonntag, 7. September 2014
Sommerfrische
Willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Hier dreht sich alles um Sprachen, Kulturen und das Vermitteln zwischen denselben. Dabei schaue ich gelegentlich auch direkt auf die Unterschiede.
Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Der Abschied geschieht in Schüben. Bereits Mitte August war es sehr frisch, seit wenigen Tagen genießen wir echten Spätsommer mit angenehmen Temperaturen.
Deshalb folgt hier gleich noch ein Bild aus der "Sommerfrische", wie damals, als das Foto in den späten 1920-er Jahren entstand, eine Sommerferienresidenz noch genannt wurde. (Der Begriff bezeichnete auch die Sommerreise als solche.) Dieses Foto gehört zur Strandmode, die ich vor einer Woche hier brachte.
Manchmal pflegen wir in der echten und erweiterten Familie gerne die eine oder andere Ausdrucksweise, die möglicherweise veraltet anmutet. Dazu zählt eben jenes Wort "Sommerfrische".
Ich schmuggle es aus|arten|wortschutzgründen gelegentlich in meinen aktiven Wortschatz hinein. Ein Besuchsgast aus Frankreich verstand den Begriff prompt in einem anderen Sinn, nämlich in dem, dass der Sommer ja doch einer gewissen Frische gewichen sei.
Und gleich noch eine deutsche Besonderheit bringt mein heutiges Sommerbild: Den guten alten Strandkorb. Hohe Korbstühle gab es schon im 15. Jahrhundert, wie er zum Beispiel auf dem Bild von Willem van Herp zu sehen ist.
Damals schützten diese Sitzgelegenheiten durch hochgezogene Lehnen gegen die Zugluft. Ihre Weiterentwicklung, die Strandkörbe an den nicht immer sonnensicheren deutschen Stränden, sind übrigens eine Besonderheit. In anderen Ländern sind sie allenfalls Reisenden bekannt. Daher fehlen Vokabeln in anderen Sprachen für diese Strandmöbel.
Das, was die bekannten Wörterwebseiten anbieten, sind Umschreibungen. Wer dem obenstehenden Wikipedia-Link folgt, kann unter "Kultur" auch noch eine hübsche Sammlung geschriebener und gemalter Strandkorbdarstellungen genießen.
Last but not least gibt es dort das Foto von Teilnehmern des G8-Gipfels vom Juni 2007 in Heiligendamm, die in den fauteuils-cabines en osier typiques des plages du nord de l'Allemagne Platz genommen haben. Kleine Rückübersetzung: Kabinensessel aus Korbweide, wie sie typisch für die Strände im Norden Deutschland sind. Hm, ja, in Ostdeutschland gibt es sie nicht nur auch, ein Rostocker Korbmachermeister soll sie erfunden haben. (Und wie sieht es an den Stränden im Süden Deutschlands aus, Peter E.?)
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Foto: Eigenes Archiv, copyright C.E.
Sollte eine der abgebildeten Personen eindeutig zu
identfizieren sein, bitte ich um Mitteilung.
Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Der Abschied geschieht in Schüben. Bereits Mitte August war es sehr frisch, seit wenigen Tagen genießen wir echten Spätsommer mit angenehmen Temperaturen.
Bademoden im und am Strandkorb, 1928 |
Manchmal pflegen wir in der echten und erweiterten Familie gerne die eine oder andere Ausdrucksweise, die möglicherweise veraltet anmutet. Dazu zählt eben jenes Wort "Sommerfrische".
Ich schmuggle es aus
Und gleich noch eine deutsche Besonderheit bringt mein heutiges Sommerbild: Den guten alten Strandkorb. Hohe Korbstühle gab es schon im 15. Jahrhundert, wie er zum Beispiel auf dem Bild von Willem van Herp zu sehen ist.
Satyr und die Bauersfrau (um 1650) |
Das, was die bekannten Wörterwebseiten anbieten, sind Umschreibungen. Wer dem obenstehenden Wikipedia-Link folgt, kann unter "Kultur" auch noch eine hübsche Sammlung geschriebener und gemalter Strandkorbdarstellungen genießen.
Last but not least gibt es dort das Foto von Teilnehmern des G8-Gipfels vom Juni 2007 in Heiligendamm, die in den fauteuils-cabines en osier typiques des plages du nord de l'Allemagne Platz genommen haben. Kleine Rückübersetzung: Kabinensessel aus Korbweide, wie sie typisch für die Strände im Norden Deutschland sind. Hm, ja, in Ostdeutschland gibt es sie nicht nur auch, ein Rostocker Korbmachermeister soll sie erfunden haben. (Und wie sieht es an den Stränden im Süden Deutschlands aus, Peter E.?)
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Foto: Eigenes Archiv, copyright C.E.
Sollte eine der abgebildeten Personen eindeutig zu
identfizieren sein, bitte ich um Mitteilung.
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Freitag, 5. September 2014
Straßenfeger
Hallo und bonjour beim Dolmetscherweblog. Hier schreibe ich über die Welt der Sprachen, und was mir als Übersetzerin und Dolmetscherin sonst noch so auffällt.
Als das Fernsehen noch jung war, haben die Gemeinden in Deutschland an Abenden, an denen Francis Durbridge-Krimis liefen, die Bürgersteige hochklappen können, so wenig war draußen los. Das hieß damals ein "Straßenfeger". Davon ist heute noch am Sonntagabend ein wenig zu spüren. Dann schaffen es manchmal das Gerät, das Fernsehapparat heißt, und ein ihm eigenes Unterhaltungsprogramm, mehrere Generationen zu interessieren.
Gerade bei vielen Familien ist bis heute keine gute Idee, sonntags nach 20.15 Uhr anzurufen, denn dann läuft der "Tatort", der Lieblingskrimi der Deutschen. Die einzelnen Folgen werden von den Regionalsendern zugeliefert, und dank der Kooperation mit anderen deutschsprachigen Ländern kann ein Tatort zum Beispiel auch aus Österreich kommen.
Um es gleich zu sagen: Ich bin kein Tatort-Fan. Dieses Mal habe ich den Film allerdings im Netz gesehen, weil mein Vater mir erzählte, dass er stellenweise schlecht verständlich gewesen sei. Für mich war das gewissermaßen eine Fortbildungsmaßnahme.
Das österreichische Deutsch weist etliche Abweichungen vom Hochdeutschen auf, weshalb es praktisch ist, dass die Sender Untertitel für Hörgeschädigte anbieten. Hier ein kleiner Eindruck, von mir auf einer Seite versammelt und ohne Absicht den Sprechern falsch zugeordnet. In der Zeile unten macht sich der Film über jemanden mit Sprachfehler lustig, also "Schimmer" statt "Zimmer". Irritiert hat mich den ganzen Film hindurch das kleingeschriebene "i" für "ich". Ich las darin die ganze Zeit das englische I, das ich auch im französisch- oder deutschsprachigen Kontext als Symbol für "ich" verwende.
Vokabelnotiz
der Straßenfeger ≈ la grande messe du dimanche soir (wörtlich: das Hochamt vom Sonntagabend)
die Verlassenschaft (Österreichisch) — die Erbschaft (Hochdeutsch)
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Fotomontage: C.E. (Material: ARD/ORF)
Als das Fernsehen noch jung war, haben die Gemeinden in Deutschland an Abenden, an denen Francis Durbridge-Krimis liefen, die Bürgersteige hochklappen können, so wenig war draußen los. Das hieß damals ein "Straßenfeger". Davon ist heute noch am Sonntagabend ein wenig zu spüren. Dann schaffen es manchmal das Gerät, das Fernsehapparat heißt, und ein ihm eigenes Unterhaltungsprogramm, mehrere Generationen zu interessieren.
Gerade bei vielen Familien ist bis heute keine gute Idee, sonntags nach 20.15 Uhr anzurufen, denn dann läuft der "Tatort", der Lieblingskrimi der Deutschen. Die einzelnen Folgen werden von den Regionalsendern zugeliefert, und dank der Kooperation mit anderen deutschsprachigen Ländern kann ein Tatort zum Beispiel auch aus Österreich kommen.
Um es gleich zu sagen: Ich bin kein Tatort-Fan. Dieses Mal habe ich den Film allerdings im Netz gesehen, weil mein Vater mir erzählte, dass er stellenweise schlecht verständlich gewesen sei. Für mich war das gewissermaßen eine Fortbildungsmaßnahme.
Das österreichische Deutsch weist etliche Abweichungen vom Hochdeutschen auf, weshalb es praktisch ist, dass die Sender Untertitel für Hörgeschädigte anbieten. Hier ein kleiner Eindruck, von mir auf einer Seite versammelt und ohne Absicht den Sprechern falsch zugeordnet. In der Zeile unten macht sich der Film über jemanden mit Sprachfehler lustig, also "Schimmer" statt "Zimmer". Irritiert hat mich den ganzen Film hindurch das kleingeschriebene "i" für "ich". Ich las darin die ganze Zeit das englische I, das ich auch im französisch- oder deutschsprachigen Kontext als Symbol für "ich" verwende.
der Straßenfeger ≈ la grande messe du dimanche soir (wörtlich: das Hochamt vom Sonntagabend)
die Verlassenschaft (Österreichisch) — die Erbschaft (Hochdeutsch)
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Fotomontage: C.E. (Material: ARD/ORF)
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Mittwoch, 3. September 2014
Feuerwehr
Herzlich Willkommen! Sie lesen im Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch und Englisch (passiv).
Manchmal bin ich eine Feuerwehrfrau. Aber nicht die Frau des Feuerwehrmannes, ich lösche eigenhändig. Im übertragenen Sinne. Das fiel mir gerade bei Honorarverhandlungen wieder ein. Drei Rückblicke.
Eins. Es war einmal ein namhafter Sender. Er suchte für eine Pressekonferenz eine Dolmetscherin. Das Ereignis ist eine Weile her, ich war noch nicht lange auf dem Markt für solche Ereignisse. Auch ich durfte ein Angebot schreiben, es gab eine Absage ('nicht unser Preis'). Da ich damals noch ein Bein in der Filmproduktion hatte und der von mir mitproduzierte Film am Rande auch vorgestellt werden sollte, saß ich im Publikum.
Die eigens aus Hannover angereiste Sprachkundige hat sicher ihre Stärken in der englischen und spanischen Sprache. Französisch war nicht ihr Ding. Sie übertrug Dinge, die gar nicht gesagt worden waren, jeder zweite Satz war falsch, entstellt oder hinzugedichtet. Im Publikum saßen auch die französischen Korrespondenten. Der Saal wurde unruhig. Nach 15 Minuten wurde auf Englisch weitergemacht. Inzwischen arbeite ich regelmäßig für den Sender — zu guten Preisen.
Zwei. Ein berühmter Herrenschneider kam nach Berlin. Wir hatten uns zur Verdolmetschung von zwei Tagen Interview beworben, die Absage lautete: "Wir hätten gerne einen Mann." Am Abend des ersten Tages kam ein kleinlauter Anruf: "Können Sie kommen?" Der Satz war noch drastischer: "Wir haben hier ein Monster, wir brauchen einen Drachen."
Der (junge) Mann hatte wohl noch nicht genug Berufserfahrung sammeln können und war sogar noch vor Ende der Interviewserie durchgebrannt. Ich gab den Drachen, vertonte einen sehr friedfertigen, älteren Herren und hatte sogar noch einen Eilzuschlag anbringen können.
Drei. Ein Festival j.w.d. buchte mich als dolmetschende Moderatorin und moderierende Dolmetscherin. Aufgrund veränderter Reisepläne von Gästen entstand ein Moment im Spielplan, bei dem ich mich wegen einer kleinen Überschneidung hätte zweiteilen müssen. In der kleinen Stadt schien es einfacher, eine festivalfremde Sprachmittlerin zu finden als eine weitere Moderatorin. Ich beendete mein Publikumsgespräch und eilte in den anderen Saal, um nachzusehen, was geschehen war.
Schon vor der Tür raunte mir ein Produzent aus München zu, für den ich seit Jahren übersetze, dass ich rechtzeitig käme. Gut sichtbar nahm ich vorne in der ersten Reihe Platz. Die Kollegin brachte fünf ausdifferenzierte, ziselierte französische Satzkonstrukte in einem kargen deutschen Hauptsatz unter. Der Moderator und Festivalleiter nickte mir zu. Ich stand auf und setzte mich auf einen Stuhl auf der Bühne, der zufällig noch leer war. Der Moderator war brillant und sagte: "Dolmetschen ist eine hochkomplexe Sache, daher machen das in der Regel immer zwei. Hier kommt die Verstärkung!"
Ich bin froh, dass die Kollegin ihr Gesicht wahren konnte. Sie sprach nachher von "Blackout". Die Wand von Gesichtern in einem vollen, großen Kinosaal ist sicher gewöhnungsbedürftig.
Ach, und dann gab es noch dieses kleine Festival, wo gar kein Dolmetscher vor Ort war, und ich einspringen musste (was bedauert werden kann, denn dieses Vergessen scheint System zu haben). (Nicht wahr, Volker Kufahl, Patricia Bauermeister, Ulrich Schreibern, Régis Présent-Griot?)
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Portrait C. Elias: Merci à David Perrin, Marseille
Fortbildung dolmetschen |
Eins. Es war einmal ein namhafter Sender. Er suchte für eine Pressekonferenz eine Dolmetscherin. Das Ereignis ist eine Weile her, ich war noch nicht lange auf dem Markt für solche Ereignisse. Auch ich durfte ein Angebot schreiben, es gab eine Absage ('nicht unser Preis'). Da ich damals noch ein Bein in der Filmproduktion hatte und der von mir mitproduzierte Film am Rande auch vorgestellt werden sollte, saß ich im Publikum.
Die eigens aus Hannover angereiste Sprachkundige hat sicher ihre Stärken in der englischen und spanischen Sprache. Französisch war nicht ihr Ding. Sie übertrug Dinge, die gar nicht gesagt worden waren, jeder zweite Satz war falsch, entstellt oder hinzugedichtet. Im Publikum saßen auch die französischen Korrespondenten. Der Saal wurde unruhig. Nach 15 Minuten wurde auf Englisch weitergemacht. Inzwischen arbeite ich regelmäßig für den Sender — zu guten Preisen.
Zwei. Ein berühmter Herrenschneider kam nach Berlin. Wir hatten uns zur Verdolmetschung von zwei Tagen Interview beworben, die Absage lautete: "Wir hätten gerne einen Mann." Am Abend des ersten Tages kam ein kleinlauter Anruf: "Können Sie kommen?" Der Satz war noch drastischer: "Wir haben hier ein Monster, wir brauchen einen Drachen."
Der (junge) Mann hatte wohl noch nicht genug Berufserfahrung sammeln können und war sogar noch vor Ende der Interviewserie durchgebrannt. Ich gab den Drachen, vertonte einen sehr friedfertigen, älteren Herren und hatte sogar noch einen Eilzuschlag anbringen können.
Drei. Ein Festival j.w.d. buchte mich als dolmetschende Moderatorin und moderierende Dolmetscherin. Aufgrund veränderter Reisepläne von Gästen entstand ein Moment im Spielplan, bei dem ich mich wegen einer kleinen Überschneidung hätte zweiteilen müssen. In der kleinen Stadt schien es einfacher, eine festivalfremde Sprachmittlerin zu finden als eine weitere Moderatorin. Ich beendete mein Publikumsgespräch und eilte in den anderen Saal, um nachzusehen, was geschehen war.
Schon vor der Tür raunte mir ein Produzent aus München zu, für den ich seit Jahren übersetze, dass ich rechtzeitig käme. Gut sichtbar nahm ich vorne in der ersten Reihe Platz. Die Kollegin brachte fünf ausdifferenzierte, ziselierte französische Satzkonstrukte in einem kargen deutschen Hauptsatz unter. Der Moderator und Festivalleiter nickte mir zu. Ich stand auf und setzte mich auf einen Stuhl auf der Bühne, der zufällig noch leer war. Der Moderator war brillant und sagte: "Dolmetschen ist eine hochkomplexe Sache, daher machen das in der Regel immer zwei. Hier kommt die Verstärkung!"
Ich bin froh, dass die Kollegin ihr Gesicht wahren konnte. Sie sprach nachher von "Blackout". Die Wand von Gesichtern in einem vollen, großen Kinosaal ist sicher gewöhnungsbedürftig.
Ach, und dann gab es noch dieses kleine Festival, wo gar kein Dolmetscher vor Ort war, und ich einspringen musste (was bedauert werden kann, denn dieses Vergessen scheint System zu haben). (Nicht wahr, Volker Kufahl, Patricia Bauermeister, Ulrich Schreibern, Régis Présent-Griot?)
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Portrait C. Elias: Merci à David Perrin, Marseille
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Am Wegesrand aufgelesen,
Arbeitsplätze
Moderne Arbeitsweise
Bonjour und Hallo auf den Seiten des ersten Weblogs aus dem Inneren der Dolmetschkabine. An Tagen außerhalb dieses kleiderschrankgroßen Trumms arbeite ich als Übersetzerin aus dem Französischen und Englischen.
Gerade habe ich kleine Alltagsprobleme, die mich mal wieder daran erinnern, wie bequem das Internet doch ist. Während ich mich auf einen Termin vorbereite, muss ich etwas auf der Seite einer französischen Behörde (oder so) suchen. Tja, um leider festzustellen, dass bei denen auch am Mittwoch noch Wochenende ist. Das sieht böse aus. What the hack ist dort los?
Denn dort steht: "Die Seite wird während des gesamten Wochenendes überholt". Wie haben die älteren Berufskolleginnen und -kollegen vor Erfindung des Netzes gearbeitet? Kaum vorstellbar. Da macht es "plopp!" im elektronischen Briefkasten und eine kluge Mitarbeiterin der genannten Stelle paukt mich mit einigen Dokumenten raus. Das ist ja noch mal gut gegangen! (Antwort auf die Frage: Früher hätte der Kurier die Schriftstücke bis zur Haustür gebracht.)
Der Beginn der obigen Webseitenkennung lautet übrigens auf Mission Sécurité des systèmes d'information, über diese Stelle laufen offenbar im Rahmen ihrer Wartungen die Seiten ihrer Auftraggeber.
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Foto: C.E.
Gerade habe ich kleine Alltagsprobleme, die mich mal wieder daran erinnern, wie bequem das Internet doch ist. Während ich mich auf einen Termin vorbereite, muss ich etwas auf der Seite einer französischen Behörde (oder so) suchen. Tja, um leider festzustellen, dass bei denen auch am Mittwoch noch Wochenende ist. Das sieht böse aus. What the hack ist dort los?
Denn dort steht: "Die Seite wird während des gesamten Wochenendes überholt". Wie haben die älteren Berufskolleginnen und -kollegen vor Erfindung des Netzes gearbeitet? Kaum vorstellbar. Da macht es "plopp!" im elektronischen Briefkasten und eine kluge Mitarbeiterin der genannten Stelle paukt mich mit einigen Dokumenten raus. Das ist ja noch mal gut gegangen! (Antwort auf die Frage: Früher hätte der Kurier die Schriftstücke bis zur Haustür gebracht.)
Der Beginn der obigen Webseitenkennung lautet übrigens auf Mission Sécurité des systèmes d'information, über diese Stelle laufen offenbar im Rahmen ihrer Wartungen die Seiten ihrer Auftraggeber.
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen
Montag, 1. September 2014
Zurück im Büro
Bonjour und guten Tag! Interessieren Sie sich für Dolmetschen und Übersetzen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten goldrichtig.
Mit dem Beginn des meteorologischen Herbsts geht auch die Dolmetscher- und Übersetzersaison erneut los.
Wir sind wieder im Büro, studieren zwei Kongressprojekte, lesen zu übersetzende Drehbücher (letztere nur auszugsweise), um Kostenvoranschläge zu erstellen, recherchieren neue Themen für die kommenden Einsätze, denn die Kunden haben uns leider dafür noch nichts geschickt, und überarbeiten turnusmäßig eine alte Lexik, die zu Thema Architektur zum Beispiel.
Auf der Leseliste stehen ferner:
— IFA und die Novitäten
— EU-Finanzpolitik
— aktuelle politische Lage
— Wachstumsschwäche in Europa
— Bildungspolitik
Fürs Büro steht an:
— Malerarbeiten beauftragen
— Sofa neu beziehen lassen
— Matte für den Stehpultschrank bestellen
Außerdem lese ich gerade viel über die Sachsenwahl. In diesem Bundesland, aus dem meine Familie stammt, war ich erst vor kurzem. Ich versuche diese Protestwahl (und -wahlenthaltung) zu begreifen, gerade auch im Hinblick auf das 25-jährige Jubliäum der friedlichen Revolution.
Vokabelnotiz
Robuster Arbeitsmarkt: Diese Verwendung von "robust" höre ich erst seit kurzem, das Adjektiv "robust" machte zuletzt als "robustes Mandat" Karriere. Für das robuste Mandat gibt es bei Google erst 5880 Ergebnisse, bei Bing sogar nur 2670 Fundstellen (Abfragen: heute). Früheste Erwähnung des Begriffs, den ich über die erstgenannte Suchmaschine gefunden habe, bei www.manager-magazin.de, 30.11.2011.
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Foto: C.E. (Archiv, ©!)
Mit dem Beginn des meteorologischen Herbsts geht auch die Dolmetscher- und Übersetzersaison erneut los.
Angebote schreiben und planen |
— IFA und die Novitäten
— EU-Finanzpolitik
— aktuelle politische Lage
— Wachstumsschwäche in Europa
— Bildungspolitik
Fürs Büro steht an:
— Malerarbeiten beauftragen
— Sofa neu beziehen lassen
— Matte für den Stehpultschrank bestellen
Außerdem lese ich gerade viel über die Sachsenwahl. In diesem Bundesland, aus dem meine Familie stammt, war ich erst vor kurzem. Ich versuche diese Protestwahl (und -wahlenthaltung) zu begreifen, gerade auch im Hinblick auf das 25-jährige Jubliäum der friedlichen Revolution.
Vokabelnotiz
Robuster Arbeitsmarkt: Diese Verwendung von "robust" höre ich erst seit kurzem, das Adjektiv "robust" machte zuletzt als "robustes Mandat" Karriere. Für das robuste Mandat gibt es bei Google erst 5880 Ergebnisse, bei Bing sogar nur 2670 Fundstellen (Abfragen: heute). Früheste Erwähnung des Begriffs, den ich über die erstgenannte Suchmaschine gefunden habe, bei www.manager-magazin.de, 30.11.2011.
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Foto: C.E. (Archiv, ©!)
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