Übersetzer, Dolmetscher und andere Spracharbeiter scheinen als potentielle Opfer im Visier der Internetbetrüger zu sein. Daher sind wir gut beraten, mit der gleichen Sorgfalt und Hartnäckigkeit unsere (potentiellen) Kunden im Netz zu prüfen, wie wir dortselbst mögliche Übersetzungsvarianten durchspielen oder nach Nachweisen für Fachtermini forschen.
Eine Person dieses Namens fand sich nur in den USA, der Beruf könnte zum Thema des Texts passen. Ist da etwa jemand auf Reisen oder steckt die Dame vielleicht mitten im Umzug? Ist der Aufsatz für eine Publikation oder eine Firma zu übersetzen? (Das Elaborat liest sich nach Unternehmenshintergrund.)
Ich gebe einen Preis im oberen Durchschnitt an und frage nach der Deadline. Die Dame geht darauf aber gar nicht ein, sondern möchte eine Vereinbarung über die Zahlungsweise treffen, während ich für einen verbindlichen Kostenvoranschlag nach der Firmenadresse und der internationalen Mehrwertsteuernummer frage. (Ihre Mailadresse lässt keine Rückschlüsse auf eine Firma zu.)
Die Person schreibt mir in rascher Folge Nachrichten, die immer knapper werden. Das kenne ich allenfalls von hochrangigen Chefs, aber nicht von Privatpersonen oder Sekretärinnen. Ihre vierte Mail sieht aus wie befürchtet: Mir wird ein Scheck angeboten. Ich lehne diese Zahlungsart in knappen Worten ab.
Der Kontoinhaber ist der Empfänger oder eine dritte Person. Allein hier schon sollten alle Glocken schrillen, ich sage nur: Geldwäsche. Während die Überweisung sofort losgeht, platzt der eingereichte Scheck nach Eintreffen der Differenzsumme auf dem fremden Konto, denn eine Scheckgutschreibung dauert länger. Am Ende kann das Geld nicht mehr zurückgeholt werden.
Betroffen von solchen Machenschaften sind nicht nur wir Sprachmittler, sondern auch Verkäufer von diversen Gerätschaften wie Gebrauchtwagen. Auf einer Webseite steht, dass jede dieser Betrugsvarianten ein wenig anders, aber stets plausibel ist. Ich hatte keine Lust auf eine Abenteuergeschichte, denn ich war mit einer solchen erst neulich in Paris. Davon schreibe ich hier morgen. Denn auch wir Übersetzer, Dolmetscher und andere Spracharbeiter erleben manchmal echte Krimis.
______________________________
Illustration: C.E. (Den Namen der "Dame" habe ich ver-
pixelt, denn es gibt in den USA jemanden, der so heißt.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen