Montag, 31. März 2014

[kõt]

Bonjour ! Seit vie­­len Jah­­ren ar­­bei­­te ich als Dol­­met­­scher­in und Über­­setzer­in. Es ist mein zwei­­ter Be­­ruf (zu­nächst war ich Jour­na­listin). Hier kön­nen Sie Episoden mei­nes sprach­be­ton­ten Alltags mit­ver­fol­gen.

Weiblicher Kopf ls wilde Wandmalerei, das sein Konterfei in der Spiegelung einer Schüssel betrachtet
Zwei oder mehr Bedeutungen für ein- und dasselbe Wort
Als Vorlage für einen kurzen Dol­metscheinsatz bekomme ich die Tischvorlage, die eine Agen­tur übersetzen ließ. Es geht da­rum, ein französisches Unter­neh­men, das eine besondere technische Dienst­leistung anbietet, dies­seits des Rheins bekannt zu machen.
Und da steht dann "Zielgruppe: öffentliche Hand, Firmen der Fi­nanz­dienst­leistungen, Bun­des­ver­wal­tungen und Große Gra­fen." Ich denke an Grafik, Kurven und "gro­ße Gra­phen", nein, das kann es nicht sein. Der Text kam so spät rein, dass ich beim Kunden nie­man­den mehr fragen kann.

Mein Verlagskunde vom letzten Jahr hat oft das Wort grands comptes verwendet, er meinte die Großunternehmen am Markt, die er sich als Großkunden gewünscht hat (und zum Teil auch bekam), deshalb heißt also auch der Key account Manager (auf gut Deutsch, hüstel) in der Sprache Molières (naja, nicht ganz) der res­pon­sab­le grands comptes.

Dieses Wort ist ein Teekesselchen. Es gibt zunächst die contes de fées des frères Grimm, Märchen also, dann den eben erwähnten Grafen (den mit der comtesse, der Gräfin, meine ich, nicht den mit dem Vektor), und vom Verb compter, zählen, rechnen, ist le compte abgeleitet, die Rechnung oder auch das Bankkonto (mit einem er­gän­zen­den bancaire). Last but not least möchte ich Auguste Comte er­wähnen, den Mitbegründer der Soziologie (seine Büste steht vor meiner Uni in Paris).

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Illustration: Archiv

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